Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum


Entstehung und Entwicklung der deutschsprachigen



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Bog'liq
Diss Rakhimova 2018

3. Entstehung und Entwicklung der deutschsprachigen 
Usbekistan-Reiseberichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart
 
 

Wer reist, ist ein Fluss, wer hockt, ist eine Strohmatte.
“ 
(Usbekisches Sprichwort)
20
Die Reiseautoren, deren Lebensdaten im folgenden Kapitel beschrieben werden, 
haben eine Reise nach Turkestan, in das Generalgouvernement Turkestan bzw. in die 
Usbekische Sowjetische Sozialistische Republik unternommen. Die auf diesem Wege 
entstandenen Reisetexte wurden teilweise oder vollständig in das Analysekorpus 
eingeschlossen. Die Autoren (siehe Tab. 3) wurden als für die jeweilige Epoche 
repräsentativ ausgewählt und werden in diesem Kapitel vorgestellt.
Dabei werden die Lebensdaten des Reiseautors sowie der historische 
Entstehungskontext der Reiseberichte in die empirische Betrachtung einbezogen. Die 
Beschreibung erfolgt nach folgenden Punkten: 
1) Herkunft, Lebensdaten und Biographie des Autors; 
2) Zeitumstände seiner Reise, Beschreibung der Inhalte und weiterer 
Merkmale des Reiseberichts/der Reiseberichte; 
3) ggf. besondere Gründe für die Auswahl des Textes. 
20
Im Original: „Yurgan daryo, o’tirgan bo’yra“ (Übersetzung von G.R.). 


73 
3.1 Tatarei – Tartarei – Māwarā’an-nahr – Transoxanien 
Die ersten Erwähnungen von Vorfahren der heute existierenden usbekischen Ethnie 
tauchten bereits in einer Epoche auf, als 
Māwarā’an-nahr
– das Zweistromland – 
gerade seine Blüte erreichte.
Māwarā’an-nahr
war in Europa als Transoxanien bekannt, J. G. Herder beschreibt es 
als „
Kindheitsland der Kulturgeschichte der Menschheit
“ (nach: Krusche 1985, S. 29). 
Doch die älteste kulturhistorische Bezeichnung für Mittelasien, darunter auch für das 
heutige Usbekistan, war 
Tartarey
(auch 
Tatarei
oder
 Tartarei
genannt). 
Die Fremdbezeichnung 
Tartarey/Tartarei
wird von verschiedenen Autoren für 
lexikalisch unterschiedliche Bedeutungen verwendet: für die Mongolei von Carpini, für 
Māwarā’an-nahr
von Schiltberger, was zunächst verwirrend wirkt. Was die Autoren mit 
dieser Bezeichnung meinen, erscheint in den meisten Fällen unklar und diffus.
Diesen unklaren Gebrauch erklärt Vámbéry folgendermaßen: 
 

Zu uns nach Europa ist der Name durch russische Vermittlung gedrungen, richtiger 
gesagt, durch die ersten europäischen Reisenden, welche in Rußland die Mongolen 
unter diesem Namen nennen gehört, wo man noch heute mit demselben den 
Mohammedaner im allgemeinen bezeichnet, während bei uns im Mittelalter der Name 
‚Tatar‘ oder ‚Tartar‘ in dem Sinne ‚Skythe‘ oder ‚Barbar‘ gebraucht worden ist.
“ 
(Vámbéry 1882, S. 436)
So bleiben die weit auseinanderliegenden Bedeutungsdifferenzen dieses Wortes ohne 
Klärung: 
Tartaren/Tataren
sind nach Vámbéry 1) Mongolen (eine ethnische 
Gruppierung), 2) Mohammedaner (Muslime), 3) Skythen (Reiternomadenvölker) oder 
4) Barbaren (unzivilisierte, kulturlose Menschen/Völker).
Sidikov, der sich umfassend mit dem Thema befasst hat, schreibt dazu: 
 

Die erste Vorstellung, vertreten durch das Wort Tatarei, ist eine Wahrnehmung 
Mittelasiens als ein Hort der Barbarei. Diese Vorstellung (ein Tatar sei ein Barbar), 
drängte sich dem deutschen Leser geradezu auf, da sich das Wort Tatarei und seine 
Ableitungen (Tataren, tatarisch usw.) lautmäßig und, was wichtiger ist, historisch mit 
dem Wort Barbarei reimten.

 
(Sidikov 2003, S. 40)
Die Herkunft des Begriffs 
Tartarei
, anders als 
Tatarei
, geht auf ein Wortspiel König 


74 
Ludwig des Heiligen zurück, der 
Tartarei
mit 
Tartaros/Tartarus
gleichsetzte. Tartarus 
steht in der griechischen Mythologie für die Unterwelt (vgl. ebd.: S. 40-41). Diese 
Bedeutung des Wortes wird von Carpini gemildert: Er korrigiert es auf 
Tattari
oder 
Tatari 
(vgl. Schmieder (Hrsg.) 1997, S. 18).
Tartar/e
ist also keine ethnische, sondern eine Pars-pro-toto-Bezeichnung und 
entstand durch den irrtümlichen bzw. absichtlichen Einschub eines Buchstabens – r – 
mit Bezug zum griechischen Ausdruck für ʻHölleʼ. Sie wurde als Synonym für Brutalität 
und Unzivilisiertheit verwendet. 
Tataren
sind dagegen eine ethnische Gruppe, welche die tatarische Sprache spricht 
und hauptsächlich im autonomen Tatarstan der Russischen Föderation lebt.
In dieser Untersuchung bezieht sich der Begriff 
Tatarei/Tartarei
auf das spätere 
Mittelasien, Zentralasien und Turkestan. Aus methodischen Gründen wird hier die 
vollständige Begriffsentwicklung nicht thematisiert.
21

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