5)Neuankommende beim Sich Einfinden unterstützen Begrüßung und Ankommen -
Durch Ihre persönliche Begrüßung als BürgermeisterIn setzen Sie ein starkes Willkommenssignal.
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Beachten Sie, dass Flüchtliö2nge bisweilen von den Strapazen der vergangenen Wochen und Monate erschöpft sind und Schlaf und Erholung brauchen, bevor sie Kraft für Aktivitäten haben.
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Sorgen Sie für Begegnungsmöglichkeiten, für Besuche und Kontakt, gerade am Anfang (aber: Achtung auf Ruhebedürfnis!).
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Veranstalten Sie sobald wie möglich ein „Come Together Festival“: Die Bevölkerung wird zum Fest ins Flüchtlingsquartier eingeladen, AsylwerberInnen kochen verschiedene Speisen etc. Die Asylsuchenden kommen meist aus sehr gastfreundlichen Kulturen – für Gäste wird immer aufgekocht.
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Sorgen Sie für Gelegenheiten, wo die Asylsuchenden als Menschen sichtbar werden und ein Gesicht bekommen können, indem Sie ihre Geschichten erzählen: Zum Beispiel in Kooperation mit der Pfarre – im Sonntagsgottesdienst oder bei Gemeindeveranstaltungen, bei denen die Flüchtlinge syrische/irakische etc. Spezialitäten auftischen; in der Schule mit den Kindern etc. Wenn Asylsuchende die Möglichkeit erhalten, ihre Geschichte zu erzählen, kann sich Verständnis und Empathie in der Bevölkerung stärker entwickeln.
In das Alltagsleben hineinführen
Geben Sie den Neuankömmlingen Orientierung und Einführung in den Alltag und die kulturellen „Do’s and Dont’s“. Dieser Bestandteil der Willkommenskultur hilft Konflikte vermeiden und ist eine weitere Möglichkeit, geflüchtete Menschen mit Einheimischen zusammenzubringen (Achtung: Sprachbarriere, DolmetscherInnen oder Sprachkundige einschalten).
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„Stadtführung“ – Was ist wo? Wird die Führung durch Sie als BürgermeisterIn selbst gemacht, ist das ein wichtiges Signal an die Einheimischen (siehe Gemeinde Gutau).
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Bringen Sie den lokalen Lebensalltag bzw. die verschiedene Abläufe in der Gemeinde näher: Mülltrennsystem, Feueralarm, Rettung, ärztliche Versorgung etc.
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Erklären Sie öffentliches Verkehrssystem, Ticket-Verkauf, Straßenverkehrsordnung.
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Erläutern Sie soziokulturelle Normen und Werte, Umgangsformen, Bräuche, Stellung der Frau in der Gesellschaft etc. Aber klar muss auch sein: Verständlich und gelebt wird Kultur durch das Erfahren im Alltag und nicht allein durch einen Kurs oder eine einmalige Einführung.
Sport und Unterhaltung
Durch gemeinsames Feiern & Essen kommen Menschen zusammen und auch gemeinsamer Sport verbindet: Ermöglichen Sie die Einbindung in Sportclubs und Vereine, Zugang zu Turnhalle/Sportplatz.
Schule
Die Schule ist für Kinder und für die gesamte Familie integrationsförderlich, umso mehr, je besser die Schulsituation gestaltet wird und LehrerInnen aktiv mithelfen.
Werden die Neuzugänge auf die Klassen aufgeteilt, werden damit die Integrationschancen verbessert. Über die Schule lassen sich nicht nur die Kontakte der Kinder gestalten, sondern auch die der Eltern.
Mobilität
Erhöhen Sie die Bewegungsfreiheit, indem Sie zum Beispiel Fahrräder zur Verfügung stellen. Wichtig ist dabei, dass vorab die Verkehrsregeln vermittelt werden.
Gute Praxis in österreichischen Gemeinden
Gemeinde Gutau: Die Gemeinde finanziert zwei Monatskarten in die Landeshauptstadt, deren Nutzung von den Flüchtlingen im Haus selbstverwaltet koordiniert wird. Für jede Fahrt zahlen die NutzerInnen 1,- EUR zurück ins Gemeindebudget.
Internet und Computer -
TV, Computer und Internet sind wie Smartphones für AsylwerberInnen wichtig, um mit „Daheim“ in Kontakt zu bleiben und durch Nachrichten auf dem neuesten Stand zu sein.
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Fragen Sie für (Alt-)Geräte in der Gemeinde und bei Unternehmen um Sachspenden an.
Spracherwerb und Unterricht
Das rasche Erlernen des Deutschen ist von zentraler Bedeutung für die Integration. Neben regelmäßigem Deutschunterricht wird die Sprache auch beim gemeinsamen Tun mit Freiwilligen (Gärtnern, Kochen etc.) vertieft.
Gute Praxis in österreichischen Gemeinden:
Deutschkurse durch qualifiziertes Personal: In einer Gemeinde wurde ein Pool gebildet aus mehreren pensionierten Mittelschul-/GymnasiallehrerInnen, die abwechselnd fünf Mal pro Woche Deutschunterricht gegeben.
Gemeinsame Freizeitaktivitäten -
Tagesstruktur für die Flüchtlinge schaffen – siehe Gemeinde Klosterneuburg ("Klosterneuburg hilft", www.klosterneuburghilft.at)
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Themengruppen für Flüchtlinge einrichten (Deutsch, Sport, Kochen, Wandern etc.) und Freiwillige als KoordinatorInnen jeder Gruppe einsetzen plus Verantwortliche bei den AsylwerberInnen
Wichtig für das Einfinden ist auch, dass die Selbstorganisation der geflüchteten Menschen gefördert wird, das heißt, dass ihnen die Koordination von Aufgaben und Aktivitäten übertragen wird, dass sie ermuntert werden, Abläufe selbst zu planen etc. Das führt zu mehr Eigenverantwortung und zu Lösungen, die den Bedürfnissen der Menschen mehr entsprechen als von anderen für sie geplante.
6)Beschäftigungs- und Ausbildungsmöglichkeiten schaffen
Für AsylwerberInnen ist das Warten und Nichtstun-Können extrem belastend und bedrückend. Freizeitaktivitäten sind eine willkommene Ablenkung, aber erst durch Beschäftigung entsteht einerseits ein Gefühl des Gebraucht-Werdens und des Nützlich-Seins, andererseits fördert es neben dem Selbstwert die Sprachkenntnisse, die Integration, und die Möglichkeit, für den eigenen Unterhalt zu sorgen.
Nutzen Sie die Spielräume für Beschäftigung
Während der Bearbeitung des Asylantrags dürfen AsylwerberInnen keiner Beschäftigung nachgehen. Ausnahmen sind: Saisonarbeit, gemeinnützige Tätigkeiten, selbständige Erwerbsarbeit.
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Gemeinnützige Arbeit: In der Praxis heißt das, für Asylsuchende kommen vorwiegend gemeinnützige Arbeiten in Frage, dafür brauchen sie keine Arbeitsbewilligung.
Beteiligen Sie Asylsuchende an der Instandhaltung öffentlicher Gebäude oder der Pflege von Grünanlagen. Für diese Tätigkeiten bekommen Asylsuchende einen sogenannten Anerkennungsbeitrag von wenigen Euro pro Stunde.
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Freier Zugang zum Arbeitsmarkt: Anerkannte Flüchtlinge (also nach positivem Abschluss des Asylverfahrens) haben freien Zugang zum Arbeitsmarkt. Die größte Herausforderung sind die Sprachkenntnisse. Ohne gute Deutschkenntnisse haben die Menschen kaum Möglichkeiten, eine Beschäftigung zu finden.
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Investieren Sie in gute Sprachlernangebote und machen Sie die Wichtigkeit der Sprachkenntnisse ausreichend klar.
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Für minderjährige Asylsuchende, die bisher keine Lehre absolvieren durften, wurde vor einiger Zeit der Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert. Sie dürfen nun mit gewissen Einschränkungen eine Lehre absolvieren.
Gewinnen Sie ortsansässige Unternehmen, minderjährige Asylsuchende – vielleicht nach einem Einstiegspraktikum – für eine Lehre in Betracht zu ziehen.
Beschäftigungsmöglichkeiten -
Erntehelfer (Beschäftigungsbewilligung erforderlich)
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Saisonarbeiter im Bereich Gastronomie oder Landwirtschaft – hier ist Anstellung möglich (Beschäftigungsbewilligung erforderlich)
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Gemeinnützige Hilfstätigkeiten für Bund, Land oder Gemeinde: Unfallversicherung ist nötig, Anerkennungsbeitrag meist zwischen 5–10 Euro pro Stunde (keine Beschäftigungsbewilligung erforderlich)
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Ehrenamtliche Mitarbeit in Vereinen.
Gute Beispiele aus der Praxis -
Verein Conclusio / SPES Zukunftsakademie in OÖ: Ein Modell gemeinnützige Arbeit für Flüchtlinge zu schaffen in Kombination mit einer Zeitbank (Kontakt: Johannes Brandl, SPES Zukunftsakademie)
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Alberschwende / Vbg: für jeden Flüchtling wird ein Kompetenzprofil erstellt und Optionen für zukünftige Beschäftigungsbereiche geprüft. Ehrenamtliche Begleiter suchen in Kooperation mit dem AMS Praktikumsplätze, um gegenseitiges Kennenlernen zu ermöglichen. Das Gemeindeprojekt wird als Pilotprojekt für das Land Vorarlberg übernommen (siehe Gemeinde Alberschwende).
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Entlohnungs-Praxis in Graz lt. Bürgermeister Siegfried Nagl: Remuneration: 3 bis 5 EUR/Std., max. 110,- pro Monat
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