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Poetischer Realismus (1850-1890)
Die Epoche des Realismus umfasst die Jahre zwischen der gescheiterten Revolution 1848 und dem ersten Teil der Bismark- Ära, also ungefähr die Zeit von 1850-1890. Das Grossbürgertum stand politisch und auch gesellschaftlich im Vordergrund. Es entwickelte sich die Industrie, Naturwissenschaft und Technik.
Die Vertreter des Jungen Deutschland strebten radikale Veränderungen an. Die Realisten versuchten, die Unterdrückung der politischen Emanzipation zu bewältigen. Die Zeitschrift “Die Grenzboten”(erschien 1848-1870) verbreitete die Theorien und Programme des neuen literarischen Realismus. Er zeigte trotz vieler individuellen Unterschiede einheitliche Tendenzen im Willen, die Wirklichkeit “realistisch” wiederzuspiegeln.
Wohl ist das Motto des Realismus der Goethesche Zuruf : “Greif nur hinein insvolle Menschenleben, wo du es packst, da ist’s interessant aber freilich, die Hand, die diesen Griff tut, musste eine künstlerische sein (…) „[Realismus]“ ist die Wiederspiegelung alles wirklichen Lebens, aller wahren Kräfte und Interessen im Elemente der Kunst.” (Fontane). Das Dargestellte “soll nicht gemeine Wirklichkeit sein, sondern den inneren Kern des Stoffes “ erfassen.
Der Einfluss der Schriften Arthur Schopenhauers (1788-1860) und Ludwig Feuerbachs (1804-1872) ist im Realismus deutlich zu erkennen. Die Religiosenkritik Feuerbachs lehnte den Blick auf den Menschen und entzog ihm das Gefühl göttlicher Geborgenheit (Keller, Hebbel). Die Fragen nach dem Sinn der Welt, nach dem Sinn des menschlichen Lebens und den Möglichkeiten des Individiums in dieser Welt wurden drängender.
Friedrich Nietsche (1844-1970) deckte in den “Urzeitgemässen Betrachtungen” (1876-1876) die geistige Krise und den Kulturzerfall auf. Seine pessimistische Kulturkritik kommt auch in werken “Also sprach Zarathustra”, „Ein Buch für Alle und Keinen” (1883-1885) in der Förderung der Umwertung aller Werte zum Ausdruck. Nur der “Übermensch” – ein, “noch zu schaffendes höheres Wesen als nie selber sind” - konne die Welt verändern und die Fortentwicklung der Menschheit ermöglichen.“
Im Mittelpunkt der literatur stand die bürgerliche Welt: das Empfatische der Alltagwelt der “kleinen Leute” (Bauern, Arbeiter, Handwerker) sollte auf das Allgemeine hinweisen. Nur in der Beschreibung eines kleinen Ausschnitts konnte man die Wirklichkeit detailgetreu schildern.
Viele Dichter des Realismus nahmen die Landschaft ihrer Heimat als Hintergrund ihrer Werke oder rückten die Landschaften selbst in den Vordergrund, z.B. Th.Storm : “Norddeutschland und die Nordsee”, Th.Fontane : “Berlin und Mark Brandenburg, über die er in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg” (1862-1882) ausführlich schrieb.
Eine andere Erzählmöglichkeit war es, die Handlung in eine historische Zeit zu verlegen, deren Zeitgefühl dem eigenen weitgehend entsprach. Im Schutz der zeitlichen Distanz konnte man leichter Kritik an der Gegenwart üben. Die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart wurde in den Novellen oft wiederhergestellt durch eine in der Gegenwart spielende Rahmenhandlung, die die Erzählung umschliesst.
Die realistische Schilderung verzichtete auf die Mitteilung von Gefühlen oder direkte Kritik des Autors. Die Welt sollte ohne Deutungsversuche und möglichst unparteisch dargestellt werden. Kritik und Widerstände gegenüber den herrschenden Verhältnissen blieben hinter der äusseren Anpassung verborgen. Aufrufe zur Aktivität fehlten genauso wie in die Zukunft gerichtete Perspektiven. Bezeichnenderweise war der Realismus eine Epoche der älteren Dichter, Jugendwerke der Klassiker fand wieder grössere Beachtung . Die Epoche des Realismus war eine Epoche der Romane und Novellen. Auf dem Gebiet der Lyrik erlangten die Balladen wieder grössere Bedeutung.
Im Bereich des Dramas gelangen Friedrich Hebbel eine Stücke, die man dem Realismus zurechnet und die noch heute bekannt sind, obwohl Hebbel zu Lebseiten nicht sehr erfolgreich war. Sie behandeln interessante, merkwürdige Ereignisse.
Novellen ganz anderer Art schrieb der Schweizer Gottfried Keller. Keller war Atheist. In “Kleider machen Leute” wird der Kontrast zwischen dem Ungewöhnlichen und dem Normalen, zwischen Schein und Wirklichkeit gestaltet. Teilweise mit Humor, teilweise mit Vertreibungen werden die schlechten Seiten der Zeit aufgedeckt. Einige Novellen Kellers tragen auch märchenhafte Züge. Kellers “Züricher Novellen” verfolgten eine pädagogische Absicht: in den Erzählungen versucht ein alter Mann, sein Patenkind von romantischer Schwärmerei zu befreien, indem er ihm lehrreiche Geschichte aus der Vergangenheit, aber auch aus der Gegenwart erzählt.
In Deutschland ist für die Novellendichtung besonders Th.Storm zu nennen. Sein Thema war die Erinnerung an (unbestimmte) Vergangenheit mit dem Rückzug aus der freundlosen Gegenwart kam der Traum von der “guten alten Zeit”, die Sehnsucht nach uberschuabaren Zuständen. “Beschränkung und Isolierung des Weltblicks” verdeutlicht noch einmal das Prinzip des poetischen Realismus: der Blick aufs Individium, auf seine Beziehung zur Umwelt und zur Natur ist vorherrschend.
Oft ist in Storm Novellen auch Irrationales, Unrealistisches, enthalten. Traditionen und Aberglauben spielen eine wichtige Rolle. Das Jahr 1848 markierte einen Bruch in der lyrischen Tradition. Nach der Revolution entstand kaum noch politische Lrik. Wie in den Romanen und Novellen stand auch in der neuen Lyrik das Individium im Vordergrund. Die bedeutendsten Vertreter des Poetischen Realismus sind:
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