Key Case
. Die Schule
ist also ein gutes und klassisches Beispiel für das zu untersuchende Thema und kann deshalb hinsichtlich
der räumlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen auch verbal ausreichend beschrieben und mit
Beispielfotos bzw. Symbolfotos verdeutlicht werden.
17
Nähere Informationen zu der Schule unter:
http://www.nsd.org/woodinville
61
Formale Charakteristika des Materials
Nach der vollständigen Erhebung aller notwendigen Daten folgt in einem ersten Schritt die
Transkription der Interviews. Anhand eines von der Autorin transkribierten Interviewabschnittes werden
zwei Studierende
18
eingeschult, um ihnen in der Folge jeweils eine Fallstudie zur Transkription zuweisen zu
können. Für das konkrete Forschungsvorhaben reicht ein einfaches Transkriptionssystem, ohne die
Erfassung der Intonation des Gesagten, aus. Basierend auf dem einfachen Transkriptionssystem nach
DRESING (2012) werden die Interviews transkribiert (vgl. dazu Textfeld 8).
Zwischen der Datenerhebung und der Publikation dieser Arbeit liegen vier Jahre. Genau aus diesem
Grund wird vor der weiteren Bearbeitung des Datenmaterials nochmals ein kritischer Blick auf
Forschungsfrage, Hypothesenbildung und Transkriptionstexte geworfen, um sie dann mit zentralen
Veränderungen im österreichischen und schweizerischen Bildungssystem, sowie mit neuen
wissenschaftlichen Erkenntnissen abzustimmen. Wesentliche Neuerungen, die Auswirkungen auf das
Datenmaterial hätten, wurden nicht festgestellt. Einzig das derzeit in Diskussion stehende Reformpaket zur
Schulautonomie in Österreich bringt konzeptionelle Änderungsvorschläge, die bis dato aber keine
Auswirkungen auf die Schulpraxis haben. Die Fragestellungen in den Interviews sind inklusive der
Hypothesen nach eingängiger Prüfung deshalb auch nach vier Jahren noch haltbar. Trotz allem wird der
Aspekt des zeitlichen Abstands zwischen Auswertung und Publikation der Daten für etwaige Besonderheiten
in der Interpretation natürlich berücksichtigt.
Einfaches Transkriptionssystem
1. Es wird wörtlich transkribiert, also nicht lautsprachlich oder zusammenfassend. Vorhandene
Dialekte werden möglichst wortgenau ins Hochdeutsche übersetzt. Wenn keine eindeutige
Übersetzung möglich ist, wird der Dialekt beibehalten, zum Beispiel: Ich gehe heuer auf das
Oktoberfest.
2. Wortverschleifungen werden nicht transkribiert, sondern an das Schriftdeutsch angenähert.
Beispielsweise wird aus „Er hatte noch so‘n Buch genannt“ wird zu „Er hatte noch so ein Buch
genannt“ und „hamma“ wird zu „haben wir“. Die Satzform wird beibehalten, auch wenn sie
syntaktische Fehler beinhaltet, beispielsweise: „bin ich nach Kaufhaus gegangen.“
3. Wort- und Satzabbrüche sowie Stottern werden geglättet bzw. ausgelassen, Wortdoppelungen nur
erfasst, wenn sie als Stilmittel zur Betonung genutzt werden: „Das ist mir sehr, sehr wichtig.“. „Ganze“
Halbsätze, denen nur die Vollendung fehlt, werden jedoch erfasst und mit dem Abbruchzeichen /
gekennzeichnet.
18
GW-Lehramtsstudierende, am Ende des zweiten Studienabschnittes.
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4. Interpunktion wird zu Gunsten der Lesbarkeit geglättet, das heißt bei kurzem Senken der Stimme
oder uneindeutiger Betonung, wird eher ein Punkt als ein Komma gesetzt. Dabei sollen Sinneinheiten
beibehalten werden.
5. Pausen werden durch drei Auslassungspunkte in Klammern (…) markiert.
6. Verständnissignale des gerade nicht Sprechenden wie „mhm, aha, ja, genau, ähm“ etc. werden
nicht transkribiert. AUSNAHME: Eine Antwort besteht NUR aus „mhm“ ohne jegliche weitere
Ausführung. Dies wird als „mhm (bejahend)“, oder „mhm (verneinend)“ erfasst, je nach
Interpretation.
7. Besonders betonte Wörter oder Äußerungen werden durch GROSSSCHREIBUNG
gekennzeichnet.
8. Jeder Sprecherbeitrag erhält eigene Absätze. Zwischen den Sprechern gibt es eine freie, leere Zeile.
Auch kurze Einwürfe werden in einem separaten Absatz transkribiert. Mindestens am Ende eines
Absatzes werden Zeitmarken eingefügt.
9. Emotionale nonverbale Äußerungen der befragten Person und des Interviewers, die die Aussage
unterstützen oder verdeutlichen (etwa wie lachen oder seufzen), werden beim Einsatz in Klammern
notiert.
10. Unverständliche Wörter werden mit (unv.) gekennzeichnet. Längere unverständliche Passagen
sollen möglichst mit der Ursache versehen werden (unv., Handystörgeräusch) oder (unv., Mikrofon
rauscht). Vermutet man einen Wortlaut, ist sich aber nicht sicher, wird das Wort bzw. der Satzteil
mit einem Fragezeichen in Klammern gesetzt. Zum Beispiel: (Xylomethanolin?) Generell werden alle
unverständlichen Stellen mit einer Zeitmarke versehen, wenn innerhalb von einer Minute keine
Zeitmarke gesetzt ist.
11. Die interviewende Person wird durch ein „I:“, die befragte Person durch ein „B:“ gekennzeichnet.
Bei mehreren Interviewpartnern (z.B. Gruppendiskussion) wird dem Kürzel „B“ eine entsprechende
Kennnummer oder Name zugeordnet (z.B. „B1:“, „Peter:“).
12. Die Transkription wird als Rich Text Format (.rtf Datei) gespeichert. Bennennung der Datei
entsprechend des Audiodateinamens (ohne Endung wav, mp3). Beispielsweise:
Interview_04022011.rtf oder interview_schmitt.rtf
Textfeld 8: Regeln für die Transkription der Interviews nach (Dresing und Pehl 2012, S. 26–28)
63
3.5.2
Ablauf der Analyse
Bestimmung der Richtung der Analyse
Aus dem bereits beschriebenen Forschungsansatz und den Bezugstheorien (vgl. dazu Kapitel 3.1) geht
hervor, dass die Studie und das damit erhobene Datenmaterial eine konstruktivistische Ausrichtung
aufweisen.
Herausgearbeitet werden die Perspektiven der drei Akteursgruppen Lehrer/innen, Schüler/innen und
Verwaltungsebene bezüglich relevanter Einflussfaktoren und Bedingungen für individualisierte Lehr-/
Lernprozesse. Eine wichtige Ergänzung dazu sind die Dokumentenanalyse, die Beobachtungen im Rahmen
der Hospitationsstunden sowie die Bildanalyse der schulischen Lernräume. Über diese unterschiedlichen
Datenquellen können die Handlungen und damit verbundene Intentionen im Kontext schulischer
Lernumgebungen besser verstanden werden.
Theoriegeleitete Differenzierung der Fragestellung
Im Zuge der Darstellung des Forschungsvorhabens wurde verdeutlicht, dass die Forschungsfrage und
die Formulierung der Hypothesen auf den Prinzipien konstruktivistischer Lerntheorien basieren. Die
Dichotomie zwischen lerntheoretischen und konstruktivistischen Ansätzen wird in diesem Kontext
nochmals hervorgehoben (vgl. dazu Kapitel 3.2). Beispielhaft wird für das Forschungsvorhaben das Konzept
der Individualisierung herangezogen, weil es die theoretischen Prinzipien konstruktivistischer Annahmen
und die schulpraktischen Umsetzungen vereint. Mit der Fallstudienanalyse wird der Frage nachgegangen,
inwieweit das schulische Lernumfeld für die Umsetzung individualisierter Lehr-/ Lernprozesse förderlich ist.
Ziel ist es, die komplexen Zusammenhänge zwischen den theoretischen Annahmen und der Organisation
schulischen Lernens darzustellen.
Daraus ergeben sich folgende Fragestellungen an das Datenmaterial:
Wie werden erfolgreiche Lehr-/ Lernprozesse von den Akteursgruppen beschrieben?
Welche Dimensionen bzw. Faktoren von Lernumgebungen haben Auswirkungen auf individualisierte
Lehr-/ Lernprozesse?
Wie lassen sich diese Auswirkungen beschreiben?
Welche Charakteristika müssen Lernumgebungen aufweisen, um in sozialwissenschaftlichen
Unterrichtsgegenständen (wie GW) individualisierte Lehr-/ Lernprozesse zu ermöglichen?
Analyseeinheiten festlegen
Für eine präzise Vorgehensweise wird als Kodiereinheit (kleinster auszuwertender Materialbestandteil)
ein einzelnes Wort definiert, das in eine Kategorie fallen kann (z.B.: Licht – Kategorie: Raumqualität).
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Betreffend die Kontexteinheit (größter auszuwertender Textbestandteil) wird die Anzahl an Absätzen, die
sich einem Fragenimpuls zuordnen lässt, festgelegt.
Im Fall der Auswertungseinheit, die die Reihenfolge der Materialauswertungen bestimmt, werden zuerst
die Interviews, dann die Dokumente und abschließend die Bilder analysiert. Innerhalb der Interviews erfolgt
die Auswertung des Transkripts anhand der vorgegebenen Sequenzen, die in diesem Fall fünf Frageblöcke
umfassen. Die Dokumente, in ihrer Struktur jeweils unterschiedlich, werden vor der Bearbeitung in
sinnvolle Abschnitte gegliedert. Für die Bildanalyse kommt direkt das Kategoriensystem zur Anwendung,
welches im folgenden Punkt genauer beschrieben wird.
Entwicklung des Kategoriensystems
Zum Zweck der Kodierung des Datenmaterials wird im Vorfeld ein Kategoriensystem entwickelt,
welches ein „Wechselverhältnis zwischen der Theorie (der Fragestellung) und dem konkreten Material“
(Mayring 2015, S. 61) widerspiegelt.
Einflussgebend für die Entwicklung des Kategoriensystems ist neben den bisher beschriebenen
theoretischen Bezügen das Schulentwicklungsprojekt „Raum für das Lernen schaffen“ der AHS
Heustadelgasse (Wien). Da die Autorin die Leitungsfunktion dieses Schulprojekts innehatte und damit zu
stark involviert ist, werden nicht die Daten des Projektes, sondern die dadurch gewonnenen Erfahrungen in
die Konzeption der vorliegenden Forschung einfließen. Das Ziel des Projektes war es, ein
Raumnutzungskonzept zu erarbeiten, das ganzheitliches, selbstbestimmtes und nachhaltiges Lernen
ermöglicht und fördert. Seit Beginn des Schuljahres 2011/12 läuft das Projekt in vier Klassen, in denen
verstärkt alternative Lernstrukturen erprobt werden sollen. (vgl. dazu Edlinger 2012)
Neben der Beschreibung von Zielen, Maßnahmen und Herausforderungen im Rahmen des Projektes
können auch die qualitativen Interviews mit verschiedenen Akteuren der Kategorienbildung dienen.
Besonders interessant ist die Beschreibung der Potenziale von Lehr-/ Lernprozessen in veränderten
räumlichen und zeitlichen Strukturen. Die Stolpersteine aufzuzeigen, mit denen die Initiierung veränderter
Lernkultur in einem etablierten und starren System konfrontiert ist, bietet ebenso interessante Erkenntnisse.
In Tabelle 3 sind basierend auf den begrifflichen Konzepten, den Bezugstheorien und dem
Schulentwicklungsprojekt die Untersuchungsebenen und die damit verbundenen Hauptkategorien der
Analyse angeführt. Neben der deduktiven Kategorienbildung ist im Zuge der Analyse auch die Entwicklung
induktiver Kategorien möglich. Letztere ermöglichen es durch die Anwendung der Zusammenfassung als
Analysetechnik, aus dem vorhandenen Datenmaterial weitere Kategorien herauszuarbeiten.
65
Analyse Lernumgebungen
Förderung individualisierter Lernprozesse
Fall 1: Key Case Österreich und Fall 2: Outlier Case Schweiz
Lernumgebungen
Akteur/innen
Lernen
Raumqualitäten
Schüler/innen
Lernvoraussetzungen
Organisationsstrukturen
Lehrer/innen
Eigenaktivität
didaktische Entscheidungen
Repräsentant/innen
Verwaltungsebene
Lernverständnis
Schul- und Lernkultur
Repräsentant/innen der
Bildungspolitik
Beziehungen
Tabelle 3: Übersicht der Hauptkategorien für die Analyse (eigene Darstellung 2017)
Strukturierung als Analysetechnik
Nachdem die Untersuchungsdimensionen in Kategorien systematisiert worden sind, ist es in einem
nächsten Schritt wichtig, eine geeignete Analysetechnik für die gesetzten Forschungsziele zu identifizieren.
In erster Linie kommt im Zuge des Analyseverfahrens die inhaltliche Strukturierung zum Einsatz, da es im
Sinne des angestrebten Erkenntnisgewinns ist, mit im Vorfeld definierten Ordnungskategorien konkrete
Inhalte, Themen und Aspekte aus dem Datenmaterial zu extrahieren (Mayring 2015, S. 97–103).
Für den Ablauf der Analyse lassen sich daraus die einzelnen Interpretationsschritte ableiten. Nachdem
das gesamte Datenmaterial erhoben und die Dokumente gesichtet worden sind, findet ein erster
Probedurchlauf der Kodierung statt um herauszufinden, inwieweit das Kategoriensystem praktikabel ist oder
noch Adaptierungen benötigt. Dazu wird die speziell für qualitative Datenanalyse konzipierte
Computersoftware Atlas.ti 8.0
19
verwendet. In der ersten Kodierungsphase wird, basierend auf den
Kategorien der theoretischen Konzeption des Forschungsvorhabens, deduktiv vorgegangen. Daran
anschließend bzw. zum Teil parallel dazu findet die umgekehrte Variante der induktiven Kategorienbildung
statt. Hier werden neue Kategorien aus dem Datenmaterial gebildet.
Zur Darstellung der angesprochenen Komplexität, die sich durch die Integration verschiedener
Untersuchungsparameter ergibt, werden unterschiedliche Instrumente genutzt. Zum einen können über die
Software Atlas.ti 8.0 Schnittmengen, aber auch Vernetzungen der Kategorien dargestellt werden. Dies ist
insbesondere für die methodische Mehrperspektivität von Fallstudien hilfreich.
19
Nähere Informationen unter:
http://atlasti.com/de/
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Exemplarisch wird in Abbildung 6 am Konzept der Individualisierung präsentiert, wie der Abgleich des
strukturierten Untersuchungsmaterials über unterschiedliche Datenquellen erfolgt. Anhand der vielfältigen
Perspektiven von Akteur/innen und Dokumenten können zu einzelnen Aspekten Übereinstimmungen, aber
auch Differenzen offengelegt werden. Ausgehend von der konstruktivistischen Lerntheorie und der
Begriffsbestimmung in der Literatur werden bestimmte Untersuchungsparameter identifiziert (vgl. dazu
3.2.2). Im Rahmen der Leitfadeninterviews werden alle Akteur/innen zu dem Konzept befragt. (S)
Schüler/innen beschreiben, ob sie entsprechend ihrer Lernvoraussetzungen und Potenziale gefördert und
gefordert werden. (L) Lehrer/innen sollen das Konzept bewerten, mit eigenen Worten beschreiben und
anhand konkreter Unterrichtsbeispiele bzw. didaktischer Entscheidungen verdeutlichen. Ebenso ist dies im
Fall der Befragung der (V) Verwaltungsebene, wobei die Perspektive der Schulleitung hinsichtlich der
Umsetzung individualisierter Lehr-/ Lernprozesse nochmals andere Aspekte erwarten lässt.
Abbildung 6: Konzept der methodischen Vorgehensweise am Beispiel der Individualisierung (eigene Darstellung 2013)
Mittels der Dokumentenanalyse von gesetzlichen Rahmenbedingungen wie Lehrpläne und Erlässe wird
die bildungspolitische Perspektive integriert. Die teilnehmende Beobachtung in den Unterrichtsstunden
(Hospitationen) bezieht den Blickwinkel der (B) Beobachterin und somit die Forschungsebene mit ein. Der
Abgleich erfolgt schließlich zwischen diesen unterschiedlichen Betrachtungsebenen. Da die befragten
Lehrer/innen und Schüler/innen sich aus Unterrichtssituationen kennen und die Beobachterin jeweils
67
mindestens einer dieser Unterrichtseinheiten beiwohnt, können die Antworten der unterschiedlichen
Befragten und die Beobachtungen bis zu einem gewissen Grad vergleichend analysiert werden.
Die beschriebene Vorgehensweise lässt sich auf andere Konzepte, wie die der Lernumgebungen,
umlegen, wobei hier natürlich ein stärkerer Fokus auf die Bewertung des Konzepts an sich gelegt wird, da
dessen Praktikabilität erstmals in dieser Form im Feld getestet wird.
Die Erstellung des Kodierleitfadens wird über die Memofunktionen der Computersoftware Atlas.ti 8.0
vorgenommen. In diesem Rahmen werden die einzelnen Kategorien definiert, ihre Ausprägungen
beschrieben und sogenannte Ankerbeispiele zur Verdeutlichung des Kontexts herangezogen. Abschließend
erfolgt die Zusammenstellung der Ergebnisse und die Interpretation der Fragestellung anhand
inhaltsanalytischer Gütekriterien. In diesem Kontext dienen die Interpretationsregeln der Strukturierung
(vgl. dazu Textfeld 9) einem regelgeleiteten und transparenten Vorgehen.
68
Daraus ergeben sich nun folgende Interpretationsregeln:
S 1:
Festlegung der Einschätzungsdimensionen
S1.1
Leite die Einschätzungsdimensionen aus der Hauptfragestellung ab!
S1.2
Formuliere die Einschätzungsdimensionen als Variablen, die verschiedene skalierbare
Ausprägungen annehmen können!
S1.3
Begründe, dass der Text dazu Material liefern kann!
S2:
Bestimmung der Ausprägungen
S2.1
Formuliere die Ausprägungen als Skalenpunkte pro Variable, die in mindestens
ordinaler Beziehung zueinander stehen!
S2.2
Wähle dabei einen Differenziertheitsgrad, der sowohl der Fragestellung als auch dem
Material angemessen ist!
S2.3
Beachte vor allem die Definitionen von Restkategorien (halb/halb; teils/teils;
ambivalent; unklar; …)!
S3:
Formulierung von Definitionen
S3.1
Formuliere zu den Ausprägungen Definitionen, die den Inhalt der jeweiligen
Ausprägungen genau bezeichnen!
S3.2
Formuliere zu den Ausprägungen Ankerbeispiele, die als typische Materialstellen für die
Kodierung der jeweiligen Ausprägung gelten können!
S3.3
Formuliere Regeln, wie bei Grenzfällen zwischen den einzelnen Ausprägungen zu
kodieren ist!
S3.4
Stelle daraus einen Kodierleitfaden zusammen!
S4:
Fundstellenbezeichnung
S4.l
Bezeichne alle Textstellen, die Material zur Einschätzung auf den Dimensionen liefern,
durch Unterstreichungen oder Randnotizen!
S4.2
Beachte dabei, was als Auswertungseinheit bestimmt wurde!
S5:
Bearbeitung der Fundstellen
S5.1
Vollziehe die Einschätzungen pro Auswertungseinheit aufgrund des
Fundstellenmaterials anhand des Kodierleitfadens!
S5.2
Bei besonders eindeutigen Kodierungen übernimm die Fundstelle als Ankerbeispiel in
den Kodierleitfaden!
S5.3
Bei besonders uneindeutigen Kodierungen triff eine eindeutige Entscheidung und
formuliere eine Kodierregel für ähnliche Fälle! Übernimm diese Kodierregel in den
Kodierleitfaden!
S6:
Überarbeitung des Kategoriensystems
S6.1
Sobald sich Anhaltspunkte ergeben, dass die Ausprägungen falsch gewählt oder falsch
definiert worden sind, revidiere sie!
S6.2
Durchlaufe in diesem Falle die Schritte 3 bis 6 aufs Neue!
Textfeld 9: Interpretationsregeln für die Analysetechnik Strukturierung (Mayring 2015, S. 109)
69
3.6
Struktur der Studie und Erwartungshorizont
Nachdem die wissenschaftliche Vorgehensweise zur Bearbeitung der eingangs skizzierten
Problemstellung eingehend beschrieben worden ist, werden abschließend der Aufbau der Arbeit und die
Erwartungen an das Forschungsvorhaben erläutert.
Die Arbeit setzt sich insgesamt aus vier Teilen zusammen. Der bereits ausgearbeitete Teil I FOKUS,
geht speziell auf die Problemstellung im gesellschaftlichen und schulpraktischen Kontext ein. Davon
abgeleitet werden die zentrale Forschungsfrage und eine wissenschaftlich nachvollziehbare Vorgehensweise
zur Bearbeitung diese Frage entwickelt. Ziel der Untersuchung ist es, Bedingungen im schulischen
Lernumfeld zu identifizieren, die erfolgreich Lehr-/ Lernprozesse fördern.
Deshalb wird gleich zu Beginn dieser Arbeit in Teil II LERNEN dieses angestrebte Ziel genauer
erläutert: Was ist erfolgreiches Lernen in GW? Ist individualisiertes Lernen tatsächlich der Weisheit letzter
Schluss? Unter welchen Voraussetzungen verfügen die Lehrer/innen über entsprechende Kompetenzen,
erfolgreiche Lehr-/ Lernprozesse zu initiieren? Und unter welchen Bedingungen wird erfolgreich gelernt? –
Dies sind nur einige der Fragen, die es zu beantworten gilt, um schließlich in Teil III UMGEBUNGEN
systematisch die Lernumgebungen in der Institution Schule zu untersuchen: Welche Dimensionen umfasst
eine Lernumgebung? Und vor allem: Welche Lernumgebungen unterstützen erfolgreiche Lernprozesse?
Welche Faktoren von Lernumgebungen beeinflussen in welcher Art und Weise die Entscheidungen von
Lehrer/innen und die Handlungen von Schüler/innen? Können für GW sinnhafte Lernräume gestaltet
werden und wenn ja, wie sehen diese aus? etc.
Diese Fragestellungen lassen aufgrund der sehr unterschiedlichen Fallstudien interessante Erkenntnisse
erwarten, die in Kapitel 12 und dem Schlusswort erläutert werden. Im Zusammenhang mit diesem
Schwerpunkt werden auch mögliche Ausblicke diskutiert. Wie lässt sich beispielsweise das
Diagnoseinstrument für Lehrer/innen weiterentwickeln, um Lernumgebungen entsprechend zu gestalten?
Und welche Möglichkeiten gibt es, dass abgesicherte lerntheoretische Erkenntnisse Eingang in den
Schulalltag finden?
Indem Theorie und Empirie die gesamte Arbeit hindurch ineinandergreifen, wird eine bessere
Nachvollziehbarkeit der Argumentationsstränge gewährleistet. Es werden dadurch die Zusammenhänge
theoretischer Ansätze und empirischer Erkenntnisse verdeutlicht.
Mit den Erkenntnissen dieser Arbeit ist die Erwartung verbunden, zentrale Faktoren schulischer
Lernumgebungen zu identifizieren, die erfolgreiche Lehr-und Lernprozesse fördern. In Anbetracht des
gesellschaftlichen Wandels und der damit verbundenen neuen Anforderungen an Schule müssen sich
Lernkulturen und somit das Lernverständnis ändern. Neugierde zu bewahren und Interessen zu entwickeln
sind grundlegende Bedingungen für erfolgreiches Lernen (Salner-Gridling 2009).
70
Die Resultate dieser Studie dienen als Grundlage, um Kategorien für vertiefende Forschungsvorhaben
in der Fachdidaktik der GW zu identifizieren. Mit den Erkenntnissen lassen sich aber auch unterschiedliche
Qualitäten von Lernumgebungen definieren, die als Handlungsempfehlungen für Schulen oder auch als
bildungspolitische Anregungen verstanden werden können. Gleichermaßen lassen sich für die
Professionalisierung von Lehrer/innen in der Aus- und Weiterbildung konkrete Vorschläge ableiten. Da die
gesamte Arbeit unter dem Blickwinkel der konstruktivistischen Lerntheorie verfasst wird, eignen sich die
Erkenntnisse auch für eine kritische Reflexion der theoretischen Annahmen in Bezug auf deren
Sinnhaftigkeit.
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72
73
Gedicht von
Ruth Bebermeyer in „Gewaltfreie Kommunikation“
(Rosenberg 2016, S. 39)
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