Institut für Deutsche Sprache, Mannheim


(T03/MAR.11840 die tageszeitung, 07.03.2003, S. 25, Ressort: Kultur; Wie Schauspielerinnen sich privat geben, und wie man ihnen am besten die Luftküsschen austreibt)



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(T03/MAR.11840 die tageszeitung, 07.03.2003, S. 25, Ressort: Kultur; Wie Schauspielerinnen sich privat geben, und wie man ihnen am besten die Luftküsschen austreibt)
Bizarre Traumsequenzen

Bis in die kleinste Faser verwobene Schicksale, die keinen Ausweg bieten: Gefangen in Liebe und Abhängigkeiten sind die Protagonisten von „transgression/excès” auf Kampnagel, das Malte Ubenauf und Dirk Meinzer nach Georges-Bataille-Texten inszeniert haben

Das Publikum steht ratlos im Raum. Soll es hier zwei Stunden stehen? Es hört nur Geräusche der Wassertanks, aus denen man Wasser in Becher zapft. Doch dann: Auftritt dreier DarstellerInnen. Der Abbé (Peter N. Steiner), der Vater (Joachim Kappl) und Sie (Suzana Rozkosny) kippeln auf Tischchen und beginnen zu sprechen. Kurz danach geht’s in den zweiten Raum. Endlich sitzen.

Die Bühne des Stücks transgression/excès von Malte Ubenauf und Dirk Meinzer auf Kampnagel ist ein Gedicht in Grau und Grün, wie auch Interieur und Kostüme (Olaf Habelmann) grau und grün sind, aus Filz, Seide und Flanell, mal mit Blumen, mal mit Nadelstreifen. Hinten eine Wand, auf die ein Neubauhaus projiziert wird, vorn Sitzmöbel von weltraumartigem Design, ein Tischchen, Wein und ein spacig-silbernes Telefon. Rechts Lydia Majerczak-Stanislawiak, deren auf Polnisch dargebotene Texte den ZuschauerInnen auf seltsame Art einen Halt bieten.

Mittig thront der Vater vor einer papiernen Pistolen-Collage. (T03/MAR.13199 die tageszeitung, 14.03.2003, S. 23, Ressort: Kultur; Bizarre Traumsequenzen)
Peters’ Metall-Sessel kippelt

Nach Streikdebakel sind IG-Metall-Vize und Ostverhandler Düvel die Sündenböcke

FRANKFURT/MAIN dpa/ap (T03/JUL.32106 die tageszeitung, 02.07.2003, S. 2, Ressort: Aktuelles; Peters' Metall-Sessel kippelt)
Klar, wir müssen die Waffen so tragen, dass sie nicht sichtbar sind, in Rucksäcken versteckt”, kontert Ringo, und natürlich ist wieder mal der Staat schuld an der Misere. „Die wollen uns schröpfen!” Zustimmend klopfen die Cowboys mit ihren dicken Ringen auf den Resopaltisch – und es folgt eine neue Runde für alle.

Deputant Festus alias Harry wankt an die Bar. Das Bestellen erfolgt diskret, als würde sich der eine für den Alkoholkonsum des anderen entschuldigen. „Fuffzig Euro wollen die für alle mit Waffenschein!”, schmettert Ringo in die dumpfe Runde, „und dabei kann sich jeder 18-Jährige einen Vorderlader kaufen!” Der Neunjährige kippelt wie verrückt, wütend dreht sich Ringo um. Verschreckt kracht der Junge mit dem Stuhl an die Wand. Geweint wird hier nicht. Aber gesoffen.

Der Cowboyclub New Rider ist ein offener Verein und freut sich über neue Mitglieder. Natürlich muss die Aufnahmeprüfung bestanden werden: Der amerikanische Bürgerkrieg sollte von A bis Z abrufbar sein, immer wieder gibt es strenge Zwischenprüfungen der Mitglieder. Und wegen paramilitärischen Übungen und dem Umgang mit Waffen sollten sie keine Bedenken haben. „Ick gloobe, wir machen hier jetztn Break”, meint Ringo, und schluckt heftig Bier: „Und dat diss klar ist: Im Irak und weiter da unten, bei de Amis, ick wär an vorderster Front dabei!” (T03/JUL.32695 die tageszeitung, 04.07.2003, S. 23, Ressort: Berlin; Die Cowboys ohne Pferd)
Ökosteuer auf Balearen kippelt

OSNABRÜCK afp

Deutsche Urlauber können ihre auf den Balearen entrichtete Touristensteuer möglicherweise bald zurückverlangen. „Wenn das Verfassungsgericht in Madrid zu dem Urteil kommt, dass die Abgabe nicht rechtmäßig war, haben Urlauber einen Anspruch auf Rückzahlung”, sagte der neue Tourismusminister der Balearen, Joan Flaquer, der Neuen Osnabrücker Zeitung. Wann das höchste spanische Gericht über die Verfassungsklage entscheiden wird, steht allerdings noch nicht fest. Im Oktober will die Regierung ein entsprechendes Gesetz verabschieden. Die Ökosteuer war auf Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera eingeführt worden und beträgt zwischen 0,26 und 2,05 Euro pro Tag und Person. Kassiert wird sie in den Hotels. Die Hoteliers leiten das Geld an das Finanzamt weiter oder legen es auf Sperrkonten an, weil sie gegen die Abgabe sind. (T03/JUL.37293 die tageszeitung, 31.07.2003, S. 8, Ressort: Wirtschaft und Umwelt; Ökosteuer auf Balearen kippelt)
Münchner JU-Chef kippelt

Rasso Graber ist in Affäre um gekaufte CSU-Mitglieder verstrickt. CSU-Bezirkschef Glück: Er soll Amt ruhen lassen

MÜNCHEN dpa (T03/AUG.41558 die tageszeitung, 25.08.2003, S. 2, Ressort: Aktuelles; Münchner JU-Chef kippelt)
Kinder zweiter Klasse

Bildungssenator Rudolf Lange verspricht Kita-Plätze für alle – nur nicht für Arme. Deren Kita-Förderung darf nicht vielfach teurer als die Sozialhilfe sein

Der Streit um das Kita-Gutscheinsystem hat gestern einen neuen Höhepunkt erreicht. Daran interessiert, den kippelnden FDP-Bildungssenator zu halten, ließen Springer-Medien Rudolf Lange sagen, dass alles gut wird. Bis zum Herbst 2005 werde es „Kita-Plätze für alle!” geben, erklärte Lange in der Bild. Jeder Antragsteller solle bis dahin einen Gutschein erhalten.

„Einen Schub” bei der Versorgung könne es im Januar geben, wenn die Übergangsregelungen enden und Kinder von Sozialhilfeempfängern nur noch vier Stunden bleiben dürfen. „Wer zu Hause ist und nichts zu tun hat, kann auch auf seine Kinder aufpassen, um die Stadt zu entlasten”, sagt Lange. Sonst würden Kinder auf 800 Euro teuren Kita-Plätzen mit einem Vielfachen der Sozialhilfe gefördert.

Eine Logik, die – auf das Schulsystem übertragen – hieße, dass Sozialhilfeempfängerkinder nach der vierten Stunde gehen müssen, weil ein ganzer Schultag für sie zu teuer ist. (T03/OKT.48903 die tageszeitung, 07.10.2003, S. 21, Ressort: Hamburg Aktuell; Kinder zweiter Klasse)
der Streikticker

Die Studis sind los. Aber wo laufen sie denn? Nein, heute tagen sie.

+++ Zusammen mit dem Kuratorium der TU. Die Sitzung des Tages! Lehnt das Kuratorium die Kürzungen ab, dann kippelt der Berliner Haushalt. Deshalb sind in der TU den ganzen Tag Aktionen angesagt. Um 7.00 Uhr früh legen die Studenten los, um 9.00 Uhr beginnt die öffentliche Sitzung. Aber nicht stören, nur schauen! +++ Auch die landwirtschaftliche Fakultät spielt mit, und zwar Schach. Das lebende Schachspiel wird um 8.00 Uhr im Foyer der TU aufgeführt. +++ Einige Kräfte werden auch draußen benötigt – DRINGEND! Eine Demo gegen ambulante Zwangsbehandlung beginnt um 9.00 Uhr vor dem Bundesrat. +++ Tatort! Am S-Bahnhof Friedrichstraße findet um 10:00 Uhr ein Seminar zu Bildung und Kriminalität statt. (T03/DEZ.62521 die tageszeitung, 19.12.2003, S. 21, Ressort: Berlin Aktuell; der Streikticker)
Trotzdem muss heute und hier eine Ausnahme gemacht werden und ein einfaches Buch vorgeschlagen werden, ein Weihnachtsbuch für Kinder noch dazu. Es heißt „Weihnachten mit Thomas Müller” und ist von Karen Duve. Bislang hat Karen Duve eher hellsichtige, sarkastische, sehr böse und sehr lustige Erwachsenengeschichten übers Unglücklichsein und Scheitern geschrieben. Genau dieser Röntgenblick und ihr trockener, beißender Humor sind es nun auch, die ihre Weihnachtsgeschichte über Thomas Müller, den verloren gegangenen Teddy, auch zum tollen Geschenk für Erwachsene macht. Das Buch von Karen Duve ist rührselig, aber so geschrieben, dass die heile Welt, um die es gehen soll, auch ein wenig kippelt.Zum Beispiel mag die Familie Wortmann, die Familie des Teddys, ja ganz nett sein, ein bisschen komisch ist sie aber schon. Herr Wortmann tut etwa bedrückt, weil er nicht wie erwartet seine Pocahontas-Bettwäsche unterm Weihnachtsbaum findet. Und Frau Wortmann freut sich über ihre Geschenke, obwohl sie nur einen Kaktus und einen Werkzeugkoffer bekommen hat. Was vom Standpunkt der kulturinteressierten Geschlechterforschung aus betrachtet weitere sehr interessante Geschenketipps beinhaltet. Frauen, schenkt euren Männern Pocahontas-Bettwäsche, Männer, schenkt Euren Frauen Werkzeugkoffer.

SM

Schlimmer Finger (T03/DEZ.63253 die tageszeitung, 23.12.2003, S. 19, Ressort: Kultur; Spätkauf: Geschenktipps der Kulturredaktion)


„Man muss den Leuten auf den Nerv gehen”, sagt Friederike Plafki, eine junge Choreografin. Selbst mit einem Preis für das beste Tanzsolo bleibt der Einstieg schwer. Ein Forum bieten die „Tanztage”

von JANA SITTNICK

Der Raum ist kahl: Weiß getünchte Wände, schwarzer Gummibelag auf dem Boden, ein Kühlschrank. Zwei junge Frauen in Trainingshosen machen sich warm. An der Seite steht eine schmale niedrige Bank, die kippelt, wenn man sich darauf setzt. Von hier aus blickt man durch das Fenster, über rote Backsteinbauten hinweg auf eine Kirchturmspitze, die in den blassblauen Winterhimmel ragt.

Berlin ist sehr niedlich in der Sophienstraße in Mitte. Die wie in Trance durch die Gasse wandelnden Touristen bezeugen dies immer wieder aufs Neue. Merkwürdig angeranzt erscheinen dagegen die Sophiensæle, zurückgesetzt in einem Backsteinhof inmitten der Niedlichkeit. Hier finden derzeit die dreizehnten „Tanztage” statt. Hier, im kargen „Hochzeitssaal” im dritten Stock, proben Friederike Plafki und Tabea Tettenborn. Gemeinsam mit anderen Schülern und Absolventen der staatlichen Schauspielschule „Ernst Busch” und der privaten Tanzakademie „balance 1” präsentieren sie am „Wochenende der Jungen Choreografen” ihre Arbeiten. (T04/JAN.01335 die tageszeitung, 08.01.2004, S. 27, Ressort: Kultur; Wagnis mit Unbekannten)


Er ruft: „Ich bin zuversichtlich”, und läuft zum Parkplatz. Die Vermittlerin klettert in seinen blauen Caravan, Kaiser winkt. Die Haustür klappt zu.

„Vorher waren meine Zähne ja in Ordnung”, erklärt er im Auto. Klaus Kaiser ist 53 Jahre alt und eigentlich keiner, der offen rebelliert. Als Ausdruck seiner gesellschaftskritischen Haltung arbeitet Kaiser als Tischler in einer sozialen Einrichtung. Er raucht selbst gedrehte Zigaretten, hat eine Tätowierung auf dem Unterarm, in den Ferien fährt er auf dem Motorrad durch Italien – solche Sachen. „Ich kann eine Menge aushalten”, sagt er knapp.

Aber sein alter Zahnarzt hat ihm vier Zähne gezogen, eine kippelnde Prothese in den Mund gebaut und eine Wurzelbehandlung verpasst. Kaiser hat viele Packungen Schmerztabletten geschluckt, sein Zahnarzt hat ihm eine Gaumenplatte eingesetzt, die ihn verrückt gemacht hat, und nachdem ihm ein anderer Arzt alles wieder rausgerissen hat, sagte Kaiser vor einem halben Jahr: „Ich brauch erst mal eine Auszeit!”

Es ist kurz nach neun, an den Straßen klebt noch Frost. Der Caravan rollt an leeren Feldern und Wäldern aus dünnen Bäumen vorbei, es geht der Grenze entgegen. Kaiser ist noch nie in Polen gewesen. Aber bei Usedom, wo sie im Urlaub waren, gibt es einen Polenmarkt. Kaiser hat eine Jeans gekauft für zehn Euro. (T04/MAR.17799 die tageszeitung, 25.03.2004, S. 7, Ressort: Themen des Tages; Ganzes Gebiss, halber Preis)


Dreispringer Charles Friedek träumt vom Olympiasieg. Die deutschen Meisterschaften am Wochenende dienen als Leistungscheck. Nach der sportlichen Karriere will Friedek nur noch singen

VON DANIEL THEWELEIT

Charles Friedek beginnt auf den Hinterbeinen seines Stuhles zu kippeln, als er daran denkt, dass in fünf Wochen die Olympischen Spiele beginnen. Dann spricht er leise, aber mit fester Stimme: „Ich weiß, dass mein Körper den Olympiasieg hergeben kann. Aber noch viel wichtiger ist: Gibt mein Kopf das her?” Olympiasieg, was für ein großes Wort. Er sei „vorsichtiger geworden” nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre, aber die verführerische Kraft des Goldes ist doch zu mächtig. Wie auf seinem Stuhl balanciert der Dreisprung-Weltmeister von 1999 irgendwo auf der Kante zwischen dem Traum vom Triumph in Athen, dem Austritt aus der Welt des öffentlichen Sports und einer ungewissen Zukunft. Friedek ist 32, oft verletzt und in den vergangenen Jahren gelangen ihm nicht die Erfolge, die nach dem WM-Titel von ihm erwartet wurden. (T04/JUL.38720 die tageszeitung, 09.07.2004, S. 3, Ressort: Leibesübungen; Rappend zum Olympiasieg)
So manche junge Blüte erweist sich als tote Ente, und immer wieder zeigt sich, dass hohe Trauben erstaunlich kurze Beine haben. Einer, der das an der eigenen Nase erfahren musste, ist Jürgen Trittin, der einst die Rollbahn der Revolution mit den Köpfen und Kniescheiben der Herrschenden pflastern wollte und heute als sauberer Bundesminister mit grüner Weste höchstpersönlich die Sumpfblumen des Kapitalismus im Knopfloch trägt.

Schon als Schüler in Bremen, wo er am 25. Juli 1954 nach neun Monaten konspirativer Zellentätigkeit die Welt zu agitieren begonnen hatte, entwickelte er eine emsige revolutionäre Aktivität, legte im Schulbus die Füße auf die Sitzbank gegenüber, kippelte während des Unterrichts mit dem Stuhl und schrieb die Hausaufgaben vom Primus ab. Stürmisch propagierte er, die Lehrer aufs Land zu verschicken, die Streber zu freiwilligen Ernteeinsätzen abzukommandieren und die Versetzung statt von guten Noten von der Einhaltung der richtigen Linie im Klassenkampf abhängig zu machen. Als Lohn dieser progressiven Aufklärungsarbeit konnte er 1973 das Abiturzeugnis in Empfang nehmen. Anschließend bewies Genosse Trittin, dass er das dialektische Denken nicht nur in seinem Kopf beherrschte, und meldete sich als Schütze Rotarsch zur Bundeswehr, um sich vom Klassenfeind im Gebrauch von Maschinengewehren, Panzern und U-Booten unterweisen zu lassen. Als er nach einem halben Jahr hinlänglich über die verschiedenen Möglichkeiten, die Ausbeuterklasse zu durchlöchern, zu zermatschen und zu ersäufen, unterrichtet war, verließ er die Uniform eines Rekruten des Kapitals und ging als Zivildiener an ein Heim für Jungen, um sein Wissen an die revolutionäre Jugen (T04/JUL.42289 die tageszeitung, 26.07.2004, S. 20, Ressort: Die Wahrheit; Der Berufsevolutionär)


brief an den club: Saal 2

Weißt du was, Saal 2? Vergiss’ es einfach. Ich kann dich nicht mehr sehen. Es war mir von Anfang an nicht klar, was an dir das Tolle ist. Es stehen Stühle in dir rum, ein paar Tische, an der Wand hängen zwei, drei Bilder, das Bier ist manchmal kalt, manchmal nicht, auf dem Klo gibt es nichts zum Händetrocknen. Die Musik ist gut. Die anderen Besucher stören nicht weiter, die Tische kippeln.Hat mich ja bisher nicht gestört.

An der Theke sitzen, zumindest nachmittags, irgendwelche Fuzzis. Werbeagentur-, Steuerprüfungs-, Unternehmensberatungs-, Zeitungsschreib-, Wohnungsmakel-, Autobesitz-, Milchkaffeetrink-Fuzzis. Die sagen Sätze wie: „Wir müssen das Projekt mal versuchen von hinten anzudenken.” Oder auch: „Ich mag es hier. Es ist alles so authentisch. Aber nicht mehr so wie früher.” Nee nee, stimmt. Auch gerne genommen: „Ich muss mal raus. Sylt oder so.” Vor ihnen liegt Papier, vermutlich Zeitungen. Sie kippeln mit den Barhockern. (T04/AUG.47152 die tageszeitung, 18.08.2004, S. 23, Ressort: Kultur; brief an den club: Saal 2)
Hat mich ja bisher nicht gestört.

An der Theke sitzen, zumindest nachmittags, irgendwelche Fuzzis. Werbeagentur-, Steuerprüfungs-, Unternehmensberatungs-, Zeitungsschreib-, Wohnungsmakel-, Autobesitz-, Milchkaffeetrink-Fuzzis. Die sagen Sätze wie: „Wir müssen das Projekt mal versuchen von hinten anzudenken.” Oder auch: „Ich mag es hier. Es ist alles so authentisch. Aber nicht mehr so wie früher.” Nee nee, stimmt. Auch gerne genommen: „Ich muss mal raus. Sylt oder so.” Vor ihnen liegt Papier, vermutlich Zeitungen. Sie kippeln mit den Barhockern. Und der Tresen kippelt mit. Aber das hat mich bisher auch nicht gestört.

Letzten Sonntag hat wieder so einer da gesessen. Der hatte seine Freundin mit. Er passte gut zu ihr. Zum Glück hat er nicht gesprochen, auch nicht mit ihr, seine Augen hingen in der Zeitung, einer deutschen Zeitung. „Junge Freiheit” stand auf dem Titelblatt. Das konnte man sehr gut lesen, eine sehr deutsche Zeitung. Alle haben es gesehen. (T04/AUG.47152 die tageszeitung, 18.08.2004, S. 23, Ressort: Kultur; brief an den club: Saal 2)

An der Theke sitzen, zumindest nachmittags, irgendwelche Fuzzis. Werbeagentur-, Steuerprüfungs-, Unternehmensberatungs-, Zeitungsschreib-, Wohnungsmakel-, Autobesitz-, Milchkaffeetrink-Fuzzis. Die sagen Sätze wie: „Wir müssen das Projekt mal versuchen von hinten anzudenken.” Oder auch: „Ich mag es hier. Es ist alles so authentisch. Aber nicht mehr so wie früher.” Nee nee, stimmt. Auch gerne genommen: „Ich muss mal raus. Sylt oder so.” Vor ihnen liegt Papier, vermutlich Zeitungen. Sie kippeln mit den Barhockern. Und der Tresen kippelt mit. Aber das hat mich bisher auch nicht gestört.

Letzten Sonntag hat wieder so einer da gesessen. Der hatte seine Freundin mit. Er passte gut zu ihr. Zum Glück hat er nicht gesprochen, auch nicht mit ihr, seine Augen hingen in der Zeitung, einer deutschen Zeitung. „Junge Freiheit” stand auf dem Titelblatt. Das konnte man sehr gut lesen, eine sehr deutsche Zeitung. Alle haben es gesehen. Irgendwann ist er gegangen, der Fuzzi, mit seiner deutschen Zeitung. (T04/AUG.47152 die tageszeitung, 18.08.2004, S. 23, Ressort: Kultur; brief an den club: Saal 2)
Unser Tresen kippelt nicht

Betr.: „Brief an den Club: Saal II”, taz hamburg v. 18. 8.

(...) Im Saal sind also auch Leute, die einen Job und u.u. auch noch ein Auto haben. Ist ja ein Ding. Dass die Junge Freiheit reaktionärer Mist ist, brauchen wir nicht zu klären, wie wär’s aber mal mit selber reagieren, anstatt unseren Mitarbeitern (mit deiner zugegeben echt geil zynischen Bestellung) auf die Nerven zu gehen. Immerhin soll es sonntags schon mal voll gewesen sein. Zivilcourage ist in deinem Elfenbeinturm natürlich immer die Zivilcourage der anderen. (...) Und: unser Tresen kippelt nicht. (T04/SEP.50475 die tageszeitung, 03.09.2004, S. 23, Ressort: Kultur; Unser Tresen kippelt nicht)
Unser Tresen kippelt nicht

Betr.: „Brief an den Club: Saal II”, taz hamburg v. 18. 8.

(...) Im Saal sind also auch Leute, die einen Job und u.u. auch noch ein Auto haben. Ist ja ein Ding. Dass die Junge Freiheit reaktionärer Mist ist, brauchen wir nicht zu klären, wie wär’s aber mal mit selber reagieren, anstatt unseren Mitarbeitern (mit deiner zugegeben echt geil zynischen Bestellung) auf die Nerven zu gehen. Immerhin soll es sonntags schon mal voll gewesen sein. Zivilcourage ist in deinem Elfenbeinturm natürlich immer die Zivilcourage der anderen. (...) Und: unser Tresen kippelt nicht. (T04/SEP.50475 die tageszeitung, 03.09.2004, S. 23, Ressort: Kultur; Unser Tresen kippelt nicht)
Union kippelt auf der Kita-Novelle

In den Ländern findet die Union das geplante Kitagesetz unseriös – und will die bessere Kinderbetreuung stoppen. Im Bundestag aber befürwortet die CDU/CSU das Gesetz

BERLIN taz (T04/SEP.53523 die tageszeitung, 18.09.2004, S. 6, Ressort: Inland; Union kippelt auf der Kita-Novelle)
Kuttner Siebert Galerie

Gefahrenzone Malerei

Wer ein wenig den Spaß an der Malerei verloren hat, sollte sich die tapes-Serie des in Hamburg geborenen Arnd Kaestner anschauen. Kaestner wickelt nicht, wie auf dem ersten Blick zu vermuten wäre, Absperrbänder um Leinwände, sondern schließt Holzplatten in Malerei ein. In Gelbschwarz oder Rotweiß ergeben die teils in mehreren Schichten aufgetragenen Bilder von Bändern ornamentale Oberflächen. Die so entstehenden unregelmäßigen Muster provozieren eine sonderliche Atmosphäre, die ständig zwischen Ruhe und Nervosität kippelt.Der tägliche Wahnsinn reduziert auf das Minimum an Malerei.

MJ

Bis 24. März, Di.–Sa. 12–19, Rosa-Luxemburg-Str. 16 (T05/MAR.01799 die tageszeitung, 09.03.2005, S. 28; Gefahrenzone Malerei)


Ähnlich ging es dem Wilhelminenstraßen-Entwickler Manfred, der erst mit einem Thaibordell, dann mit einem potenzstärkenden Gelee-Royale-Mittel aus China scheiterte – und schließlich an einer Kartoffel erstickte.

Auch der Westjournalist Carsten Otte, der sich zwecks Recherche für seinen Roman „Schweineöde” vor Ort einmietete, scheiterte: Sein Buch denunziert bloß die Dauerbewohner dieses größten Berliner Industriegebiets, das Emil Rathenau einst auf der grünen Wiese errichten ließ. Sein dortiges Autowerk NAG krönte der Architekt Peter Behrens einst mit einem Turm am Spreeknie, in dem sich zuletzt ein Technik-Museum befand. Jetzt steht der Turm jedoch leer.

Aus der NAG-Fabrik wurde zu DDR-Zeiten das Werk für Fernsehelektronik (WF), das 1992 von Samsung übernommen wurde. Die Koreaner beschäftigen heute deutlich mehr als die 1.000 Mitarbeiter, die sie damals übernahmen. Der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Kippel meint: „Wer es schafft, bei Samsung reinzukommen, der verlässt den Betrieb als Rentner.” Die Koreaner wollten 1995 auch noch den sächsischen Öko-Kühlschrankhersteller Foron übernehmen, aber die Siemens AG schrieb ihnen: Sie würden das als „unfreundlichen Akt” ansehen – prompt zog Samsung seine Offerte zurück.

Vis à vis übernahm die BLEG 1993 ein Grundstück und errichtete dort ein „Technologie- und Gründerzentrum Spreeknie” (TGS), in das einige outgesourcte WF-Gewerke und eine Qualifizierungsgesellschaft einzogen. Daneben befindet sich die Berliner Akkumulatoren- und Elementefabrik (BAE), ihr Gründer Quandt ließ dort ebenfalls seine Villa errichten. Nach der Wende wollte seine westdeutsche Firma Varta wieder bei der BAE einsteigen, sie kam jedoch nicht über Absichtserklärungen hinaus, stattdessen privatisierten leitende Angestellte die BAE, wobei sie sich jedoch von ihrem Betriebsteil Gerätebatterien (Belfa) trennten. (T05/MAI.02637 die tageszeitung, 17.05.2005, S. 23; Helmut Höge über die ans Licht gezerrte Arbeitslosigkeit in Oberschweineöde)


„Klar”, sagt Gebhard Henke, Leitung Fernsehfilm und Unterhaltung beim WDR, „im Krimi kann man besonders gut gesellschaftskritische Stoffe behandeln, da man sie nicht umständlich didaktisch aufladen muss.” Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen im Kölner „Tatort” gelegentlich, trotzdem ringt man sich zu den komplizierten Sachverhalten im Laufe der Handlung eine Position ab. Dass die „Tatort”-Mannschaft unlängst im Menschenrechtsausschuss des Bundestags zum Thema Landminen angehört wurde, erscheint schlüssig. Das Täterrätsel ist ein exzellentes Debatteninstrument. „Die Autoren müssen wie Journalisten recherchieren”, meint Henke. Man speise so viel Sachinformation in die Episoden ein, wie man zur Durchdringung des Subplots benötige – aber niemals so viel, dass der eigentliche Plot kippelt.„Die Milch”, mahnt Henke, „darf nicht nach Verdautem riechen.”

Doch obwohl ziemlich penibel die Genre-Konventionen eingehalten werden, spürt man in vielen Folgen die eigene Handschrift der Autoren und Regisseure. Junge Filmemacher wie Hannes Stöhr („Berlin is in Germay”), Martin Eigler („Freunde”) oder Züli Aladag („Elefantenherz”) setzen beim WDR-„Tatort” nach ersten Kinoachtungserfolgen ihr Erzählen mit anderen Mitteln fort.

Drehen vor allem deshalb so viele begabte Nachwuchskräfte einen Krimi, weil es das einzige fiktive Format im deutschen Fernsehen darstellt, mit dem sich noch ein Pfad durch all den eskapistischen Medienmüll zurück in die bundesrepublikanische Wirklichkeit schlagen lässt? „Das würde ich jetzt aber nicht sagen”, entgegnet der WDR-Fernsehfilmchef mit rheinländischer Diplomatie. (T05/JUN.00353 die tageszeitung, 02.06.2005, S. 13; Haltung!)
Die blieben unorganisiert im Raum. Teils trafen sie sich in Freundesgruppen, informellen Gruppen, manche entschieden sich für Familie, Kinder.

Sie auch?

Wir sind 1972 aus Wohngemeinschaften rausgegangen mit unserem ersten Kind, weil wir sagten, das läuft nicht mehr mit den Leuten, mit denen wir gewohnt haben. Ein Teil neigte zu K, ein Teil kippelte so auf der Terrorismuswippe: soll man, soll man nicht? Für uns war klar, wir wollen nicht, wir haben dann nur noch mit einem oder zwei Freunden Mini-Wohngruppe mit Kindern gemacht.

Dieses Interview ist der erste Teil eines Gesprächs, das in dem im Spätherbst erscheinenden tazjournal „Rudi Dutschke” in voller Länge abgedruckt wird. In Teil II spricht Klaus Theweleit über Dutschke und Habermas, Hendrix, Harald Schmidt. (T05/JUL.00421 die tageszeitung, 02.07.2005, S. I-III; "Wir alle diskutierten die Stadtguerilla. Sogar jeder Schüler")


Das Land
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