Institut für Deutsche Sprache, Mannheim


(T06/SEP.04828 die tageszeitung, 27.09.2006, S. 23; Selbstbildnis in der sechsten Stunde)



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(T06/SEP.04828 die tageszeitung, 27.09.2006, S. 23; Selbstbildnis in der sechsten Stunde)
Mit bloßem Auge schon sind Schwaden sichtbar, die nie und nimmer aus Zigaretten kommen können, sondern als deren Brodem von lauernden Hotspots künden.

Sogar das Bundesgesundheitsministerium spielt die schlammig-schmierige Seifenoper mit. Durch das geplante Verbot von öffentlichem Rauchen und die Konzentration auf festgelegte Rauchstandorte wie an den Smoking Points der Bahnhöfe soll letzten Endes nur dem anschwellenden Qualmaufkommen aus der Unterwelt entgegengewirkt werden, ohne sich den Ursachen zu widmen.

Denn die liegen wie immer tiefer. In diesem Falle unterhalb des Manteldiapirs. Der klingt nicht nur gefährlich, der ist es auch. Weil unter dieser Krustenplatte der Schlammgeysir lauert. Und wenn die nur ein kleines bisschen kippelt, dann hat die Trübfontäne aus der Matsche freie Bahn. Und das kann ganz schön kesseln.

REINHARD UMBACH

Wer es nicht glauben will, kann selber einmal einen Innenstadtparcours ablaufen (T06/OKT.01584 die tageszeitung, 11.10.2006, S. 20; Gewaltiger Wasserkessel)
Physik hat bei Mädchen einen schlechten Ruf. Wissenschaftlerinnen, die sich von diesem Image nicht haben abschrecken lassen, treffen sich bei der 10. Deutschen Physikerinnentagung – und erklären dem Nachwuchs, warum das Fach sexy ist

VON KATRIN CHOLOTTA

Physik ist was für Jungs. Schülerinnen kippeln nur gelangweilt auf ihren Stühlen, wenn Lehrer die Rätsel von Mechanik oder Elektrotechnik erklären. Nur ein Bruchteil der Mädchen wählt Physik überhaupt als Abiturfach. Barbara Sandow mag dieses Ungleichgewicht nicht als gottgegeben akzeptieren. „Schon unsere Schulbücher für Physik sind gruselig und sprechen insbesondere Mädchen nicht an”, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Physikalischen Institut der Freien Universität. Textlastig und trocken seien die Standardwerke, „dabei steckt doch in jedem Handy Physik”. Man müsse es den Mädchen nur zeigen.

Das versucht ab morgen die 10. Deutsche Physikerinnentagung. Bis Sonntag treffen sich rund 70 Wissenschaftlerinnen aus dem In- und Ausland an der Technischen Universität. Die Physikerinnen tragen dort nicht nur ihre neuesten Forschungsergebnisse vor. (T06/NOV.00184 die tageszeitung, 01.11.2006, S. 24; "In jedem Handy steckt Physik")


„Herr Wowereit, nehmen Sie die Wahl an?”, fragte Momper – und behauptete später in Interviews, dass in genau diesem Moment bei ihm der Groschen gefallen sei. Leider ein paar Sekunden zu spät. Direkt nach seinem Fauxpas sagte er ja auch ins Mikrofon, er werde gerade über die Umstände der nicht zustande gekommenen Wahl „belehrt”.

Gestern durfte jeder einmal nachtreten: CDU-Landeschef Ingo Schmitt nannte ein Verbleiben Mompers „im höchsten politischen Amt unmöglich” und kündigte einen Abwahlantrag an. Die grüne Fraktionsvorsitzende Franziska Eichstädt-Bohlig schlug in dieselbe Kerbe: „Wer die Geschäftsordnung nicht kennt, kann das Parlament nicht mehr vertreten.”

Verquer dagegen die Interpretation von Frank Henkel: „Das war sehr wahrscheinlich kein Fehler”, so der CDU-Generalsekretär, „sondern eine bewusste Entscheidung.” Womit er Momper letztlich Karrieremüdigkeit unterstellte. Denn der Präsident kippelt bereits: Am Dienstag trifft sich auf schwarz-gelb-grünes Bestreben hin der Ältestenrat zur Sondersitzung, wo Momper sein „Versagen” erklären soll. Dann geht es auch um sein Verbleiben im Amt. Im RBB wollte er einen Rücktritt gestern nicht mehr ausschließen.

CLP FOTO: AP (T06/NOV.04777 die tageszeitung, 25.11.2006, S. 26; Gemobbt werden)


Klaus Wowereit (SPD) wird sich darüber ärgern: Der Regierende hätte die Debatte am liebsten so schnell wie möglich vom Tisch. Sie müsse endlich ein Ende haben, grummelte er in der jüngsten Parlamentssitzung.

Der Grund für Wowereits Nervosität: Die Schließung Tempelhofs war – ebenso wie das Versprechen, den Airport Tegel 2012 abzumelden – ein wichtiges Argument, mit dem Berlin den Bau des Großflughafens in Schönefeld vor dem Bundesverwaltungsgericht durchkämpfte. Wenn die Einmottung des von den Nazis gebauten Airports schiefgeht, könnten die obersten Richter viele nachgelagerte Klagen – etwa ein ergänzendes Verfahren zu Nachtflügen – ganz anders beurteilen, so die Befürchtung – und den Großflughafen doch noch ins Kippeln bringen.

Diese Furcht ist so übermächtig, dass sich der Senat in letzter Zeit fast ausschließlich auf dieses Argument zurückzieht. Andere Gründe, etwa die Belastung hunderttausender Neuköllner und Tempelhofer durch Lärm und Umweltgifte, spielen kaum noch eine Rolle. Das Bündnis der Tempelhof-Befürworter, das von CDU und FDP bis zu Wirtschaftsverbänden reicht, sieht sich dagegen im Aufwind.

Der weht vor allem transatlantisch. Erst bot der Investor Fred Langhammer an, 350 Millionen Euro für ein Gesundheitszentrum und ein Hotel im 300.000 Quadratmeter großen Gebäude lockerzumachen. Ende vergangener Woche meldete sich noch ein reicher Onkel aus Amerika: Die Gruppe Capricorn Management aus Kalifornien will in einen Businessflughafen mit angeschlossenem Konferenzzentrum investieren. (T06/DEZ.03304 die tageszeitung, 19.12.2006, S. 21; Letzter Aufruf Tempelhof)


in kürze MASSACHUSETTS

Homo-Ehe kippelt

Eine Initiative gegen Homo-Ehen hat in Massachusetts, dem einzigen US-Staat, wo Schwule heiraten dürfen, einen Abstimmungserfolg erzielt. 61 Abgeordnete des Bostoner Parlaments unterstützten die Volksabstimmung zum Verbot der Homo-Ehe. Dies reicht, um das Referendum zeitgleich mit der Präsidentenwahl 2008 anzusetzen.

(ap) (T07/JAN.00507 die tageszeitung, 04.01.2007, S. 9; Homo-Ehe kippelt)


das wichtigste

Pariser Krone kippelt

Frankreichs PräsidentInnen werden zwar immun, können künftig aber bei schweren Verfehlungen ihres Amtes enthoben werden. Beide Parlamentskammern verabschiedeten gestern in Versaille die 2002 versprochene Verfassungsänderung kurz vor dem Ende der Ära Chirac, dessen Parteiaffären das Thema auslösten. (T07/FEB.03551 die tageszeitung, 20.02.2007, S. 2; Pariser Krone kippelt)
Rauchverbot kippelt wieder

BERLIN dpa

Die Unterstützung für ein generelles Rauchverbot in Gaststätten bröckelt. Neben Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen will auch Sachsen-Anhalt die Wirte über Raucherlokale entscheiden lassen, Brandenburg liebäugelt teilweise damit. Bayern fordert Sonderregeln für Bier- und Festzelte. Das Saarland will überdies kleine Kneipen vom Verbot ausnehmen. Die Ministerpräsidenten wollen am Donnerstag darüber entscheiden, ob das Qualmen in Restaurants, Bars und Kneipen grundsätzlich verboten und allenfalls noch in separaten Räumen erlaubt wird. Christian Wulff (CDU) als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz schlägt vor, dass Gastwirte ihr Lokal mit einem „R” als Raucherlokal kennzeichnen können. Wulff rechnet mit der Unterstützung weiterer Länder. (T07/MAR.03204 die tageszeitung, 19.03.2007, S. 5; Rauchverbot kippelt wieder)
WAS MACHT EIGENTLICH ... Toni, der Roboter?

Fenster putzen

Wenn Fahrgäste im Hauptbahnhof die Hälse verrenken, sind in den kommenden Tagen mal nicht kippelnde Stahlträger schuld. Es ist „Toni”, der die Blicke auf sich zieht. „Toni” heißt der Fassadenreinigungsroboter, der, ausgestattet mit einer Walzenbürste, vier Ballonrädern, einem Wasserschlauch und viel elektronischem Schnickschnack, das riesige Dach von Schmutz befreien soll: Frühjahrsputz bei Mehdorns.

Dass Toni nicht erstmalig zum Einsatz kommt, sondern den Glaspalast schon früher geschrubbt hat, ist vermutlich nur Eingeweihten aufgefallen. Es ist eine Ironie der zeitgenössischen Architektur, dass ihre transparent-kristallinen Konstruktionen nur in der Simulation so transparent und kristallin aussehen, im wirklichen Leben aber grau, verschmiert und blind. Selbst eine ganze Armada von Tonis würde dem Dauerangriff von Ruß, Staub und Taubendreck nur für kurze Zeit trotzen. (T07/APR.00586 die tageszeitung, 04.04.2007, S. 22; Fenster putzen)


Auch wenn es nicht für alle Banken so dramatisch wird wie für die Sachsen LB, wo es nach der Rekapitalisierung quasi zum Zwangsverkauf kam – der Letzte, der die Papiere im Portfolio hat, verliert massiv. Mir ist unerfindlich, warum deutsche öffentliche Banken meinen, sie seien der richtige Endabnehmer für US-Hypotheken-Risiken. Bei den großen Privatbanken liegt das Problem anders: Sie besitzen wenige von den Schrott-Anleihen, aber sie haben oft hohe Kredite an hochspekulative Hedge-Fonds vergeben. Geraten diese ins Trudeln, überträgt sich das auch auf die Banken.

Inwiefern?

Hedge-Fonds bringen nur wenig eigenes Geld mit. Stattdessen leihen sie sich bei Banken bis zu 100 Euro für jeden Euro der Anleger. Da muss nur ein klein bisschen was im Portfolio kippeln, und schon werden die Banken nervös und drängen zum Verkauf. Passiert das bei ein paar großen Fonds, dann fallen die Preise von Anleihen und Aktien, die nichts mit den US-Hypotheken zu tun haben. Dann folgt die nächste große Verkaufswelle – ein riesiger Dominoeffekt.

Was kann man dagegen tun?

Man müsste den Banken vorschreiben, mehr Eigenkapital vorzuhalten, wenn sie Kredite an Spekulanten wie Hedge-Fonds vergeben, 30 Prozent oder mehr – je nachdem wie transparent der Schuldner arbeitet. Dann wären die Banken mehr daran interessiert, Kredite vorsichtig zu vergeben. Und das Geschäft wäre deutlich weniger profitabel. (T07/AUG.04361 die tageszeitung, 28.08.2007, S. 9; "Das Spiel ist jetzt vorbei")
Das Segel wird am Baum befestigt – das ist das Rohr, das waagerecht vom Mast absteht –, das Boot samt Trailer ins Wasser gehievt. Noch das Segel hochziehen und die Fock ausrollen – das kleine Segel vorn – und los geht's.

Der Wind weht mäßig, aber von Westen her kräuselt sich das Wasser dunkel, da naht eine Bö. Sie packt das Boot und legt es auf die Seite. Hurtig hüpfen Steuerfrau und Vorschoter auf die Bordwand, haken die Füße unter die Ausreitgurte und hängen die Oberkörper weit nach hinten. Nun vollführen sie eine Folge hektischer Sit-ups. Kaum haben sie sich herausgelehnt, neigt sich der Mast zu ihrer Seite, beugen sie sich zurück ins Boot, kippelt es in die entgegengesetzte Steillage. Rein – raus, rein – raus, bis der Wind abflaut und Zeit zum Atemholen gewährt. Auf der Steuerbordseite zieht das Strandbad Wannsee vorbei, aha, aber dort naht schon die nächste Bö.

Diesmal ist die Steuerfrau gewappnet. Sie lässt das Boot vom Wind abfallen, so dass er schräg von hinten kommt, fiert das Segel ein wenig auf und wartet. Wieder packt die Bö das Boot und schiebt es diesmal nach vorn. Jetzt sachte am Segel ziehen, das Boot gewinnt an Fahrt, noch ein kleiner Ruck an der Großschot und der Rumpf setzt sich auf die Bugwelle. Plötzlich weicht der Druck aus dem Ruder, nichts kippelt mehr, das Boot schnurrt wie ein Kater und gleitet. (T07/SEP.00865 die tageszeitung, 06.09.2007, S. 28; Scharf gegen den Wind)
Rein – raus, rein – raus, bis der Wind abflaut und Zeit zum Atemholen gewährt. Auf der Steuerbordseite zieht das Strandbad Wannsee vorbei, aha, aber dort naht schon die nächste Bö.

Diesmal ist die Steuerfrau gewappnet. Sie lässt das Boot vom Wind abfallen, so dass er schräg von hinten kommt, fiert das Segel ein wenig auf und wartet. Wieder packt die Bö das Boot und schiebt es diesmal nach vorn. Jetzt sachte am Segel ziehen, das Boot gewinnt an Fahrt, noch ein kleiner Ruck an der Großschot und der Rumpf setzt sich auf die Bugwelle. Plötzlich weicht der Druck aus dem Ruder, nichts kippelt mehr, das Boot schnurrt wie ein Kater und gleitet. Hinter dem Heck reißt die Welle ab, jetzt muss man nur aufpassen, dass die Fahrt nicht abgebremst wird. Durch Fahrgastschiffe etwa, durch die Yachten, Treetboote, Ruderer, Bojen, Enten, Schwäne, Segler, Motorboote, Stege – Stege! Da ist das Boot schon am anderen Ufer, „klar zur Wende” und „Ree”. So segelt man hin und her. Wichtig ist nicht, wohin, sondern wie.

Sieben solcher Boote gibt es im Wassersportzentrum, reservieren kann man sie leider nicht. Aber, sagt Dietmar, man kann anrufen und fragen, ob noch eines frei ist. Die Boote seien ganz selten alle ausgebucht. „Nur bei so pille-palle Wetter, wenn kaum ein Lüftchen weht. (T07/SEP.00865 die tageszeitung, 06.09.2007, S. 28; Scharf gegen den Wind)
Wenn die Worte kippeln

Martin Heckmanns hat eine unheimliche Komödie über die Angst vor dem Fremden geschrieben. Doch die Inszenierung im Deutschen Theater will zu viel auf einmal

Das Soufflé ist eingefallen, der Wein vergessen, die Gans schon verbrannt, doch es gilt, den Schein eines gemütlichen Abendessens aufrechtzuerhalten. Das ist die Ausgangslage in „Ein Teil der Gans”, dem neuesten Stück von Martin Heckmanns, das die Frage nach der Verteilung der Gans – und damit des Ganzen – mit den Mitteln der Komödie stellt. Am Tag von Sankt Martin, dem Heiligen, der die Hälfte seines Mantels einem Bettler geschenkt hat, erwarten Bettina und Viktor Besuch. Der ist ein „möglicher zukünftiger Arbeitgeber” Bettinas. (T07/OKT.01919 die tageszeitung, 13.10.2007, S. 29; Wenn die Worte kippeln)
die taz vor zehn jahren über die kippelnde a-klasse von mercedes-benz als nationales menetekel

Deutschlands renommiertester Autobauer, Mercedes-Benz, hat Schwierigkeiten mit seinem neuesten Produkt, dem Kleinwagen der A-Klasse. Zuerst kippte das formschöne Gefährt bei einem Test in Schweden um, was noch als mißgünstiger Akt gegen ein deutsches Produkt hätte ausgelegt werden können. Dann aber kippelt der Kleinwagen bei einem erneuten Probelauf in Deutschland bedenklich auf zwei Rädern und landete wohl nur deshalb nicht auf dem Dach, weil der Testfahrer sein ganzes Können am Lenkrad bewies. Der Beinahe-Unfall war den ARD-„Tagesthemen” ein eigener Beitrag wert und beendete eine Sendung, die mit den Börsenverlusten in Frankfurt begonnen hatte. Zwei Meldungen eines Tages, die sich ergänzen und die Stimmungslage eines Landes widerspiegeln, das sich zu einem Gutteil auf ökonomische und technische Machbarkeit gründet. (T07/OKT.04233 die tageszeitung, 29.10.2007, S. 12; die taz vor zehn jahren über die kippelnde a-klasse von mercedes-benz als nationales menetekel)


die taz vor zehn jahren über die kippelnde a-klasse von mercedes-benz als nationales menetekel

Deutschlands renommiertester Autobauer, Mercedes-Benz, hat Schwierigkeiten mit seinem neuesten Produkt, dem Kleinwagen der A-Klasse. Zuerst kippte das formschöne Gefährt bei einem Test in Schweden um, was noch als mißgünstiger Akt gegen ein deutsches Produkt hätte ausgelegt werden können. Dann aber kippelt der Kleinwagen bei einem erneuten Probelauf in Deutschland bedenklich auf zwei Rädern und landete wohl nur deshalb nicht auf dem Dach, weil der Testfahrer sein ganzes Können am Lenkrad bewies. Der Beinahe-Unfall war den ARD-„Tagesthemen” ein eigener Beitrag wert und beendete eine Sendung, die mit den Börsenverlusten in Frankfurt begonnen hatte. Zwei Meldungen eines Tages, die sich ergänzen und die Stimmungslage eines Landes widerspiegeln, das sich zu einem Gutteil auf ökonomische und technische Machbarkeit gründet.

Ein tragender Pfeiler ist bis heute die Autoindustrie. Das hat historische Gründe, die im kollektiven Bewußtsein bis heute weiterwirken. Das Zeitalter der Globalisierung hat diesen Trend zur Überhöhung, zum Fetisch, noch verstärkt: Wenigstens auf dem Gebiet der Autoproduktion, so lautet ein oft gehörter Allgemeinplatz, halten die Deutschen noch mit. (T07/OKT.04233 die tageszeitung, 29.10.2007, S. 12; die taz vor zehn jahren über die kippelnde a-klasse von mercedes-benz als nationales menetekel)
Zwei Meldungen eines Tages, die sich ergänzen und die Stimmungslage eines Landes widerspiegeln, das sich zu einem Gutteil auf ökonomische und technische Machbarkeit gründet.

Ein tragender Pfeiler ist bis heute die Autoindustrie. Das hat historische Gründe, die im kollektiven Bewußtsein bis heute weiterwirken. Das Zeitalter der Globalisierung hat diesen Trend zur Überhöhung, zum Fetisch, noch verstärkt: Wenigstens auf dem Gebiet der Autoproduktion, so lautet ein oft gehörter Allgemeinplatz, halten die Deutschen noch mit. Mercedes-Benz selbst hat mit einer äußerst aufwendigen Imagekampagne diesem Bild zu entsprechen versucht. Die A-Klasse wurde zum innovativen Produkt vor der Jahrtausendwende stilisiert, zum Markenzeichen aus deutschen Landen schlechthin.

Das Kippeln, für Millionen Zuschauer sichtbar, ist daher mehr als nur ein Konstruktionsfehler. Gerade weil er – im Gegensatz zu einem Motorenfehler etwa – für jedermann sichtbar wurde, wird Mercedes den Imageverlust so leicht nicht los, auch wenn das Problem behoben werden sollte. Das Pech des Weltkonzerns ist, daß der Fehler an seiner A-Klasse zu einem Zeitpunkt kommt, da die Stimmung hierzulande zum Depressiven neigt. Wenn ein Auto kippelt, dann scheinen auch Wettbewerbsvorteile und Arbeitsplätze zu kippeln.

Severin Weiland in der taz vom 30. 10. 1997 (T07/OKT.04233 die tageszeitung, 29.10.2007, S. 12; die taz vor zehn jahren über die kippelnde a-klasse von mercedes-benz als nationales menetekel)


Das Zeitalter der Globalisierung hat diesen Trend zur Überhöhung, zum Fetisch, noch verstärkt: Wenigstens auf dem Gebiet der Autoproduktion, so lautet ein oft gehörter Allgemeinplatz, halten die Deutschen noch mit. Mercedes-Benz selbst hat mit einer äußerst aufwendigen Imagekampagne diesem Bild zu entsprechen versucht. Die A-Klasse wurde zum innovativen Produkt vor der Jahrtausendwende stilisiert, zum Markenzeichen aus deutschen Landen schlechthin.

Das Kippeln, für Millionen Zuschauer sichtbar, ist daher mehr als nur ein Konstruktionsfehler. Gerade weil er – im Gegensatz zu einem Motorenfehler etwa – für jedermann sichtbar wurde, wird Mercedes den Imageverlust so leicht nicht los, auch wenn das Problem behoben werden sollte. Das Pech des Weltkonzerns ist, daß der Fehler an seiner A-Klasse zu einem Zeitpunkt kommt, da die Stimmung hierzulande zum Depressiven neigt. Wenn ein Auto kippelt, dann scheinen auch Wettbewerbsvorteile und Arbeitsplätze zu kippeln.

Severin Weiland in der taz vom 30. 10. 1997 (T07/OKT.04233 die tageszeitung, 29.10.2007, S. 12; die taz vor zehn jahren über die kippelnde a-klasse von mercedes-benz als nationales menetekel)
Mercedes-Benz selbst hat mit einer äußerst aufwendigen Imagekampagne diesem Bild zu entsprechen versucht. Die A-Klasse wurde zum innovativen Produkt vor der Jahrtausendwende stilisiert, zum Markenzeichen aus deutschen Landen schlechthin.

Das Kippeln, für Millionen Zuschauer sichtbar, ist daher mehr als nur ein Konstruktionsfehler. Gerade weil er – im Gegensatz zu einem Motorenfehler etwa – für jedermann sichtbar wurde, wird Mercedes den Imageverlust so leicht nicht los, auch wenn das Problem behoben werden sollte. Das Pech des Weltkonzerns ist, daß der Fehler an seiner A-Klasse zu einem Zeitpunkt kommt, da die Stimmung hierzulande zum Depressiven neigt. Wenn ein Auto kippelt, dann scheinen auch Wettbewerbsvorteile und Arbeitsplätze zu kippeln.

Severin Weiland in der taz vom 30. 10. 1997 (T07/OKT.04233 die tageszeitung, 29.10.2007, S. 12; die taz vor zehn jahren über die kippelnde a-klasse von mercedes-benz als nationales menetekel)
Überall klingt die Vielsprachigkeit an, vor allem in den Gedichten des „Krimgotischen Fächers”. So nannte er das Sprachenreservoir, aus dem er seine Klangfiguren schöpfte. Seine Eltern sprachen ein archaisches Neuhochdeutsch, seine Umgebung Rumänisch, und als 17-Jähriger lernte er im sowjetischen Arbeitslager zwangsläufig die Grundlagen des Russischen und Ungarischen.

Zwischen den sechs Textblöcken erzählt Klaus Ramm angenehm undidaktisch von Pastiors Arbeitsweise. Er verzichtet auf Einzelinterpretationen; Sinnzuordnungen waren dem Lyriker ohnehin suspekt. „Ja und nein sind mir gleichermaßen verdächtig”, so Pastior. Er wehrte sich gegen den „Realismusterror” (Ramm): es gehe beim Dichten darum, ein „Sensorium für das Relationale zu entwickeln”. Relational ist hier alles. Jedes Wort schwebt, jede Bedeutungen kippelt, denn Pastior war ein Klangtüftler, ein Sinnverschieber. Die Bedeutungsebenen seiner Gedichte erschließen sich nicht beim ersten Hören. Aber diese Lesemontage demonstriert die Prozesshaftigkeit in Pastiors Sprache. Oft wandert ein Wort, manchmal auch nur ein Phonem durch die Zeilen, transformiert sich, schlägt sich anderswo nieder. Das klingt manchmal nach Dada, etwa wenn Pastior seine Laut- und Listengedichte beschwört wie Merseburger Zaubersprüche. Die Vertrautheit mit dem Mikrofon hört man: Bevor er 1968 aus Rumänien in die Bundesrepublik floh, arbeitete er als Redakteur bei einem Rundfunksender in Bukarest. Mal spricht er agil und spielerisch, als würde er das Sprachmaterial nur ausprobieren. Dann lauscht er den Worten nach, lauert Bedeutungen auf und zerbröselt sie aus dem Hinterhalt. (T07/NOV.03844 die tageszeitung, 24.11.2007, S. VI; Jedes Wort schwebt)


Faruk Sen, 60, hat mit seiner These, die Türken seien die neuen Juden Europas, ein Eigentor geschossen. Sein Direktorstuhl beim Zentrum für Türkeistudien kippelt seitdem gewaltigFOTO: GRZELAK/RETAR (T08/JUN.04086 die tageszeitung, 26.06.2008, S. 2; Betr.: Faruk Sen)
Das Entsorgungssystem kippelt

Müll ist ein Milliardengeschäft, darum steigen immer mehr private Firmen ein. Sie sehen die Chance, die „antiquierte Monopolsituation aufzubrechen”. Der Kampf um die Tonne wird für die Kommunen zum Problem – und für den Bürger teuer

VON BEATE WILLMS (T08/JUL.01006 die tageszeitung, 07.07.2008, S. 9; Das Entsorgungssystem kippelt)
Zur Sicherheit heißt sie Dr. Molberg und ist genau das, was Dr. Haase nicht ist: ein bisschen bärbeißig, also der erste wirkliche Versuch, das erfolgreiche Prinzip der bei RTL beheimateten Krankenhausserie „Dr. House” einzudeutschen.

„Dr. Molly & Karl” zeugt aber nicht nur von der gegenwärtigen Verfassung des Privatfernsehens, sondern sorgt für ein Wiedersehen mit vielen Bekannten aus der eigenen Geschichte: Produziert wird die Serie von der Berliner Firma Producers at Work, die zu zwei Dritteln der ProSiebenSat.1-Gruppe gehört und eigentlich helfen soll, dass Gewinne aus der Filmproduktion für die eigenen Sender im Konzern bleiben.

Allerdings schwimmen „Producers at Work” derzeit nicht gerade auf einer Erfolgswelle. Vor allem die von ihnen produzierte Sat.1-Telenovela „Anna und die Liebe” kippelt ziemlich. Mit „Dr. Molly” greift jetzt aber wieder Alicia Remirez ein, die als Fiktion-Chefin bei Sat.1 dreizehn Jahre lang viel bewegt hatte. In die Ära der gebürtigen Spanierin fiel die sensationelle Aufwallung von Ambition, als Sat.1 im Jahr 2001 gleich drei zeithistorische Zweiteiler (darunter „Der Tanz mit dem Teufel” über die Oetker-Entführung und „Der Tunnel” über die Berliner Mauer) sendete. Ganz nebenbei entstand so die Fernsehgattung der Event-Zweiteiler. Auch die nicht unspektakuläre Serien-Qualitätsoffensive von 2005 ist Remirez, die im Jahr 2007 den Sender verließ, zu verdanken.

In die Krise kopiert

In der Süddeutschen Zeitung hatte sie damals beklagt, deutsche Fernsehmacher hätten sich „in die Krise kopiert” – woran sie selbst allerdings auch nicht ganz unschuldig war: Unter ihrer Führung hatte Sat.1 in den Jahren zuvor nichts als Romantikkomödien gedreht. (T08/OKT.03263 die tageszeitung, 22.10.2008, S. 17; Big is beautiful)
Erbschaftsteuer: Reform kippelt

BERLIN dpa

Die Reform der Erbschaftsteuer steht auf der Kippe. Bei den Beratungen des SPD-Präsidiums zeichnete sich gestern eine klare Ablehnung der CSU-Forderungen ab. In der SPD stoßen der hohe Sonderfreibetrag bei Immobilien sowie die deutlich höheren Freibeträge für Privatvermögen ebenso auf Widerstand wie ein noch großzügigeres Steuerprivileg für Firmenerben. Dies gehe weit über den Grundsatz hinaus, das normale Einfamilienhaus von der Erbschaft- und Schenkungsteuer weiter zu verschonen. Die Union hatte sich zuvor zwar auf eine einheitliche Linie verständigt. Doch auch in der CDU gibt es erhebliche Bedenken zu den CSU-Forderungen. Über die Reformpläne wollten die Koalitionsspitzen gestern Abend beraten.


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