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Leitfaden Geflügelhaltung
dem Halten von
Legehennen lassen Reserven zu, um hohe Produktionsleistungen zu erzielen. Der
intakte Schnabel ist eine Herausforderung, hohe biologische Leistungen können nur mit einem
vollständigem Befiederungszustand erzielt werden. Eine gute Qualität
von Futter und
Junghenneneinkauf ist dafür entscheidend. Der spitze Bleistift ist und bleibt nun einmal das wichtigste
Managementinstrument in der Eierproduktion.
Mit der Auslistung der großen Marktketten und Discounter von Eiern aus der Kleingruppenhaltung, sind
die Verkaufszahlen von Schaleneier der Stempelung (3) stark rückläufig. Lediglich im
Verarbeitungssegment, also in den Aufschlagwerken werden gezielt Eier aus Kleingruppenhaltung aus
Importware verwendet. Obwohl die Eier aus Kleingruppenhaltung ein Auslaufmodell darstellt, ist es doch
verblüffend, dass mehr als 10 % der niedersächsischen erzeugten
Eier noch als Eier aus
Kleingruppenhaltung gehandelt werden.
Herausforderungen in der Legehennenhaltung
Die Geschlechtsbestimmung im Ei
In Deutschland wurden rund 45 Millionen Eintagsküken nach dem Schlupf getötet, da die Bruderhähne
von Legehennen eigentlich nicht wirtschaftlich sind und somit als Masthuhn nicht in Frage kommen.
Mittlerweile werden Bruderhähne in ökologisch und konventionell erzeugten Betrieben wie die
Junghennen aufgezogen und als Schlachtgeflügel vermarktet. Das Kükentöten ist laut Tierschutzgesetz
verboten und es dürfen nur Tiere getötet werden, wenn ein vernünftiger Grund vorhanden ist. Ein
vernünftiger Grund ist eine nicht therapierbare Erkrankungen oder eine
erhebliche Verletzung eines
Tieres, sodass das Tier von seinen Schmerzen und Leiden erlöst werden muss.
Wenn der Bruderhahn nicht aufgezogen werden soll, ist die Geschlechtsbestimmung im Ei eine andere
Herangehensweise, um das Problem des Kükentötens zu lösen. Der Vorteil besteht darin,
dass die
männlichen Tiere gar nicht erst ausgebrütet werden. Es gibt derzeit zwei Hauptverfahren zur
Geschlechtsbestimmung im Ei:
Hormonanalyse
Raman Spektroskopie
Ein drittes Verfahren wäre die DNA Analyse bzw. ein floreszierendes Genom,
was die
männliche Ausprägung verursacht
Bei der Hormonbestimmung wird am 9. Tag des Brütens, nach derzeitigem Stand der Forschung vor
dem Einsetzen Schmerzempfindens, ein kleines Loch seitlich in die Eischale gebohrt und ein Tropfen
Allantoisflüssigkeit entnommen. Mit Hilfe der Marker Östradiol und Östronsulfat können hormonelle
Unterschiede im Geschlecht erkannt werden , je nachdem, wie sich die Testflüssigkeit färbt. Wenn das
gesuchte Hormon gefunden wurde, handelt es sich um einen weiblichen Embryo, wenn es fehlt, ist es
ein männlicher Embryo.
Die Eier mit den weiblichen Embryonen werden weiter ausgebrütet. In den bisherigen Studien wurden
keine signifikanten Unterschiede im Kükengewicht beim Schlupf und bei den biologischen Leistungen
nach der Aufzucht festgestellt. Die SELEGGT GmbH hat dieses Verfahren mit Fokus auf einen hohen
Durchsatz und Beprobungserfolg weiterentwickelt. Die baldige Serienreife wird angestrebt und ein
Beprobungsdurchsatz von bis zu 4.000 Eier pro Stunde ist möglich. Die Vorteile des Verfahrens sind
die hohe Genauigkeit bei geringen Schlupfeinbußen, nachteilig ist der späte Zeitpunkt am 9.
Bebrütungstag und das Anbrüten aller Eier bis zur hormonellen Bestimmung. Der Embryo für ein
männliches Küken kann als hochwertige Eiweißkomponente ins Tierfutter verarbeitet werden.
Bei der optischen Methode (Raman-Spektoskopie) wird ein monochromatischer Lichtstrahl in
unterschiedlichen Wellenlängen ausgenutzt. Das zurückgestrahlte
Licht ist je nach Material
unterschiedlich. So wird Licht, welches auf die Zellkerne des embryonalen Blutes trifft, in
unterschiedlichen Spektren zurückgeworfen. Das Verfahren zeigt dabei ein charakteristisches Verhalten
des Eis, bei dem die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Embryo sichtbar werden, unter
anderem die Größe des Genoms. Diese Methode ist schon ab dem 3. Bebrütungstag möglich.