Innere Struktur von Phraseologismen41
Meistens befasst man sich mit der Charakterisierung der äußeren Struktur von Phraseologismen. Der Grund dafür ist, dass man sie von den nichtphraseologischen Wortverbindungen abgrenzen will. Die syntaktische Struktur eines Phraseologismus kann die einer nichtprädikativen Wortverbindung (zwischen Tür und Angel, die Flinte ins Korn werfen), einer festgeprägten prädikativen Konstruktion (Ihn sticht der Hafer) oder eines festgeprägten Satzes sein (Da beiβt die Maus keinen Faden ab).42
„Die richtige Verwendung eines Phraseologismus erfordert, dass die phraseologischen Bestandteile (Komponenten, Konstituenten) in ihrer Gebundenheit (Festigkeit) erkannt und von den variablen unterschieden werden.“43
Die einzelnen Komponenten des Phraseologismus sind als Einzelwörter zu bezeichnen, die die wichtigsten Merkmale des Wortes bewahren. Die Phraseologismen bestehen aus Autosemantika und Synsemantika. Autosemantika werden auch als „Basiselemente“ bezeichnet. Diese Gruppe bilden Substantive, Adjektive, Adverbien, Numeralia und Verben. Synsemantika erfüllen dagegen die Funktion eines „Verknüpfungselement“, es geht um Pronomina, Präpositionen, Artikel und Konjunktionen.
Ein Phraseologismus sollte wenigstens aus einem Basiselement bestehen, aber er kann auch aus mehreren Basiselementen gebildet werden. Es ist aber nicht so häufig, ein Phraseologismus, der aus mehr als drei Basiselementen besteht, ist relativ selten, wobei das Kopulaverb sein meistens nicht mitgerechnet ist.
Die Basiskomponente, die in der Wortverbindung syntaktisch dominiert, bezeichnet man als ‚Kernwort’. Wenn das Kernwort durch ein Verb gebildet ist, handelt es sich um einen verbalen Phraseologismus. Wenn es um ein Substantiv geht, ist der Phraseologismus substantivisch.
Beispiel: die Augen in die Hand nehmen (‚ganz genau hinsehen’), ein offenes Geheimnis (‚ein Geheimnis, das jeder kennt’)
Phraseologismen mit einem Basiselement sind ziemlich häufig, im wesentlichen wird diese Gruppe durch präpositionale Substantivgruppen gebildet.
Beispiel: an Bord (‚auf einem Schiff’), in sich gehen (‚bereuen’), auf Anhieb (‚sofort’)
Die substantivischen Phraseologismen gehören meistens zu der Gruppe mit zwei Basiselementen.
Beispiel: mit Ach und Krach (‚unter großen Schwierigkeiten’), jemanden unter Druck setzen (‚mit Drohungen zu beeinflussen versuchen’), gegen eine Wand reden (‚jemanden vergeblich zu überzeugen versuchen’)
Die verbalen Phraseologismen bestehen am häufigsten entweder aus zwei oder aus drei Basiselementen, sie sind fast gleich verteilt.44
Beispiele der Phraseologismen mit zwei Basiselementen: im dunkeln tappen (‚im Ungewissen sein’), baden gehen (‚scheitern’)
Beispiele der Phraseologismen mit drei Basiselementen: die Engel singen hören (‚starke Schmerzen empfinden’), sich mit fremden Federn schmücken (‚Leistungen anderer als eigene ausgeben’)
Phraseologismen, die aus mehr als drei Basiselementen bestehen, sind selten.
Beispiel: wissen, wo Barthel den Most holt (‚sehr findig sein’), wenn Ostern und Pfingsten auf einen Tag fallen (‚niemals’), den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen (‚das Wichtigste vor unwichtige Sachen nicht sehen’)
In der Gruppe der verbalen Phraseologismen kann man zwei Strukturen unterscheiden. Die erste Struktur stellen die Verbindungen mit phraseologisierter syntaktischer ‚Leerstelle’, diese Leerstelle ist lexikalisch variabel. Die zweite Struktur hat keine obligatorische ‚Leerstelle’.
Beispiel einer Verbindung mit “einem obligatorischen syntaktischen Strukturelement mit variabler lexikalischer Füllung“45: Er öffnete seinem Vater/dem Lehrer/allen Freunden die Augen (jemandem die Augen öffnen – ‚jemandem die Wahrheit zeigen’)
Bei dem zweiten Strukturtyp ist die Füllung nicht variabel.
Beispiel: Peter hängt die Fahne nach dem Wind (Die Fahne nach dem Wind hängen – ‚sich aus Eigennutz oder Bequemlichkeit einer Meinung anschließen’)
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