Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Bog'liq
Diss Rakhimova 2018

[eine] statische 
Abbildung einer andersartigen Lebenswelt, sondern [als] ein dynamisches Konstrukt
“ 
(Wolf 1995, S. 13), wobei sie die Reiseberichte von Theodore Dreiser und Dorothy 
Thompson über die Sowjetunion als geeignetes Forschungsmaterial wählt. Die Autorin 
untersucht die Entstehungsbedingungen und den Entwicklungsprozess des 
literarischen Fremdenbildes, darüber hinaus versucht sie, seine Tiefenstruktur 
offenzulegen.
Mounir Fendri befasst sich in seiner Habilitationsschrift zum Thema „Kulturmensch in 
‚barbarischer‘ Fremde. Deutsche Reisende im Tunesien des 19. Jahrhunderts“ (1996) 
mit einem großen Textkorpus bestehend aus 70 Reisetexten von ca. 50 Autoren aus 
dem 19. Jahrhundert, in denen das deutsche Tunesien-Bild sowie das deutsch-
tunesische Verhältnis dokumentiert und schriftlich überliefert werden. Die Studie 
untersucht die kulturgeschichtlichen und reisespezifischen Voraussetzungen der 
Beziehung zwischen den deutschen Reisenden und dem tunesischen Reiseland sowie 
die materiellen Bedingungen der deutschen Tunesienreise im 19. Jahrhundert. Auch 
Sehweisen, Verhaltenstypen und Reflexionsmuster werden exemplarisch analysiert. 
Wie der Autor bereits im Titel seiner Habilitationsschrift andeutet, entstehen die 
Fremdenbilder der deutschen Tunesienreisenden aus der Perspektive des 
‚Kulturmenschen‘ in einem ‚barbarischen‘ fremden Land.
Einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung der Fremdwahrnehmung Afrikas leistet 
Sylvie Nantscha (2009) mit ihrer später als Buch veröffentlichten Dissertation zum 
Thema „Interdisziplinarität – Kulturtransfer – Literatur. Afrika-Fremdwahrnehmung in 
ausgewählten deutschsprachigen Reisewerken von der Kolonialzeit bis zur 
Gegenwart“. Die Autorin untersucht den Transfer der Theorien, Ansätze und 
Grunddisziplinen in die Literaturwissenschaft als Deutungsmuster im interkulturellen 
Bereich im Allgemeinen und speziell im afrikanischen kulturellen Rahmen. Ihr 


19 
Analysekorpus umschließt 14 deutschsprachige Reiseberichte und einen Film über 
Afrika im Zeitraum von 1915-2001. Dabei schafft sie eine hermeneutische Skizze der 
europäischen 
Afrika-Wahrnehmung 
und 
beschreibt 
die 
dazugehörenden 
Stereotypenbildungen im historischen Längsschnitt. 
Abbas Amin (2013) beschäftigt sich in seiner Schrift mit dem Ägyptenbild in der 
deutschen Reiseliteratur. Das Ziel seiner Arbeit besteht darin, die Repräsentationen 
Ägyptens in deutschen Reiseberichten von 1175 bis 1663 zu erforschen. Der Autor 
schafft eine Überblicksdarstellung als eine systematische Erfassung der deutschen 
und europäischen Reisewerke, die er als Grundlage für eine repräsentative Auswahl 
der Reiseberichte versteht und anschließend nach Sprache, Reisetyp, Reisezeit, 
historischen Hintergründen, gewählten Reiserouten und Kompositionsmustern 
analysiert. Seine Analyse konzentriert sich auf die Strukturen, Grundmuster, Themen 
und Bildelemente, wobei die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, sowie Kontinuität 
und Diskontinuität der Eigen- und Fremdwahrnehmung in deutschen 
Ägyptenreiseberichten dargestellt werden.
Zu den neueren Arbeiten zu diesem Themenkreis gehört die Studie von Andrea Voß 
(2016), die Erzählrhetorik, Intertextualität und Gebrauchsfunktionen des adligen 
Bildungsreiseberichts in der frühen Neuzeit untersucht. Analysiert werden dabei die 
deutschsprachigen adligen Bildungsreiseberichte des 16. und 17. Jahrhunderts. Die 
Autorin richtet ihre zentrale Fragestellung an die „
Muster und Verfahren der textuellen 
und medial-materiellen Vermittlung der Reiseerfahrungen im Bericht und die daraus 
abzuleitenden Gebrauchsfunktionen der Gattung
“ (Voß 2016, S. 1). 
Auch das Zentralasienbild der Deutschen wurde zum Untersuchungsgegenstand von 
zwei umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten, die im ersten Fall das gesamte 
Mittelasien und darunter auch den dem heutigen Usbekistan historisch zugehörigen 
Raum im Orientalismus-Diskurs untersuchen, und im zweiten Fall deutsche 
Forschungsreisen nach Turkestan im historischen Längsschnitt diskursanalytisch 
betrachten. Dies sind die Arbeiten von Bahodir Sidikov (2003) und Franziska Torma 
(2011).
Über die deutsche Mittelasienwahrnehmung hat Bahodir Sidikov (2003) eine 
Dissertation unter dem Titel „Eine unermessliche Region. Deutsche Bilder und 
Zerrbilder von Mittelasien (1852-1914)“ an der Martin-Luther-Universität Halle-
Wittenberg geschrieben. Ziel seiner Untersuchung ist die Klärung, inwieweit die 
deutschen Studien über Mittelasien den Orientalismus-Thesen von Edward Said 
entsprechen, wodurch auch die bestehende Lücke von 
Orientalismen
gefüllt werden 


20 
soll. Denn sowohl Deutschland, Österreich, Ungarn und Russland als Kolonialmächte 
als auch Mittelasien als Kolonialgebiet wurden in Saids Studie ausgeschlossen. In 
seiner Zusammenfassung schreibt Sidikov: 
 

Saids Thesen fanden in Anwendung auf den mittelasiatischen Teil der deutschen 
Orientalistik größtenteils ihre Bestätigung. Der deutsche Blick auf Mittelasien 
unterschied sich wenig von dem der Engländer und der Franzosen auf andere Gebiete 
des Orients.


 
 
 
(Sidikov 2003, S. 425)
Zu einer der umfangreichsten Studien zählt die Dissertation zum Thema „Turkestan-
Expeditionen. Zur Kulturgeschichte deutscher Forschungsreisen nach Mittelasien 
(1890-1930)“ von Franziska Torma (2011) an der Ludwig-Maximilians-Universität 
München. In sechs Kapiteln erzählt die Autorin die deutsche wissenschaftliche 
Entdeckung, Eroberung und Kartierung Turkestans, wo heute die zentralasiatischen 
Republiken Kasachstan, Kirgistan, Turkmenistan, Tadschikistan und Usbekistan 
liegen. Die Studie basiert auf drei Kategorien – Raum, Zeit und Kolonialismus. Die 
Entdeckung von Turkestan entsprang in erster Linie dem großen Interesse Europas 
am Bergsteigen (1900). Nach den Entdeckungsreisen in die wilde Natur gab es 
zahlreiche archäologische Expeditionen von deutschen Wissenschaftlern. Franziska 
Torma beschreibt ausführlich die Entwicklung deutscher Asien- bzw. Turkestanpolitik, 
angefangen vom Deutschen Reich im Zuge des Ersten Weltkrieges, fortgesetzt mit der 
Alay-Pamir-Expedition 1928 bis zur Moderne.
Eine Forschungsarbeit, die sich speziell auf Reiseberichte über Usbeken und 
Usbekistan konzentriert, sei es eine kulturhistorische oder literaturwissenschaftliche 
oder gar linguistische, existiert bis heute nicht.


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