Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum


 Colin Ross: „Weg nach Osten“



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Diss Rakhimova 2018

 
3.2.4 Colin Ross: „Weg nach Osten“ 
Ein Weltwanderer und Reiseschriftsteller, der zu einem Nationalsozialist und 
Geheimagent von Hitler wurde und dessen Leben wie das vieler Nazis durch 
Selbstmord endete, war Colin Ross. Auf welcher Weise und mit welchem Reisemotiv 
kam er nach Turkestan? In diesem Abschnitt wird versucht, auf diese Frage eine 
erleuchtende Antwort zu geben. Einige Daten seiner Biographie und der 
Entstehungskontext seines Reiseberichts über Turkestan werden im Folgenden in 
gekürzter Form dargestellt. 
Colin Ross wurde am 4. Juni 1885 in Wien als Sohn des Ingenieurs Friedrich Ross, 
der erstmals Elektrizitätswerke in Österreich baute, geboren. 
Das Interesse an fremden Kulturen von Ross begann mit Eberhard Gothein, dem 
bekannten deutschen Kultur- und Wirtschaftshistoriker, bei dem er in Heidelberg 
Kulturgeschichte studierte, was später als gute Grundlage für seine 
Reiseschriftstellertätigkeit dienen sollte (vgl. Baumunk 1999, S. 6-7).
Die Grundlage für seine erste Reiseschilderung war die Reise nach Südamerika im 
Jahre 1919
32
, als Ergebnis kam das Buch „Südamerikanisches Auswanderer-ABC“ 
(1921) heraus. Die einzelnen Beiträge, die während seiner Reise in 
südamerikanischen Zeitungen erschienen, brachte der Verlag F. A. Brockhaus ein 
Jahr später auch in Buchform (1922) heraus. Dieses wurde vom deutschen Publikum 
mit großem Interesse entgegengenommen.
Bald darauf plante Ross eine erneute Reise, nicht zuletzt aufgrund finanzieller 
Probleme, die er mit seinen letzten Büchern nicht lösen konnte. Das diesmalige 
32
Sein Hauptziel von dieser Reise war die Bekleidung eines Diplomatenpostens, weshalb er sich bereit erklärte, geheime Berichte 
für die deutsche Regierung zu schreiben und Propaganda für Deutschland zu machen. Er reiste zusammen mit Frau und Tochter 
und mit einem internen offiziellen Erlass des Auswärtigen Amtes nach Argentinien. Aufgrund einer politischen Intrige ging seine 
politische Mission schief und er kehrte 1921 nach Deutschland zurück (vgl. Baumunk 1999, S.42-55).


94 
Reiseziel war politisch wichtig und zugleich gefährlich – es würde den Wert der 
Auslandsberichterstattung noch mehr steigern: der kaukasische Teil der Sowjetunion, 
Persien und Afghanistan. Seine Reise begann im April 1922 und führte zuerst nach 
Polen, durch die Ukraine, Aserbaidschan, Persien, Turkestan bis nach Russland (vgl. 
Baumunk 1999, S. 57). Bald darauf publizierte er das Buch „Der Weg nach Osten. 
Reise durch Rußland, Ukraine, Transkaukasien, Persien, Buchara und Turkestan“ 
(1923). 
Einer der Gründe für die Reise nach Turkestan war für Ross vermutlich die 
Rassenthematik. Die Machtverhältnisse zwischen Ethnien beschäftigten ihn bis ans 
Ende seines Lebens. Später, 1941, schreibt er in seinem Buch „Vom Neuen Asien“: 
 

Hand in Hand mit […] machtpolitischen ging die wirtschaftliche, ideologische und 
gesellschaftliche Eroberung der Erde durch den weißen Mann. Die Welt wurde von Tag 
zu Tag europäischer. Ihre Beherrschung durch Europa, zum mindesten durch die 
weiße Rasse, ihr schließliches Aufgehen in der europäischen Zivilisation schienen 
unentrinnbares Schicksal.

 
(Ross 1941, S. 4)
Die Planung und die finanzielle Sicherung seiner Reisen fielen Ross nicht leicht. Eines 
der Reiseziele, Persien, war bis August 1921 schwer zu erreichen, denn die Briten, die 
damals den größten Teil des Landes besaßen, verwehrten den Deutschen den Eintritt 
ins Land. Durch den Regierungswechsel in Persien, also die Machtübernahme von 
Reza Khan und die Schließung des Freundschaftsabkommens mit den Sowjets, 
wurden Reisen von Deutschland nach Persien wieder möglich und deutsche 
Gesandtschaften im Land waren wieder erwünscht. Aber Ross stand vor einem 
anderen Hindernis: Ihm fehlte es an finanziellen Mitteln für die Reise. Er versuchte es 
über das Auswärtige Amt, aber ohne Erfolg. Auch die „Frankfurter Zeitung“ war an 
seinem Reisejournalismus nicht interessiert. Trotz dieser Schwierigkeiten beschaffte 
er sich sein Reisegeld, vermutlich durch seinen Bruder und den Verlag Ullstein, und 
trat im April 1922 seine Reise an, die durch Polen, die Ukraine, Aserbaidschan, 
Persien, Turkestan und Russland verlief. Als Ergebnis dieser Reise publizierte er 1923 
das Buch „Der Weg nach Osten. Reise durch Rußland, Ukraine, Transkaukasien, 
Persien, Buchara und Turkestan“ (vgl. ebd.: S. 56-57).
Obwohl sein Weg bis Aserbaidschan einigermaßen mühelos verlief, erschien ihm 
seine Weiterreise nach Turkestan zu Beginn unmöglich, denn er litt an Malaria. Als er 
wieder gesund war, erfuhr er, dass der Weg nach Turkestan gesperrt sei. Er überlegte 
sogar, ohne Visum über das Kaspische Meer zu reisen. Ein gelungenes Treffen mit 


95 
bucharischen Gesandten in Baku machte es dennoch möglich; Ross erhielt kurz 
darauf sein Visum (vgl. Ross 1924, S. 231-232). 
Auch der zwei Jahre später nach Turkestan gereiste Gustav Krist beschwert sich über 
die Einreiseverbote nach Turkestan und erwähnt Colin Ross als seinen Vorläufer bei 
einem russischen Beamten:

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