Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum


 Heinrich Moser: „Durch Centralasien“



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Diss Rakhimova 2018

 
3.2.2 Heinrich Moser: „Durch Centralasien“ 
Zu den bedeutenden Orientkennern seiner Zeit gehört auch Heinrich Moser. 
Er unternahm insgesamt vier große Reisen nach Zentralasien (1868, 1869/70, 
1883,1888/89). Die größte und erfolgreichste Reise war die Dritte, nach der er seine 
Reiseerlebnisse veröffentlichte und Wanderausstellungen über Zentralasien in der 
Schweiz organisierte. Im Folgenden wird ein Blick auf Mosers Lebensdaten bezüglich 
seiner Turkestan-Begegnungen 
und 
die 
Entstehungshintergründe 
seines 
Reiseberichts geworfen.
Henri (Georg Heinrich) Moser (geb. am 13.05.1844 in St. Petersburg) war Schweizer 
Forschungsreisender, Sammler und Diplomat. Seine Mutter starb, als er sechs Jahre 
alt war, und sein Vater
23
sah in ihm seinen Nachfolger und bildete ihn 
dementsprechend aus. Dennoch ist sein Lebenslauf in jungen Jahren von Skandalen 
und Beziehungsproblemen mit seinem Vater überschattet.
24
Dies erklärt in mancherlei 
Hinsicht seine abenteuerlichen Reisen nach Turkestan, die er bereits 1868 mit 24 
Jahren antrat. Zur damaligen Zeit war Turkestan bereits vom russischen Zaren 
Alexander II. kolonialisiert und wurde dadurch für Europäer relativ zugänglich.
25
Diese 
23
Heinrich Moser (geb. am 12.12.1805 in Schaffhausen) war ein Uhrenindustrieller und Wirtschaftspionier aus der Schweiz. 1827 
reiste er nach Russland und wurde dort in kurzer Zeit zu einem erfolgreichen Uhrenindustriellen. Er gründete mithilfe seiner 
finanziellen Mittel eine Reihe von Handels- und Industrieunternehmungen und unterstützte den Bau eines großen 
Wasserkraftwerkes im Rhein bei Schaffhausen. Somit gehörte er zu den intelligentesten und erfolgreichsten schweizerischen 
Unternehmern des 19. Jahrhunderts (vgl. Wipf 1997, S. 181f.). 
24
Siehe dazu: Balsiger, Roger Nicholas, "Moser, Henri" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 182-184 [Online-Version]; 
URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119064154.html#ndbcontent (letzter Zugriff: 26.08.2018). 
25
Vgl. 
http://e-tarix.uz/vatan-tarixi/475-vatan-tarixi.html
 (letzter Zugriff: 15.09.2018) 


87 
erste zentralasiatische Reise sollte nach seinen Plänen in Indien enden, was aber nicht 
passierte. Auch die zweite, auf ein Seidenraupengeschäft zielende Reise im Jahre 
1869 durch Taschkent, Samarkand und Buchara endete mit einem Misserfolg. Neben 
dem geschäftlichen Interesse war sein Augenmerk immer auf die Sammlung von 
orientalischen Raritäten gerichtet, sodass seine dritte Reise für ihn sehr bereichernd 
war: Es wurden ihm Audienzen von Emir von Buchara, dem Khan von Khiva und dem 
Schah von Persien gewährt, wodurch sein orientalischer Schatz noch größer wurde.
26
Als Ergebnis entstand ein authentischer Reisebericht, der im Jahr 1888 unter dem Titel 
„Durch Central-Asien. Die Kirgisensteppe. Russisch-Turkestan-Bochara-Chiwa. Das 
Turkmenenland und Persien“ publiziert wurde. 
Im Vorwort seines Buches beschreibt Moser diese Publikation scherzhaft als 
„Unglück“:

Wenn mir jemand früher gesagt hätte, dass ich ein Buch schreiben würde, so würde 
ich über eine solche Zumuthung nur gelacht haben. Ich erzähle, wie das Unglück 
dennoch kam.
“ 
(Moser 1888, S. VII)
Die Briefe, die er während seiner Wanderungen schrieb und die in verschiedenen 
Zeitungen veröffentlicht wurden, weckten großes Interesse bei den Lesern. Nach 
seiner Heimkehr brachte Moser mit der Initiative eines Verlegers diese Briefe in Form 
eines Buches heraus und ließ im Frühsommer 1884 unter dem Titel „A travers l'Asie 
centrale. Impressions de voyage“ sein erstes Hauptwerk über Zentralasien in 
französischer Sprache folgen, das 1885 in Paris und 1888 in deutscher Übersetzung 
in Leipzig erschien
27
. Moser hatte das Ziel, Sitten und Gebräuche der 
zentralasiatischen Völker möglichst authentisch zu beschreiben: 
 

Bei der Veröffentlichung meiner Reiseeindrücke stellte ich mir einfach die Aufgabe, 
das zu sagen, was ich selbst erfahren habe. Das einzige Verdienst, welches ich in 
Anspruch nehmen könnte, besteht darin, dass ich weder meine Augen, noch meine 
Ohren in der Tasche mit mir herumtrug.

 
(Moser 1888, S. VIII)
26
Die Sammlung in Bern gehört zu den weltweit größten privaten Sammlungen über den Orient. Sie umfasst ca. 4000 Objekte, 
bestehend aus Prunkwaffen und Rüstungen, Textilien, Manuskripten, Miniaturen, Keramik, Münzen und kunstgewerblichen 
Gegenständen. Sie wird heutzutage im Bernischen Historischen Museum (BHM) aufbewahrt (vgl. Balsiger 1997, S. 183-184). 
27
Vgl. 
Pfaff, 
Robert 
(o.J.): 
Henri 
Moser. 
Aus: 
http://www.stadtarchiv-
schaffhausen.ch/fileadmin/Redaktoren/Dokumente/Moser_Henri.pdf (Letzter Zugriff: 10.06.2017). 


88 
Sein Objektivitätsanspruch, den er in oben angeführtem Zitat erhebt, scheitert jedoch, 
denn seine kolonialistische Haltung gegenüber 
Sarten
(siehe dazu 4.1.1)

d.h. den 
Einheimischen in Turkestan, fällt eindeutig ins Auge. Er betont gelegentlich, oft mit 
Ironie, wie weit entfernt die Sarten von der Zivilisation seien (vgl. ebd.: S. 66, 67, 96, 
98, 128). Die Einwohner Turkestans ernten von ihm hauptsächlich pejorative 
Ausdrücke (siehe dazu 4.1 und 4.2).
In den Jahren 1888/89 ging er zusammen mit seiner Frau auf die vierte und letzte 
Reise nach Zentralasien. In Zusammenarbeit mit dem russischen General Michel 
Annenkoff, dem Erbauer der transkaspischen Bahn, wollten sie die Gebiete von 
Karakal durch große Bewässerungsanlagen kultivieren. Doch dieses Vorhaben wurde 
von russischer Seite nicht genehmigt. Als Ergebnis seiner Beschäftigung mit dem 
Problem der Bewässerung erschien 1894 in Paris Mosers zweites Hauptwerk „L’ 
irrigation en Asie centrale“. Ziel dieser Publikation war es, das Interesse Europas an 
guten wirtschaftlichen Möglichkeiten in den zentralasiatischen Gebieten zu wecken 
(vgl. Pfaff 1969, S. 212-222). 
Henri Moser verstarb am 15. Juli 1923 nach einer Erkrankung in Vevey. 
Da Moser ein Augenzeuge der Änderungen und Entwicklungen durch seine 
wiederholten Reisen (zwischen seiner ersten und letzten Reise liegen gute 20 Jahre) 
in das damalige Russisch-Turkestan war, ist sein Reisebericht als authentisches 
Beispiel der Fremdwahrnehmung für die vorliegende Untersuchung von großer 
Bedeutung. 

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