2.4.1.3 Vergleich
Der Vergleich ist, wie bereits erwähnt, ein Stilmittel des bildlichen Ausdrucks, das zwei
Begriffe aus verschiedenen thematischen Feldern verbindet und über eine
Vergleichsbasis (auch
Tertium Comparationis
genannt) verfügt (vgl. Riesel 1963, S.
166).
Die Vergleichsartikel (
wie, als, als ob, gleichsam
) und die Vergleichsverben (
gleichen,
ähneln
) sind die konstituierenden Komponenten des Vergleichs (vgl. Sowinski 1991,
S. 132). Die Vergleiche können erwartet und unerwartet, humorvoll oder schockierend
sein und auch Elemente der Ironie enthalten, was von Autoren gezielt eingesetzt wird.
Dadurch wirken die sprachlichen Bilder umso lebhafter und prägen sich beim Leser
noch besser ein, sie sind also „
ein Mittel zur besseren Veranschaulichung
“ (Sowinski
1973, S. 52).
Ralph Müller, der eine Unterscheidung zwischen Metapher und Vergleich als „
nicht
hinfällig
“ (Müller 2012, S. 87) sieht, betont jedoch, dass zwischen grundlegenden
metaphorisch-analogen Konzeptualisierungen und stilistisch unterschiedlichen
sprachlichen Realisierungen differenziert werden solle (vgl. ebd.).
Der Struktur nach wird in der klassischen Stilistik zwischen einfachen und erweiterten
Vergleichen unterschieden. Einfache Vergleiche bestehen aus einer Wortgruppe; die
erweiterten dagegen umfassen einen ganzen Satz oder eine Reihe von Sätzen.
Anders als in der schöngeistigen Literatur kommen in deutschsprachigen
Reiseberichten viele okkasionelle Vergleiche vor. Sie sind oft kontextbedürftig und
hängen von der Kreativität des Autors ab, z. B.:
„
Sie trinken Tee – heißen, grünen Tee bei dreißig Grad Hitze: der grüne Tee hat hier
dieselbe Bedeutung wie in Bayern das Bier.
“
(Richter 1990, S. 21)
Oder:
56
„
Er wies auf die Teetassen, in Usbekistan bei einem Besuch so wichtig wie die Stühle
zum Sitzen: Stärken Sie sich.
“
(Christ 1976, S. 190)
Die stilistische Leistung des Vergleichs bestehe, so Bernhard Sowinski, zum einen in
der größeren Veranschaulichung des Gemeinten, zum anderen in seiner möglichen
Verdeutlichung und Präzisierung, zu der auch die Einfügung bestimmter
Konnotationen gehören kann (z. B. Tiervergleiche, Vergleiche mit historischen
Persönlichkeiten usw.) (vgl. Sowinski 1991, S. 132).
Nachfolgend werden auch die Begriffe
Allegorie
,
Antithese
,
Periphrase
und
Synekdoche
kurz beschrieben, da sie in unserem Textkorpus häufig vorkommen und
bei der Entstehung des Fremdenbildes bestimmte Funktionen haben:
Die
Allegorie
ist eine Abart der Metapher und meint die „
Verbildlichung eines Begriffs
“
(Sowinski 1973, S. 329). Mit ihrer Hilfe wird etwas Abstraktes durch etwas
Gegenständliches beschrieben, was dem Gesagten einen höheren Sinn verleiht.
Die
Antithese
ist „
eine Kopplung von gegensätzlichen (gedanklichen) Aussagen und
Wörtern
“ (ebd.), ihre Funktion besteht darin, die Kontraste deutlicher zu zeigen und
Spannung zu schaffen. Die Reiseautoren gebrauchen oft dieses Mittel, um die starken
Unterschiede zu zeigen, wie z. B.:
„
[…] jetzt kennen wir sie als eine räumliche Durchdringung von alt und neu, von Grau
und Rot, von Orient und Okzident, von Primitivwirtschaft und Sozialismus, von
Mohammed und Marx ...
“
(Kisch 1932, S. 34)
Als
Periphrase
gilt die „
Umschreibung eines Begriffs (Gegenstand, Person o. ä.) durch
seine Merkmale
“ (Sowinski 1973, S. 334), ihre Funktion sieht die Hervorhebung
bestimmter Eigenschaften einer Person oder eines Gegenstands vor. Eine besondere
Form der Periphrase ist die Antonomasie, die statt Eigennamen eine
Gattungsbezeichnung einsetzt (vgl. Sowinski 1991, S. 134). Auch die Periphrase wird
von Reiseautoren oft und gern gebraucht. Im folgenden Satz ist z.B. der zu
Sowjetzeiten populäre Ausdruck
das Land des Friedens und der Freundschaft
(russ.
ʻстрана мира и дружбыʼ) für die Umschreibung der Sowjetunion zu sehen:
„
Für meinen Freund Achundi aber geht es vorwärts. Er weiß sogar, wohin: ins Land
des Friedens und der Freundschaft.
“
57
(Richter 1966, S. 60)
Die
Synekdoche
zählt die klassische Stilistik zu einer Abart der Umschreibungen.
Dabei wird ein Begriff durch einen anderen ersetzt: Das Ganze durch einen Teil (Pars
pro toto) oder eine beliebige Zahl, die Art durch die Gattung, den Plural durch den
Singular (vgl. Sowinski 1973, S. 263-264), z. B.:
„
Solches Tuch hätte ich gern mit nach Hause gebracht, als willkommenes Geschenk
für einen dunkelhaarigen Kopf, aber Samarkands Textilläden, vollgestopft mit Stoffen
in den phantastischsten Farben und Mustern, hatten keines der glitzernden Tücher am
Lager.
“
(Christ 1976, S. 155)
Das sprachliche Bild ist somit eine sprachliche Entität, die es erlaubt, die Verbindung
der Sprache mit der Kultur zu erschließen. Diese Ausdrücke rufen in der menschlichen
Wahrnehmung bestimmte
Bilder
hervor. Diese in untersuchten Textkorpora häufig
vertretenen
Ausdrucksmittel
der
Bildlichkeit
werden
im
Prozess
der
linguokulturologischen Analyse identifiziert, analysiert und klassifiziert. Sie sollen
veranschaulichen, dass die Ausdrucksmittel der Bildlichkeit bei der Entstehung des
sprachlichen Fremdbildes eine wichtige Rolle spielen. Damit gehört die Untersuchung
der Bildlichkeit zu den obligatorischen Aspekten der linguokulturologischen
Untersuchung auch von deutschsprachigen Reiseberichten über Usbeken und
Usbekistan.
Do'stlaringiz bilan baham: |