und die Sprache des Menschen als solche.
“
12
(Telija 1988, S. 12) (Übersetzung G. R.)
Demnach
ist
nicht
nur
unsere
Sprache,
sondern
unser
gesamtes
Wahrnehmungssystem im Grunde metaphorisch, unabhängig davon, ob wir das
bewusst feststellen oder nicht.
Lakoff und Johnson sehen die Metapher als ein Instrument für die Entstehung von
Konzepten:
„
Unsere Konzepte strukturieren das, was wir wahrnehmen, wie wir uns in der Welt
bewegen und wie wir uns auf andere Menschen beziehen. Folglich spielt unser
Konzeptsystem bei der Definition unserer Alltagsrealitäten eine zentrale Rolle.
“
(Lakoff/Johnson [1997] 2008, S. 11)
Konzeptualisierung, ein Ansatz der kognitiven Linguistik, ist also in der Theorie der
Metaphorisierung von Sprachbildern von großer Bedeutung.
So schreibt z. B. Telija über konzeptuale Metaphern:
„
Eine konzeptuale Metapher ist das Resultat eines solchen Prozesses der
Metaphorisierung, dessen Ziel die Schaffung eines neuen Begriffs (Konzepts) war.
“
13
12
Im Original: „метафора возникает не потому что она нужна, а потому, что без нее невозможно обойтись, она
присуща человеческому мышлению и языку как таковая.“
13
Im Original: „Концептуальная метафора - это результат такого метафорического процесса, целью которого
было создание нового понятия (концепта).“
50
(Telija 1988, S. 8)
Bekannt geworden ist dieser Ansatz auch in der kognitiven Anthropologie von Ward E.
Goodenough (Goodenough 1957, S. 167-173). Metaphern sind also die Spuren der
Kultur in der Sprache, die in den Köpfen der Menschen wiederholt bestimmte Bilder
hervorrufen. Auch deswegen dienen sie als Mittel der Stereotypisierung und folglich
des Fremdverstehens. Lakoff/Johnson betonen ebenfalls die Bedeutung der
kulturellen Erfahrung als Grundlage für die Entstehung von Metaphern:
„
Die Grundlage einer Metapher in der physischen Erfahrung läßt sich nur schwer
abgrenzen von ihrer Grundlage in der kulturellen Erfahrung; denn welches physische
Fundament einer Metapher aus den vielen anderen möglichen Fundamenten
ausgewählt wird, hängt von der kulturellen Kohärenz ab.
“
(Lakoff/Johnson [1997] 2008, S. 28).
Nach Lakoff/Johnson werden folgende Arten der Metaphern unterschieden:
1.
Strukturmetaphern.
Darunter sind „
[…] Fälle, in denen ein Konzept von einem
anderen Konzept her metaphorisch strukturiert wird
“ (ebd.: S. 22), zu verstehen, z. B.
„
Zeit ist Geld“
.
2.
Orientierungsmetaphern.
Dabei wird ein Konzept nicht von einem anderen her
strukturiert, sondern ein ganzes System von Konzepten wird in seiner wechselseitigen
Bezogenheit organisiert. Die meisten von ihnen helfen bei der Orientierung im Raum
bzw. geben einem Konzept eine räumliche Bedeutung, z. B.: „
Ich fühle mich heute
obenauf“
(vgl. ebd.: S. 22-26)
3.
Ontologische Metaphern
, die sich in zwei Untergruppen teilen:
a) Metaphern der Entität und Materie.
Sie dienen bestimmten Sichtweisen von
Ereignissen, Aktivitäten, Emotionen, Ideen als Entität und Materie; wir bringen
damit unsere verschiedenen Zielsetzungen zum Ausdruck. Mit ihnen kann
Bezug genommen und quantifiziert, können Aspekte und Ursachen identifiziert,
Ziele gesetzt und motiviert werden, z. B.: „
Sie hat es aus Zorn getan“
(vgl. ebd.:
S. 35-39).
b) Gefäßmetaphern.
Mithilfe dieser Metaphern kann ein Mensch wie „
ein Gefäß
mit einer begrenzenden Oberfläche und einer Innen-/Außenorientierung
“
erscheinen, z. B.: „
Dieses Problem liegt außerhalb meiner Kompetenz
“,
oder:
„
Er steckt in Schwierigkeiten
“
(vgl. ebd.: S. 39-43).
c)
Personifikation
. Darunter sind Metaphern zu verstehen, welche Tieren,
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(abstrakten) Gegenständen oder Ähnlichem menschliche Eigenschaften
zuweisen, z. B.: „
Die Sonne lacht
.“ oder „…
Stimme des Gewissens
“ (vgl. ebd.:
S. 44-45).
In deutschsprachigen Reiseberichten werden oft originelle, kreative Personifikationen
verwendet, die dem Geschriebenen eine lebendige Note verleihen und daher
wahrscheinlich zu den beliebtesten Ausdrucksmitteln gehören, z. B.:
„
Eine Zeitlang läuft die Taschkenter Oase neben uns her, wirft Jasminduft und der
Pappeln Grün als Abschiedsgruß in das Abteil. Dann aber bleibt sie zurück, und alles
ist öde.
“
(Kisch 1932, S. 35)
5.
Metonymie.
Metonymie bedeutet für Lakoff und Johnson die Verwendung einer
Entität, um auf eine andere Entität Bezug zu nehmen. Obwohl die Autoren zwischen
Metapher und Metonymie eine klare funktionale Grenze ziehen (vgl. Lakoff/Johnson
[1997] 2008, S. 47), sind gleichzeitig viele Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten
zwischen beiden Begriffen festzustellen. Beide heben bestimmte Merkmale hervor und
blenden andere aus. Auch die Metonymie ist wie die Metapher nicht nur ein Mittel der
Poetik oder der Rhetorik. Schließlich sind „
metonymische Konzepte (wie: der Teil steht
für das Ganze) Bestandteil unseres normalen, alltäglichen Denkens, Handelns und
Sprechens
“ (ebd.: S. 46-52). Zudem
„
[…] besteht das Wesen der Metapher darin, dass wir durch sie eine Sache oder einen
Vorgang in Begriffen einer anderen Sache bzw. eines anderen Vorgangs verstehen
und erfahren können.
“
(Ebd.: S. 13)
Metaphern spielen somit eine wichtige Rolle für das Verstehen der eigenen und der
fremden Welt. Da es hier um die kognitive Wahrnehmung der Welt der Usbeken geht,
müssen hierfür (auch) fremdländische, nationale, genauer gesagt spezifisch
usbekische
Kultur-/Realienwörter
und
metaphorische
Ausdrücke
und
Redewendungen erforscht werden.
Somit ist die metaphorische Konzeptualisierungstheorie von Lakoff und Johnson ein
wichtiger Ansatz für die Erforschung des Usbeken- und Usbekistanbildes in
deutschsprachigen Reiseberichten. Denn die Analyse von Metaphern kann zeigen,
welche metaphorischen Konzepte und/oder Konzeptbündel bei der Wahrnehmung und
Interpretation dieser fremden – usbekischen – Welt eine zentrale Rolle spielen und
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welchen Einfluss sie auf die historische Entwicklung des Usbeken- und
Usbekistanbildes ausüben.
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