Witzschdorf um 1770



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#1520








Karte von
1760

Auf einer gut erhaltenen Karte des Zschopauer Archivs vom Jahre MDCCLX sind in unserer Gegend folgende Mühlen eingetragen:


- Mehlmühlen Witzschdorf 1; Waldkirchen 1

Hennersdorf 1; Dittmannsdorf 2

Gornau 2; Börnichen 2

Marbach 1;

- Ölmühlen Marbach 1; Dittmannsdorf 1

Darüber hinaus hat lt. Karte Witzschdorf ein Jägerhaus und einen Gasthof.


(Quelle: Archiv Zschopau)



Schnee
1764

Am 12. April 1764 gab es noch so viel Schnee, daß die Bauern mit Pferd und Schlitten zur Kirche nach Zschopau fahren konnten.


(Quelle: Zschopauer Wochenblatt)



Erbericht
1768

Das Erbgericht (Lehngericht) erlangte nach Zukauf 1768 seinen jetzigen Umfang von 56 ha. Vorher hatte es wie alle anderen 18 Höfe die gleiche Größe. Seit dem hat es 28 mal den Besitzer gewechselt.


(Quelle: Groschopp)



Witzschdorf
um
1770

Witzschdorf zählte 1771 650 Einwohner. Aus den ursprünglich 18 Bauernhöfen waren durch Teilung von vier Höfen acht halbe Höfe geworden.

Die Anzahl der Bauern betrug nun 22. Daneben gab es 32 Häuser mit 63 Wohnungen.
Zu dieser Zeit zählte unser Ort 52 Apfel-, 36 Birnen-, 71 Pflaumen- und 28 Kirschbäume.
Die Erträge hier im Gebirge waren gering. Da es an Futter fehlte – Kartoffel- und Kleeanbau kannte man noch nicht, der Stallmist wurde verbrannt – war auch die Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung nur schwach entwickelt. Die starke Bienenhaltung lieferte viel Honig, der zum Süßen gebraucht wurde, denn Zucker gab es noch nicht. Fleisch wurde billig aus Böhmen eingeführt, es kam nur sonntags auf den Tisch.
(Quelle: Kramer, Quellen zur bäuerlichen Hof- und Sippenforschung)
(Siehe Veröffentlichung im Amtsblatt Gornau: „Witzschdorf- ein Bauerndorf“ von H. Butter)






Miss-

ernten

1771/72

Hungersnot

1772

Infolge von Mißernten in den Jahren 1771/72 kam es zu einer großen Hungersnot, der schlimmsten in unserem Erzgebirge. Die Bäcker konnten kein Brot mehr backen. Kartoffeln gab es noch nicht.

An der Hungersnot von 1772 starben auch in Witzschdorf viele Menschen. Die Zahl der Einwohner ging stark zurück. Erst im Jahre 1801 erreichte unser Ort wieder 464 Einwohner.

Nach der großen Hungersnot von 1772 wurde auch in unserem Heimatort der Kartoffelanbau eingeführt. Die „Erdäpfel“ waren nun Hauptnahrungs-mittel und die Schweinehaltung nahm großen Aufschwung. Dadurch kam es nicht wieder zu einer Hungersnot.





Witzschdorf

im Befreiungs-krieg
1813

Reste der 1812 in Rußland geschlagenen Armee Napoleons kamen 1813 auch nach Witzschdorf.


In Augustusburg befand sich ein Lazarett mit Thyphuskranken, von denen viele starben. Über 1.000 Franzosen wurden in der Mörbitz (Franzosen-friedhof am Wege nach Hennersdorf) begraben, da der Friedhof in Augustusburg nicht alle Toten aufnehmen konnte.
Unter der Bevölkerung von Augustusburg, Zschopau und den umliegenden Ortschaften wütete nun auch die Seuche.
Im Juni und Juli 1813 durchquerten mehrfach französische Truppen auf dem Wege von Augustusburg nach Zschopau die Dörfer Waldkirchen und Witzschdorf. Ebenso am 22. August als die Franzosen in Richtung Dresden abzogen. Danach traf das Korps Lenau der Verbündeten in Zschopau ein, das sich in den Ortschaften zwischen Augustusburg und Zschopau einquartierte.
Am 4. August 1813 griffen französische Truppen von Chemnitz her die Österreicher an. Dabei kam es zu Kämpfen bei Dittmannsdorf, am Kammweg und bei Kunnersdorf. Die österreichische Infanterie erlitt dabei Verluste.
Anfang Oktober zogen von Böhmen kommend Österreicher und Russen mit starker Armee in Richtung Leipzig, um sich dort mit den Preußen zu vereinigen (Völkerschlacht).
An der Spitze der drei verbündeten Armeen mit 14.000 schweren Wagen befand sich Zar Alexander, der mit seinen 22 Generalen in Zschopau übernachtete.
Als die Einquartierungen von Freund und Feind beendet waren und keine Truppen mehr unser Dorf durchzogen, gab es im Ort weder Schweine, Kälber, Geflügel noch Getreide oder Kartoffeln und kaum noch Pferde. Viele Bauern sind ruiniert und mußten den Hof verkaufen.
(Quelle: Archiv Zschopau, Groschopp)






Statistische Angaben aus dem Jahre
1820


In Witzschdorf gab es 1820:


- 65 Feuerstellen - 32 Häusler

- 18 Bauernhöfe - 18 Halbhufen

- 1 Mehlmühle mit 2 Gängen (Wasserräder)

mit 14 Hufen Land


An Steuern hatte unser Ort an Augustusburg zu zahlen:
- 1.184 Volle Schock (1 Voller Schock hatte 60 Groschen)

- 1.184 x 60 71.040 Groschen (1 Groschen hatte 12 Pfennige)


- von diesen Vollen Schock waren

Ruhende Schocken (Deskremente Schocken) abzuziehen, dies ergab die

Gangbaren Schocken (tatsächliche Steuern).
- D.h. 1.184 Volle Schocken

- 140 ½ Ruhende Schocken

= 1.034 ½ Gangbare Schocken


Ruhende Schocken ergaben sich aus Häusern, die z. Zt. leer standen oder

aus bestimmten sozialen Fällen.





Kauf der Mehlmühle

1821

Der Chemnitzer Kaufmann Christian Klemm kaufte am 23. Dezember 1821 die 1621 errichtete Mehlmühle. Sie stand vor dem heutigen Wehr an der linken Flußseite.





Linden
1822

1958


Der Bauer David Adam Weissbach pflanzte 1822 an der Straße nach Witzschdorf von der Eisenstraße über die Götzhöhe bis zum Ortseingang Linden.

Am 12. Juni 1958 wurde die letzte der Linden durch Hagelschlag zerstört.



Spinnerei
1823



Klemm errichtete neben der Mühle 1823 eine Spinnerei.



Ende der Frondienste


1832

Der König von Sachsen schaffte 1832 die bis dahin üblichen Frondienste und Hoftage ab. Die Bauern von Witzschdorf hatten nun auch keine Fronleistungen mehr zu erbringen, dafür mußten sie einen Bodenzins an Augustusburg zahlen.


Neben hohen geldlichen Abgaben an die Obrigkeit und an die Kirche, gab es auch viele Arbeitsleistungen, die die Herrschaft verlangte. So heißt es im Amtserbbuch von Augustusburg für das 17. Jh.:
„In diesem dorffe seiendt 35 besessene Man, darunter 16 Heussler, diese alle seiendt dem Amt Augustusburg Lehn- und Zinsbar...“
„... sowie 39 Tage pflügen, 7 Tage Mist furren, 7 Tage Gras hawen,

24 Tage Holz hawen, 8 Tage Krummet Hawen, 8 Tage Korn scheiden,

24 Tage Flachsarbeit verrichten.“
Diese Frondienste (Arbeitsleistungen) entfielen 1832.



Karte

1838

Im Jahre 1838 entstand die erste kartografische Aufnahme, die noch erhalten ist.




Neues

Münzsystem
1841

1841 wurde ein neues Münzsystem eingeführt.

1 Thaler hat nun 30 Groschen.

1 Groschen besitzt 10 Pfennig, vorher 12 Pfennige.


Damit war 1 Thaler = 3 Mark.



Rachelmühle
1845

In der Mörbitz wurde 1845 von Klotz (Besitzer des Lehngerichtes) die Rachelmühle (Buschmühle) gebaut.


Dieses Gebäude war Mehlmühle, Bäckerei und gleichzeitig auch Gastwirtschaft. Im Kreisarchiv von Marienberg ist ein umfangreicher Schriftverkehr vorhanden, der notwendig war, um die Schank-genehmigung für die Gaststätte zu erlangen.

(Die Bürokratie ist zählebig!)


Die Wasserkraft des Saupenbaches wurde mittels eines großen Wasserrades genutzt. Die Mühle war in diesem Jh. ein Holzver-arbeitungsbetrieb, bevor sie als Wohnhaus umgebaut wurde.
Die Rachelmühle gehört zu Waldkirchen.





Gerichtsamt Zschopau
1845

Am 1. Dezember 1845 kam Witzschdorf zum Gerichtsamt Zschopau, das 1821 errichtet worden war.


Der Ortsrichter mit seinen „Schöppen“ im Erbgericht verlor damit seine bisherige Funktion.

Bis dato hielt der Erbrichter im Auftrage des Amtsgerichtes Augustusburg seine Amtssitzungen ab.


Verhandelt wurden:

- Diebstähle - Sachbeschädigungen

- Ehebruch - Beleidigungen

- Streitigkeiten - Landstreicherei

u.a.
Hauptaufgabe war das Abschließen von Verträgen, die vom Amtmann in Augustusburg bestätigt werden mußten.

Bei Haus- oder Gutsverkauf wurde für die Einwohner jeweils ein Faß Bier gespendet.


(Quelle: Archiv Augustusburg und Zschopau)



Kalkofen
1848


1892

1955



Karl Heinrich Lissner eröffnete 1848 nach Gesteinsprüfung durch das Bergamt Freiberg einen Kalkbruch mit dazugehörenden Kalkofen. Lissner besaß laut Zschopauer Wochenblatt vom 6. September 1851 die beiden Güter 3 Hans Hengst) und 4 (Willy Meusel) auf deren Fluren das Kalkwerk entstand. Der gewonnene Kalk war wegen seiner Güte (Weißkraft) sehr begehrt.
Am 29. August 1851 starb Lissner. Seine Erben versteigerten im November 1852 seinen Nachlaß.
Durch starken Wassereinbruch in den Stollen wurde der Kalkofen um

1892 geschlossen.


Erst im Jahre 1955 erhielten die beiden Wohnhäuser des Kalkofens elektrisches Licht. Damit hatte auch der Göpel als Antrieb für die Dreschmaschine ausgedient.
(Quelle: Groschopp , Zschopauer Wochenblatt)



Brand

1859

Am 5. August 1859 brannte das Lehngericht nahezu vollständig ab. Fast alles Federvieh und drei Schweine wurden Raub der Flammen. Dadurch gingen viele Ortsdokumente verloren.






Schönthal
1851
1858

1861


1887
1888


1851 erbauten die Kaufleute Robert Wilhelm Schiffer und Karl Heinrich Zimmermann aus Glauchau im Tal der Zschopau (unweit von Hennersdorf) eine Spinnerei.


Das erste Kraftwerk in Schönthal entstand 1858, das ab 1913 eine gewisse Zeit Witzschdorf mit Strom versorgte.
Der Kürschnermeister Adolf Ferdinant Schön und der Tuchfabrikant Fürchtegott Kunze hatten von 1861 bis 1863 diese Fabrik gemeinsam in Besitz.

(Der Name „Schönthal“ geht auf Schön zurück!)


Ab 1863 war Kunze alleiniger Besitzer.

(Kunze kaufte für den Kirchenbau in Witzschdorf das Grundstück.)


Am 29. April 1887 vernichtete ein Großfeuer die Fabrik.
Wilhelm Max Strobel kaufte am 28. Februar 1888 die Brandstätte für 44.800 Mark und errichtete eine Holzschleiferei. Sein Nachfolger Fritz Strobel betrieb neben der Holzschleiferei eine Spulendreherei.
Am 22. Mai 1888 erwarb Strobel angrenzende Flächen, um Land-wirtschaft betreiben zu können.



1927

1937

1967

Im Schönthal entsteht vor Jahrhundertwende auch eine Wirkwaren-abteilung und 1927 eine Seidenweberei.


Theodor Krieger erwarb im Oktober 1937 die Fabrik, das Wasserkraftwerk und die 8 ha große Landwirtschaft.
Das gesamte Anwesen ging 1967 an den Sohn Onnen Krieger über. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen gehörten seit 1957 der LPG „Friedenswacht“ Witzschdorf.
(Quelle: Archiv Gornau, Zschopau und Onnen Krieger)



Gasthof Witzschdorf
1852

.

.

.
1990


Zum Erbgericht Witzschdorf gehörte auch die Schank- und Tanzgerechtigkeit, also die Bewirtschaftung wie in einem Gasthof.



Es wird berichtet, daß „der wohlbeleibten Gattin des Erbrichters


Ernst Traugott Felber die Ausführung der Schankgerechtigkeit nicht behagte“, deshalb kam es zur Trennung vom Erbgericht (Lehngericht).
1852 wurde der Gasthof Witzschdorf gebaut. Als erster Gastwirt ging

Carl Heinrich Weissbach in die Ortsgeschichte ein. Er war der Urgroßvater der Gebrüder Louis und Paul Weissbach - deshalb hießen sie auch „Schenkheinrich- Paul“ bzw. „Louis“. Beide waren Bauern und starben in den 60er Jahren dieses Jahrhunderts.

Später ging der Gasthof in den Besitz der Gebrüder Schaarschmidt über.

In den 50er Jahren dieses Jh. wechselten die Besitzer mehrfach, bis schließlich die Gemeinde den Gasthof erwarb.
Seit 1990 ist der Gasthof Witzschdorf Eigentum der Familie

Wolfgang Oehme.
(Quelle: 100 Jahre Zschopauer Wochenblatt u.a.)



Einwohner
1861

Laut Volkszählung vom 3. Dezember 1861 hatte Witzschdorf

1.010 Einwohner.
(Quelle: Wochenblatt)




Eisenbahn



1866


Am 1. Februar 1866 wurde die Eisenbahnstrecke Flöha – Annaberg feierlich eröffnet. Viele Witzschdorfer fanden sich am Bahnhof ein. Die meisten Bewohner sahen allerdings in diesem neuen Verkehrsmittel ein Werk des Teufels.


(Quelle: Unterlagen der Reichsbahn)



Nähfaden-

fabirk
1823
1838
1858
1870

1872


Der Kaufmann Gottlieb Klemm hatte 1822 die 1621 erbaute Mehlmühle gekauft und baute neben dieser 1823 eine Textilfabrik. Linus Klemm erbte 1838 von seinem Vater diese Fabrik, die er nach kurzer Verpachtung 1858 für 19.300 Thaler an Rudolf Heydenreich verkaufte. Die Heyden-reichische Fabrik hatte großen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung unseres Heimatortes:




  • Beschäftigung für viele Bewohner

  • Bau einer neuen Schule

  • Bau einer neuen Brücke

  • Bau der Arbeitersiedlungen „Hahn“



Heydenreich verkauft für 1.250.000 Goldmark im Jahre 1872 an eine Aktiengesellschaft.
(Quelle: Archiv der Nähfadenfabrik, siehe gesonderte Darstellung)


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