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wichtig disser

5.1 Definitionen
5.1.1 Medien
Da er Mittelpunkt der folgenden Begriffe ist und im Rahmen dieser Arbeit im-
mer wieder benutzt wird, muss erklärt werden, was unter dem Begriff des
»Mediums« zu verstehen ist. Ganz allgemein definiert das Fremdwörterbuch
(Duden 2001) ein Medium als „vermittelndes Element“, im schulischen Kontext
als „Unterrichts[hilfs]mittel, das der Vermittlung von Information und Bildung
dient“. Nach Schanze (2002: 199) sind Medien „die Gesamtheit der Kommuni-
kationsmittel.“. Medien wie z.B. Bild, Ton, Text und Zahl werden als Basismedien
bezeichnet (vgl. Schanze 2002: 200). Das Problem einer genaueren Einordnung
besteht darin, dass
eher uneinheitlich zwischen Medientechnik und Medieninhalt,
zwischen didaktischen und publizistischen Medien, zwischen vi-
suellen und auditiven Medien etc. unterschieden [wird]. Dies
kommt dadurch zustande, dass verschiedene (disziplinbezogene)
Einteilungsgesichtspunkte herangezogen werden. (Reinmann
2005: 74)
Die wohl klassischste Unterscheidung erfolgt nach Technikeinsatz und resultiert
in drei verschiedene Medienkategorien (vgl. Faulstich 1994:19-20 und Pross
1971: 127-262 ):
1. Primärmedien kommen bei Produktion und Empfang ohne Technik aus
(z.B. alltägliche menschliche Kommunikation von Angesicht zu Angesicht,
Theater). Dabei  muss diese Kommunikation nicht direkt von Sender zu
Empfänger erfolgen, auch die Übermittlung durch (menschliche) Boten ist
denkbar.
44
5 Medienkompetenz


2. Sekundärmedien benötigen (technische) Hilfsmittel im Verlauf ihrer Pro-
duktion oder der Übermittlung, verlangen jedoch keine zur Rezeption (z.B.
Bücher, Zeitungen).
3. Tertiärmedien bedürfen sowohl bei der Produktion als auch bei der Rezep-
tion technischer Hilfsmittel. Musik-CDs oder Videokassetten sind Beispiele
hierfür.
Auch Kerres (2002: 20) teilt Medien aus technischer Sicht ein, allerdings in
Abhängigkeit der Zeit. Er unterscheidet in zeitabhängige kontinuierliche Medien
(z.B. Tonband oder Radio) und zeitunabhängige diskrete Medien (z.B. Bilder,
Grafiken, Texte). Die Differenzierung erfolgt also nach dem Kriterium, ob das
Medium „an eine Zeitachse gebunden“ (ebd.) ist und die Informationen nur zu
einem bestimmten Zeitpunkt oder ständig angeboten werden.
Eine Kombination der beiden Einteilungen ist bei Maier (1998) zu finden. Er dif-
ferenziert in personale und technische Medien. Die ersten Gruppe beinhaltet die
Lehrkräfte
18
– sie wird von Maier nicht weiter aufgeschlüsselt. Letztere versteht
er als „technische Hilfsmittel, die Informationen gestalten, austauschen oder ver-
breiten“ (ebd. S. 14) und unterscheidet diese nach a) technischem, b) semanti-
schem und c) pragmatischem Aspekt:
a) der technische Aspekt umfasst Hardware (der „apparative Aspekt eines
Mediums“ (ebd. S. 14)) und Software, welche die eigentliche Information
enthält. Während zur Herstellung einer Software immer eine Hardware
nötig ist, ist eine Hardware zum Darstellen der in der Software enthalte-
nen Informationen nicht zwingend notwendig (Beispiel: zur Herstellung
einer Fotografie (Software) bedarf es eines Fotoapparats (Hardware), das
Betrachten des geschossenen Bildes jedoch fordert keine Hilfsmittel).
Deswegen bezeichnet Maier diese Medien als „Medien der ersten Stufe“.
Als „Medien der zweiten Stufe“ ordnet er die Medien ein, die sowohl zur
Herstellung als auch zum Abruf der Software eine Hardware benötigen
(z.B. Videoaufnahmen)
19
.
b) der semantische Aspekt erfasst die Gestaltung und die Präsentationsform
der Information, sowie die Möglichkeiten auf den Zugriff darauf. Er unter-
45
18 Dieser Medientyp würde den Primärmedien nach Pross und Faulstich entsprechen.
19 Diese Zweiteilung entspricht den Sekundär- und Tertiärmedien nach Pross und Faulstich (s.o.)


scheidet in statische (zeitunabhängige), dynamische (zeitabhängige)
20
und interaktive Medien. Letztere Gruppe beinhaltet nach Maier Medien,
welche die Information während des Wahrnehmungsprozesses verändern.
Der Rezipient trifft eine Entscheidung bezüglich der dargestellten Infor-
mationen und deren Reihenfolge je nach persönlichem Interesse und
Motivation.
c) Auch der pragmatische Aspekt, mit dem Maier die „Kommunikation als
Austausch und Verbreitung von Informationen“ beschreibt (1998:16),
wird dreigeteilt. Je nach Zielgruppe unterscheidet er monodirektionale
Massenmedien (von wenigen Herstellern für viele Empfänger, meist aus fi-
nanziellen/ökonomischen Gründen erstellt), Individualmedien (zur bidi-
rektionalen Kommunikation zwischen Einzelpersonen untereinander oder
von Einzelperson und einer kleinen Personengruppe) und  Unter-richtsme-
dien (welcher in Schule, Aus- und Weiterbildung mit dem Ziel der
„Aneignung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, sowie dem
Erwerb von Einsichten und Erkenntnissen“ (ebd. S. 17) eingesetzt werden).
Maiers Definition von interaktiven Medien
21
kann ich aus folgenden Gründen  so
nicht übernehmen:
1. Die Medien verändern die Informationen nicht von sich aus. Dazu bedarf
es eines Eingreifens durch den Rezipienten.
2. Es wird nicht die Information selbst verändern, sondern die Darstellungs-
form (die Codierung) der Information. Es besteht auch die Möglichkeit,
dass andere Inhalte gewählt werden, was aber nicht zu einer Veränderung
zuvor gezeigten Informationen führt.
3. »Multimedia« selbst ist noch kein interaktives Medium. Die gleichzeitige
Präsentation mehrerer Codierungen oder das Ansprechen mehrerer Moda-
litäten (vgl. 5.1.3a Multimedia) ist noch kein Zeichen für Interaktivität
(vgl. 5.1.3d Interaktivität).
4. Die Veränderung findet nicht im Wahrnehmungsprozess, sondern in der
Darstellungs- bzw. Präsentationsform statt.
46
5 Medienkompetenz
20 Statische und dynamische Medien sind vergleichbar mit der Unterscheidung in diskrete
und kontinuierliche Medien nach Kerres (s.o.).
21 „Interaktive Medien wie Multimedia, interaktives Fernsehen oder Virtual Reality verän-
dern die Information im Wahrnehmungsprozess“ (Maier 1998:16).


Einem anderen Ansatz geht  Faulstich (1994: 30-40) nach, der eine medienge-
schichtliche Einteilung vornimmt:
1. Menschen-Medien erfassen den Menschen und seine Sprache als das
Medium bis zum Ende des 15. Jahrhunderts.
2. Druck-Medien waren seit der Erfindung Gutenbergs – dem europäischen
Buchdruck mit beweglichen Lettern – bis ins 20. Jahrhundert die einfluss-
reichsten und verbreitetsten Medientypen. Zunächst aus Kostengründen als
Individualmedien, später auch als Massenmedien wie Zeitung oder Buch.
3. Elektronische Medien nennt Faulstich die (Massen-)Medien des 20. Jahr-
hunderts, die auch noch in den Beginn des 21. Jahrhunderts reichen:
Radio, Fernsehen, Video und Computer.
4. Substitutionsmedien ausgehend vom Konzept der »Multimedia« überneh-
men sie das Speichern und Vermitteln von Informationen und lösen damit
Druck-Medien ab. Virtuelle Realität (computererzeugte, simulierte
Wirklichkeit) und interaktive (Roman-)Texte (interaktiv hier: verzweigte,
vom Leser bestimmte Handlungsverläufe) sind Beispiele dafür.
Diese vier Typen sind weder als in sich geschlossen und von den anderen ge-
trennt  noch als Ablösung des vorherigen Typs zu  verstehen. Faulstich stellt fest,
„daß bislang noch kein Medium von einem anderen überflüssig gemacht oder
verdrängt worden wäre“. Gleichzeitig muss er aber eingestehen, dass „jedes der
neu entstehenden Medien einen Funktionswandel bei bereits bestehenden
Medien zur Folge gehabt“ hat (beide Faulstich 1994: 29). Genau diese Tatsache
macht eine Einteilung der verschiedenen Medien in Gruppen schwierig.
Einen völlig anderen Weg geht Sesink (2006), der bei der Definition von Medien
den Inhalt von der Apparatur, die nötig ist, um Inhalt zu transportieren oder zu
erarbeiten (vgl. Zitat nach Reinmann zu Beginn dieses Abschnitts), trennt. So
bezeichnet er die Tafel, den Overhead-Projektor oder Beamer nicht als Medien,
sondern als Medientechnik“ und will damit bewusst machen, „dass Medien im-
mer mehr sind als nur Technik (Abschnitt 4.9). Dabei beinhaltet die Technik nicht
unbedingt elektronische Komponenten. So sind Kreide und Tafel die Technik, um
das Medium Tafelanschrift, zu produzieren. Verallgemeinert lässt sich daraus fol-
gern, dass kein Medium ohne Technik auskommt, die Technik  aber noch kein
Medium ist (vgl. Abschnitt 4.11).
47
5 Medienkompetenz


Zusammenfassend definiere ich ein Medium allgemein als Übermittler von
Informationen, der sowohl mittels als auch ohne Technikeinsatz hergestellt und
empfangen werden kann, dazu die Informationen entweder zeitunabhängig oder
-abhängig einer nicht durch Anzahl definierten Empfängerschaft anbietet, durch
maximal zwei Codierungen maximal zwei Sinneskanäle anspricht und dessen
Art der Informationsübermittlung vom Empfänger nicht verändert werden
kann
22
.
Die Einordnung in verschiedene Medienkategorien findet meiner Meinung nach
am sinnvollsten nach Maier (s.o.) statt. Dazu müsste allerdings die Definition
der interaktiven Medien auf Grund meiner Kritikpunkte umformuliert werden.

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