2)Altlengbach, Bezirk Sankt Pölten Land, Niederösterreich -
Bürgermeister: Michael Göschelbauer
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EinwohnerInnen: 2.700; Flüchtlinge: 27, darunter 4 Familien mit 13 Kindern
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Website der Gemeinde http://www.altlengbach.gv.at
Wichtig war von Anfang an, dass die Gemeinde von sich aus aktiv an die Sache herangegangen ist und nicht gewartet hat, bis ihnen der Staat Österreich AsylwerberInnen zuteilt. Heute sind die AsylwerberInnen vor allem kleinteilig untergebracht. Dies hat, so Bürgermeister Göschelbauer, den Vorteil, dass kleine Unterkünfte gegenüber der österreichischen Bevölkerung leichter argumentierbar sind. Ein Verein, der inländische sozial schwache Familien fördert, hat für die Familien mit je 4–7 Personen zwei Selbstversorgerwohnungen zur Verfügung gestellt. Ein ehemaliges Hotel wird für die restlichen Personen – alleinstehende Männer – als Vollversorgungsquartier genützt. Es macht einen großen Unterscheid, ob es viele Familien sind oder doch mehr alleinstehende Männer. Die Akzeptanz der Familien ist groß, die Integration der Kinder in Kindergarten und Schule ist wesentlich dafür. Es gibt die Regelung, die Kinder nach Alter (und nicht nach Bildungs- oder Deutschniveau) in Klassen zu integrieren. Dies sorgte anfangs für Unsicherheit, aber hat sich als sehr effektiv gezeigt (Kinder lernen schnell die Sprache und finden einfacher Freunde). Zur Sicherung der Mobilität der AsylwerberInnen hat die Gemeinde ihnen Fahrräder geschenkt.
Die Gemeinde hat zusätzlich zum Sozialfonds ein Flüchtlingskonto eingerichtet, auf das Spenden eingezahlt werden können und von dem die wesentlichen Ausgaben für die AsylwerberInnen bezahlt werden. Das Konto wird von der Gemeinde selbst verwaltet. Die diversen Spendeneinnahmen von Weihnachtsfeiern der vielen Vereine der Gemeinde wurden alle dem Konto gutgeschrieben. In einem leerstehenden Haus im Zentrum wurde ein Spendenlager etabliert – dieses ist noch heute ein zentrales Begegnungszentrum zwischen Bevölkerung und AsylwerberInnen.
Die Gemeinde informiert wöchentlich von ihren Gemeindesitzungen über Facebook die Gemeindemitglieder; diese aktive Informationspolitik ist wesentlich. Es gab keine großen Informationsveranstaltungen. Stattdessen wurden AnrainerInnen und sonstige Betroffene direkt angesprochen. Die Bevölkerung erledigt heute individuell abgestimmt Arbeiten wie z.B. Besorgungen, Unterstützung bei Deutschkursen, Spendensammeln usw. Die AsylwerberInnen werden über kleine Tätigkeiten (etwa Spendensortieren) ebenfalls direkt mit einbezogen.
Erfolgsfaktoren -
Proaktives Herangehen an Frage der Unterbringung von der Gemeinde selbst – kein Zuwarten
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Individuelle Kommunikation statt großer „Masseninfoveranstaltungen“
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Altersgerechte Integration der Kinder über Bildungseinrichtungen
Bewährte Vorgehensweisen
Einrichtung eines zentral von der Gemeinde verwalteten Spendenkontos
Mobilität der AsylwerberInnen sicher stellen (Fahrräder)
Kooperation mit lokalem Verein für sozial schwache österreichische Familien in der Frage der Bereitstellung von gemeinnützigem Wohnraum für selbstversorgende Asylsuchende Familien
Stand: März 2016
3)Bad Erlach, Bezirk Neunkirchen, Niederösterreich -
Bürgermeister: Johann Rädler
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EinwohnerInnen: 2900; Flüchtlinge: 15
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Website der Gemeinde www.baderlach.gv.at
Johann Rädler hatte sich bereits in den 1990er Jahren, als er noch Gemeinderat war, in der Rumänienhilfe engagiert und Hilfslieferungen organisiert. 1993 nahm die Gemeinde 60 Flüchtlinge aus Bosnien auf. Sie waren zuerst in der Schule einquartiert, später konnten sich die meisten ehemaligen Flüchtlinge in die Gemeinde integrieren. Heute herrscht leider bei vielen Menschen eine andere Einstellung vor als damals, meint Bürgermeister Rädler. Das will er aber nicht so einfach hinnehmen.
Im Juni 2015, als die Suche nach Quartieren für Asylsuchende in ganz Österreich immer dringlicher wurde, stellte Rädler bei einer Gemeinderatssitzung die Frage, was denn die Gemeinde für Flüchtlinge tun könnte, wo es eine mögliche Unterkunft gäbe. Zuerst, so Rädler, kam von einigen die Antwort: „Warum wir? Was sollen wir tun?“ Doch dann beschloss der Gemeinderat einstimmig, in der Gemeinde 15 Flüchtlinge aufzunehmen. In einer Postwurfsendung an die Bevölkerung, mit dem Logo der drei im Gemeinderat vertretenen Parteien, bat der Bürgermeister die Bürgerinnen und Bürger um Sachspenden und finanzielle Unterstützung – aber auch um Haltung. „Ich weiß, dass es Gemeindebürger geben wird, die diese Hilfe ablehnen und mich für das, was ich da mache, kritisieren werden. Es war und bleibt aber meine Grundeinstellung – auch wenn der Sturm entgegen bläst, wird die Vernunft am Ende siegen. Daher werde ich mich auch von polemischen Wortmeldungen nicht von diesem Vorhaben abbringen lassen und meinen Weg der Mitmenschlichkeit weitergehen.“
Medien schüren oft Ängste
Die negativen Reaktionen zeigten sich vor allem in Hasspostings auf Facebook. Ängste seien natürlich ernst zu nehmen, sagte der Bürgermeister, aber man dürfe sich keinesfalls davon irritieren lassen. Er stand zu seiner Überzeugung, dass jede Gemeinde ihren Beitrag zur Lösung der Flüchtlingskrise leisten solle. Eine offene Kommunikation in alle Richtungen sei ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
Mit dem Motto „Wir werden es schaffen“ wollte er ein Feuer der Hilfsbereitschaft von einer Gemeinde zur anderen entfachen. Parteipolitik dürfe dabei keine Rolle spielen. Haltung zu zeigen koste keine Wählerstimmen, ist Rädler überzeugt. Die direkte Kommunikation mit den Menschen funktioniere dabei oft besser als nach außen. Medien, so seine Erkenntnis, schüren oft Ängste.
Stand: September 2015
4)Bernstein, Bezirk Oberwart, Burgenland -
Bürgermeisterin: Renate Habetler
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EinwohnerInnen: 2.310
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Flüchtlinge: 118 AsylwerberInnen (5,1 %), davon 37 schulpflichtige Kinder
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Ortsteil Stuben hat größten Anteil mit 81 AsylwerberInnen (17,60 %)
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Website der Gemeinde http://www.bernstein.gv.at
Erlernen der deutschen Sprache als oberstes Ziel!
Im Ortsteil Stuben besteht bereits seit ca. 15 Jahren ein Quartier mit 50–70 Flüchtlingen. Die Aufnahme in die dörfliche Struktur gelang viele Jahre ohne gröbere Probleme: Die Kinder gingen in die Schule, die Erwachsenen wurden fallweise in gemeinnützige Arbeiten einbezogen. Seit ungefähr dem Beginn der Funktionsperiode von Bürgermeisterin Habetler im Jahr 2011 verstärkte sich die zahlenmäßige Zuweisung von AsylwerberInnen in die Grundversorgung und auch die mediale Aufmerksamkeit.
Mit der verstärkten Unterbringung von AsylwerberInnen in der Gemeinde stieg natürlich auch der Bedarf an Integrationsmaßnahmen. Die notwendige Verknüpfung der regulären Gemeinde-/Regional-/Schulverwaltung mit Integrationsarbeit, die zum Großteil außerhalb der staatlichen Verwaltungsstrukturen passiert, brauchte natürlich eine gewisse Anlaufzeit.
Für die Integration der Flüchtlinge gilt als oberste Priorität für die Gemeinde das Erlernen der deutschen Sprache. Daher wird eine Vielzahl von Maßnahmen organisiert, um diese Ziel zu erreichen.
Auch die freiwillige Beschäftigung von AsylwerberInnen für Gemeindearbeiten (Pflege der Grünflächen, Bauhof etc.) und für soziale Dienste (Essen auf Rädern) hatte sehr positive Wirkung in der Gemeinde. Dadurch gelang es, die Meinung der Einheimischen, dass die Flüchtlinge nur „die Hand aufhalten“ und von unseren Steuergeldern in Österreich gut leben, zu besänftigen.
Erfolgsfaktoren -
Erlernen der deutschen Sprache als wichtigstes Ziel der Gemeinde
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Aktive Einbindung der Flüchtlinge in das Gemeindeleben durch freiwillige Arbeiten und Einbeziehen in Vereine und Körperschaften (Feuerwehr)
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Abbau von Vorurteilen durch gemeinnützige Arbeit von Flüchtlingen
Bewährte Vorgehensweisen -
Deutschkurse für Erwachsene werden – derzeit ausschließlich mit Ehrenamtlichen – durchgeführt, an mehreren Standorten mit ehrenamtlich tätigen Lehrerinnen.
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Durchsetzung des Gratis-Kindergartens auch für Asylwerberkinder ist gelungen!
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Ausfinanzierung der Nachmittagsbetreuung für 6–14-jährige Schulkinder aus finanziellen Mitteln von „Rettet das Kind“ und von privaten Spenden für einen Begleitlehrer: € 45 pro Kind pro Monat, wobei nicht nur Hausaufgabenbetreuung, sondern auch eine gezielte Sprachförderung durchgeführt wird.
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Außerdem werden ungeachtet der grundsätzlichen Freiwilligkeit die Eltern angehalten, die Kinder in den Nachmittagsunterricht zu schicken!
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Einige gut integrierte junge Erwachsene, die nicht mehr schulpflichtig sind, werden auf eine Einstiegsprüfung zum Kurs der VHS für den Hauptschulabschluss vorbereitet.
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Für einige sehr engagierte AsylwerberInnen, die für die Gemeinde ohne Bezahlung gemeinnützige Arbeiten verrichteten, wurde in den Sommermonaten TÄGLICH ein Deutschkurs abgehalten!
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Integration in die Vereine (Fußball, Tennis etc.) und Körperschaften (Feuerwehr) ist ein großer Vorteil und Gewinn für alle.
Stand: März 2016
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