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more actors and more basic mechanisms in the situation studied. […] it is often more important to clarify
the deeper causes behind a given problem and its consequences than to describe the symptoms of the
problem and how frequently they occur.“ (Flyvbjerg 2004, S. 425)
Der Kritik, dass die Voreingenommenheit des/der Forschers/in im Rahmen von Fallstudien (vgl.
misunderstanding no. 4), tendenziell zu einer Verifizierung der aufgestellten Hypothesen führen würde,
wird entgegengehalten, dass Subjektivität auch in der Konzeption quantitativer Erhebungen eine Rolle
spielt. Es wird anhand einiger
Referenzen sogar belegt, dass Fallstudien eher die Tendenz der Falsifikation
aufgestellter Hypothesen aufzeigen.
Hinsichtlich des Kritikpunktes, dass Fallstudien sehr schwer als Basis gesicherter Erkenntnisfindung
herangezogen werden können, weil sie keine klaren Aussagen liefern könnten (vgl. misunderstanding no. 5),
betont der Autor, dass es nicht die Aufgabe von Methoden sei vielschichtige Zusammenhänge zu
simplifizieren, sondern sie systematisch in ihrer Komplexität darzustellen.
Five misunderstandings about case-study research
Misunderstanding no. 1. General, theoretical (context-independent) knowledge is more valuable than
concrete, practical (contextdependent) knowledge.
Misunderstanding no. 2. One cannot generalize on the basis of an individual case; therefore,
the case
study cannot contribute to scientific development.
Misunderstanding no. 3. The case study is most useful for generating hypotheses, that is, in the first
stage of a total research process, while other methods are more suitable for hypotheses testing and
theory-building.
Misunderstanding no. 4. The case study contains a bias towards verification, that is,
a tendency to
confirm the researcher’s preconceived notions.
Misunderstanding no. 5. It is often difficult to summarize and develop general propositions and
theories on the basis of specific case studies.
Textfeld 6: Five misunderstandings about case-study research (Flyvbjerg 2004)
Zusammenfassend lässt sich daraus für die Wahl der Forschungsstrategie Fallstudie ableiten, dass eine
maximale Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Forschungsprozesses gewährleistet werden muss.
Basierend auf der skizzierten Problemstellung, wurden eine Forschungsfrage und daraus abgeleitete
Hypothesen formuliert. Daran anschließend wurden entsprechende Erhebungsparameter
definiert und ein
Methodenpaket zusammengestellt. Im nächsten Schritt wird insbesondere auf die Operationalisierung der
Erhebung im Rahmen der Fallstudie eingegangen.
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Für die vorliegende Forschung werden zwei unterschiedliche Fallstudien ausgewählt: ein sogenannter
Key Case
und ein
Outlier Case
(Thomas und Myers 2015, S. 122). Ersterer umfasst jene Fälle, die ein gutes
und klassisches Beispiel für das zu untersuchende Thema darstellen. Für diesen Fall wird ein Gymnasium
in Wien ausgewählt, welches von den physischen Räumlichkeiten der Norm traditioneller Schulgebäude,
also einer "Gangschule" mit einheitlich gestalteten Klassenzimmern und einem zentralen Lehrerzimmer,
entspricht (Abbildung 4).
Der
Outlier Case
ist
hingegen von Interesse, weil er außerhalb der Norm liegt. Hier wird im Sinne des
gleichen Auswahlverfahrens, das im Rahmen der Wiener Fallstudie angewandt wurde, ebenfalls die
physische Gestaltung von Lernräumen als entscheidendes Kriterium herangezogen. In dieser zweiten
Fallstudie, den SBW Häusern
des Lernens in der Schweiz, ist dieses Kriterium gegeben: Kein Lernraum
erinnert in den Gebäuden an ein Klassenzimmer im traditionellen Sinn. Abbildung 3 zeigt beispielhaft, wie
in den SBW Häusern des Lernens ein Raum für „Frontalunterricht“ konzipiert ist. Die Schüler/innen sitzen
an einem ovalen Tisch. Die Beamer sind an beiden Längsseiten des Raumes montiert.
Für die Auswahl der Fallstudien wurde bewusst die räumliche Dimension als maßgebendes Kriterium
gewählt, weil diese, wie bereits erwähnt, primär mit Lernumgebungen assoziiert wird.
Spannend ist hierbei
wie die Ausprägung der anderen Dimensionen von Lernumgebungen sowie die Gestaltung individualisierter
Lehr-/ Lernprozesse in den unterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten aussehen. Dazu werden die
Handlungen in unterschiedlichen Lehr-Lern-Situationen beschrieben. Ziel der Forschung ist es, sich mit
den Umsetzungsmöglichkeiten individualisierter Lehr-/ Lernprozesse auseinanderzusetzen und zu verstehen,
welche Merkmale für das jeweilige Agieren ausschlaggebend sind.
Anhand der verschiedenen
Voraussetzungen und Konstellationen von Lernumgebungen werden jene Faktoren identifiziert, die
individualisierte Lernprozesse (nicht) begünstigen. Sowohl vom klassischen Wiener Fallbeispiel als auch vom
Do'stlaringiz bilan baham: