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Leitfaden Geflügelhaltung
Überblick der Richtlinien
Tabelle 50: Vergleichende Übersicht der Richtlinien bei alternativen Mastprogrammen
Tierschutzlabel
Einstiegsstufe
Tierschutzlabel
Premiumstufe
EU-Ökoverordnung
Bestandsgröße
max. 60.000
Tiere/Betrieb + max.
30.000 Tiere/Stall
max. 60.000
Tiere/Betrieb + max.
16.000 Tiere/Stall
max. 580 Tiere/ha
Land
Herdengröße/Abteil
keine Vorgaben
max. 4.800
Tiere
max. 4.800 Tiere
Außenklima
Kaltscharrraum
Kaltscharraum und
Auslauf ins Freie; ca. 2/3
der Auslauffläche
müssen im Umkreis von
150 m von der
nächstgelegenen
Auslauföffnung liegen
Besatzdichte
max. 29 kg/m
2
bzw. max.
17 Tiere/m
2
nutzbare
Stallinnenfläche
max. 25 kg/m
2
bzw. max.
15 Tiere/m
2
nutzbare
Stallinnenfläche
21 kg/m
2
bzw.
10 Tiere/m
2
Ruhen
mind. 15 m
Sitzstange/1.000 Tiere
oder
5 m
2
erhöhte Ebene
mind. 15 m
Sitzstange/1.000 Tiere
oder
5 m
2
erhöhte Ebene
keine Vorgaben
Licht
Tageslichtdurchlässige
Fläche + Lichtprogramm
mit natürlichem Tag-
Nacht-Rhythmus (mind.
8 h Dunkelphase)
Tageslichtdurchlässige
Fläche + Lichtprogramm
mit natürlichem Tag-
Nacht-Rhythmus (mind.
8 h Dunkelphase)
Tageslichtdurchlässige
Fläche +
Lichtprogramm mit
natürlichem Tag-Nacht-
Rhythmus (mind. 8 h
Dunkelphase)
Beschäftigungs-
material
mind. 3 Ballen
Langstroh/2.000 Tiere +
1 manipulierbarer
Pickgegenstand/1.000
Tiere
mind. 3 Ballen
Langstroh/2.000 Tiere +
1 manipulierbarer
Pickgegenstand/1.000
Tiere
keine Vorgaben
Rassen
langsamer
wachsende
Zuchtlinien:
Tageszunahmen von 45
g erlaubt (51 g unter
Auflagen)
langsamer wachsende
Zuchtlinien:
Tageszunahmen von 45
g erlaubt (51 g unter
Auflagen)
Grundsatz: robuste und
gesunde Zuchtlinien,
aber
schnell
wachsende Linien
erlaubt;
Voraussetzung: 81
Tage Mast
Transport
max. 200 km + max. 4 h
max. 4 h
ab 24 °C Außentemp.
sind die Enthalpiewerte
abzufragen
bei Werten
>60 kJ/kg am Verladeort
= Besatzdichtenreduktion
möglichst kurz
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Leitfaden Geflügelhaltung
Wirtschaftliche Betrachtung
In der nachstehenden Tabelle sollen die betriebswirtschaftlichen Aspekte
zwischen der alternativen
Produktionsweise und der konventionellen Mast miteinander verglichen werden. Durch einen Vergleich
von aktuell aufgearbeiteten Daten aus dem Emsland wird eine monetäre Bewertung vorgenommen.
Tabelle 51: Wirtschaftlicher Vergleich zwischen konventioneller und alternativer Mast
(Quelle: Geflügeljahrbuch 2020)
Konventionelle Mast
Alternativmast
Besatzdichte [km/m
2
]
39
25
Zielgewicht [kg]
2,3
1,8
Futterverwertung
1,61
1,80
Tageszunahmen [g]
60
45
Mastdauer [Tage]
37
42
Kükenkosten [€/Stück]
0,37
0,45
Output je Stall/Jahr [t]
624
320
Futterkosten (38 €/dt) [€/kg LG]
0,61
0,68
Küken [€/kg LG]
0,16
0,25
Energie, Wasser, Tierarzt,
Hygiene, Sonstiges [€/kg LG]
0,08
0,09
Festkosten Neubau [€/kg LG]
0,08
0,15
Arbeit [€/kg LG]
0,03
0,04
Summe der Kosten [€/kg LG]
0,96
1,21 (+26 %)
Auszahlungspreis [€/kg LG]
1,04
1,37 (+32 %)
Gewinn [€/kg LG]
0,08
0,16
Gewinn/Anlage [€]
49.920
51.200 (+2,6 %)
Ausblick
Einige Stimmen behaupten, dass die Mast konventioneller Herkünfte in einigen Jahren in Deutschland
und Holland beendet sein und sich die oben geschilderte Form im
Hinblick auf Tierschutz und
Verbraucherverhalten als zeitgemäße Mast etablieren wird.
Der Deckungsbeitrag je alternativ gemästetem Einzeltier ist höher, da die Auszahlungspreise für diese
Tiere besser sind. Da aber die Besatzdichte je Quadratmeter Stallgrundfläche im Vergleich zur
herkömmlichen Mast geringer ist und die Tiere insgesamt länger gemästet werden, sind die
direktkostenfreien Leistungen je Quadratmeter Stallfläche und Jahr im
Durchschnitt der Betriebe
geringer. Die Effektivität der Masthühnerhaltung nimmt also ab.
Ob es sinnvoll ist, sich für eine alternative Masthühnerhaltung zu entscheiden,
muss im Einzelfall
kalkuliert werden. Unter weniger optimalen Bedingungen, wie in Altgebäuden oder bei
Managementdefiziten, kann es durchaus wirtschaftlicher sein auf eine alternative Produktionsweise
umzustellen. Erzielt ein Masthühnerhalter jedoch zu konventionellen Bedingungen
beste Ergebnisse
und gehört zu den 25 % Besten, so ist bei Umstellung auf ein alternatives System mit wirtschaftlichen
Einbußen zu rechnen. Soll die Mast als Nebenerwerb betrieben werden, so kann die sich die geringere
Arbeitsbelastung bei den alternativen Mastverfahren vorteilhaft darstellen. Während in konventionellen
Betrieben durch eine verkürzte Mastdauer öfter gemistet und gereinigt werden muss und die täglichen
Kontrollgänge bei höheren Besatzdichten und Tierzahlen mehr Zeit in Anspruch nehmen, ist die Mast
von Alternativherkünften weniger arbeitsintensiv. Es ist jedoch auch eine prinzipielle und ganz
persönliche Entscheidung für oder gegen konventionelle bzw. alternative Haltung von Masthühnern.