Schiller und die Sturm und Drang- Epoche
Einzuordnen in die Zeitspanne von 1767 bis 1785 bekam diese Literaturepoche mit dem, 1775 entstandenen, Drama Friedrich Maximilian Klingers „Wirrwarr’’., welches später auf Anregung von Christoph Kaufmann in „Sturm und Drang’’unbekannt wurde, ihren Namen. Diese, bereits umgangssprachliche Wortfügung „Sturm und Drang’’, beschrieb damals eine Bewegung, die gegensätzlich zur Aufklärung stand, früher Ausdruck der Romantik war und welche mit dem Erscheinen von Herders „Journal meiner Reise’’ im Jahre 1769 begann und mit der fluchtartigen Abreise Goethes 1786 endete.In dieser sehr kurzen schöpferischen Periode versuchten verschieden Literaten, z.B. Johann Georg Hamann, Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Heinrich Voß und Johann Christoph Friedrich Schiller, sich gegen den Soldatenhandel und die absolutistische Herrschaft unter dem Herzog Karl Eugen aufzulehnen, ein mächtiges deutsches Reich zu errichten und dem Bürgertum die realen Vorgänge am Hof durch ihre Werke zu offenbaren.Ihr großes Ideal war außerdem der große Kerl: stets vital, erdverbunden, unmittelbar, edel, kompromisslos, aber nicht maßvoll und vorsichtig, denn alles Laue war von den Stürmern und Drängern nicht toleriert. Ein weiteres Merkmal in dieser sogenannten „Genieperiode’’ ist die Zertrümmerung der klassischen, literarischen Formen, wie die Einhaltung der Einheiten der Zeit, des Ortes und der Handlung. Dies äußerte sich in andauernden Schauplatzwechsel, Massenszenen und Nebenepisoden. Ebenso wurde auch die Sprachauswahl, durch zahlreiche Kraftwörter und gestammelte Satzfetzen im Vergleich zum klassischem Stil verändert, so dass nun nicht mehr, wie in der Aufklärung, Furcht und Mitleid, sondern Furcht und Schrecken erzielt werden sollten. Der Mensch sollte sich ab sofort nicht nur an seiner Vernunft orientieren, sich keinen außerweltlichen Gott erschaffen, Werke Gottes auch als Von - der - Natur - Stammend ansehen und Gott als konkrete Kraft innerhalb der Welt akzeptieren. Eine andere Vorstellung war, dass sich das Individuum, durch seine eigene schöpferische Energie, zu sich selbst finden sollte und dass jeder in seinem Verhalten die persönliche Originalität beweisen kann. Die folglich bleibende Leistung der Schriftstellen und Dichter des Sturm und Dranges lag und besteht darin, dass sie die widersprüchliche Situation des Bürgertums aufdeckten und in ihren Werken darstellten: zum Handeln drängen und nicht handeln können. Der zweite, von ihnen erreichte Fortschritt war, dass sie in ihren gelungenen Werken die Darstellung des Inneren Erlebens der Figuren mit einer realistischen Beobachtung ihrer Umwelt verbanden und sprachlich differenzierten. Diese Tendenzen wurden in der Romantik und im Realismus wieder aufgenommen und fortgeführt.
Die Sturm und Drang Epoche ist in den Zeitraum von 1769 bis 1785 einzuordnen, Friedrich Schiller war also etwa 10, als sie begann, und wurde stark von ihr geprägt. Die Sturm und Drang Epoche ist von der Aufklärung und der Vernunft geprägt. Oft wird in ihrem Zusammenhang von der Geniezeit gesprochen. Als Genie galt damals jeder, der sich gegen bestehende Ordnungen, vor allem von Seiten der Kirche, aufbegehrte und eigene Gedankengänge entwickelte. Die Menschen lernten richtig lesen und schreiben, was zuvor hauptsächlich Priestern und Dienern der Kirche, wie Mönchen, zu eigen war. Auf diese Weise konnten die Menschen selbst nachlesen und Forschungen anstellen und waren nicht mehr auf die Auslegungen der Kirche angewiesen, die ihre Lehren natürlich auch zu eigenen Gunsten gestaltete. Es kam zu Rebellionen, viele Forscher trauten sich endlich, mit ihren Schriften und Forschungsergebnissen an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Erfindung des Buchdrucks trug ebenfalls weitgehend zur Verbreitung neuer Erkenntnisse bei. Auch durch wachsende Kommunikation unter den Forschern konnten Ergebnisse in ganz neuen Dimensionen erreicht werden. Die Kirche stand den aufklärerischen Gedanken und der Rebellion nahezu ohnmächtig gegenüber. Sie sorgte für Zensur und immer neue Gesetze, die „Demagogen’’ wurden scharf verfolgt und hart bestraft, in der Regel mit dem Tod. Dabei war vor allem die Inquisition das Organ der Kirche, mit derer sie die für sie eintretende Katastrophe zu verhindern suchten. Aus Rebellion gegen die harten Gesetze und Auflagen und aus Protest gegen Gesellschaft, in der die Reichen und Adligen gemeinsam mit der Kirche regierten, entstanden überall in Deutschland die berühmten Räuberbanden, über die Friedrich Schillers erster erfolgreicher Roman „Die Räuber’’ handeln wird. Diese Räuberbanden waren Zusammenschlüsse vor allem Besitzloser, die gegen die Obrigkeit und ihre Gesetze aufbegehrten und ihre Kritik gegen das duale System äußerten. Sie kämpften unter anderem auch für Gerechtigkeit, durch weniger edle Taten wie der Überfall von Kutschen etc. brachten sie ihren Zorn zum Ausdruck. Die scharfen Strafen, Folter und Tod waren dabei „einkalkuliertes Berufsrisiko’’. Die Mitglieder der Räuberbanden waren meist jung und sehr emotional, „Die jungen Wilden’’ wurde eine der charakteristischsten Bezeichnungen für die Sturm und Drang Epoche. Der typische „Stürmer und Dränger’’ charakterisiert sich hauptsächlich durch große Emotionalität, explosive Sprachform mit teilweise unvollständigen Sätzen oder bloßen Ausrufen und den großen Zorn auf die Obrigkeit und alles was damit zu tun hat. 1773, also im Alter von 14 Jahren, wurde Friedrich Schiller wie bereits erwähnt gegen seinen und den Willen der Eltern in die Militärakademie der Herzogs Carl Eugen eingeschult und dort gezwungen, erst Jura, später Medizin zu studieren. Schiller litt stark unter dem militärischen Drill der Schule. Höchstwahrscheinlich auch deswegen wurde er mit 15 Jahren Bettnässer. Das verstärkte seine Aversion gegen die Schule noch, und er begann gegen sie zu rebellieren. Heimlich beginnt er, „Die Räuber’’zu schreiben. So wollte er dem Drill entkommen und sich Zufriedenheit verschaffen, da auch er sich gegen „seine Obrigkeit’’, den Herzog, auflehnte. Beide seiner Hauptfiguren sind Stürmer und Dränge rund halten sich für Genies, denn beide wollen etwas erreichen: Karl ist der Freiheitskämpfer, der gegen die Gesellschaft und die Kleinbürgerlichkeit rebelliert, Gerechtigkeit schaffen und Freiheit erreichen will. Er kämpft für die individuelle Freiheit, seine Freiheit, die durch die Gesetze eingeengt ist Dabei zeigt Karl aber, obwohl er Räuberhauptmann ist, keine Verantwortung, mit Ausnahme dem Tagelöhner gegenüber, ganz am Schluss des Romans Franz ist noch radikaler, er ordnet sich noch nicht einmal einem Gott unter. Er hat dasselbe Ziel wie sein Bruder, die Freiheit, die jedoch bei ihm dadurch definiert ist, dass er seinen Bruder und seinen Vater loswird, um endlich frei und tyrannisch herrschen zu können und dass daher jeder das Recht hat, zu kämpfen und sich alles zu nehmen was er kriegen kann. Diese Einstellung äußert sich dadurch, dass er einen gezielten Plan ausheckt, den Bruder loszuwerden und den Vater zu töten, ohne irgendwelche Gefühle, alles eiskalt plant und durchführt. Wenn er seine Sache macht, dann richtig, also möchte er auch noch die Verlobte seines Bruders Karl, Amalia, für sich haben und damit beweisen, dass er der Stärkste ist. Letzten Endes geht alles gründlich schief, vor allem die „Mission Amalia’’konnte nicht glücken, da Franz nicht in der Lage ist, Gefühle zu empfinden geschweige denn sie zu äußern. Die Räuberbanden bestanden hauptsächlich, wie bereits erwähnt, aus Jugendlichen/ jungen Erwachsenen und Besitzlosen. Sie schlossen sich zu Räuberbanden zusammen, die häufig mehr als siebzig Mitglieder hatten, und wählten einen Hauptmann als ihren Anführer. Sie hausten um Wald und lebten von der beute ihrer Raubzüge. Sie überfielen zum Beispiel Kutschen oder auch ganze Dörfer und plünderten sie aus. Dabei gab es immer Tote und zum Teil schwer Verletzte.
Vor allem aus diesem Grund waren sie vom Bürgertum gefürchtet und verachtet. Aus der Sicht des Bürgertums brachten die Räuberbanden keine Freiheit und Gerechtigkeit, sondern Angst, Schrecken, Zerstörung und Tod mit sich. Wenn die Räuber nicht gerade aus Raubzug waren, saßen sie im Wald bei Lagerfeuern zusammen und sangen ihre Räuberlieder, gerne in Begleitung einer Gitarre. Der Hauptmann war bei diesen Sangestreffen gerne gesehen. Selbst ihre Lieder begehrten gegen bestehende Ordnungen auf. Sie hatten eine andere Form, handelten meistens von Gemeinsamkeit, Gemeinschaft, Verbunden und dienten der Verherrlichung und Preisung der Toten. Häufig lässt Friedrich Schiller in den dargestellten Liedern auch seine Kenntnisse und sein Wissen über die griechische Antike mit einfließen Die Musik hatte bei den Räuberbanden einen hohen Stellenwert, da Sie für die Volkstümlichkeit standen und vor allem die deutsche Sprache zurückbrachten. Vorher waren alle Lieder in Latein geschrieben, welches die Sprache der Kirche und Gelehrten war, während das Deutsche von allen, vor allem von den normalen Bürgern, verstanden wurde. Auch das brachte ihre Rebellion gegen die Obrigkeit zum Ausdruck.Wurde den Räuber einmal langweilig, so dachten sie sich in ihren Augen „lustige Streiche’’aus. Einige davon werden in den „Räubern’’ eindrücklich geschildert. Als Beispiel sei der Streich genannt, in dem die Räuberbande, unter Anführung Spiegelbergs, des nächstens in ein Kloster eindringt, und die schlafenden Nonnen brutal vergewaltigt werden. Anschließend wird das komplette Kloster ausgeplündert. Spiegelberg findet das lustig, Karl beteiligt sich nicht an solchen Aktionen.Dass gerade ein Kloster für diese Barbarei gewählt wird, soll noch einmal den Konflikt zwischen den Räuberbanden und der Kirche verdeutlichen. Die Räuber demonstrieren ihre Überlegenheit, indem sie wehrlose schlafende Nonnen angreifen. Doch Friedrich Schiller rebellierte nicht nur inhaltlich mit dem bloßen Schreiben eines Romans über Genies und Räuberbanden gegen den bestehenden Drill und die Zwänge der Militärschule, er tat es auch formal. Er verstieß auch gegen die damals bestehenden 3 Einheiten: Romane und Theaterstücke unterlagen zuvor strengen Kriterien. Sie spielten in dem knappen Zeitraum von nur 24 Stunden, hatten nur einen Handlungsort und vor allen Dingen nur eine Handlung.
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