Hamburger Abendblatt/Stormarn 20.11.2015
Oststeinbeker Polizei
schließt schon im Juni
Behördenleiter stellen Umstrukturierung für Stormarn vor. Zahl der Beamten unverändert.
DOROTHEA BENEDIKT
AHRENSBURG :: „Wo Polizei drauf
steht, soll auch Polizei drin sein“: So
fasst Polizeidirektor Holger Meincke
die Notwendigkeit einer Umstrukturierung
in den Kreisen Stormarn und Herzogtum
Lauenburg zusammen. Der Vizechef
der für Stormarn zuständigen
Polizeidirektion in Ratzeburg begründet
damit die Schließung von vier Stationen
im Kreis. Wie berichtet, sollen
in den kommenden zwei Jahren die
Polizeiwachen in Ammersbek (bis Januar
2018), Oststeinbek (bis Juni 2016), Bargfeld-Stegen und Steinburg
(beide bis Januar 2017) schließen.
„Die Zahl der Mitarbeiter auf der Straße bleibt aber gleich“, sagt Meincke.
Sein Chef Michael Wilksen fügt
hinzu: „Es wird keine Personalkürzung
geben. Wir stellen uns mit dieser Umstrukturierung besser für die Zukunft
auf.“ Kleine Ein-Mann-Stationen wie
in Bargfeld-Stegen oder im Steinburger
Ortsteil Mollhagen seien nicht mehr
zeitgemäß.
Mitarbeiter aus den kleinen Stationen
wechseln in größere Nachbarorte
Zum einen sei die Sicherheit der
Mitarbeiter nicht mehr gewährleistet.
„Diese Kollegen müssen allein zu Einsätzen
fahren“, sagt Wilksen. Sowohl die beiden Ein-Mann-Stationen als auch die derzeit noch mit drei Beamten besetzte Wache in Oststeinbek sowie
die sechs Mann starke Station in Ammersbek
sind ausschließlich montags
bis freitags tagsüber besetzt. „Da steht
zwar Polizei drauf, es ist aber keine
Polizei drin“, sagt Meincke. Für die Sicherheit
der Menschen sei es effektiver,
diese Mitarbeiter mit in den Schichtdienst
der großen benachbarten Polizeireviere
zu nehmen. Der Polizist aus
Mollhagen soll künftig die Kollegen in
Bargteheide unterstützen und von dort
aus auch in seinem alten Zuständigkeitsbereich
Streife fahren.
„Den Menschen dort wird die Polizei
sogar mehr auffallen. Denn bisher
ist der Beamte mit seinem Privatauto
Streife gefahren“, sagt Meincke. Für
Bargteheide werde ein weiteres Einsatzfahrzeug
angeschafft.
Gut zwei Jahre haben Experten am
neuen Konzept gearbeitet. „Dabei wurden
die Maßnahmen immer wieder auf
den Prüfstand gestellt“, sagt Michael
Wilksen. Ein entscheidender Punkt sei
die Zeit vom Notruf bis zum Eintreffen
vor Ort gewesen, die sogenannten Einsatzzeiten.
Laut Führungsebene sollen sie sich verkürzen.
„Dabei sind wir heute schon im
Landesvergleich sehr gut“, sagt Wilksen.
Stormarn liege im Durchschnitt
bei sieben Minuten. Meincke: „Dies gilt
für Einsätze der Kategorie eins, wenn
es um Leib und Leben geht.“ Treffen
Menschen auf Einbrecher, habe dies
auch die Priorität eins.
Nach internen Berechnungen verlängert
sich die durchschnittliche Einsatzzeit
auch nicht, wenn die Stationen
in Ammersbek und Oststeinbek schließen.
„Bis Glinde sind es von Oststeinbek
drei Kilometer, bis Barsbüttel 5,5
und bis Reinbek sechs Kilometer“, sagt
Wilksen. Schon jetzt sind Glinder
Beamte nachts und am Wochenende
für Oststeinbek zuständig und fahren
dort Streife. „Geht ein Notruf ein, prüft
der Disponent in der Leitstelle, welcher
Streifenwagen am dichtesten dran ist“,
sagt Meincke. So komme es bereits
heute vor, dass eine Streifenwagenbesatzung
aus Glinde oder Reinbek zum
Einsatz in Oststeinbek geschickt werde.
Auch die Großhansdorfer Wache stand
auf dem Prüfstand, bleibt aber erhalten
Auch die Polizeiwache in Großhansdorf
stand auf dem Prüfstand.
„Dort ist die Ahrensburger Wache, die
rund um die Uhr besetzt ist, in der Nähe“,
sagt Meincke. Allerdings werden
im Unterschied zu Ammersbek und
Oststeinbek in Großhansdorf viele Anzeigen
bearbeitet. Deswegen bleibt diese
Station auch erhalten.
Dass landesweit mehr Polizisten in
Erstaufnahmeeinrichtungen für
Flüchtlinge im Einsatz seien, werde am
Konzept der Führung in Ratzeburg
nichts ändern. „Es könnte sein, dass
wir eine Wache früher schließen als geplant,
davon gehe ich aber nicht aus“,
sagt Wilksen. Es stehe aber fest, dass
mehr Personal gebraucht werde, um
Flüchtlingsheime zu schützen.
Landesweit werden Beamte aus
den Revieren für diese Aufgabe abgezogen.
Deshalb streicht die Polizei zum
Beispiel die Präventionsarbeit an
Schulen und Verkehrskontrollen, von
denen es bereits deutlich weniger als
früher gebe. Großkontrollen seien gar
nicht mehr möglich. Präventionsmaßnahme
an Schulen sollen kommendes
Jahr reduziert werden.
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