Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum

und nimmt ihr die Düsternis und den Schrecken der Jahrhunderte.
“

(Karutz 1904, S. 59)
In diesem Zitat symbolisiert der weiße Rauch der Lokomotive die Zeit des Fortschritts, 
das Kleid steht für die Vergangenheit, das metaphorisch noch „
die Düsternis und den 
Schrecken der Jahrhunderte
“ in sich trägt. 
Sobald er aber die Stadt betrat, sah er nicht mehr „
die Spuren der neuen Zeit
“ (ebd.), 
als ob es „
eine nichtmohamedanische Welt, eine westeuropäische Kultur, ein 
zwanzigstes Jahrhundert
“ (ebd.) nicht gäbe. Im Weiteren beschreibt er das für ihn 
bekannte westliche Orientbild mit vielen Stereotypen und Vorurteilen:
„
Was alles unsere Vorstellung unter dem Begriff des Orients erkennt, Farbe und Licht, 
lärmendes Strassengewühl zwischen gefängnisgleichen Hof- und Häusermauern, 
stolze Würde und gemessene Ruhe, fatalistisches Verzichten und fanatisch eiferndes 
Glauben, heitere Geselligkeit des Marktes und starr schematische Andachtsübungen, 
frohes Gemessen der Masse und brutale, menschenverkennende Grausamkeit 
despotischer Herren, Freiheit des Mannes und Knechtschaft des Weibes, all das blüht 
und treibt in immer frischer Erneuerung in Buchara, heute wie im Mittelalter und reicher 
entfaltet als in irgend einem anderen Lande. Nach Buchara muss gehen, wer einen 
wahrhaft unverfälschten Orient kennen lernen, wer sein Auge und seine Erinnerung mit 
den Bildern des Ostens füllen will, die seine Vorstellung und seine Erwartung seit den 
Märchen von ‚Tausend und eine Nacht‘ sich phantasievoll ersonnen haben.
“

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200 
(Karutz 1904, S. 60) 
In oben angeführtem Beispiel hat Karutz, bewusst oder unbewusst, westliche 
Stereotype über den Orient in einem Stilmittelbündel vorgestellt, man kann sehen, wie 
mehrere Stilmittel im Zusammenspiel agieren: „
Farbe und Licht
“ (Allegorie),
„
lärmendes Strassengewühl
“, „
stolze Würde
“, „
gemessene Ruhe
“ (Tautologie), 
„
gefängnisgleichen Hof- und Häusermauern
“, „
fatalistisches Verzichten und fanatisch 
eiferndes Glauben
“ (negativ bewertende Epitheta), „
Freiheit des Mannes und 
Knechtschaft des Weibes
“ (Parallelismus). All diese Bilder schaffen ein exotisches 
Orientbild. Als Bestätigung des Despotismus in Buchara fühlte Karutz „
etwas Düsteres, 
Schweres und Unheimliches
“ (ebd.), als er die Stadttore beobachtete (vgl. ebd.). Er 
staunt über das Gedränge in der Stadt: 
„
Das scharfe Licht des blendenden Tages, der auf das lehmgraue Gemäuer brennt, 
bricht plötzlich in jenem engen dunklen Torweg, gegen den sich die Strasse etwas 
senkt, ab, und wie in einen lauernden Abgrund stürzt sich die lärmende Flut des 
Lebensstromes in Buchara hinein, ein langer Zug von Wagen. Reitern, Tieren, 
Fussgängern, so gedrängt und drängend, überstützend, sich auf den Fersen, dass man 
nur immer darüber staunt, dass nicht einer den anderen zerdrückt oder zertritt.
“

(Ebd.) 
In diesem Zitat malt Karutz ein lebhaftes Bild von bucharischen Häusern und Straßen 
mit Epitheta ornans („
das scharfe Licht; der blendende Tag; lehmgraue Gemäuer; 
enger dunkler Torweg
“), Metapher und Personifikation („
die lärmende Flut des 
Lebensstromes stürzt sich in Buchara hinein
“) und Alliteration („
gedrängt und 
drängend; zerdrückt oder zertritt
“). Zu den häufig verwendeten typisierenden 
Beschreibungen gehören die von den Straßen und Häusern:
„