Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum

unter diesen Umständen das Leben der Frauen vor. An den Kindern haben sie nur 
kurze Zeit Freude. Die Söhne werden vom Vater im anderen Hof erzogen oder tummeln 
sich auf der Straße, während die Mädchen zwar bis zur Heirat, das heißt bis zum 
zehnten oder zwölften Lebensjahr, im Frauenhof bleiben. Dort aber arbeiten sie 
zusammen mit den Mädchen der anderen Frauen an Handarbeiten, oder sie spielen 
auf der Straße. Den ganzen Tag verbringen die Frauen mit der Stickerei an Satanen, 
gestickten seidenen Decken für die Wände, oder mit dem Knüpfen von Teppichen. 
Meist jedoch wird die Zeit mit Klatsch und Geschwätz totgeschlagen.
“

(v. d. Pahlen 1969 [1964], S. 60-61) 
Die Meinungsbildung bei von der Pahlen erfolgte, wie bei vielen anderen Autoren, 
durch den russischen Einfluss. So schreibt der Autor von der „
Frau eines russischen 
Kreischefs
“ (ebd.: S. 61) mit Universitätsabschluss und sartischen und kirgisischen 
Sprachkenntnissen, die angeblich viele Frauen besucht haben soll. Laut ihren 
Berichten entstehe „
ein erschütterndes Bild vom Leben dieser Frauen
“ (ebd.). Deren 
geistige Entwicklung sei „
auf solch niedrigem Stand, daß es ihnen gar nicht bewußt 
wird, wie unwürdig ihre Stellung ist
“ (ebd.). Das Gesprächsthema würde sich 
hauptsächlich um das Liebesleben drehen, „
wie […] Boccaccio erzählt
“ (ebd.). Wie 
Moser thematisiert auch v. d. Pahlen das frühe Heiratsalter und das unschöne Leben 
im Harem:
„
Verheiratete kleine Wesen von neun Jahren, die schon Mütter sind, sind keine 
Seltenheit. Oft sind ihre Männer Greise. Es ist verständlich, daß solche Zustände 
demoralisierend wirken, daß viel Elend in den Harems herrscht und daß spezifische 
Krankheiten gerade bei den Frauen vorkommen.
“

(Ebd.: S. 61) 
Der Autor beschreibt die Art und Weise, wie mehrere Frauen in einem Harem wohnen 
und betont, „
daß in einem solchen Haushalt sich kein Familienleben in unserem Sinn 
entwickeln kann
“ (ebd.: S. 63). Laut Bestätigung seiner russischen Begleiterin 
„stumpfen diese Frauen bald ab und verblühen schnell
“ (ebd.). In einem weiteren 
Abschnitt bedauert er turkestanische „
Kind-Mütter
“ in einem Krankenhaus:

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„
Als wir die Frauenabteilung betraten, warfen alle Patientinnen rasch ihre Decken über 
das Gesicht, und nur die Überredungskunst der Ärztin erreichte bei einigen, daß sie 
zaghaft unter der Decke auf die an sie gestellten Fragen antworteten. Neunjährige 
Mütter, klein und elend, mit abgemagerten Händen wiesen rotgefärbte Nägel auf. Sie 
hielten ihr kleines Kind im Arm.
“

(Ebd.: S. 124) 
Von der Pahlen spricht von „
unsägliche[m] Elend, Verkommenheit und Schmutz […], 
alles Folgen der Haremszustände
“ (ebd.: S. 125), die emotionale Wirkung wird durch 
das negativ wertende Adjektiv 
unsäglich
gestärkt. Er kritisiert die mangelhafte 
Geburtshilfe und Säuglingspflege, denn „
[e]ine Menge Kinder und Mütter müßten 
dabei ihr Leben lassen oder hätten ihr Leben lang unter schwerem Siechtum zu leiden
“ 
(ebd.). Im folgenden Beispiel setzt der Autor das Stilmittel 
pars pro toto
(„
die lachenden 
dunklen Kinderaugen
“) symbolhaft für das Bild der Kind-Mütter ein: 
„
Ein seltsames Gefühl war es, die lachenden dunklen Kinderaugen zu sehen, deren 
Brauen mit einem dicken schwarzen Pinselstrich verbunden waren, und zu hören, daß