Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum


Hans Werner Richter: „Karl Marx in Samarkand. Eine Reise an die



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Diss Rakhimova 2018

3.3.2 Hans Werner Richter: „Karl Marx in Samarkand. Eine Reise an die 
Grenzen Chinas“ 
Hans Werner Richter
41
, Initiator der bekannten „Gruppe 47“, reiste 35 Jahre nach Kisch 
in die usbekische Sowjetrepublik. Doch anders als Kisch konzentrierte er sich lediglich 
auf die Faktizität der Gegebenheiten und Geschehnisse. Seine „
auf die ungeteilte und 
41
Vorliegende Angaben von Richters Bibliographie stützen sich hauptsächlich auf drei Quellen: Cofalla, Sabine (Hrsg.) (1997): 
Hans Werner Richter. Briefe. Im Auftrag der Stiftung Preußische Seehandlung und der Textkritischen Arbeitsstelle der Freien 
Universität Berlin, München-Wien, S. 725-733. Cofalla versucht, das Leben und den Werdegang von Richter genau unter die 
Lupe zu nehmen, was die Autorin mithilfe der Gesamtbetrachtung seiner Lebensstationen vor dem Hintergrund der 
entsprechenden sozialen und politischen Ereignisse schafft. Die zweite, nicht weniger wertvolle Quelle zur Biographie Richters 
ist die Dissertation von Erich Embacher: Embacher, Erich (1985): Hans Werner Richter. Zum literarischen Werk und zum politisch-
publizistischen Wirken eines engagierten deutschen Schriftstellers. Frankfurt am Main, S. 11-19. Der Autor beschreibt das Leben 
des Schriftstellers nicht nur anhand verschiedener Publikationen, sondern stützt sich dabei auf das persönliche Gespräch mit 
Hans Werner Richter. Die dritte Quelle stammt von Mrożek, Sebastian (2005): Hans Werner Richter. Zum Prosawerk eines 
verkannten Schriftstellers. Frankfurt am Main: Lang (Europäische Hochschulschriften. Reihe I, Deutsche Sprache und Literatur, 
Publications universitaires Européennes. Série I, Langue et littérature allemandes, European university studies. Series I, German 
language and literature, vol. 1919).


103 
nichtretuschierte künstlerische Subjektivität zuhaltende Betrachtungsweise

42
erscheint nach logischer Phantasie und Inszenierungsversuchen von Kisch eher kühl 
und unparteilich, was einen Anspruch auf Wahrheit und Objektivität hebt.
Sein Leben bewegte sich hauptsächlich auf politischer Ebene mit politischen Zielen. 
Im Alter von 24 Jahren wurde er Mitglied der KPD, was allerdings nur zwei Jahre 
dauerte, dann wurde er wegen des Vorwurfs des Trotzkismus aus der Partei 
ausgeschlossen. Er lernte zu dieser Zeit zwei bekannte politisch Linke, Fritz Sternberg 
und Carl von Ossietzky, kennen und machte sich mit marxistischer Literatur vertraut.
Im Weiteren folgten seine Mitgliedschaft in der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) 
und seine Emigration nach Paris, die nach dem Scheitern des Versuchs, eine 
Widerstandgruppe gegen Nationalsozialisten zu gründen, erfolgte. Doch bereits im 
Oktober 1935 kehrte er freiwillig nach Berlin zurück.
Im Jahr 1940 erfolgte unter dem Verdacht, Richter sei ein Führer der deutschen 
pazifistischen Jugend, seine Verhaftung. Die Vorwürfe konnten nicht bestätigt werden; 
Richter wurde aufgrund mangelnder Beweise freigelassen. Kurz darauf wurde er 
erneut zum Kriegsdienst eingezogen und verbrachte die folgenden beiden Jahre als 
Soldat beim Grenzschutz in Polen, wo er 1942 in Krakau Antonie Lesemann heiratete. 
Im selben Jahr wurde er in eine französische Stadt in den Pyrenäen verlegt und bereits 
im Sommer 1943 übersiedelte er nach Italien und wurde im Kampf um Monte Cassino 
von den Amerikanern gefangengenommen. Auch in der Gefangenschaft in Camp Ellis 
in Illinois (Dezember 1943 bis August 1945) gab er seine Interessen nicht auf: Er 
arbeitete zunächst als Leiter der Lagerbücherei und Lehrer für Literaturgeschichte, 
später beteiligte er sich an der Herausgabe der Zeitschrift „Lagerstimme“ und wurde 
schließlich ab Frühjahr 1945 zum verantwortlichen Herausgeber (vgl. Cofalla 1997, S. 
725).
Im Sommer 1945 wurde Richter in das Lager Kearney verlegt, wo die Erstausgabe der 
Zeitschrift „Ruf“ erschien. Im April 1946 erfolgte seine Verlegung nach Deutschland, 
zuerst in das bayerische Entlassungslager Bad Aibling und später in die englische 
Entlassungsstation Bad Pyrmont. 
Zur selben Zeit wurde in München an der Herausgabe der neuen Zeitschrift „Ruf“ 
gearbeitet und Richter entschied sich auf Vorschlag seiner Mutter, daran mitzuwirken 
(vgl. Embacher 1985, S. 16-17). Nach der Delegalisierung der Zeitschrift im April 1947 
entstand unter Richters Initiative ein inoffizielles Diskussionsforum für ehemalige „Ruf“-
42
Werner, Klaus (1988): Verwandeltes Dasein. Über deutschsprachige Literatur von Hauptmann bis heute. In: Zeitschrift für 
Germanistik, 9 H. 6 9 (6), S. 721. 


104 
Mitarbeiter, dessen Teilnehmer später die „Gruppe 47“ bildeten (vgl. Mrozek 2005, S. 
61). Die erste Tagung der Gruppe fand am 6./7. September 1947 in Bannwaldsee bei 
Füssen statt. Es handelte sich dabei um eine Art literarischer Werkstatt, bei welcher 
die wichtigsten Probleme des literarischen Lebens der Bundesrepublik Deutschland 
ans Licht gebracht werden sollten. Die „Gruppe 47“ gewann mit der Zeit immer mehr 
an Popularität und spielte zwanzig Jahre lang eine bedeutende Rolle bei der Prägung 
des literarischen Lebens im westlichen Deutschland, verlor jedoch nach der Tagung 
der Gruppe in der „Pulvermühle“ 1967 bei Waischenfeld an Bedeutung. Als letztes 
offizielles Treffen der Gruppe wird die Tagung in Dobriṡ bei Prag vom 25. bis zum 27. 
Mai 1990 genannt (vgl. Mrozek 2013, S. 221).
Das sozial-politische Engagement sowie eine zeitgemäße politisch aktive Haltung 
zeichneten sein Leben aus, sodass es nicht erstaunt, dass er sich 1956 für den 
Aufstand in Ungarn einsetzte. Darin zeigte sich auch seine Enttäuschung von der 
Politik der Sowjetunion, wie einst beim Pakt zwischen Hitler und Stalin. Etwas später 
initiierte Richter aufgrund der geplanten Atomaufrüstung der Bundeswehr eine 
Gegenbewegung und gründete das Komitee gegen atomare Aufrüstung. Allerdings 
erhielt Richter am 31. April 1958, nach Veröffentlichung seiner Proteste in Presse und 
Rundfunk, unangenehmen Besuch: Seine Wohnung in München wurde von der Polizei 
durchsucht und alle Dokumente bezüglich des Komitees gegen atomare Rüstung 
beschlagnahmt. Nach diesem Vorfall trat Richter der SPD bei, er erhoffte sich davon 
politischen Schutz und die Unterstützung der Partei. Diese Mitgliedschaft endete 
jedoch bald aufgrund der bürokratischen „Krämermentalität“ (ebd.: S. 68) innerhalb der 
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