Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Bog'liq
Diss Rakhimova 2018

ein Bild überquellender Fruchtbarkeit
“ (ebd.: S. 19). Er 
ist verwundert und zugleich amüsiert über das Verhalten eines usbekischen Dichters 
im Basar, wie er „
mit einer großzügigen Handbewegung […] gleichsam den ganzen 
Bazar zu Füßen [legt]

 
(ebd.): 

Mit jovialer Freundlichkeit nimmt er Weintrauben von den Tischen, hält sie hoch und 
läßt sich mit ihnen fotografieren. Er geht in der sich drängenden und schiebenden 
Menschenmenge von Stand zu Stand, begrüßt jeden und läßt sich begrüßen. Er will 
einen Granatapfel kaufen, aber der Händler nimmt kein Geld von ihm an.




222 
(Ebd.) 
Richter sieht nicht mehr „
in geringer Höhe angebrachte Bedachungen aus Matten oder 
Tüchern über Holzgerüsten und aus Stein gemauerte Gewölbe
“ (Karutz 1904, S. 61), 
sondern „
ein zweistöckiges, modernes Haus, in dem die Verkaufsstände wie in einem 
Warenhaus angeordnet sind: kühle Räume mit Fleisch, Molkereiprodukten, Fisch

 
(Richter 1966, S. 19)
.
Nichtdestotrotz sieht er aber auch die Bauern und Händler mit 
heißem grünem Tee, eigener Teekanne und Teeschale – „
Bräuche, die Jahrtausende 
alt sind
“ (ebd.: S. 21).
Christ schwärmt von den Basaren in Mittelasien, getreu seinem Schreibstil setzt er 
Superlative zur Steigerung der Emotionalität ein:

Nirgendwo ist Mittelasien bunter, lebhafter als auf seinen Basaren, und Basare gibt es 
überall, so fällt schwer, nur von einem zu erzählen: […]. Aber der bunteste, lebhafteste, 
orientalischste Basar?


(Christ 1976, S. 173) 
Im Weiteren entwirft der Journalist ein Bild des usbekischen Obstbasars im Oktober, 
wo er verknappende elliptische Sätze verwendet: 

Ende Oktober ist besonders das Früchteangebot für ein von der mitteleuropäischen 
Ernte wenig verwöhntes Auge überwältigend. Rote, gelbrote, grüne, grasgrüne Äpfel in 
unterschiedlichen Größen. Grüne Weintrauben, rund, alle Größen, alle sehr süß. Violette 
Trauben, die bei uns Portugiesen heißen und zu den zeitig reifenden Sorten gehören. 
Eine gelblichgrüne Weinbeerensorte, hier Damenfinger, auch Brautfinger genannt. Auf 
dem Boden gestapelte Zuckermelonen, Wassermelonen, geformt wie Fußbälle, 
Medizinbälle, Rugbybälle, von dunklem Grün, gelb, grünlich-weiß gestreift, am Rand des 
Stapels eine aufgeschnittene Frucht mit tiefrotem Fleisch und schwarzen Kernen.

 
(Christ 1976, S. 174) 
Neben den elliptischen Sätzen sind im angeführten Beispiel viele neutral-
beschreibende Epitheta und humorvolle Vergleiche zu sehen, „
…Wassermelonen, 
geformt wie Fußbälle…
“, die zur Verbildlichung dienen. Neben verschiedenen 
Menschen auf dem Basar („
Die Uhrmacher mit der eingeklemmten Lupe, wie Insekten 
mit gestielten Augen, die Juweliere vor blitzender Auslage tief in den Gewölben, […]
“ 
(ebd.: S. 178)) beschreibt Christ die Frauen auf dem Basar:


223 

Erstaunlich war, daß die Frauen saßen, gingen, standen, kauften, verkauften – mit 
einem Wort, das Erstaunliche waren die Frauen auf allen Bazaren im sowjetischen 
Mittelasien. Denn als die älteren unter ihnen noch junge Mädchen waren, da durften 
sie selbst weder einkaufen noch verkaufen, mit keinem Mann sprechen, es sei denn 
mit dem einen, dem sie in die Ehe verkauft wurden, sie durften ihr Gesicht zeigen. Die 
Frau durfte vor der Revolution keinen Bazar unverschleiert besuchen. 
Bei aller Buntheit: Was müssen das für graue Bazare gewesen sein.


(Christ 1976, S. 179-180) 
In oben angeführtem Beispiel sind die Bilder der Frauen zur Sowjetzeit und vor der 
Oktober-Revolution dargestellt. Christ setzt dabei solche Stilmittel wie Accumulatio 
(„
saßen, gingen, standen, kauften, verkauften
“) und Antithese („
Bei aller Buntheit: Was 
müssen das für graue Bazare gewesen sein
“) ein. 
Auch in seinem Reisebuch über Usbekistan, das er 1979 in Zusammenarbeit mit dem 
slowakischen Fotographen Karol Kállay veröffentlichte, erzählt er ausführlich von den 
Basaren in Usbekistan. Er zitiert zum Bespiel ein Sprichwort, das viel über die 
usbekische Mentalität sagt:

Ein kinderloses Haus ist wie ein Friedhof, aber ein Haus mit vielen Kindern ist wie ein 
Basar, sagt der Usbeke, und wie er den Basar liebt, liebt er das Haus voller Kinder 
[…].

60
 
(Christ/Kállay 1979, S. 31) 
Er beschreibt die Basare von Buchara und gebraucht dabei Realienwörter „
Tak-i-
Sargaron
“, „
Tak-i-Telpak
“, „
Tak-i-Sarrafon
“ (ebd.: S. 122). Seine Beschreibungen sind 
prosaisch, gesättigt mit den für seinen Schreibstil typischen Aufzählungen – 
Accumulatio und elliptische Sätze: 

Im Schatten der Mauern eine Art Flohmarkt. An der Außenwand der Kaljan-Moschee 
hängt [sic!] farbiges Tuch, Baumwolle, Seide. Schulkleider, Käppchen, Schuhe, 
Galoschen, Stiefel. Teppiche. Abgezogene Lämmer. Metalltöpfe. Wo immer wir auch in 
einen Eingang des Basargewölbes geraten, ist Ware ausgebreitet, und die Straßen 
ringsum im Viertel sind horizontale und die Mauern vertikale Warenlager, dazwischen ist 
ein Gedränge, Geschiebe, Gerufe, Geschäftigkeit ohne Eile – wenn irgendetwas aus der 
mittelasiatischen Vergangenheit seine Wahrheit behalten hat, dann der Satz: Der 
Orientale liebt den Basar.
“ 
60
Im Usbekischen lautet das Sprichwort: „Болали уй бозор, боласиз уй мозор.“ (Übersetzung von G.R.) 


224 
(Ebd.: S. 127) 
Somit findet das Stereotyp „der Orientale liebt den Basar“ erneut seine Bestätigung.

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