Wissenschaftliche hausarbeit



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wichtig disser

3.1.3 Der Konstruktivismus
Der Konstruktivismus rekrutiert seine Grundideen aus den
Ergebnissen der Kognitionspsychologie und neurobiologischen
Forschung und geht namentlich auf Denker zurück wie von Foer-
ster, von Glasersfeld, Watzlawick, Mantura, Roth u.a., die über
Wittgensteins These »Diese Welt ist meine Welt« philosophiert ha-
ben.(Overmann 2002: 71)
Wie bei allen Lerntheorien haben sich auch beim Konstruktivismus verschiede-
ne Ansätze entwickelt. Dieser Sachverhalt ist einfach zu erklären: auf Grund der
stark vereinfachten Aussage, dass sich jeder selbst seine individuelle Wirklichkeit
erstellt, „muss [man] beim Konstruktivismus ohnehin prinzipiell voraussetzen,
dass es Konstruktivismen und nicht bloß einen Ansatz gibt“ (Reich 2006: 85).
15
3 Lerntheoretischer Hintergrund


Reich führt sechs „explizit konstruktivistische Ansätze“ auf (ebd. 85-93):
• Konstruktiv-subjektive Psychologie
• Radikaler Konstruktivismus
• Systemtheorie Luhmanns
• Methodischer Konstruktivismus und Kulturalismus
• Sozial-kulturtheoretisch begründete Konstruktivismen
• Sozialer Konstruktivismus
• Pragmatischer Konstruktivismus
• Interaktionistischer Konstruktivismus
• Implizierter Konstruktivismus in anderen Ansätzen
Aus dieser Liste werden ich im Folgenden zunächst den ‚Radikalen‘ Konstruk-
tivismus erläutern, der wegen seiner eher subjektivistischen Annahmen zu o.g.
Vereinfachung beigetragen hat. Danach erfolgt eine Beschreibung einer gemä-
ßigten Form, welche sozial-kulturtheoretische Ansätze  zur Begründung liefert.
a) Der ‚Radikale‘ Konstruktivismus
Für von Glasersfeld – den Begründer des ‚Radikalen‘ Konstruktivismus – ist Ler-
nen eine konstruktive Tätigkeit „im Dienste und im Kontext größerer evolutio-
närer Systemprozesse“ (Huschke-Rhein 2002: 44). Dabei beruft er sich auf Pia-
gets Theorie der kognitiven Entwicklung und stellt folgende Grundprinzipien des
‚Radikalen‘ Konstruktivismus auf (Glasersfeld 1997: 96):
1. (a)Wissen wird nicht passiv aufgenommen, weder durch die
Sinnesorgane noch durch Kommunikation.
(b) Wissen wird vom denkenden Subjekt aktiv aufgebaut.
2. (a) Die Funktion der Kognition ist adaptiver Art, und zwar im
biologischen Sinne des Wortes und zielt auf Passung oder
Viabilität;
(b) Kognition dient der Organisation der Erfahrungswelt des
Subjekts und nicht der »Erkenntnis« einer objektiven ontologi-
schen Realität.
Davon ausgehend, dass es keine objektive Realität gibt, sondern, dass sich diese
jeder selbst konstruieren muss, wird das ‚Wissen von der Wirklichkeit’ als indi-
viduelle Konstruktion angesehen. Erst dieser konstruktive Umgang mit der Um-
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3 Lerntheoretischer Hintergrund


welt macht den Menschen überlebensfähig (Huschke-Rhein 2002: 45). Dabei
sind alle  Erfahrungen und jedes Wissen an das Subjekt gebunden. Lernen wird
dabei als „ein Prozess angesehen (...), in dessen Verlauf Menschen ihr Wissen ak-
tiv handelnd und fühlend in komplexen, authentischen Situationen sowie in
Abhängigkeit von ihren Vorerfahrungen (...) erwerben“ (vgl. Müller 2001: 7). Im
Gegensatz zum Kognitivismus ist beim Konstruktivismus das Erkennen eines
Problems als ein solches eine relevante kognitive Leitung (vgl. ebd.). Für den
‚Radikalen‘ Konstruktivismus lassen sich folgende drei Grundannahmen zusam-
menfassen:
1. Das Gehirn ist ein autonomes, von der Umwelt getrenntes System, das selbst-
referentiell funktioniert (vgl. Müller 2001: 7). Es erhält keine Informationen
direkt von außen, noch gibt es welche an die Umwelt ab. Informationen wer-
den lediglich von den Sinnesorganen aufgenommen und in Form von Reizen
an das Gehirn geleitet. „Somit kann das Gehirn, in dem sich die Wahrneh-
mung vollzieht, Wirklichkeit nicht repräsentieren, sondern nur konstruie-
ren“ (Meixner 1997: 19). Umweltereignisse können das Gehirn aber durch
die Sinnesreizungen pertubieren. Diese werden vom Gehirn gedeutet oder 
bewertet und es versucht diese ‚Störungen‘ in der Wahrnehmung der Wirk-
lichkeit auszugleichen. Somit ermöglicht uns diese Kognition ein „überle-
bens-ermöglichendes viables (...) Verhalten“ (ebd.)
8
.
2. Im Gedächtnis ist das gesamte Wissen verteilt gespeichert. Durch die Ver-
netzung der Nerveneinheiten (Neuronen) wird das Wissen in Form von
Erinnerungen hergestellt und abgerufen. Da diese Vernetzungen individuell
verschieden sind, ist auch das Wissen subjektiv  (vgl. Meixner 1997: 19f.). 
3. Tritt  spontan  eine neue Einsicht ein, welche nicht auf bisher gemachten
Erfahrungen und stattgefundenem In- und Output – also Interaktion mit der
Umwelt – basiert, so wird dies als Emergenz bezeichnet. Dieser Vorgang ist
vergleichbar mit dem „Aha!-Effekt“. Man nimmt an, dass das Gehirn von
selbst in der Lage ist, Ordnung in bisher nicht verknüpfte Bereiche zu brin-
gen. Da das Gehirn ein geschlossenes System ist, lässt keine Aussage über
den „Status unseres Wissens“ treffen, eine Bewertung kann nur „auf der Ebe-
ne des individuellen Bewusstseins“ (Meixner 1997: 20) stattfinden. 
17
3 Lerntheoretischer Hintergrund
8 Der Begriff der „Viabilität“ wurde durch von Glasersfeld begründet und bezeichnet eine
Passung bzw.Übereinstimmung mit dem vorherrschenden gesellschaftlichen Konstrukt von
Wirklichkeit (vgl. z.B.Glasersfeld 1997: 230).


Diese Ausrichtung des Konstruktivismus erklärt für mich das Lernen im
Alltagsleben und in Schule nur unzureichend, da der Lerner für sich isoliert be-
trachtet wird und die Kultur und die Mitmenschen außen vor gelassen werden.
Daher werde ich meine Unterrichtsplanung im Sinne eines ‚gemäßigten‘ Kon-
struktivismus durchführen, welchen ich im Folgenden näher erläutere.
b) Der sozial-kulturtheoretische Konstruktivismus
Davon ausgehend, dass die bereits genannte überlebenssichernde, viable Wirk-
lichkeit in kommunikativen Prozessen sozial konstruiert wird (vgl. Müller 2001:
6–7), werde ich zur Planung und Durchführung meiner Unterrichtseinheit auf
das Konzept des sozial-kulturtheoretischen Konstruktivismus zurückgreifen.  Da-
zu werde ich Ansätze aus den drei bereits aufgeführten Unterformen verwenden,
da keiner der Ansätze ein optimales Lernen in der Schule unter Berücksichtigung
der momentanen staatlichen Vorgaben ermöglicht. Da bei diesem Konzept die
Kommunikation zur Bildung der Wirklichkeit unerlässlich ist, ist „die Sprache als
Produkt und Produzent menschlicher Wirklichkeit“ (Meixner 1997: 20) das
wichtigste Medium. Der Konstruktionsprozess ist dabei historisch geprägt und
veränderbar (ebd.): was ‚wirklich‘ ist, ändert sich im Laufe der Zeit (z.B. das geo-
zentrische Weltbild, das im 17. Jahrhundert vom heliozentrischen abgelöst wur-
de oder die Vorstellung der Erde in Gestalt einer Scheibe oder einer Kugel). 
Im Zusammenhang mit der durch die Gesellschaft aufgebauten Wirklichkeit ver-
wendet Gergen den Begriff der „diskursiven Konstruktion“
9
. Durch den sozialen
Umgang mit Mitmenschen ist die Wahrnehmung und das Denken gesellschaft-
lich geprägt, wobei diese Prägung von der Kultur in der man sozialisiert wurde,
abhängig ist (vgl. Meixner 1997: 21).  So entsteht die individuelle Wirklichkeit
in großer Abhängigkeit von der gesellschaftlichen. Sind beide Wirklichkeiten
nicht deckungsgleich, so kommt es zu Pertubationen der individuellen Wirklich-
keit. Das Gehirn – als geschlossenes kognitives System – kann darauf hin diese
Unterschiede ausgleichen, in dem es die subjektive Wirklichkeit anpasst. Ermög-
licht wird dies durch die Fähigkeit zur Selbstreflexion, die einen Perspektivwech-
sel zulässt und so die neuen Informationen unter Berücksichtigung der subjekti-
ven Wirklichkeit prüfen und abgleichen kann (vgl. ebd.).
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3 Lerntheoretischer Hintergrund
9 Eine ausführliche Erklärung ist zu finden bei Gergen (2002): Diskurs und Emanzipation
(S. 84–116) und Dialogische Potenziale (S. 179–208).


Die Erkenntnisse des Konstruktivismus werden oftmals als konstruktivistische
Lerntheorie bezeichnet, auch wenn es sich eigentlich nicht um eine solche han-
delt. Die Lerntheorie ist viel mehr „eine praktisch orientierte Disziplin, die Hin-
weise darauf geben möchte, wie man die Erkenntnisgewinnung bei Lernenden
fördern kann“ (Wolff 2002: 72).

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