Tagebuch Frühjahr 435 Tag 20
Tödliches Rennen
Die Hufe trommeln auf den Boden und die Mähne weht im Wind, so rennt der Zentaur um sein Leben entlang den Ufern des Roa Sanguine. Hinter ihm, hoch im Himmel, fliegt ein Schwarm Kreuzritter Vampire, die sich nicht entscheiden können, ob sie den Elementaristen Krieger nun in Stücke reißen oder ihn zu Tode hetzten sollen. Für mich, die ich die Szene durch mein Fernsicht-Becken beobachte, ist es nur ein weiteres Spiel um Leben und Tod im Wylden, wo das Raubtier sicherlich seine Beute fangen wird.
Während der Zentaur auf einen fernen Wald zuhält – einer der wenigen, die nicht bereits Anzeichen der Holzfällerarbeiten der Zombies oder der Baumkrankheit, die die Nekromanten des Dunklen Kreuzzuges verbreitet haben, zeigen – scheinen die Vampire sich darüber keine Sorgen zu machen. Sie gleiten in einer sanften Brise und schließen Wetten darüber ab, ob der Zentaur den Wald lebend erreichen wird.
Doch dann bohrt sich ein langer, metallener Pfeil in die Brust des führenden Vampirs und explodiert in einer hellen phosphoreszierenden Flamme, die die anderen Untoten wie ein Haufen verängstigter Krähen auseinander fliegen lässt. Als sie sich wieder versammeln ist der Zentaur bereits sicher zwischen den Bäumen verschwunden und es gibt kein Anzeichen des Attentäters, der so einfach einen der mächtigsten Untoten der Kreuzritter vernichtet hat.
Tagebuch Frühjahr 435 Tag 21
Kampf oder Flucht
Die Nacht des Ausruhens im tiefen Wald tat dem Zentaur gut. Obwohl ein schwerer Regensturm die meisten Spuren und Gerüche wegspülte, die die Vampire hätten nutzen können, um den angeschlagenen Zentauren zu verfolgen, zuckte er doch jedes mal zusammen, wenn einer seiner Hufe mit einem lauten Klatschen eine Pfütze traf. Mit dem ersten Licht war der Zentaur bereits wieder unterwegs, seine Augen spähten umher und seine Nase versuchte in der kalten Morgenluft ein Anzeichen seiner Verfolger aufzuspüren.
Obwohl Zentauren sehr viel weiter entwickelt sind als einfache Pferde, teilen sie mit ihnen doch einige primären Instinkte, wenn sie offen gejagt werden. Wenn sie ihren Nachwuchs beschützen, einen Krieg anführen oder feindliches Gebiet ausspähen, treten ihre zivilisierten Instinkte in den Vordergrund, was ihnen viele Fähigkeiten in Zeiten des Krieges ermöglicht. Doch hier, fern der eigenen Herde, alleine inmitten der Bäume, ist diese Kreatur zwischen Kampf und Fluch hin und her gerissen, was beides ihren sicheren Tod bedeuten würde.
In der Ferne schreit ein Vampir in Todesqualen auf und der Zentaur, wie auch die Vögel und Waldtiere werden aufgeschreckt und flüchten, durch das Labyrinth der Bäume um sein Leben rennend.
Tagebuch Frühjahr 435 Tag 22
Anmut und Wildheit
Als er auf eine Lichtung kommt, die von Sonnenlicht beschienen wird, das durch die Kronen der Bäume fällt, versucht der Zentaur noch mal seine Geschwindigkeit zu erhöhen, um möglichst schnell in die Sicherheit der Bäume auf der anderen Seite zu gelangen. Doch als eine Gestalt leise aus den Bäumen hervor tritt, hält der Zentaur im Angesicht dieses fremden und schrecklichen Anblicks einen Moment inne.
Halb Zentaur, halb Katze schaut die fellige, Luchs-ähnliche Kreatur den Elementar Krieger an, als ob sie seinesgleichen noch nie gesehen hat. Im Gegensatz zu dem Sonnenlicht, das auf die Flanken des Zentaurs scheint, bleibt die fremde Katzen-Zentaurin im Schatten der Bäume stehen, um der warmen Mittagssonne zu entkommen. Mit spitzen Ohren, breiten Pfoten und einer Alabasterhaut bewegt sich diese Kreatur mit einer wunderschönen Anmut – und zugleich mit einer Wildheit, die ihresgleichen nur in den Bloodsuckers des Dunklen Kreuzzuges während ihrer wildesten Paarungsflüge findet.
Die Kreatur sagt einen Begriff in der Sprache der Hoch-Elfen: „Schnee Zentaur“. Der Wald Zentaur kennt dieses Begriff nicht und tritt vorsichtig einen Schritt zurück, als er die Sprache der Hochelfen hört. Die Schnee Zentaurin nickt nur als sie merkt, dass der Zentaur sie nicht versteht und greift in eine Tasche um eine Handvoll Vampirzähne hervor zu ziehen und auf den Boden regnen zu lassen.
„Wirst du mir helfen?“ fragt der Zentaur. Die Katzen-Kreatur nickt nur und bedeutet dem Elementar Krieger ihr zu folgen.
Tagebuch Frühjahr 435 Tag 23
Freie Passage
Mehr als ein Dutzend der Schnee Zentauren ruhen sich in einer Höhle aus Bäumen und Blättern vor der Mittagssonne aus, um ihre weiß-bepelzten Körper vor der Wärme des Tieflandes zu schützen. Der nervöse Zentaur konnte aus einer Unterhaltung erfahren, dass die Schnee Zentauren Diener der Heirraman sind, jene mystischen Hochelfen Krieger aus den Rivvenheim Bergen, nur wenige Tag östlich von hier.
Schon lange haben sie die hohen Pässe und Senken vor Eindringlingen geschützt, doch nun schicken ihre Hochelfen Meister Gruppen von Schnee Zentauren in die Tieflande, um zu spähen und zu kämpfen. Sie erzählen, dass die Kreuzritter zu weit gegangen sind, als sie den Nordpass besetzt haben und dass sie den Elfen Lords freie Passage in die Länder des Westens ermöglichen müssen oder deren Rache zu spüren bekommen werden.
Der Zentaur erwidert, dass es nur wenig gäbe, was er oder die anderen Elementaristen tun könnten. Als er erwähnt, dass die Mehrheit der Truppen der Elementaristen entweder in Roanne Valle oder in Stonekeep festsitzt, beachten dies die Schnee Zentauren nicht. Ihr Bestreben ist einfach – sie versuchen die Dienste der Zentauren als Verbündete zu gewinnen und so viel als möglich über die Region um den Nordpass in Erfahrung zu bringen. Sobald der Weg für ihre Herren frei ist, werden diese dann entscheiden, ob sie den Elementaristen gegen den Dunklen Kreuzzug zur Seite stehen werden.
Tagebuch Frühjahr 435 Tag 24
Verliehene Autorität
Nachdem der Zentaur nahezu einen ganzen Tag bei einem Treffen mit anderen Mitgliedern seines Stammes war, ist er nun zurückgekehrt. Während er versucht herauszufinden, welche Unterstützung sein Stamm bieten kann, warten die Schnee Zentauren ab, essen nur wenig, reinigen ihre Waffen und töten den einen oder anderen Vogel oder ein sonstiges Kleintier, um es ganz zu verschlingen. Diese Wesen sind eindeutig keine Pflanzenfresser und sie scheinen den Geschmack von Dohlen dem von knusprigen, matschigen Inneren von Hummeln vorzuziehen.
Als der Zentaur zurückkehrt, bringt er interessante Neuigkeiten. Er ist sich zwar sicher, dass die Zentauren in Roanne Valle keine Hilfe sein werden, aber es gibt genug Späher und Krieger, die den Wylden Herrschern loyal gegenüber sind und den Schnee Zentauren bei ihrer Mission helfen wollen, im Gegenzug aber in Zukunft auch einen Dienst erwarten. Die Schnee Zentauren, die von ihren Elfischen Meistern die Autorität dafür verliehen bekommen haben, erklären sich einverstanden und verlangen, dass sie sofort über Informationen der Schlachtfelder westlich des Nordpasses unterrichtet werden.
Tagebuch Frühjahr 435 Tag 25
Der Außenposten
Vextha verlangte, dass ich meinen Blick auf die Hügel westlich von Enos Joppa richtete. Eine Siedlung war dort entstanden und Vextha vermutete, dass diese Siedlung für die Solonavi interessant sein könnte.
Zunächst war ich skeptisch. Diese Ansammlung von Zelten und halbfertigen Häusern Dorf zu nennen wäre übertrieben gewesen. Es war auf den ersten Blick klar, dass dies eine sehr neue Siedlung war. Doch als ich länger beobachtete, wurde mir die Bedeutung dieses Dorfes bewusst. Die Ansammlung von Mitgliedern der Galeshi Stämme, Arbeiter aus Khamita und sogar ein paar Zwerge, konnte nur bedeuten, dass dies ein Außenposten der Schwarzpulver Revolutionäre war. Nachdem ich das Banner der Blutigen Dornen über dem der Revolutionäre auf einer fast fertig gestellten Mauer sah, wurde mir nicht nur bewusst, wozu dieser Außenposten diente, sondern auch wer ihn ersonnen hatte. Daher auch das Interesse der Solonavi: Obwohl ich weder Black Thorn, noch ihren Drakonischen Leibwächter Tyrsis sehen konnte, würde einer von beiden – vorzugsweise beide zusammen – einen großartigen Fang für die Solonavi bedeuten.
Die Aufgabe des Außenpostens ist klar: Die Revolutionäre wollen den versprengten Galeshi einen Anlaufpunkt geben und die in der Wüste umher streifenden Orks unter Beobachtung halten. Der Plan ist sehr ambitioniert, besonders da Darq ebenfalls in dieser Gegend nach Galeshis jagt. Ich glaube, die Orks werden an diesem Dorf Anstoß nehmen, besonders nachdem die Mauern errichtet wurden, da sie das als eine Herausforderung ihrer Stärke ansehen werden. Doch bald schon wurde klar, dass die Orks nicht einmal darauf warten würden.
Aus der westlichen Wüste griffen die Orks schneller an als ein Sandsturm. Die Arbeiter hatten gerade genug Zeit einen Alarm auszulösen, als sechs Orks, jeder auf einem Wüsten Kriegsvogel reitend, in die Siedlung einbrachen. Der seltsame Gang der wendigen Kriegsvögel ließ sie fast komisch erscheinen, als sie sich ihren Weg durch die Zeltstadt bahnten. Ich dachte zunächst, ich würde den Angriff verstehen, doch dann stellte ich fest, dass ich mich geirrt hatte. Die Orks schienen etwas Bestimmtes zu suchen. Als sie die Oasen auseinander nahmen, begannen die Revolutionäre mit einem Gegenangriff.
Plötzlich durchdrang ein lautes Geräusch die Luft. Das Geräusch kam aus einer großen Kiste, die nahezu die Größe eines Hauses hatte. Die Kiste war explodiert und dadurch waren einige Orks von ihren Reittieren herunter geworfen worden. Als der Rauch und die Trümmer sich gelegt hatten, kam mir die Vermutung, dass es dies war, wonach die Orks gesucht hatten.
Ich brach in Gelächter aus als ich es sah. Ein Zwerg hatte sich selbst in einen Golem geschnallt! Der Rauch war Qualm, der aus dem Rücken des Golems drang. Der eine Arm endete in einer riesigen Faust und der andere in einem surrenden Sägeblatt. Sowohl das Sägeblatt als auch der Golem begannen schneller zu werden.
Mein Lachen blieb mir in der Kehle stecken, als der Zwerg seinen ersten Schlag landete und einen Ork und dessen Kriegsvogel zu Boden schickte. Dadurch hielten die anderen Orks inne, sie wussten nicht, wie sie mit dieser neuen Gefahr umgehen sollten. Diese Zurückhaltung nutzten die Dorfbewohner aus und griffen mit Schwertern und Schwarzpulver Pistolen an. Nachdem das Konstrukt mehrere Schläge gelandet hatte, merkten die Orks schnell, dass sie keine Chance hatten und flüchteten genau so schnell wie sie gekommen waren.
Einige der Leute aus Khamita versuchten sie zu verfolgen, doch die Galeshi hielten sie zurück und erklärten, dass ein Kriegsvogel schneller laufen konnte wie die meisten Menschen. Obwohl die Orks einige verwirrte Kriegsvögel zurück gelassen hatten, waren die Revolutionäre entweder unsicher, ob sie auf ihnen reiten sollten, oder sie wollten es nicht versuchen.
Als ich sah, wie der Zwerg in dem Golem und andere die Siedlung wieder aufzubauen begannen, stellte ich fest, dass diese neue Waffe dazu gedacht war, Bäume zu fällen und Holzbalken für Häuser herzustellen. Die Orks hatten irgendwie von diesem Werkzeug erfahren und sich entschieden einen Versuch zu unternehmen, es an sich zu bringen. Der Anführer des Dorfes schien zu derselben Erkenntnis gekommen zu sein und schickte einen der Galeshi mit einem Brief an Black Thorn los. Die Orks würden sicher zurückkehren und so war Verstärkung von Nöten.
Tagebuch Frühjahr 435 Tag 26
Enos Joppa
Als ich beobachtete, wie der Galeshi Kurier sich seinen Weg nach Enos Joppa bahnte, dachte ich über diesen neuen Außenposten der Blutigen Dornen nach. Black Thorn ist dafür bekannt, dass sie sich mit Gangstern, Mördern und Taugenichtsen umgibt und ihre zusammen gewürfelte Truppe aus Außenseitern passte einfach besser in die Umgebung eines Schwarzmarktes und es war sehr ungewöhnlich, dass sie einen Außenposten am Rande des Ork Gebietes aufbauten. Diese neue Entwicklung entsprach ganz und gar nicht Black Thorns Charakter. Die Tatsache, dass sich der Galeshi Kurier auf dem Weg nach Enos Joppa befand, einer Stadt die Blackwyn und die Nordländer unterstützte, verwirrte mich noch mehr. Irgendetwas passierte im Lager von Black Thorn.
Die Trennung zwischen den Blutigen Dornen und den Nordländern war nicht so stark wie zum Beispiel zwischen der Imperialen Legion und dem Golemkern. Trotzdem sind diese beiden Untergruppierungen der Schwarzpulver Revolutionäre klar voneinander getrennt und liegen oft auch im Streit miteinander.
Als der Kurier die Ausläufer von Enos Joppa erreicht hatte, nahm ich mir die Zeit, die Stadt etwas genauer zu untersuchen. Einstmals zwei getrennte Städte, waren Enos und Joppa durch Ork Banditen dazu gezwungen worden, sich zu vereinen. Da sie für die Arbeiter in den Gold- und Eisenminen sehr wichtig war, entwickelte sich die, jetzt sicherer gewordene Stadt, zu einer blühenden Handelsgemeinschaft, was wiederum höher gestellte Personen anzog. Doch es dauerte nicht lange bis Korruption einsetzte und lange Zeit verbarg die polierte Fassade der Stadt die Skrupellosigkeit einige ihrer Bewohner. Doch all das war bevor Blackwyn die Stadt vor einigen Jahren befreite. Nun wird die Stadt von Nordländer „Regulären“ patrouilliert und Recht und Ordnung wurden wieder hergestellt.
Daher war ich sehr überrascht, als der Kurier den Patrouillen aus dem Weg ging, um letztendlich eine Kneipe am Ufer des Roa Vizzor zu erreichen. Der Kurier setzte sich an einen Tisch und beobachtete den Eingang für einige Minuten. Beruhigt, dass er nicht verfolgt wurde, bewegte sich der Galeshi zu einem Flur im hinteren Teil des Gebäudes und klopfte dort an eine Tür. Nachdem er die Parole genannt hatte, öffnete sich die Tür und der Galeshi trat ein.
Ich konnte mein Glück kaum glauben – der Galeshi hatte mich zu Black Thorn selbst geführt! Ich notierte hastig etwas auf einen Zettel und schickte ihn via Mage Anweisung an die Solonavi. Diese Information war sicher sehr wertvoll für sie. Ich kehrte zu meinem Becken zurück und konnte sehen, dass Black Thorn sehr unzufrieden über den Brief war, den der Galeshi gebracht hatte. „Drei tote Männer! Ich habe doch gleich gesagt, dass die Orks nicht abwarten können! Dies war von Anfang an ein dummer Plan!“
Der Mann, den sie angesprochen hatte, nahm ihr den Brief ab und überflog ihn bevor er antwortete. „Der Außenposten ist wichtig. Er dient nicht nur als eine erste Verteidigungsposition für Enos Joppa, was euch das Wohlwollen von Blackwyn und dem Konzil einbringt, er erlaubt uns zudem den ersten Kontakt mit den Galeshis, die vor Darqs Truppen fliehen.“
„Ich stimmte dem Plan zu, Warden, doch befürchte ich immer noch, dass er uns weiter von dem Ziel, Atlantis zu unterminieren, weg bringt.“ Black Thorn stockte und rieb ihre Schläfen. Dieses Problem bescherte ihr scheinbar Kopfschmerzen. „Zurzeit können wie sowieso nichts tun. Nimm einige zusätzliche Männer und unterstütze den Außenposten.“ Prinz Warden nahm seinen Helm und das Schild und ging zur Tür. Bevor er sie erreichte, sprach Black Thorn nochmals: „Warden, warum nehmt Iihr nicht die neue Lanze mit, die wir erbeutet haben? Sie könnte sich nützlich erweisen, wenn wir mehr dieser orkischen Kriegsvögel erbeuten wollen.“
Ein teuflisches Grinsen wuchs auf Prinz Wardens Gesicht. „Wie Ihr befehlt.“
Tagebuch Frühjahr 435 Tag 27
Tüftler und Kriegsvögel
Die Ankunft von Prinz Warden im Außenposten der Blutigen Dornen wurde mit Jubel begrüßt. Er war bei den Männern und Zwergen im Lager gut bekannt und wurde von allen gemocht. Ich kann mir vorstellen, dass die Kompanie Männer, die Warden begleiteten, auch ein willkommener Anblick waren.
Warden verbrachte einen Teil des Tages damit die neuen Maschinen in Aktion zu beobachten. Scheinbar hatten sie nur zwei davon und selbst diese waren nur eine Leihgabe der Nordländer. Aus dem geheimnisvollen Grinsen einiger der Männer schließe ich, dass Blackwyn wahrscheinlich keine Ahnung davon hat, dass er diese Maschinen gerade verleiht.
Während ich zuschaute und zuhörte erfuhr ich, dass die Geräte keine Golems im eigentlichen Sinne waren. Die meisten Golems verfügen über eine rudimentäre Intelligenz und können auf verbale oder magische Befehle reagieren. Diese Maschinen waren eher wie Streitwagen, die einen „Lenker“ benötigten. Aufgrund der Größe der Maschinen und dem Geschick, das zur Steuerung notwendig war, hatten Zwerge, mit ihrer natürlichen Begabung für Werkzeuge, die Steuerung übernommen. Die Männer nannten die Maschinen „Steam Tinkers“ (Dampf Tüftler) und spielten damit auf den Spitznamen der Zwerge an, der ihnen von Menschen gegeben wurde: „Tüftler“.
Die Steam Tinkers hatten den umliegenden Wald recht schnell dezimiert und es stand ein großer Stapel geschlagenes Holz bereit, als der Rest des Außenpostens das Lager auf- bzw. wieder aufbaute. Die verbliebenen Gebäude wurden hastig repariert, doch konnte ich sehen, dass die Gruppe die letzten zwei Tage dazu genutzt hatte, die äußeren Mauern fertig zu stellen. Sie fürchteten scheinbar die Orks mehr als die Elemente.
Irgendwann fand Warden seinen Weg zu dem Auslauf, wo man die gefangenen Kriegsvögel hielt. Er näherte sich einem der Vögel vorsichtig. Die Dorfbewohner hatten die Tiere gefüttert und ihnen Wasser zu trinken gegeben, was sie etwas zahmer werden lies. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Menschen die Tiere besser behandelten als die Orks es je taten. Warden zeigte keine Angst, als er innerhalb des Auslaufs umherging. Es war klar, dass er es gewohnt war, in der Nähe von Tieren zu sein. Nach einiger Zeit fühlte er sich sicher genug, auf einem zu reiten.
Er lenkte den Kriegsvogel vorsichtig umher, um sich an den ungewohnten Gang des Tiers mit dem Hakenschnabel anzupassen. Schon nach kurzer Zeit sauste er um die Grenzen des Lagers. Er blieb neben einem der Galeshi Anführer stehen. „Ashek, diese Biester sind schnell!“ sagte er. „Und du meinst, dass sie diese Geschwindigkeit auch in der Wüste beibehalten?“
„Aye, mein Herr, “ antwortete der Galeshi und nahm die Zügel des Kriegsvogels.
Warden stieg ab. „Wenn wir einige mehr gefangen nehmen könnten, wären wir in der Lage Suchtrupps auszuschicken, die nach den verbliebenen Galeshi suchen könnten. Zudem würden sie hervorragende Reittiere für Späher abgeben.“
„Aye, mein Herr, doch wie sollen wir mehr gefangen nehmen? Wir hatten Glück als wir diese beiden den Orks abnehmen konnten. Wären sie nicht in Panik geraten, hätten sie auch diese beiden getötet, bevor sie geflohen sind.“ antwortete Ashek, als die beiden Männer zurück zum Kriegsvogel Auslauf gingen.
Warden lächelte. „Nun, ich denke wir können für eine weitere Überraschung sorgen, wenn sie zurück kehren, “ sagte er, als sich die beiden in ein großes Zelt zurückzogen, um weitere Pläne zu schmieden.
Tagebuch Frühjahr 435 Tag 28
Die Schlacht an der Oase
Beim Morgengrauen brandeten hundert Orks, Kriegsbestien und Goblins gegen die hohen Holzmauern der Oase. Orks haben in ihrer kriegerischen Geschichte Dörfer, Burgen und ganze Städte geplündert, also sollte dieses Fort sie nicht sonderlich fordern. Während sie von Schützen der Revolutionäre unter Beschuss genommen wurden, befahlen Donnertrommler den Kriegsbestien eine einzelne Sektion der hastig errichteten Mauer anzugreifen.
Mit einer großen Explosion stürzte die Wand unter dem Ansturm der orkischen Kriegsbestien zusammen, Prinz Warden ritt auf einem Kriegsvogel durch das klaffende Loch mitten in die orkischen Armee. Andere Galeshi – zu Fuß oder auf Kriegsvögeln – die Steam Tinkers und ein Paar an Steam Knights unterstützen ihn. Die Schlacht verwandelte sich in ein chaotisches Handgemenge.
Warden und seine Lanze waren ein Anblick, der sich lohnte. Obwohl die Lanze zu lang für den Kampf Mann gegen Mann war, nutzte Warden sie mit beeindruckendem Ergebnis gegen andere berittene Krieger. Jedes mal, wenn er einen Lanzenangriff ritt, warf er einen der feindlichen Reiter aus dem Sattel. Ein Krieger der Galeshi tötete dann den Reiter und übernahm das Reittier selbst. Insgesamt konnte Warden so nahezu alle Orks aus dem Sattel heben und acht bis zehn Kriegsvögel erbeuten.
Als die Sonne zu sinken begann versuchten die wenigen verbliebenen Orks zu flüchten. Einige Galeshi verfolgten sie und hatten sie eingeholt, bevor sie über die erste Düne waren. Zu meinem Schrecken sammelten die Revolutionäre die Körper der Toten ein, sowohl der Orks als auch der Menschen, und begannen große Feuer anzuzünden um die Leichen zu verbrennen. Ein fähiger Nekromant hätte diese Toten zu einer eindrucksvollen Armee machen können! Unter den Toten war Ashek Sandslayer, ein legendärer Krieger der Galeshi und Führer dieses Lagers. Offensichtlich war Ashek ein langjähriger Freund von Prinz Warden, der das Schwert und die Pistole des Galeshis an sich nahm.
Tagebuch Frühjahr 435 Tag 29
Asheks Begräbnis
Als die Sonne über der Oase aufging hielten die Blutigen Dornen eine Begräbnisfeier für alle Gefallenen ab. Die Feuer der vergangenen Nacht waren ausgebrannt und ließen nur einen ölig schwarzen Belag auf dem Schlachtfeld zurück. Die Überlebenden sammelten sich in einem Halbkreis und begruben die beschädigten Waffen ihrer gefallenen Kameraden, einschließlich des Schwertes und der Pistole von Ashek Sandslayer. Ich wundere mich oft, wie unterschiedliche Kulturen ihre Toten behandeln; Kreuzritter ehren den Tod in einer anderen Art und Weise - sie beten ihn an.
Als die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hatte traf eine Gruppe Menschen und Zwerge am Außenposten ein. Sie waren von Black Thorn selbst geschickt worden. Ein Mitglied der Gruppe händigte persönlich einen Brief Prinz Warden aus. Der Brief enthielt nur die kurze aber unmissverständliche Anweisung an Warden zu Black Thorn zurückzukehren. Er sollte die Greifenlanze und ein oder zwei Kriegsvögel mitbringen, sofern er der Meinung war, sie wären der Aufgabe gewachsen. Zudem informierte sie ihn, dass zusätzliche Verstärkung unterwegs war, um bei der Verteidigung der Oase zu helfen.
Nachdem ich dies gelesen hatte, beobachtete ich die Gruppe Neuankömmlinge. Zunächst konnte ich nichts Besonderes feststellen, meistens Zwerge, doch dann bemerkte ich vier hölzerne Kisten. Sie waren zu klein um Steam Tinkers zu enthalten und auch Warden war zunächst verwirrt. Einer der Zwerge trat auf ihn zu, als die anderen die Kisten öffneten. Im Inneren befanden sich große Golems, jeder hatte in etwa die Größe eines kleinen Pferdes und die Form eines Sandskorpions. Ein Arm endete in einer großen Greifhand und die andere in einer langen Kanone.
„Ich nenne sie Screechers, mein Herr, “ merkte der Zwerg an. „Ich hatte eigentlich geplant, dass sie die Granaten weit werfen sollten, wie diese neuen Steam Maulers es auch tun. Doch aus irgendeinem Grund schaffen sie es einfach nicht weit genug.“ Der Zwerg schüttelte frustriert seinen Kopf.
„Warum nennt Ihr sie Screecher?“ fragte Warden, als die Zwerge die Dampfkessel im Bauch der Golems anfeuerten. Die Antwort des Zwerges wurde von einem lauten kreischenden Pfeifen unterbrochen, ähnlich dem eines kochenden Teekessels, das von jedem der Golems ausging. Auf das Stimmkommando des Zwerges huschten die Screechers davon, um die Grenzen des Lagers zu bewachen.
Später am Tag brach Warden auf, um nach Enos Joppa zurück zu kehren. Als er sich verabschiedete, sprach er zu der anwesenden Gruppe. „Wir sollten diesem Ort einen Namen geben“, sagte er. „ich denke 'Asheks Pyre' ist passend, denkt ihr nicht?“ Die Anführerin des Lagers sowie der Rest der anwesenden Krieger stimmten zu.
Als ich zusah wie Warden davon ritt, wurde mir klar, warum Black Thorn diesen Prinzen als Leutnant ausgewählt hatte. Während ihre Gruppe sich mehr auf die Untergrund Operationen konzentrierte, die nötig waren, um eine neue Nation zu unterstützen, stand Prinz Warden als öffentlich sichtbarer Mensch da, der den Blick auf die Aktionen verbarg, die sie für nötig hielt.
Tagebuch Frühjahr 435 Tag 30
Wiedererwachtes Interesse
Als ich heute Morgen erwachte entschied ich mich meinen Blick auf ein bekanntes Gesicht zu werfen. Ich fand Maleficious im Turm des Abtrünnigen Raydan Marz, hoch über Prieska; beide Männer waren in eine hitzige Debatte vertieft.
Während ihrer Unterhaltung konnte ich erkennen, dass Maleficious sich für ein Aufflackern der Magie interessierte, das er fern um Osten gespürt hatte. Dies interessierte mich, da ich davon nichts bemerkt hatte und wenn meine Solonavi Meister es bemerkt hatten, hielten sie es für zu unwichtig, als das sie mich informiert hätten. Wie in der Vergangenheit, so vermutete ich auch jetzt, dass der kleine Gelehrte Marz manipulierte, doch konnte ich keinen direkten Grund dafür sehen.
Nachdem er Maleficious angehört hatte, entließ Marz den Gelehrten und erinnerte den alten Mann an seinen Platz. Der alte Mann kehrte in seine Kammer zurück und ich wollte mein Blick schon abwenden als ich feststellte, dass er für eine Reise packte. Da mich die Gründe für seine Starrsinnigkeit interessierten, beobachtete ich ihn noch ein wenig länger und ich war froh, dies getan zu haben: Es wurde mir klar, dass der Gelehrte nicht einfach ein paar Tage abwesend sein würde, sondern das er eine größere Expedition plante.
Der Morgen verging und der kleine Mann setzte seine Vorbereitungen fort, bis er schließlich den Turm am dem Rücken einer Libelle verlies. Wie vermutet wandte der Golem sich nach Osten. Maleficious flog fast den ganzen Tag ohne Pause und legte große Eile an den Tag. Die Flügel seines Gefährts bewegten sich schneller als ich es je gesehen hatte, da er das Konstrukt an seine mechanischen Grenzen trieb.
Als Maleficious endlich durch die Wolken hinab stieg und sein Ziel sichtbar wurde, war dies so überraschend wie auch seine Ungeduld: Fairhaven, einstmals eine Festung der Atlanter. Was dieser alte Mann in einer Stadt der Kreuzritter wollte, interessierte mich sogar noch mehr als sein hastiger Aufbruch aus dem Turm des Abtrünnigen. Diese Situation sollte ich im Auge behalten.
Do'stlaringiz bilan baham: |