Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 26
Überquerung des Vizorr
Als der Sturm sich legte und die Sonne am nächsten Morgen aufging, konnte ich meinen Widersacher besser erkennen. Er war ein älterer Menschenmann, etwa 6 Fuß groß, vielleicht siebzig Jahre alt, mit langem grauen Haar, das über seinen Rücken und die Scheide mit dem Breitschwert hing. In der Rüstung und dem Gewand eines Atlantischen Bergspähers fiel er auf den mit Wagen verstopften Strassen westlich von Caero nicht weiter auf. Er mag so aussehen wir jeder andere alternde Kämpfer, kurz davor, von einem ungestümen, jungen Bengel herausgefordert und getötet zu werden. Doch meine Meister haben mich darauf hingewiesen, wie der geheimnisvolle Krieger vor über einem Jahr verschwand, als er in der Wüste nach der Schwarzen Pyramide suchte. Mit seiner Rückkehr in das Reich der Lebenden und mit der Dringlichkeit, Geschwindigkeit und dem Versuch, unerkannt zu bleiben, ist er zu einem perfekten Kandidaten der Korruption durch die Tu'raj geworden.
Bei den Solonavi ist es üblich, dass jeder, der ihre Geschenke annimmt oder in ihren Diensten steht, mit einer mächtigen Magie markiert wird – eine Art Schutzzauber, der ihre Herzen beschützt. Diese Magie sorgt dafür, dass die Agenten der Solonavi nicht von den Kriegern der Apokalypse magisch korrumpiert werden können, doch ist dies kein Schutz gegen Zauber, Magie oder die ständige Bedrohung in Stücke gehackt zu werden. Bei diesem Krieger kann ich eine Art rotes Licht in seiner Aura spüren, eins, das alle Menschen und Kreaturen in seiner Umgebung vergiftet. Dieser Krieger scheint im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte zu sein und die Tatsache, das er sein Pferd auf dem Ritt von Wolfsgate halb tot geritten hat, ist ein Zeichen dafür, dass entweder etwas Wichtiges vor ihm liegt oder etwas sehr Gefährliches hinter ihm.
Die meisten Leute glauben, dass die Tu'raj, die legendären Wächter der Götter, die schlafend unter dem Land liegen, nur ein Märchen sind, das man sich am Lagerfeuer erzählt, doch die Solonavi kennen die Wahrheit. Ob die wirklichen Tu'raj immer noch ihre ewige Wacht über den Schwarzen Hallen halten ist fraglich, doch diese modernen Nachahmer versuchen die alten Götter aus ihrem Schlaf zu erwecken, um selbst zu Ruhm zu kommen. Die Reiter der Apokalypse wurden schon seit Jahren im Land gesehen, und die Solonavi fürchten, dass die Agenten der Apokalypse auf dem Vormarsch sind und dass jede Zusammenkunft dieser tödlichen Tu'raj um jeden Preis verhindert werden muss.
An diesem Abend gelangt der Krieger, umrahmt vom blutigen Lichte des Sonnenuntergangs, an die Tore von Caero. Seine Uniform hat ihm sofort Einlass verschafft und so macht er sich innerhalb nur weniger Minuten auf den Weg zu den Docks am Fluss Vizorr, sein Pferd sterbend auf dem Pflaster zurücklassend. Ohne zu zögern bucht er eine Passage auf einem Floss in Richtung Süden und bezahlt mit einer Handvoll Silbermünzen, die man seit der Zeit der Krieger-Priester der Kos nicht mehr gesehen hat. Als die Sonne endlich versinkt ist er auf halbem Weg in die Stadt Venthia. Nun, da ich die Art und Weise sehe, wie er das letzte Licht im Westen mit einem kalten, besessenen Blick ansieht, weiß ich, dass er durch das angetrieben wird, was vor ihm liegt und dass diesen Krieger nichts außer dem Tod von seinem Ziel abhalten kann.
Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 27
Das Haus des Blutes
Noch vor Tagesanbruch hat das Floss die technomagischen Docks hinter sich gelassen, die in die Flusstäler von Venetia führen. Einstmals waren dies die großen Steinbrüche, die man zum Bau der Pyramiden in Caero nur wenige Meilen flussaufwärts benötigte, doch nachdem die Delphaner Caero einnahmen und es in eine neutrale Handelsstadt verwandelten, wurden die Steinbrüche geflutet und die Sklaven befreit, damit sie sich ihre eigenen Häuser in die Wände bauen konnten. Venetia wurde so inmitten eines Labyrinths aus schattigen, fünfhundert Fuß hohen Klippen gebaut und ist übersäht mit Brücken, Balustraden, Balkonen und kleinen Nischen. Als eine der neuesten, aber auch größten Städte im Imperium steht Venetia zwischen Stein und Wasser und hält einige der größten Schätze, aber auch Gefahren bereit, die das Land zu bieten hat.
Der Krieger steigt am Steg einer Taverne im schlechteren Teil der Stadt aus und sucht sich einen Weg über zweihundert lange, abgetretene Stufen hinauf. Oben angekommen steht die Tür in eines der Roten Häuser offen. Ohne zu Zögern betritt er das schattige Innere. In den hunderten Räumen des riesigen Bordells, die direkt in den Stein gehauen wurden, ist nicht eine Menschenseele mehr am Leben. Jede Hure, jede Konkubine, jeder Adlige und jeder Eunuch liegt tot am Boden, alle mit möglichst viel Gewalt und Blutvergießen abgeschlachtet. Die Hand über den Mund haltend, um den Gestank der verwesenden Leichen abzuhalten, setzt der Krieger seinen Weg in die große, von einem Feuer erleuchtete Halle des Roten Hauses fort. Dort ist es, wo er den Mann antrifft, zu dem ihn der Weg der letzten zwei Tage geführt hat.
Ich erkenne den Mann, der an dem großen Tisch sitzt, sofort. Es ist En-Zar, einstmals ein heiliger Krieger des Volkes der Galeshi, doch nun der Avatar des Krieges für die Apokalypse.
Der Krieger kniet vor dem Avatar und zieht eine dünne silberne Krone aus seinem Umhang. Er legt sie auf den Boden vor die Füße des Avatars, steht schnell wieder auf und tritt einen Schritt zurück. Die schwarzen Edelsteine in der Krone blinken im Flammenschein.
"Ich bringe euren Bruder, " sagt der Krieger mit Ehrfurcht. "Er wurde dort gefangen gehalten, wo ihr sagtet, dass ich ihn finden würde, im Maul des Löwen, im südlichsten Tor des Verlieses von Endwell.
"Ich irre mich selten," antwortet der Avatar des Krieges mit einer Stimme, die nur wenig mit En-Zars einstiger Priesternatur zu tun hat. Der Priester, den ich einst kannte – und Drogen verabreichte, um ihn in unserem versteckten Sektentempel in Darthion auszufragen – wurde vollständig von Flammen und Dunkelheit verzehrt und beherbergt nun einen machtvollen Geist der Apokalypse. Einstmals davon angetrieben, das Böse zu jagen und zu vernichten, ist En-Zar nun zu seinem Werkzeug geworden und bedroht jede Fraktion im Land mit der Vernichtung.
"Die Zeit fließt für mich nicht länger, wie sie es einst tat, " sagte der Krieger. "Vor nur wenigen Wochen war ich jung und gesund; nun bin ich ein alter Mann. Die Monate, die ich nach Endwell in der Ödnis suchte, haben mich nicht altern lassen, und auch als ich Kzar Nabars großer Armee aus Orks und deren Verbündeten entkommen bin, wurde ich dadurch nicht beeinflusst. Doch seit ich in die Tiefen hinab gestiegen bin und euren Talisman gefunden habe, entflieht meine Lebenskraft, während ich zuschauen kann."
"Dann setzt die Krone auf, junger Tu'raj und empfangt Tod, so wie ich einst Krieg empfing. Als mein Volk gegen die Vampire des Dunklen Kreuzzuges nicht standhalten konnte, wusste ich, dass Darqs Weg nicht der meine ist. Ich wusste, dass ich notgedrungen einem eigenen Weg folgen musste. Und wo die Notwendigkeit mich hin rief, folgte ich, und fand die Antwort, die ich gesucht hatte." Der Avatar stand auf, sein Umhang ausbreitend und Flammen umfingen ihn, liefen von Schultern zu den Armen wie eine Wolke aus brennendem Feuer.
Er hob seine Hand und die schwarze Krone erhob sich durch Telekinese in des Kriegs wartende Hand. Der alternde Tu'raj kniete vor seinem Meister, bereit das Geschenk der Macht und Unsterblichkeit zu empfangen...
Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 28
Der zweite Avatar
Die mächtigen Energien, die der Krone entsprangen, ließen mich fast erblinden und verwandelten mein magisches Becken in einen Strudel aus Wasser und Energie. Als ich fasziniert die Szene beobachtete, die sich im turbulenten Wasser abspielte, sah ich eine unglaublich mächtige Kreatur aus der Krone entweichen, um mit Gewalt den wartenden Krieger in Besitz zu nehmen.
Selbst als eine langjährige Kriegerin für die dunklen Kreuzritter, die ich von der Erschaffung eines Zombies bis hin zur Transformation in einen Vampir schon alles gesehen habe, konnte ich doch nicht glauben, welch schreckliches Bild sich mir bot. Der Krieger hatte sich vormals über seine schnelle Alterung beschwert, doch die Art und Weise wie sich nun Haut, Muskeln und Organe von seinem Körper lösten – so als ob er sich in einem unsichtbaren Sandsturm befand – lässt sich auch von mir nicht beschreiben. Doch innerhalb nur weniger Augenblicke wurde der Körper des Kriegers in ein Skelett mit einigen Sehnen verwandelt und die Kreatur, die so lange geschlafen hat, nimmt seinen neuen Skelettkörper vollständig in Besitz. Tod steht auf und schaut sich in der Welt der Lebenden um. Mit einer kurzen Bewegung erscheint ein magisches Schwert mit blauer Klinge in seiner Hand, eine dunkle Macht ausstrahlend.
"Wo sind unsere Brüder?" fragte er, seine Stimme wie Sand, der über einen Grabstein weht.
Krieg hält zwei weitere Kronen hoch, eine besetzt mit Diamanten, die andere mit Emeralds. "Sie sind hier. Wir warten nur auf die Ankunft derjenigen, die ihre Gefäße sein werden."
"Und unsere Meister? Reiten sie wieder?"
"Ja, mein Bruder, " antwortete Krieg mit einem Angst einflössenden Lächeln. "Sie reiten tatsächlich. Die vier Reiter sind auferstanden und haben diejenigen besiegt, die versucht haben, sie aufzuhalten. Nun ist es unsere Aufgabe, die Krieger der Tu'raj bis zur dunkelsten Stunde anzuführen. Bereits jetzt kämpfen die Völker des Landes untereinander und suchen den ruhmreichen Kampf, wo es ihnen möglich ist. Im Osten bereiten sich die Lebensspender auf die entscheidende Schlacht mit den Totenbringern vor. Auf die Schlacht, die das endgültige Schicksal beider Fraktionen bestimmen wird."
Tod drehte sich um und schaute mich an, seine leeren Augenhöhlen direkt mir zugewandt.
"Und was ist mit dieser Nekromantin, mein Bruder? Welche Verbindung hat sie zu dir?"
"Ich weiß von keiner Nekromantin," sagte Krieg. "Was siehst du?"
"Tod, " antwortete der Halbgott. "Ich sehe Tod." Mit einer Bewegung seines Stabes und einem Wort der Macht, geflüstert von seinem klappernden Gebiss, stand innerhalb nur eines Liedschlages jede Leiche im Raum neben dem Avatar.
Er zeigte mit seinem Stab direkt auf mich und zischte wie eine angreifende Schlange. Plötzlich explodierten alle Leichen schreiend in einen Regen aus Fleisch, Blut und Knochen, wovon der gesamte Raum, von einem Ende zum anderen beschmiert wurde, und ein Strom von heulenden Geistern kam auf mich zu. Sie durchstießen auf irgendeine Art und Weise den Schleier meines magischen Beckens und kamen in meine Kammer. Weder die Solonavi noch ich hatten so etwas für möglich gehalten. Als der schreiende, schneidende Wirbelsturm mich umfing und an meinen Haaren und Fleisch zerrte, schloss ich schnell das magische Tor und griff nach meinem Dolch um mich auf den Kampf meines Lebens mit dieser Armee der hungrigen Toten vorzubereiten...
Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 29
Geisterhafte Klauen
Ich konzentrierte mich und begann die Muster der angreifenden Geister zu unterbrechen. Einen nach dem anderen konnte ich sie ausschalten und gab mich der falschen Hoffnung hin, dass es genug sein würde. Zunächst hielten sie sich zurück, um nur ab und zu meine Haut zu ritzen oder an meinen Haaren zu ziehen. Doch als die ersten drei Geister verschwunden waren, kam der Rest der Geisterhorde näher, ohne Furcht oder Zurückhalten zu zeigen.
Ich schlug zweimal mit meiner magischen Klinge zu, die durch die Phantomkörper glitt und einige von ihnen schrieen vor Schmerz und der Pein des zweiten Todes auf. Doch dann fiel die Masse der Geister über mich her wie ein Schwarm zorniger Wespen, zerrend, beißend und an mir von Kopf bis Fuß reißend. Ich fiel auf den Steinboden und versuchte mich aus ihrer Umklammerung zu befreien, doch einer der Geister biss meine Hand am Gelenk ab und die magische Klinge fiel außerhalb der Reichweite meiner gesunden Hand.
Dann waren sie über mir und rissen mich entzwei, Stück für Stück, zunächst meine Gliedmassen, dann meine Rippen, wie gebrochene Äste. Durch mein vergossenes Blut noch gestärkt, begannen die rachsüchtigen Geister jeden Knochen in meinem Körper zu brechen, meinen Schädel aufzubrechen, meine Organe zu zerreißen und meinen Körper über den Boden, der Wand und den wertvollen Büchern aus der Bibliothek der Solonavi zu verteilen.
Dann umfing mich Schwärze, eine zeitlose Schwärze, die meine Schreie verstummen lies und zum ersten Mal war ich verloren in der Endlosigkeit. Dann schien ein helles weißes Licht auf mich, verbrannte alles, was es berührte und setzte meine Nerven und mein Fleisch in Flammen.
Ich erwachte in einem Steinraum, der vom Mondlicht durchflutet wurde und fand mich in einem weichen Bett mit einem rauen Lacken bedeckt. Ich erkannte, dass ich von den Toten zurückgeholt worden war. Gegen das helle Licht blinzelnd erkannte ich, dass mein Meister, Vextha, über mir stand. Hinter ihm verließ eine Solonavi-Wiederbeleberin den Raum, ihre ansonsten helle Aura von den dunkeln Energien der mächtigen Nekromantie geschwächt.
"Du hast versagt." stellt Vextha mit großer Enttäuschung fest. "Sei in Zukunft nicht so töricht."
"Ich werde nie wieder so töricht sein. " entgegnete ich ehrlich.
"Wegen dir weiß die Apokalypse nun, dass wir sie beobachten. Durch deine Unachtsamkeit wissen sie, dass wir hier sind und wo sie uns finden können. Bald werden sie den Kampf zum schwarzen Turm bringen, sehr wahrscheinlich, bevor wir uns auf sie vorbereiten konnten."
Ich sagte nichts. Was in meiner Kammer mit den Geistern passiert war, konnte niemand erwarten. Zaubersprüche durch einen Fernsichtzauber zu schicken war eine Sache, die ich akzeptieren konnte, aber die Geister der Toten mit solch einer Macht, Kontrolle und Präzision durch einen Fernsichtzauber zu schicken, war etwas, von dem noch nie jemand gehört hatte. Selbst niemand bei den allmächtigen Solonavi.
"Wenn du wieder bereit für deine Aufgaben bist, wirst du zu deiner Kammer zurück gebracht. Bis dahin wirst du hier bleiben und darüber nachdenken, welche Gelegenheiten du mit deiner Unfähigkeit heute verschenkt hast. Wenn du unserem Pfad folgst, werden wir dich zu einer Totensprecherin machen. Diene uns und wir können dich sogar zum Dunklen Propheten des Kreuzzuges erheben. Doch zunächst musst Du uns dienen, ohne zu zögern und ohne erneut zu versagen. Das willst du doch noch immer, oder?"
Ich sah aus dem Fenster und konnte ganz Rokos unter mir sehen, das sich aus dem Schwarzen in alle Richtungen ausbreitete. Nachtvögel schrieen und die Schiffsglocken auf der Inlandsee läuteten durch die sanften Wellen. Obwohl das Fenster vergittert war und etwa zehn Stockwerke zwischen mir und dem Boden lagen, so erhob sich doch mein Geist beim Anblick des Nachthimmels und dem Mondaufgang.
"Ja, das will ich, " sagte ich leise, somit meine eigenen Wünsche bestätigend. "Ich werde nicht noch einmal versagen." Vextha nickte und verließ gleitend den Raum, die Tür hinter sich schließend und mit einem Spruch versiegelnd. Ich drehte mich um, als ob ich schlafen wollte und betrachtete den dunklen Himmel, mich fragend, was als nächstes passieren würde.
Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 30
Loyaler Dienst
Nachdem ich mich heute vollständig von dem Angriff der Geister, die der Avatar des Todes gegen mich sandte, erholt habe, traf ich mich mit den Meistern von Rokos, einer Gruppe Solonavi und Menschlichen Orakeln, die entscheiden würden, ob ich meinen Dienst in der Fernsicht Kammer fortführen soll.
Die menschlichen Orakel waren bereit mich in meiner Arbeit fortfahren zu lassen und wollten geistige und physische Wächter postieren, die für meine Sicherheit sorgen, doch die Solonavi – unter ihnen Vextha – waren nicht so schnell bereit, mich wieder in Dienst zu nehmen. Bereits jetzt durchsuchten die Agenten der Solonavi die Stadt Rokos nach ihren apokalyptischen Feinden und hatten schon eine Anzahl an Spionen innerhalb des schwarzen Turmes aufgedeckt.
Im Gegenzug hatten die Krieger und Magier, die loyal zu den dunklen Angeboten der Apokalypse waren, blutige Rache geübt, indem sie in einem Viertel in Rokos über ein Dutzend Besucher einer Taverne abschlachteten, um ihre Seelen im Kampf zu nutzen. Obwohl es noch einige Zeit dauern würde, bis die Armeen der Apokalypse vor den Toren von Rokos standen, hatte der "Staubkrieg" zwischen den "Eingeschworenen" und den Tu'raj definitiv begonnen.
Zudem kam eine Nachricht aus dem fernen Nekropolis, dass die Dunklen Kreuzritter ein Paar Solonavi Agenten tief in den Reihen des Orden des Vladd entdeckt hatten. Wie sie dies geschafft haben, ist noch nicht bekannt, da man einen sehr speziellen Zauberspruch benötigt, um die Markierung der Solonavi zu entdecken. Was die Dunklen Kreuzritter mit dieser Erkenntnis tun ist noch nicht bekannt, doch eine Inquisition in den Hallen der Totenspecher wird sie innerhalb eines Jahres komplett von allen Agenten der Solonavi befreien.
Ich selbst bekam eine letzte Chance. Während mein Fernsicht Becken so bleiben wird wie es momentan ist, bekomme ich erklärt ,wie ich innerhalb nur eines Augenblickes Solonavi Drohnen beschwören kann, so das ich Krieger herbeirufen kann, sollte ich derer bedürfen. Während sie mir eines der mächtigen Relikte geben, die sie im schwarzen Turm angesammelt haben, muss ich doch zunächst meine Loyalität beweisen und mir die mächtige Waffe verdienen. Meine erste Aufgabe wird es sein die Drakonierin Caldera wieder zu finden. Die Orakel haben herausgefunden, dass sie der Schlüssel einer komplexen Drakona Prophezeiung ist. Zuletzt sah ich sie in den Kuttar Tiefen, die von Drakona nur so wimmelt, doch es wird mich viel Zeit und Voraussicht kosten, sie in den vom Krieg zerrissenen Städten und Bergregionen des Nordlandes wieder zu finden.
Tagebuch Frühjahr 435 Tag 1
Die Spielhallen von Caero
Ich rechnete damit, dass es lange dauern würde, Caldera zu finden, doch die Agenten der Solonavi hatten sie bereits gefunden. Während es viele gibt, die einen Handel mit den Solonavi abgeschlossen und einen Gefallen erwiesen bekommen haben, für den sie im Gegenzug später selbst einen Gefallen leisten, so scheint es doch wesentlich mehr Eidgeschworene Krieger zu geben, die den Solonavi dienen, als ich zunächst annahm. Auf diese Krieger, die wie ich ihre Dienste für eine gewisse Zeit anbieten, kann jederzeit für einen kleinen Dienst oder eine Information zurückgegriffen werden. Dadurch weiß ich nun, dass Caldera in einer der Spielhallen in der Handelsstadt Caero gesichtet wurde.
Caero ist einer der ältesten Städte im Land und war einst der Sonnensitz des östlichen Kosischen Imperiums. Während die Pyramiden von Caero und die uralten Gräber mit unbekanntem Bösen und großartigen Reichtümern angefüllt sind, existiert über der Oberfläche eine Handelsstadt, angefüllt mit Massen an Einwohnern, Lasttieren, Ladungen exotischer Waren und tödlichen Intrigen. Inmitten dieser ganzen Aktivitäten in dieser atlantischen "neutralen" Handelsstadt gibt es ein Viertel, das den Spielhallen und den Arenen von Glück und Geschick gewidmet ist.
Obwohl Caero eine Stadt ist, wo jeder kommen und gehen kann wie es ihm beliebt, ist doch die Ankunft einer Drakonier Kriegerin etwas, das bemerkt wird. Ich durchsuchte die Küchen der Spielhalle, die unser eingeschworener Spion in seinem Bericht erwähnte und so fand ich einen überdimensionierten Teller, der mit Essen angehäuft wurde. Als das knusprige Schaf endlich serviert wurde, folgte ich dem kahl rasierten Bediensteten durch den großen Flur bis zu einem der geheimen Spielräume in den gesicherten Sonnenhallen im hintern Teil des Gebäudes. Durch einen Sonnenstrahl, der durch ein Oberlicht einfiel, herrlich beleuchtet, wartete die Drakoniern Caldera bei einem Spielbrett, ihr Hunger durch das Tanzen ihres Schwanzes über den gefliesten Boden offensichtlich.
Als sie sich über ihre Mahlzeit hermachte als wäre sie nahezu verhungert, bemerkte ich, dass die Ansammlung von Spielsteinen auf dem Brett für ein Zwei Spieler Spiel, zwischen gleich starken Gegnern aufgebaut waren. Da Felder und Steine normalerweise zwischen den Meisterspielern von Caero um Sklaven, Gold oder Blut gespielt werden, ist der Gedanke, dass Caldera – die sicher weder Sklaven noch Gold bei sich hat – um Körperteile spielt, irgendwie lächerlich. Während sie ihr Mahl sehr hastig in sich hinein stopft, warte ich und bin gespannt, wer ihr Gegner sein mag.
Tagebuch Frühjahr 435 Tag 2
Arrangiertes Treffen
Als schwere Schritte über den Flur zu hören waren, sah Caldera von ihrer Mahlzeit auf. Ich war erfreut eine weitere maskierte Drakonierin zu sehen, die mit gezogenem Schwert die Spielhalle betrat. Caldera sprang auf, zog ihr Schwert und stieß den Tisch mit einem Fußtritt zu Seite, dabei das Scheppern der schweren silbernen Tabletts und der zerschmetterten Kelche ignorierend.
"Was willst du hier?" fragte Caldera mit einem Zischen.
"Das frage ich dich." entgegnete der Eindringling und warf dabei eine zusammengerollte Schriftrolle vor Calderas Füsse. "Ich wurde hierher eingeladen, von jemandem, der mir helfen kann."
"Genau wie ich, " sagte Caldera. "Ich habe eine ähnliche Einladung von jemandem erhalten, der versprochen hat, mit zu helfen, mich an Dinge aus meiner Vergangenheit zu erinnern. Ich suche schon lange nach jemandem, der mir sagen kann, was mit mir geschehen ist." "Und ich versuche den Aufenthaltsort meines Lebenspartners Denkai herauszufinden." sagte die Fremde. "Mein Name ist Chroma, Vernichterin von Solonavi und ich suche den Kampfpartner, der mir von den Solonavi genommen wurde."
Caldera wich zurück und hob ihr Schwert. "Lügnerin! Denkai war mein Lebenspartner! Ich habe die Solonavi bekämpft, wo ich sie auch antraf! Sie haben ihn übernommen und er hat mich im Kampf besiegt und mich einen Wasserfall hinunter geworfen!"
"Unmöglich!" entgegnete Chroma und hob nun ihrerseits die Waffe, "Ich habe in dieser Schlacht gekämpft. Ich konnte nur knapp die scharfen Steine am Fuß des Wasserfalles überleben und wurde von einem blinden Hochelfen Mönch gesund gepflegt."
"Hier stimmt etwas nicht. Ich rieche Verrat." Caldera bereitet sich auf einen Kampf vor.
Beide schauten sich einige Momente an, doch keine von ihnen wollte die Waffe senken.
"Ich lüge nicht." sagte Chroma, "Allerdings ist es offensichtlich, dass du glaubst, du wärst ich. Wir wurden hierher gelockt. Das könnte eine Falle sein."
"Nicht ganz, " sagte eine menschliche Stimme. Beide drehten sich um und schauten den Neuankömmling an, ein Mann mittleren Alters, der eine braune Robe der Orakel von Rokos trug und einen schwarzen, gebogenen Stab in der Hand hielt.
"Ihr beide seid auf viele interessante Arten miteinander verbunden und jede von euch spielt bedeutende Rollen in zwei wichtigen Prophezeiungen – eine der Drakona und eine der Solonavi."
Orakel Matteo wurde seit seinem Versuch, den Stab des Skarabäus aus dem Spinnennetz Spiegel in Nekropolis zu holen, für tot gehalten, zumindest nahm man an, dass er für alle Zeit verschwunden wäre.
Obwohl die Kräfte des Stabes des Skarabäus unbekannt sind, kann ich doch das rote Leuchten in der Aura um Matteos Herz erkennen, welches ihn als Diener der Apokalypse zeichnet – und zudem ein Zeichen dafür ist, dass die Markierung der Solonavi verschwunden ist, denen er einstmals lebenslange Dienste geschworen hatte.
"Ich biete euch beiden die Antworten auf eure gemeinsame Vergangenheit, die ihr sucht, und alle Informationen über die Rollen, die ihr in der Bestimmung des Landes zu spielen habt. Aber dafür brauche ich die Zusicherung des sicheren Geleits und ich muss einen Zauber über euch sprechen, um zu sehen ob ihr die Wahrheit sagt."
"Aber Ihr lügt bereits, " zischte Caldera.
"Ich kann die Solonavi an euch riechen, " sagte Chroma, "Ihr seid ein Agent des schwarzen Turmes. Ihr seid so gut wie tot."
"Seid nicht so voreilig, " antwortete der Mönch und er hob seine freie Hand wie zur Warnung. "Ich mag kein ebenbürtiger Gegner im Kampf sein, allerdings habe ich Informationen, die ihr braucht, um eure Leben zu vervollständigen."
"Dann prügeln wir das aus Euch heraus, " sagte Chroma, "und mögen die Götter Euch gnädig sein, solltet Ihr noch leben, wenn wir fertig mit Euch sind."
"Ich hatte befürchtet ihr würdet das sagen," entgegnete Matteo. "Es scheint so, meine Damen, als ob ich das auf die harte Tour durchziehen müsste," Um ihn herum erschienen plötzlich Krieger wie aus dem Nichts, den Versteckzauber abschüttelnd, der sie bewahrte, gesehen oder gerochen zu werden. Auf der einen Seite von Matteo bereiteten ein Magier und ein Krieger sich auf den Kampf vor und auf der anderen Seite traten ein Nekropolis Priester und ein Bogenschütze vor.
"Eidgeschworene!" zischte Chroma.
"Nicht mehr, " sagte Matteo mit einem Lächeln. "Erlaubt mir, euch einige meiner Partner vorzustellen... Ich denke ihr habt schon von den Tu'raj gehört?"
Do'stlaringiz bilan baham: |