Sturmflut
Das Ablenkungsmanöver mit dem plötzlichen übernatürlichen Sturm und den über fünfhundert Spawn Golems vor der Halle von Tolsku Harda war sehr effektiv. Seit die Elementaristen die Festung Roanne Valle gebaut haben, stellten sie sicher, dass jede Pflanze in ihrem Garten bewahrt wird. Genau wie die Bewohner von Nekropolis an Blutsaugern und anderen Kreaturen experimentiert haben, scheinen auch die Elementaristen Pflanzen für ihre Zwecke anzupassen.
Auf der einen Seite verschwindet Oakes in Richtung Küche. Auf der anderen Seite läuft Byrch in Richtung des Priesterinnenhauses, Bogen und Köcher über die Schulter geschlungen. Vor den Toren des Tempels der Blutgöttin führt der Zentaur Woodroot seine Horde an knarrenden Holzkriegern gegen einige der besten Kämpfer im Land; nur um als Ablenkung zu dienen.
Ich wechsle meine Sicht auf Byrch, gerade eben noch rechtzeitig, bevor ich ihn inmitten dem sintflutartigen Regen verliere. Er klettert an der Seite eines Schuppens empor, dann über eine Mauer, um schließlich auf einem schmalen Sims unter einem vergitterten Fenster anzukommen. Er hat etwas mehr von einem Eichhörnchen, das einen Baum hochspringt, als von einem Elf. Dann zieht er einen kurzen Metallstab aus einem Beutel, blinzelt sich den Regen aus den Augen und schneidet sich mit dem Steinschneider der Elementaristen einen Eingang neben das Fenster.
Innen, nachdem er sich orientiert und seinen Bogen gezogen hat, steigt Byrch eine Treppe hoch, drei Stufen auf einmal nehmend und einen Pfeil auf der Sehne haltend. Oben angekommen erreicht er einen Raum, in dem sich zwei junge Elfen befinden – männlich und weiblich – die beide an einer blutverschmierten Wand fest gekettet sind, um auf ihre Opferung zu warten. Ohne zu Zögern feuert Byrch zwei seiner wertvollen Pfeile, zerstört damit ihre Fesseln und befreit sie von diesem ehrenvollen Platz des Verderbens. Er ignoriert ihre Dankesrufe und setzte seinen Weg den Flur hinab fort, in Richtung der zentralen Halle des Tempels,, seinem tödlichen Ziel immer näher kommend.
Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 18
Der Altar von Tolsku Harda
Die Geräusche von Hörnern und Stimmen, die man normalerweise in dem Altarraum der Blutgöttin findet, sind verstummt und Schlachtenlärm dringt bis in die Haupthalle. Obwohl ich den Zentauren Woodroot nicht sehen kann, ist doch die Tatsache, dass nur wenige Vampire den Altarraum bewachen, Zeugnis genug dafür, dass der Krieger der Elementaristen und seine hölzernen Soldaten sich einen Weg in die vorderen Tore gebahnt haben.
Byrch nimmt eine Position auf einem der hohen Balkone ein, fünf Stockwerke über dem gefliesten Boden und legt ein Dutzend schwerer Pfeile auf eine verstaubte Samtbank neben sich. Vielleicht sechzig Sekunden, nachdem Byrch angekommen ist, gerade genug, dass er seine Atmung beruhigen konnte, sehen wir beide wie Oakes sich von Säule zu Säule schleicht und dabei dem Hauptaltar am Ende der Halle immer ein Stück näher rückt. Viele Vampire vom Orden des Vladd bewachen den Altar – einem Ort, wo meine neuen Kräfte der Fernsicht große Wellen der Macht und des Lichtes entdecken – und der somit der wahrscheinlichste Ort für ein mächtiges Artefakt ist. Es macht Sinn, dass ein solches Objekt in dieser Anlage aufbewahrt wird, denn hier ist es auch, wo jeder würdige Tote für seine Dienste an dem Kreuzzug wieder erweckt wird und hier ist auch Platz genug um eine ganze Armee an Leichen zurückholen kann.
Ohne zu Zögern beginnt Oakes den langen Sprint über das letzte Stück offene Fläche. Die Vampire bemerken ihn nahezu sofort und geben Alarm. Mit einer fließenden Bewegung lässt Byrch einen Pfeilregen auf die Vampire regnen, gerade als auch Oakes seine eigenen tödlichen Schüsse in die Verteidiger abfeuert. Aus zwei Türen kommen weitere vier Krieger der Kreuzritter und Grubenkämpfer, gekleidet in zeremonielle Gewänder. Im Eingang der Kammer erscheint eine Priesterin der Blutgöttin und beginnt Ströme grünen Lichts aus einem Stab abzufeuern, welche die Fliesen zu Oakes Füßen zersplittern lassen. Byrch versenkt drei Pfeile in die Priesterin, in Augen, Mund und Herz, worauf diese mit einem erstickten Schrei zu Boden stürzt.
Oakes versucht um den Pulk der Vampire herum zu manövrieren, aber sie sind zu schnell für ihn, auch mit den Pfeilen, die in ihren Kehlen und Gelenken stecken. Der erste Vampir erreicht ihn und schlägt nach seinem linken Arm, doch erwischt er nur Panzerung, die mir einem metallenen Kreischen zerreist. Oakes zieht sein Kurzschwert und benutzt seinen Bogen wie einen Stab. Er kann einen Gegner in zwei Hälften zerteilen und einen weitern, der sich von Hinten angeschlichen hatte, mit der Spitze seines Bogens pfählen. Über ihm feuert Byrch drei Pfeile ab und tötet eine Nightblade, die sich von hinten an seinen Verbündeten angeschlichen hatte, und drei weitere Pfeile treffen den Rücken und die Kehle eines weiteren blutrünstigen Verteidigers des Alters.
Ein Zischen hinten ihm lässt Byrch herumfahren und er sieht das hübsche Elfenmädchen, das er nur Minuten zuvor gerettet hat – sie kommt auf ihn zu, ihre Vampirfänge sichtbar. Byrch seufzte vor Enttäuschung, feuert die letzten beiden Pfeile auf der Bank ihn ihr Herz und den Schädel und springt zur Seite, um ihren Todeszuckungen zu entkommen. Dann, als er wieder nach unten auf den Boden der Halle blickte, da sah er Oakes in einen tödlichen Kampf verwickelt, bereits aus einem halben Dutzend Wunden blutend. Byrch greift in sein Hemd, spricht ein Gebet zu den Göttern des Wylden, nimmt einen Schluck aus einem Zaubertrank und springt über die Brüstung in den freien Fall. Der Trank zeigt seine Wirkung: als nach zwei Stockwerken Byrch beginnt, langsam auf den gefliesten Boden, fünfzig Fuß unter ihm, zuzuschweben.
Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 19
Der Preis des Aufgebens
Byrch landet leichtfüßig auf dem Boden des Tempels, in dem Moment als Oakes einen schrecklichen Schlag einer Klauen bewehrten, metallenen Faust einstecken muss, die seine Brust tief aufreißt. Einem halben Dutzend Kreuzrittern gegenüber stehend, fällt Oakes mit wütendem Gesicht auf die Knie, sein Blut eine Lache bildend. Er wirft seinen Bogen zu dem führenden Vampir als Zeichen, dass er aufgibt und zieht sein Schwert, um auch dieses fallen zu lassen – doch er hält es fest, eingefroren im Moment, selbstbewusst auch im Angesicht dieser blutgierigen Mörder.
Der älteste Krieger – den ich als Priester Sydin erkenne, ein Priester der Blutgöttin und der Herr von Tolsku Harda – befielt, den Schwächling zu töten. Mit einem plötzlichen Energieschub springt Oakes auf und steckt sein Schwert tief in das Herz des Priesters. In Sydins Hand beginnt Oakes Bogen hell zu glühen und die Helligkeit nimmt zu, je näher er dem Tod ist.
Byrch, der weiß, was passieren wird, duckt sich hinter die Oberfläche des Steinaltars. Der Ton eines technomagischen Heulens hallt in der Luft und ich kann das Laufen in alle Richtungen hören. Dann explodiert der magische Bogen mit genug Kraft, um den Himmelsbögen der Halle Risse zuzufügen. Vampire laufen in allen Richtungen davon. In der Ferne wird der Schlachtenlärm von dem Haupttor durch die panischen Schreie innerhalb des Gebäudes übertönt.
Als die Welle der Vernichtung vorüber ist und Wasserfälle an Regenwasser in die Halle zu fallen beginnen, steht Byrch auf und schaut sich an was vor ihm liegt. Er versucht das Chaos und die Schreie um ihn herum zu ignorieren. Ein Stundenglass, aus wunderschönen, spiegelnden Magestone Kristallen, steht auf dem vorderen Teil des Altars, wird aber von einer Kuppel, die aus einem gigantischen Rubin geschnitten wurde, geschützt. Byrch zögert einen Moment, da er weiß, was sein Steinschneider einem solchen unbezahlbaren Edelstein antun wird, aber er beißt die Zähne zusammen und zieht den kleinen Stab über die Oberflächen, wissend, dass er gerade ein Juwel zerstört, das ein Dutzend Atlantische Königreiche wert ist.
In das Loch greifend zieht Byrch das kleine Stundenglass heraus, welches aus Silber und Glas gefertigt ist, und gefüllt ist mit tausenden winzigen Magestone Kugeln. Er zuckt mit den Schultern, steckt es ein und überblickt die Kammer nach seinem Kameraden. Zwei Stufen auf einmal nehmend erreicht er Oakes bewegungslosen Körper, der im Hauptgang liegt. Byrch wirft angewidert das abgetrennte Bein eines Vampirs zur Seite, das auf der Brust des Krieges liegt und legt seine Hand auf den Hals des Kriegers. Er kann einen Puls fühlen, aber nur sehr schwach.
Byrch hört ein Murmeln in der Ferne und schaut auf, um eine weitere Priesterin zu sehen, die gerade beginnt einen Zauber zu sprechen. Er wünschte er hätte noch Pfeile, aber dann sieht er seine beiden Freunde, die Zentauren Laurell und Woodroot, über den breiten Flur auf ihn zu galoppieren. Hinter ihnen nehmen die Schlachtgeräusche immer mehr ab, aber die hölzernen Krieger haben ihre Schuldigkeit getan.
Als die Krieger nur noch eine Armeslänge von ihm entfernt waren, außer Atem und durch den verzweifelten Kampf an dutzenden Stellen verwundet, dreht Byrch Maren'kars Ring, wodurch sie erneut an einen anderen Ort transportiert werden. Hinter ihnen vollendet die Hexe ihre Nekromantie und Priest Sydin erscheint wieder im Land der Lebenden, sein Gesicht zu einer Fratze der Wut verzogen.
Maren'kar wartet auf sie in einer niedrigen Höhle, die vor dem Regen schützt. Hinter ihm wärmte sich Natalia an einem Lagerfeuer die Hände, in der kalten Winterluft zitternd.
"Gib es her!" sagte Maren'kar, und hielt seine rote Hand vor Byrch.
"Nicht mal ein Hallo?" spottet Byrch, das Artefakt spielerisch hinter den Rücken haltend.
"Nicht für dich. Ich kenne dich zu gut. Gib es heraus, bevor ich mir es mit Gewalt nehme und ich verspreche dir, dass du das nicht willst."
"Du spielst nicht fair, " sagte Byrch, und gab dann das Gerät heraus. Ohne einen Moment zu zögern, fast so, als ob er Angst hätte das Objekt anzufassen, lässt der Troll das Relikt in den Staub fallen und zertritt das zerbrechliche Gebilde in hunderte Teile.
"Der Gedanke, dass jemand Gott mit den Leben und Seelen von Leuten spielt, ist über alle Maßen unfair, " sagt Maren'kar. "Doch nun ist das Schlachtfeld wieder ausgeglichen und der Sieger wird vom Geschick und Mut bestimmt und nicht von den Kriegsträumen einiger Elfen, die schon lange tot sind.“
"Ich dachte du würdest auf unserer Seite stehen, Maren'kar?" sagte Laurell bestürzt. "Du als rothäutiger Magier-Troll und alles, ich dachte du würdest für das Land kämpfen."
"Rothäutig, " sagte Maren'kar traurig, "ist genau der Grund, warum ich mich nicht auf eine Seite stellen kann." Er zeigte in Richtung Natalia. "Und sie darf das auch nicht. Vorausgesetzt sie ist das, wonach ich suche."
"Und was ist sie?" fragte Byrch mit einem neugierigen Lächeln. "Ist die ein weiterer deiner Mage Prinzen, wie dein kleiner Jason?"
Maren'kar lächelte nur, verlagerte sein Gewicht und schwieg.
Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 20
Blutiges Mahl
Jetzt, wo ich Zeuge war wie eins der wichtigsten Relikte des Dunklen Kreuzzuges gestohlen und vom Troll Zauberer Maren'kar vernichtet wurde, wende ich meinen Blick den anderen Kriegsherren der Kreuzritter zu, um zu sehen, welche Auswirkung der Sieg der Elementaristen in der Opferanlage von Tolsku Harda hat.
Mein erster Besuch gilt den privaten Gemächern von Totensprecher Aeradon in Nekropolis. Gewiss dessen, dass mich die neuen Kräfte meines Wasserbeckens vor Entdeckung beschützen werden, suche ich mir den Weg, der zu seinem Turm im fünften Distrikt führen. Ich steuere meine Sicht an Wachen und magischen Wachhunden vorbei, die mich aber nicht bemerken. Durch Türen und Vorhänge dringe ich in Aeradons private Quartiere vor, bis ich ihn schließlich in einem zurückgezogenen Esszimmer finde.
Das Mahl des Tages scheint Ork und Blutwein zu sein. Zwei Diener schneiden vorsichtig Scheiben von den Rippen, um sie auf den Teller ihres Meisters zu platzieren, genau wie ein Mensch Fleisch von einem gegrillten Schwein servieren würde. Während sein Abendessen vorbereitet wird, zeigt ein Vladd Kommandant auf einer großen Karte die Truppenbewegungen der Kreuzritter im Wylden und erklärt, warum er sicher ist, dass die Festung Roanne Valle bald fallen wird. Die zahlenmäßige Überlegenheit, die besseren Waffen und Darqs Kontrolle über Kossak Darkbringer sind Anzeichen dafür, dass die Zeit des Angriffs bald gekommen ist. Jetzt, da gerade die Nachricht des Sieges über die Atlanter bei Fairhaven eingetroffen ist, muss Aeradon nur den Befehl geben, Truppen von Fairhaven und den Ufern des Roa Galtor auf das Wylden Plateau zu verlagern und das Ende für die Hauptstadt der Elementaristen wäre gekommen.
Aeradon kaute auf einer Gabel zartem, aber widerwärtigem Orkfleisch und widersprach dem Vorschlag. Er geht zwar davon aus, dass Darqs Loyalität ihm gegenüber weiter bestehen wird, doch die Krieger, die vom Roa Galtor abgezogen würden, wären weder Aeradon noch dem Order des Vladd loyal ergeben. Er fährt fort zu erklären, damit der Sieg komplett wird müsse Vladd die ganze Operation anführen – um so auch die Anerkennung zu erhalten, wenn die Mauern von Roanne Valle endlich durchbrochen werden. Aerodon befiehlt darauf, dass die Krieger des Vampirhauses von Vladd sich sofort auf ihren Weg in den Süden nach Roanne machen, um vor Ort zu sein, wenn die letzte Schlacht in einigen Wochen beginnt. Es ist ein riskanter Plan und Aeradon gibt sich selbt einem Angriff in Nekropolis preis, doch da die anderen Totensprecher und Vampirhäuser nicht länger über einen unerschöpflichen Vorrat an Zombietruppen verfügen, ist dies die perfekte Zeit ein solches Risiko einzugehen, die Elementaristen zu vernichten und vielleicht die Gelegenheit zu nutzen, um einen seiner Lehrlinge auf den freien Sitz im Konzil der Totensprecher zu setzen.
Der Ork stöhnte. Aeradon ignorierte ihn, gab den Befehl, dass sein Wille getan werde und fuhr mit seinem Mahl fort.
Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 21
Kossaks Kriegslager
Die Nachricht, dass das Nekromantie-Relikt zerstört wurde und der ständige Nachschub an Zombietruppen bald aufhören wird, ist bereits bis zum Kriegslager vorgedrungen. Doch sorgt diese Botschaft und die Nachricht, dass der Orden des Vladd den finalen Schlag gegen die Elementaristen ausführen wird, für gespannte Aufregung und Tatendrang im Lager.
Die vielen anderen Vampirhäuser, die dem dunklen Kreuzzug dienen, haben nach dem Bürgerkrieg der Vampire den Orden des Vladd als führendes Kriegerhaus in Nekropolis anerkannt. Doch nun, da alles von der kommenden Schlacht mit den Elementaristen abhängt, fragen sich die führenden Kriegshäuser, was in Nekropolis passieren wird, wenn die Dunkelelfen die Schlacht gewinnen – wird es der Sieg Totensprecher Aeradon ermöglichen, den freien Sitz von Totensprecher Spider mit einem seiner eigenen Schüler zu füllen, oder wird er gar mit Dunklen Propheten Soma selbst um die Herrschaft über die Sekte ringen?
Eine Niederlage auf dem Wylden Plateau würde das Haus des Vladd ruinieren, doch ich wünschte trotzdem, ich könnte am eigenen Leib spüren wie die Armee beständig wächst. Die Armee der Freifesten der Elementaristen liegt hinter diesen Mauern und die Macht von Nekropolis ist versammelt, um sie gnadenlos zu vernichten.
Jeden Tag werden mehr Teile für Belagerungsmaschinen über die Serpentinen hoch auf das Wylden Plateau geschafft und die bereits fertig gestellten Katapulte beschießen die Mauern und Verteidiger mit Steinbrocken und Fässern voller Stechfliegen. Bisher gibt es noch keine Anzeichen der Blutpest innerhalb der Burg Roanne Valle – ein Zeugnis für die Fähigkeiten der Elementaristen-Heiler. Dass die Waldelfen in der Berg-gleichen Festung aber keine Gegenangriffe starten, lässt jeden nachdenklich werden, welche Überraschungen die Elementaristen noch bereithalten.
Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 22
Bittere Frucht
Prinz Darq, der die Vermillion Krone trägt, sitzt in seinem Zelt und isst eine bittere Wüstenfrucht, während er dem Bericht seiner Vampir Kommandanten lauscht, die ihm die neusten Fortschritte des Galeshi Feldzuges berichten. Zu diesem Zeitpunkt sind viele der überlebenden Stämme tief in die westlichen Wüsten zurückgedrängt worden, weit über die Reichweite selbst der weitesten Mondgebornen Patrouillen hinaus. Die Sonnengeborenen Galeshi führen noch immer Angriffe von ihren zwischen den Dünen liegenden Verstecken aus, doch diese werden von Woche zu Woche seltener, da immer mehr der Sonnengeborenen durch die Schwerter und Fänge von Darq’s großer Vampierarmee fallen.
Durch seine Verbindung mit Kossak Darkbringer weiß Darq bereits von dem vernichteten Artefakt von Tolsku Harda und dem Marschbefehl für den Orden des Vladd. Heute Morgen, vor dem Treffen mit seinen Kommandanten, hat Darq eine seiner "Beraterinnen" über die Situation befragt. Er wollte wissen, für wie wahrscheinlich sie es hielt, dass Vladd und die Mondgeborenen nach Roanne Valle zurück beordert würden. Carlana, seine Mätresse und Leibwächterin, streckte sich verführerisch auf dem seidigen Überwurf und sagte ihm, dass er nicht gehen dürfe. Der Weg wäre zu weit und sie hätten ihren Teil beigetragen, indem sie den Westen erobert hatten. Zudem war Kossak vor Ort und der Situation durchaus gewachsen. Darq stimmte ihr zu, doch huschte ein fragender Ausdruck über seine Miene, als er über ein Rätsel nachdachte, das größer war als der Fall der Elementaristen Hauptstadt.
Im Befehlszelt sind indes Berichte eines beschädigten, fliegenden Turmes angekommen, der sehr langsam am Rande des Galeshi Gebiets entlang fliegt. Die Zitadelle entspricht nicht der atlantischen Bauweise und die Mondgeborenen haben sie so lange beobachtet, bis sie sich gegen Norden wandte, in Richtung der Grenze zu den Gebieten der Höhlenorks. Als er gefragt wurde, was man wegen dem Turm unternehmen sollte, antwortete Darq nur, dass man Raydan Marz in Ruhe lassen sollte, vielleicht würde er sich in Zukunft noch einmal als nützlich erweisen. Immerhin war es Marz, der es Darq erlaubte, den Fluch über die Vermillion Krone zu brechen und Kossak während der Schlacht bei der zwergischen Schmiede gefangen zu nehmen. Vielleicht würde er sich noch mal nützlich machen können, eventuell gegen die Atlanter oder die närrischen Orks, die loyal zu den nur an materiellen Gütern interessierten Schatten-Khans sind.
Auf die Frage, was die Truppen der Mondgeborenen mit ihrer freien Zeit anfangen sollten, da viele der Galeshi außerhalb ihrer Reichweite sind, befahl Darq, dass einige Blutgruben gegraben werden sollten und dass die Krieger, die seinen Zorn auf sich gezogen haben, gegen andere in Ungnade Gefallene kämpfen sollten, so dass die würdigen Vampire etwas haben, wo sie zuschauen und drauf wetten konnten. Die Kommandanten begrüßten diese Entscheidung und verließen dann schnell das Zelt in der Hoffnung, dass sie nicht ganz oben auf der Liste der Kämpfer stehen würden.
Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 23
Hörner und Trommeln
Der Regen an Steinen und Fässern geht ununterbrochen weiter und Krieger, ausgerüstet mit improvisierten Flammenwerfern, patrouillieren zwischen den Mauern und vernichten so viele der Stechfliegen wie sie können, bevor die Seuche sich weiter hinter den Steinmauern ausbreiten kann. Die wunderschönen Gärten von Roanne Valle sind von der anderen Seite der Mauern gut zu sehen, doch wird die reichhaltige Artenvielfalt an Vegetation von mächtigen Zaubern geschützt. Während die wertvollen Samen, Früchte und Pflanzen vor den Angriffen sicher sind, sind doch jene Einwohner der Burg, die nicht in den Gärten arbeiten, auf der Hut vor dem nächsten Trick oder Angriff der Kreuzritter.
Die Neuigkeit über den Erfolg von Maren'kars kleiner Truppe aus Kriegern und der Vernichtung des Artefaktes ist bereits angekommen. Oakes und die anderen sind für ihren Mut und den Einsatz belobigt worden, doch die Hoffnung, dass die bestehenden Zombies einfach umfallen würden, hat sich leider nicht bewahrheitet.
Die Freude über den Sieg im Herzen des Kreuzritter Gebietes ist nur gedämpft, da die ständig wachsende Menge an Soldaten und Belagerungsmaschinen auf dem Wylden Plateau selbst den fröhlichsten Zentaur bedrückt. Das beständige Blasen der Hörner und Schlagen der Trommeln hat einen sichtbaren Effekt auf jeden hier, und niemand sieht ausgeruht aus.
Die Schutzzauber, die das Innere der Elementaristen Festung sichern, halten immer noch stand, selbst mit all der Macht meines magischen Beckens. Doch der erste Hinweis, was sich dort befinden könnte, kommt nicht aus dem Inneren oder aus der Kammer der Macht. Es sind die breiten Treppen, die von den Toren des Untergrundes hinauf führen und die mit Holzplanken abgedeckt wurden, so als ob Tiere oder Streitwagen auf ihnen Halt finden sollten. Die Handwerker der Elementaristen arbeiten Tag und Nacht an diesen Modifikationen und sprechen mit niemanden darüber, was sie tun oder warum.
Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 24
Der Preis des Wassers
In der Vurgra Trennlinie herrscht emsiges Treiben, da das vergiftete Wasser verdünnt wird und vom Roa Sanguine mit geschwemmt wird. Überall versuchen Krieger, Adelige, Priester und normale Bürger mit Sandsäcken und Gräben, das mit Mineralien angereicherte Wasser, das von den Elfen Lords aus dem Kratersee abgelassen wurde, davon abzuhalten, noch mehr des fruchtbaren Bodens zu vernichten. Ganze Burgen sind verlassen, da die Wasservorräte und Brunnen von dem giftigen Gebräu ungenießbar gemacht wurden. Vampirkrieger versuchen die Ordnung mit Gewalt und Machtbeweisen aufrecht zu erhalten, doch neigen die Menschen immer zur Panik, wenn ihr Leben bedroht wird. Die langlebigen Elfen wissen, dass die Annehmlichkeiten des Lebens kommen und gehen und dass jeder, der eines Kriegernamens würdig ist, mit der Zeit und mit Durchhaltvermögen seinen Lohn bekommen wird.
Viele dieser Männer und Frauen sind keine Krieger sondern Flüchtlinge, die den Menschenkriegen entkommen wollten, oder die zu alt sind, um Rüstung und Waffen zu tragen. Beim ersten Anzeichen von Problemen geraten sie in Panik, genau wie eine Maus, die in einen Becher aus erhitzen Wein gefallen ist.
Die Adligen, die in weiser Voraussicht ihre Festungen, Tempel und Städte über besonders tiefe Brunnen errichtet haben, sind nun mächtiger als je zuvor. Sie können ihr Wasser an Bittsteller zu einem hohen Preis abgeben und in den nächsten Monaten, bis der Regen die weißen Überreste der Flut weg gespült hat, werden diese Leute reich werden und können sich schon bald die Annehmlichkeiten der Nekropolis leisten. Der Rest muss entweder unterwürfig betteln oder verdursten; einige von ihnen werden freiwillig zu Vampiren, die sich keine Gedanken um solche Dinge machen müssen, oder sie enden als Zombies im Dienste von Kossak Darkbringer in der kommenden Schlacht um Roanne Valle.
Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 25
Reiter im Sturm
Ein einsamer Reiter, der durch die Hügel östlich von Khamsin reist, ist kein ungewöhnlicher Anblick. Doch einen einsamen Reiter, der diesen Weg in der Nacht während eines Regensturms zurücklegt und der vermutlich einer der Krieger der Apokalypse ist, sieht man sicher nicht alle Tage. Meine Meister haben mich auf den Krieger aufmerksam gemacht, als dieser sich in Wolfsgate befand. Dort war er eben erst von einer langen Reise durch die Ödnis angekommen. Mit einer Kiste voller Gold und Juwelen, die er aus einem lange vergessenen Verlies geholt hatte, kaufte er sich eine doppelläufige Schrotflinte und das Gewand eines Atlantischen Spähers von einem bekannten Schwarzmarkt Händler, der schon vor Jahren seine Seele den Solonavi für ein magisches Gerät verkauft hatte, das ihn erkennen lässt, ob seine Kunden die Wahrheit sagen. Unglücklicherweise hat er dem Fremden die falschen Fragen gestellt und eine sehr finale, doppelläufige Antwort bekommen.
Die Solonavi gaben mir schon vor langer Zeit den Befehl nach den schlimmsten Feinden Ausschau zu halten und bereit zu sein für die Zeit, wenn die Anhänger der Tu'raj sich rühren und beginnen ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Während die Solonavi die Meister im Handel machen sind, werden die Krieger der Apokalypse ausgesucht nach ihrer Gier, dem schwarzen Herzen und dem Verlangen alles zu zerstören, was erschaffen wurde. Die Apokalypse kann sicher nicht das Land komplett zerstören, doch können sie alles und jeden, sei es Mensch, Elf, Zwerg, Troll oder Fee, korrumpieren oder erobern, der sich ihnen in den Weg stellt.
Der Reiter setzt seinen Weg durch die Dunkelheit fort, sein Pferd galoppiert unbeirrt durch den schwarzen Regen. Ich kann kaum den Boden zwischen den Füssen seines Reittieres sehen und auch nicht seine Hände, die sich in die Mähne des Pferdes krallen, doch weiß ich, dass er auf dem Weg nach Osten ist, entweder nach Caero oder Venetia, in das Herz der Atlantischen Herrschaft in diesem Gebiet.
Do'stlaringiz bilan baham: |