Tagebuch Frühjahrsbeginn 435 Tag 1 Auf der Passhöhe


Tagebuch Frühjahr 435 Tag 3



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Tagebuch Frühjahr 435 Tag 3
Doppelte Naturen

Ohne einen Moment zu zögern sprangen die beiden Drakonischen Kriegerinnen auf Orakel Matteo und seine Gruppe an Tu'raj Kriegern zu. Sie hoben ihre Waffen wie zwei Spiegelbilder und wählten beide das logischste Ziel für ihren Angriff.


Wie vom selben Geist beseelt griffen beiden den Tu'raj Zauberer an, der sofort in Panik verfiel. Während Chroma ihre Klinge durch den Kiefer des Zauberers zog und damit seinen Spruch jäh beendete, drang Calderas Schwert von unten in seine Brust, auf sein Herz zu. Sie waren in so perfekter Harmonie zueinander und Calderas Schlag war stark genug, dass er das Schwert der anderen Drakonierin traf und Funken aufsprühten.


Obwohl die verbleibenden drei Krieger der Apokalypse von der Intensität des doppelten Angriffes wie gelähmt waren, schien Matteo unbeeindruckt von dem Kriegsschauspiel. Das Orakel hob seinen schwarzen Stab und sprach einen Zauber, worauf der getötete Magier plötzlich wieder neben ihm stand, seine Augen voller Rachedurst auf seine Feinde.


Die beiden Drakonierinnen schauten sich einen Moment an und tauschten einen panischen Blick aus, dann rannten sie zu den Fenstern des Spielraumes so schnell sie konnten. Sie zerschlugen das Glas, breiteten ihre Schwingen aus und stiegen schnell in den klaren blauen Himmel, in der Hoffnung aus der Reichweite von Magie und Pfeilen der Krieger der Apokalypse zu entkommen. Innerhalb von sechzig Atemzügen waren sie hoch über den Pyramiden, Tempeln und staubfarbenen Gebäuden von Caero ohne ein Zeichen der Verfolgung.


"Du kämpfst sehr ähnlich wie ich, " sagte Chroma zwischen zwei Flügelschlägen. "Ganz gut für eine Kopie."


"Ich denke nicht dass ich eine Kopie bin, " sagte Caldera irritiert. "Ich denke, wir sind beide ein Teil des Originals und etwas am Fuße des Wasserfalles hatte einen magischen Effekt auf uns."


"Magischen Effekt auf dich, " beharrte Chroma. "Nicht auf mich. Der Hochelfen Mönch, der mich rettete, spürte niemanden sonst am Fluss."


"Aber du hast immer noch deine Erinnerungen?" fragte Caldera zwischen Flügelschlägen. "Ich kann mich an nichts erinnern und jeder, den ich frage, hat eine andere Geschichte, was passiert ist, parat. Über mich – uns – und dass Denkai von den Solonavi als Werkzeug zum Töten missbraucht wurde."


"Das ist in etwa, was passiert ist," sagte Chroma. "Ich bin den Wasserfall und den unterirdischen Fluss jetzt schon bestimmt ein Dutzend mal seit dem Kampf angeflogen, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken."


"Es muss aber was geben, " sagte Caldera. "Vielleicht können wir es zusammen finden?"


Dann, bevor Chroma antworten konnte, verbrannte ein heißer elektrischer Blitz den Himmel genau über ihren Köpfen. Beide blickten gleichzeitig über ihre linke Schulter auf die Flieger, die sich von hinten näherten. Fünf geflügelte Pferde hingen wie Geier im blauen Mittagshimmel. Auf ihnen saßen Orakel Matteo und die Tu'raj und trieben ihre Reittiere mit stummer Entschlossenheit zur Höchstgeschwindigkeit an.


"Wir müssen in die Stadt abtauchen!" schrie Chroma, "Wir können ihnen nie im offenen Himmel entkommen."


"Nach dir, " sagte Caldera, "und die letzte unten am Marktplatz muss der anderen ein Essen bezahlen!"


Tagebuch Frühjahr 435 Tag 4
Die Pyramiden von Caero

Mit einer Handbewegung verband ich meine Fernsicht mit Caldera. Ohne zu zögern ließ sie einen gellenden Schrei los, kippte über einen Flügel an und entfernte sich rasch von ihrer Schwester, um auf die dicht gedrängten Strassen der Handelsstadt abzutauchen – schnell genug, dass die Luft um sie ihren Kampfschrei mit einem Heulen begleitete. Orakel Matteo war direkt hinter ihr und trieb sein Reittier an, um ihr zu folgen, während die vier anderen Tu'raj versuchten, die etwas langsamere Chroma anzugreifen, zu umzingeln und gefangen zu nehmen.


Plötzlich befanden wir uns inmitten der Strassen und flogen durch eine Gasse, die gerade breit genug für Calderas ausgestreckte Flügel war. Hinter ihr feuerte Matteo einen Strahl nach dem anderen aus seinem schwarzen Skarabäus-Stab, doch all seine Schüsse verfehlten Caldera um einige Zoll und schlugen in die panische Menschenmenge ein. Caldera umflog eine zwei Stockwerk hohe Statue von Prophet-Magus Karrudan und bog dann in eine noch engere Gasse ab, knapp die Wäscheleinen und die von Pflanzenkübeln übersäten Balkone mit vorsichtigen Flügelschlägen umfliegend.


Und hinter ihr kam der Krieger der Apokalypse immer näher, wieder und wieder einen Schuss aus seinem magischen Stab abgebend.


Nach weiteren vier Blocks stellte Caldera fest, dass sie ihren Verfolger in den Strassen nicht abschütteln würde können, zog nach oben und schaffte es gerade so, der Spitze eines drei Stockwerke hohen, atlantischen Tempels auszuweichen, bevor ihre Flug sich abrupt verlangsamte. Sie landete für einen Augenblick, nahm zwei schnelle Schritte zur Ecke des Daches und tauchte dann wieder ab, diesmal über einen geschäftigen Marktplatz. Hinter ihr feuerte das Orakel auf die Ecke des Daches und sein Reittier schlug verzweifelt mit den Flügeln, um trotz des schlechten Winkels die Mauer trotzdem noch überfliegen zu können.


Caldera nutzte Matteos Schwierigkeiten aus und strengte sich noch mehr am, um ihren Vorsprung auszubauen, immer nach einem Ort suchend, wo sie überlegen wäre. In der Ferne, hinter den Mauern von Caero, konnte sie die Statuen, Säulen und Tempelruinen sehen, die vor einer der großen Pyramiden stand. Obwohl die beiden niedrigen Mauern, die den Ort umgaben, sie nicht beschützen konnten, bildeten die vom Wind abgeschliffenen Statuen und die monumentalen Obelisken ein dreidimensionales Labyrinth, wo sie sich verstecken und zum Angriff übergehen konnte.


Sie drehte sich nach Chroma um und sah ihre Drakonische Kameradin etwa eine viertel Meile in der Ferne ebenso auf die Pyramide zusteuern. Hinter Chroma verfolgen die vier Tu'raj sie immer noch wie ein Schwarm wütender Krähen. Caldera bereitete sich auf den letzten Sprint über die offene Wüste vor und hielt direkt auf die Pyramiden zu, in der Hoffnung, dass ihr Plan aufgehen würde.


Sie nutze jede Reserve ihrer Flügelstärke und spornte sich selbst zur Höchstgeschwindigkeit an, war aber schon nach einer Minute nahezu am Ende ihrer Kräfte. Die Muskeln schmerzten mit jedem Flügelschlag und ihr Atem kam nur noch in einem Keuchen aus ihren mächtigen Lungen. Hinter ihr hatte das Reittier des Orakels dieselben Probleme, doch das hielt ihn nicht auf, seine Peitsche bei jedem dritten Flügelschlag einzusetzen. Trotz seiner Entschlossenheit fiel er immer weiter zurück, was Caldera die Zeit gab, einen Angriffsplan auszuarbeiten.


Am Rand der Ruinen, gerade als sie die zweite Mauer passiert hatte, öffnete die Drakonierin ihren rechten Flügel, was ihr fast die Schulter auskugelte. Somit kurvte sie eng um die Ecke einer sechs Stockwerke hohen Statue eines namenlosen kosischen Krieger-Priesters. Mit ihrer freien Hand griff sie nach einem Vorsprung im Stein und zog sich mit aller Kraft nach oben. Die Landung auf dem rutschigen Stein erwies sich als schwieriger denn vermutet, da die Krallen ihrer Füße auf dem glatt polierten Arm nahezu abrutschten. Als sie ihre Balance wieder erlangt hatte, kletterte sie rasch den Arm hinauf über die Schulter zum dicken Steinnacken der Statue, wissend, dass sie nur wenig Zeit hatte. Angekommen suchte sie sich einen guten Halt, um den Krieger der Apokalypse angreifen zu können.


Doch als sie Matteos Pferd die erste niedrige und dünne Mauer überqueren sah, welche die Grenze des Pyramidenbereiches beschrieb, ging sein schwarzer Stab des Skarabäus plötzlich in hell scheinenden, weißen Flammen auf. Schreiend versuchte der Krieger der Apokalypse sein Pferd von der größer werdenden Pyramide abzuwenden, doch als er die zweite Mauer passierte, fing sein ganzer Körper Feuer – und dann explodierte sein Stab mit solcher Wucht, dass er und sein Pferd in hunderte Stücke gerissen wurden.


Caldera starrte sprachlos auf die Überreste an Robe und Rüstung, die auf den Wüstenboden herabregneten. Zu ihrer Rechten sah sie die vier Tu'raj Krieger, die Chroma immer noch verfolgten, plötzlich abdrehen und von ihrer Beute ablassend – der Pyramide und Caero so schnell wie möglich entfliehend.


"Bei den Drachengöttern, " fluchte Caldera mit einem ehrfürchtigen Zischen und schaute auf den Pyramiden Tempel unter ihr. "Ich frage mich, was die Uralten dort versteckt haben."


Tagebuch Frühjahr 435 Tag 5
Das Mysterium der Pyramiden

Mein Meister Vextha ist auf dem Weg zu den Pyramiden nördlich von Caero und sollte dort in wenigen Tagen zusammen mit einem kompletten Untersuchungsteam aus Solonavi Kriegern und Eidgeschworenen ankommen. Nachdem meine Versuche, mit meiner Fernsicht ins Innere der Pyramiden zu sehen, durch verschiedene, nicht tödliche Schutzzauber abgewehrt wurden, untersuche ich nun die Umgegend nach Hinweisen oder archäologischen Informationen, die meinen Meistern weiter helfen könnte.


Aus den Solonavi Archiven weiß ich, dass viele der Gräber und Pyramiden in den Hügeln um Caero schon vor langer Zeit entdeckt und von Dieben auf der Suche nach Gold und anderen Schätzen geplündert wurden – oder sogar komplett auseinander genommen wurden, um als Baumaterial für blasphemische und fanatische Atlanter und ihre bürokratischen Gebäude zu dienen. Dennoch ist die Gruppe an Pyramiden im Zentrum des Tales davon komplett verschont geblieben und es gibt keine Anzeichen eines Tores oder eines anderen Wegs ins Innere der Pyramiden. Es ranken sich immer wieder Legenden um Helden, die unterirdische Gräber gefunden haben, doch solche Tunnel führen immer von den Haupt Pyramiden weg und nicht zu ihnen hin.


Jede der vier Pyramiden ist von zwei niedrigen Mauern umgeben, wovon keine höher ist als ein normaler männlicher Mensch. Innerhalb dieser doppelten Umrandung gibt es eine Anzahl massiver Gebäude und Statuen die sehr wahrscheinlich aus religiösen Gründen dort von einer ganzen Armee an Arbeitern und Künstlern hergestellt wurden. Obwohl die Statue des kosischen Priester-Königs, auf die Caldera sich zurückgezogen hatte, eindeutig ein männlicher Mensch ist (und sicherlich kein Elf), zeugt die Verwitterung und die Abwesenheit jeglicher kosischen Abzeichen oder ritueller Kleidung davon, dass diese Steinmetzarbeiten vor der kosischen Kultur entstanden ist. Allein diese Tatsache bedeutet, dass die Strukturen außerhalb der Pyramiden mindestens 1000 Jahre alt sind (da die ersten Aufzeichnungen der Entwicklung einer kosischen Kultur im alten Prieska von ca. einem halben Jahrtausend vor Tezlas Geburt stammen) und wahrscheinlich noch sehr viel älter.


Morgen werde ich die Schwarze Pyramide untersuchen so gut ich kann, um eventuelle Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Orten festzustellen.


Tagebuch Frühjahr 435 Tag 6
Untersuchung der Schwarzen Pyramide

Wenn man das große Armeelager der Elementaristen außer Acht lässt, das direkt gegenüber des Eingangs der Schwarzen Pyramide aufgeschlagen wurde, ist dieser riesige schwarze Steintempel inmitten der Ödnis hunderte Meilen von jeglicher Zivilisation, sowohl alt und längst vergessen, also auch neuzeitlich, entfernt. Torg Boneknitter und seine Armee aus Elementaristen Kriegern bewachen die Pyramide seit fast zwei Jahren und schützen das Land gegen ein echtes oder das eingebildete Böse, das drinnen lauert. Während einige Helden einen anderen Weg in die von Geistern besessene Struktur gefunden haben oder Gold und Relikte aus den umliegenden Gräbern geplündert haben, ist Torgs Entschlossenheit zu verhindern, dass eine andere Fraktion die Kontrolle über die Pyramide erhält, unbeugsam. Von unserer eigenen Fraktion hat es nur die Wolfwitch geschafft, ins Innere der Struktur vorzudringen, doch kehrte sie nie von ihrer Reise in diesen verfluchten Ort zurück.


Während die Konstruktion des Wüstentempels der Architektur der Pyramiden von Caero entspricht, ist die Tatsache, dass es einen klar erkennbaren Eingang gibt und die Abwesenheit von Statuen und Monumenten sehr interessant. Ich habe zwei Stunden nach Ruinen oder auch nur Bruchstücken gesucht, konnte jedoch nichts finden. Es ist, als ob die Pyramide einfach so aus dem Sand aufgetaucht ist, was ich aber nicht glauben kann.


Ich bewegte meine Fernsicht entlang der Elementaristen Wächter, die das Haupttor bewachten, was mir keine Sorgen bereitete, doch der Abstieg über die steilen Stufen in die erste Kammer beunruhigte mich doch. Obwohl ich zum Dunklen Kreuzzug gehöre und mich sicher vor der Dunkelheit nicht fürchte, sorgt das seltsame, dunkle, und leicht phosphorisierende Licht, das aus den Wänden strahlt, für Phantome und zähnefletschende Schatten an jeder Ecke.


Die große Tempelkammer, zu der die Treppe führt, ist riesig und angefüllt mit steinernen Becken, drohenden Wächterstatuen und wunderschönen – aber dennoch beunruhigenden – Wandmalereien. Obwohl sich hier wenig befindet, das mir aus anderen archäologischen Beobachtungen bekannt vorkommt, zeigt eines der Wandbilder einen Krieger-Priester mit einer Krone, der von Priestern und nur mit Leinenschürzen bekleideten Tempelarbeitern in eine Steinkiste eingeschlossen wurde. Genau wie die Statue, die ich gestern in Caero beobachtet hatte, trägt der dem Untergang geweihte Priester keine Abzeichen des kosischen Zeitalters, was eine Verbindung zwischen den Bauherren der Pyramiden von Caero und der Schwarzen Pyramide vermuten lässt.


Dann sah ich in einem der steinernen Becken neben dem Wandbild ein wunderschönes schwarzen Halsband, das mit silbernen Perlen abgesetzt war, tief im Wasser liegend. Währe ich mit meinem Kötper anwesend gewesen, hätte ich sofort danach gegriffen und selbst aus der Ferne versuchte ich durch mein Fernsichtbecken danach zu greifen. Doch da ich nicht dort bin und mir keine Wahl bleibt, spreche ich einen Zauber und kann so durch die verräterische rote Aura erkennen, dass dieses Relikt von der Apokalypse kommt und somit verflucht ist. Ich komme zu dem Schluss, dass jeder Dieb, der eines dieser Objekte stehlen konnte, bevor Torg ankam, nun sehr wahrscheinlich ein Sklave der Apokalypse ist, wenn nicht sogar zu einem der bösartigen Tu'raj wurde.


Mein Meister, Vextha, ist bei den Pyramiden angekommen und ich muss meine Sicht wieder Caero zuwenden.


Tagebuch Frühjahr 435 Tag 7
Sand und Staub

Als das erste Licht des Morgens über das Land leuchtete, kamen vierzig Solonavi und eine Armee Eidgeschworene bei den Pyramiden von Caero an. Obwohl die atlantischen Magier gestern Abend den Kampf suchten, da sie für Caero das selbe Schicksal fürchteten wie es Rokos und Luxor ereilt hat, konnte die Überlegenheit und die bewährten Taktiken der Solonavi für eine schnelle Entscheidung sorgen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis Verstärkung eintrifft, da sich zwei Himmelsschlösser voller Golems, Magier und Truppen nahe der Grenze zum Gebiet der Revolutionäre befinden, doch sollten die Solonavi genug Zeit haben die Pyramiden zu untersuchen, bevor das Imperium angreift. In der Ferne beobachten uns einige Libellen-Piloten. Sie können beobachten soviel sie wollen, solange sie sich nicht einmischen.


Vextha ist im hellen Tageslicht noch eindrucksvoller als im Turm in Rokos. Die pure Stärke, die er ausstrahlt, wenn er seine Drohnen und sterblichen Truppen befehligt, kann nicht angezweifelt werden und jedes seiner Worte ist ein Versprechen der Bestrafung, sollte man ihn enttäuschen. Ganz eindeutig habe ich einen anderen Status ihm gegenüber, aber ob dies nun deshalb ist, weil er mich stärker unter seiner Kontrolle hat oder weil er mich respektiert, vermag ich nicht zu sagen. Ich weiß allerdings, dass er sehr zufrieden über meinen Bericht von der Schwarzen Pyramide ist und meint, dass ich einen wichtigen Hinweis entdeckt habe.


Vier Drohnen um Vextha tragen jeder ein Schwert oder ein Stab aus einem früheren Zeitalter. Da die Orakel von Rokos bereits seit Jahrhunderten vor der Rückkehr der Solonavi magische Waffen für ihren geheimen Meister sammelten, ist es Vexthas Hoffnung, dass eines dieser vier Relikte als eine Art Schlüssel zum Inneren der Pyramide dienen kann. Als wir uns der Seite der Pyramide nähern, dort wo die glatte Wand nahezu 20 Stockwerke in die Höhe reicht, kann ich sehen, wohin Vextha unterwegs ist – er begibt sich in den Schatten der Statue des Priester-Königs. Nach einer kurzen Unterhaltung mit einem der Orakel dreht er sich zum Fuß der Pyramide um und lässt eine Serie mächtiger Strahlen los, die eine große Wolke an Sand und Staub aufwirbeln. Die anderen Drohnen und Eidgeschworenen Magier unterstützen ihn dabei. Darauf achtend, dass sie die Pyramide selbst nicht treffen, räumen sie so Tonnen von Sand in nur wenigen Minuten weg und ich kann mit einiger Belustigung eine Wolke von erstickendem Staub sehen, die auf die Mauern von Caero, einige Meilen im Südwesten, nieder regnet.


Mit einem Windzauber vertreibt Vextha den letzten Staub und nun kann man sehen, dass die Pyramide sehr viel größer ist als zunächst angenommen. Etwa weitere 10 Stockwerke lagen unter dem Sand begraben. Am Fuße der Staubgrube befindet sich eine Apparatur, die der an der Schwarzen Pyramide sehr ähnelt. Vextha befiehlt, dass ich hinabsteige und die Drohnen mit ihren Relikten beaufsichtige und ein Angriffsteam der Eidgeschworenen mit mir nehme. Ich folge dem Befehl ohne zu zögern.


Tagebuch Frühjahr 435 Tag 8
Schakal Priester

Der kurze Gang, der in das Innere der Pyramide führt, ist fast identisch mit dem Gang, der in die Schwarze Pyramide führt, bis auf die Tatsache, dass dieser übersäht ist mit leuchtenden, arkanen Symbolen und unglaublich detaillierten Hieroglyphen von Menschen, Tieren und Göttern mit Tierköpfen. Während in der Schwarzen Pyramide hier und dort einige Hieroglyphen verstreut waren, scheinen die an diesem Ort eingravierten sehr viel dekorativer zu sein.


Am Ende des Ganges führt eine breite Treppe hinauf, anstatt hinab, tiefer ins Herzen der Pyramide. Die vier Drohnen, mit ihren uralten Waffen, schweben wie Leuchtfeuer hinter den vier Helden, bereit sofort zu Diensten zu sein. Wie erfahrene Grabräuber halten sich die vier Eidgeschworenen bereit zum Kampf oder einer anderen Reaktion, sollte dies nötig sein.


Aus den Schatten materialisiert sich eine Form auf den Stufen. Die Person trägt Priesterkleidung, ist etwa 8 Fuß groß und hält einen verzierten Stab, der mit Rubinen, Jadesteinen und kleinen Stücken Magestone besetzt ist. Zunächst glaube ich einen Mann mit einer Schakalmaske zu sehen – doch dann bemerke ich, dass die Maske in Wirklichkeit das Gesicht der Kreatur ist. Die Ohren zucken bei jedem Geräusch und die Augen des Schakal Spawns brennen mit einem unbändigen Hass gegenüber den Eindringlingen.


"Ihr seid in einen heiligen Platz eingedrungen," sagt der Priester, "nun werdet ihr euch beweisen müssen." Auf sein Kommando hin nehmen einige der Hieroglyphen Formen an und ein Dutzend Schakal-Wächter treten aus der Wand, jeder von ihnen mit einem Fächerspeer in seinen deformierten Händen. Die monströsen Krieger stürzen sich auf die Eidgeschworenen, schlagen und schneiden durch die Luft mit einer übernatürlichen Kraft, und währenddessen bewegen sich andere Hieroglyphen an den Wänden entlang, um sich von hinten auf die Gruppe zu stürzen.


Der Kampf ist blutig und die Eidgeschworenen sind ganz eindeutig in der Minderzahl. Sie nehmen sich die Schlüssel-Relikte von den Drohnen, ziehen die Schwerter, bereiten die magischen Stäbe auf den Kampf vor und stürzen sich dann auf die Angreifer. Doch die Anzahl der Schakal Spawns ist zu groß, als ein weiteres Duzend in den Kampf eingreift. Zunächst wird der Priester von einem mächtigen Schlag halbiert und dann bekommt der Attentäter seine Kehle von den Fangzähnen eines der Angreifer herausgerissen. Der Krieger kann gerade den sechsten Gegner erledigen, bevor der siebte Schakal seine Klauen in den Rücken des Menschen schlägt und mit einem befriedigtem Heulen dessen Eingeweide heraus reißt.


Die Drohnen greifen nun in den Kampf ein, doch werden auch sie eine nach der anderen von den Furcht erregenden Wächtern der Pyramide vernichtet. Der Magier, der bereits viele der Schakale zu Staub verwandelt hat, beginnt mit einem langsamen Rückzug durch den Gang, da er nun vierzig zu eins in der Minderzahl ist. Mit einem donnernden Gebrüll stürzen die Schakale nach vorne, ihre Kampfschreie lassen den Gang erzittern. Sie stürzen sich auf den Magier wie eine Lawine aus Fleisch und Stahl. Der erste Zauberspruch des Magiers kann noch einigen Schaden anrichten, doch bevor er einen zweiten Zauber sprechen kann, wird er vom Mob in Stücke gerissen.


"Ihr wurdet gerichtet, " sagt der Schakal in einer sonoren Stimme und dreht sich dann um und steigt die Treppe wieder hinauf, um die Leichen dem Rudel zu überlassen. Es mag ein Risiko sein, doch ich sehe eine Chance und verbinde meine Fernsicht mit dem Schakal-Priester und folge ihm unbemerkt ins Herz des Tempels.



Tagebuch Frühjahr 435 Tag 9
Tempel Kammer

Der Schakal-Priester steigt die 200 Stufen empor bis er einen großen Raum inmitten der unzähligen Tonnen an Steinen erreicht. Dieser Ort erscheint mit seinen hundert Fuß Höhe mehr wie eine Wüstenoase und nicht wie das Innere eines Grabes. Lebende Bäume und haushohe Farne wachsen entlang den Wänden, ein Wasserlauf fliest in einem Kanal und Statuen aus Rubinen, Rosenquarz und Magestone fangen das Licht, das aus Oberlichtern einfällt, auf und reflektieren es in hellen Stahlen in den ganzen Raum. Särge aus Alabaster umringen den Raum in ebenmäßigen Reihen, jeder mit den Gesichtern der Krieger-Priester verziert, die im Inneren ruhen. Im Herzen des Raumes steht ein reich verzierter Thron direkt der Treppe zugewandt, der aus reinem Smaragd konstruiert wurde. Er ist groß genug um einer Kreatur Platz zu bieten, die mindesten 20 Fuß misst. Die ganze Szene ist Ehrfurcht einflößend und mit nichts vergleichbar, was ich je gelesen, gesehen oder mir vorgestellt habe.


Im ganzen Raum bewegen sich blinkende Lichter, die von Ort zu Ort schweben wie brennende Fliegen, um sich um den Wasserfluss zu kümmern, die Farnblätter leicht zu bewegen und die Dutzenden anderen kleinen Arbeiten durchzuführen, die für den Erhalt dieses Ortes notwendig sind. Der Schakal-Priester scheint die Irrlichter nicht zu bemerken und tritt vor den Thron, um sich vor den leeren Sitzplatz zu knien. In nur einem Augenblick, nach einer Sekunde der Anbetung, ist der Spawn verschwunden und eine wunderschöne Hieroglyphe hat seinen Platz am Steinboden angenommen, erstarrt bis es wieder nötig wird, Außenseiter zu richten.


Nach einem Moment der Beobachtung und des Abwartens, ob ich vielleicht entdeckt und von den mächtigen Zaubern dieses Ortes vernichtet würde, bewege ich meine Fernsicht zu einem der steinernen Sarkophage und untersuche die Kleider und Artefakte des in Stein gehauenen Priesters. Obwohl sie scheinbar die gleiche Herkunft wie die kosischen Krieger-Priester haben, so sind mir doch auf den ersten Blick alle Markierungen und Zeichnungen fremd. Sie haben mit den Statuen außerhalb des Tempels und auch mit den Wandmalereien in der schwarzen Pyramide nichts gemeinsam. Während mein Intellekt mir sagt, dass die Kultur, die diesen Ort erbaut hat, älter ist als nur tausend Jahre, hat der Raum eine Zeitlosigkeit, die mich meine eigene Erkenntnisse vergessen lässt und sogar die Tatsache, dass es außen eine moderne Welt gibt, wird in den Hintergrund gedrängt.


Plötzlich sehe ich es. Auf einem der steinernen Abbilder, genau über dem Herzen des Priesters, ist ein Symbol eingemeißelt, dass ich aus einem der ältesten Bücher der Solonavi kenne. Das Symbol, ein doppeltes Quadrat mit einem sieben strahligen Kreuz in der Mitte steht für Wächter. Nach einer schnellen Suche entdecke ich, dass jeder der Sarkophage in der Nähe dasselbe Symbol trägt und die Erkenntnis und ihre Bedeutung lässt mich einen Moment in Ehrfurcht erstarren.


Dann schwebt eins der Irrlichter durch meinen Sichtbereich und erstrahlt plötzlich in einem heißen, feurigen Licht. Im ganzen Raum erstrahlen auch die anderen Irrlichter in feurigem Glanz und alle bewegen sich bedrohlich auf mich zu.


Da ich meine Lehre aus dem Zusammentreffen mit dem Avatar des Todes gezogen habe, unterbreche ich meine Fernsicht, versiegle meine Fernsichtbecken, hülle den Raum in Dunkelheit und ziehe mich in die entfernteste Ecke meiner Kammer zurück. Meinen Rücken an den kalten Stein gepresst und mit aller Gewallt an meiner Vernunft festhaltend denke ich darüber nach, was ich gesehen habe. Ich frage mich nicht mehr, ob die schlafenden Götter, die unter dem Land liegen, Legenden sind oder ob diese Wächter - oder die wahren Tu-raj – uns alle vor der Vernichtung durch göttlichen Zorn schützen wollen.


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