Humor und R.Db.
Langers Eltern sind über ihren Kegelverein mit den Eltern von R.Db. bekannt. Langer und R.Db. hingegen kennen sich nur flüchtig ”aus dem Bus”. Trotzdem stellen sie mit der Zeit verwandte Interessen fest. R.Db. spielt Schlagzeug und singt. Außerdem kennt er Humor, der Bass spielt. Langer wiederum kennt W.R., und so kommt es zur dritten Band. Der ”Bandplan” ist jetzt besser, obwohl die ganze Angelegenheit immer noch eher nach einer Art Muster von ”Versuch und Irrtum” veranstaltet zu werden scheint. Es wird zwar systematischer geübt, auch hat man sich ein Ziel gesetzt : einen Auftritt auf dem Abi-Ball zu absolvieren.
Geübt wird zunächst Musik, die, so führt Langer aus, damals aktuell war. Stücke von ”Status Quo”, ”Deep Purple”, ”Black Sabbath”, ”UFO” und natürlich immer wieder eigene Stücke, die allerdings im Stil der vorher genannten Combos verfasst sind. Darüber hinaus suchen alle Mitglieder der neuen Band, wenn sie nicht zusammen Musik machen, nach interessanten Schallplatten.
Jedes Bandmitglied hat seine eigenen Vorlieben. Diese fließen in die gemeinsame musikalische Tätigkeit der Band ein. Andererseits, so führt Langer aus, wird die Musik, die man gemeinsam in der Band macht, vor diesem Hintergrund ausgefeilt, so dass sich die Defizite einzelner Bandmitglieder besser darstellen und besser zu Tage kommen. Langer führt auch aus, dass man in der Band an der Musik mehr gefeilt habe, weil das Bewusstsein und das Beurteilungsvermögen des Handwerks gewachsen sei, so Langer. Andererseits seien mit diesen Beurteilungsfähigkeiten auch die Geschmacksdivergenzen größer geworden. Langer meint, Handwerk und Geschmack haben sich gegenseitig bedingt. Was der eine nicht gemocht habe, das habe er auch nicht geübt.
Ein Fazit dieser Entwicklung sei es gewesen, dass man innerhalb der Band allgemein immer unzufriedener geworden sei mit R.Db.´s Schlagzeugspiel. Man stellte sich für die gemeinsame musikalische Tätigkeit ein anderes Schlagzeugspielen vor, als das, was R.Db. in die Band eingebracht habe. Langer meint, das sei vor allen Dingen daher gekommen, weil R.Db. eine andere Musik bevorzugt habe als W.R., Humor und Langer selbst. Langer meint, es habe schließlich alle möglichen Schlagzeuger in der Popmusik gegeben, gute, schlechte, laute, leise, sauber spielende und welche, die unentwegt ”gehumpelt” hätten. Langer und seine beiden Kollegen, Humor und W.R., hätten zwar nicht unbedingt denselben Geschmack gehabt, jedoch sei man sich untereinander immer noch näher gewesen als gemeinsam im Hinblick auf den Geschmack von R.Db., was diesem gefallen habe und was dieser habe spielen mögen.
Man sei sich schließlich untereinander einig gewesen, dass R.Db. besser die Band verlassen solle. Die gemeinsame Unzufriedenheit mit R.Db.´s Spiel sei schließlich so groß geworden, dass man keine andere Möglichkeit mehr gesehen habe, als R.Db. zum Aussteigen aus der Band zu bewegen, was jedoch, so Langer, ohne besondere Auswirkungen auf einen weiterhin guten persönlichen Kontakt zu R.Db. geblieben sei.
Autoren, wie der Engländer Simon Frith schreiben gelegentlich, dass die Anzahl derjenigen Musiker und Combos, die von Rockmusik gut, möglicherweise sogar erfolgreich leben können, im Hinblick auf die in diesem Genre tätige Gesamtpopulation sich allenfalls im Bereich von Promille oder ein paar Prozent bewege. Es ist davon auszugehen, dass die Band Deutsch-Rock nun ebenfalls zur Majorität der nicht erfolgreichen Rockmusiker zu zählen ist, etwa im Sinne von Frith und anderen Autoren. Wie viele andere in der Region Osnabrück tätige Rockbands machen Deutsch-rock ebenfalls teure Studio-Demo-Aufnahmen. Langer meint, man habe das gemacht, weil es die anderen eben auch gemacht haben und deswegen habe man vielleicht gemeint, man habe da ”mitziehen” müssen. Auch Deutsch-rock bemüht sich, Auftritte außerhalb Osnabrücks zu bekommen, wie andere lokale Bands. Auch schreiben einzelne Mitglieder der Band an Schallplattenfirmen, um einen Interessenten für die gemeinsame Musik zu finden.
Immer wieder gab es, so meint Langer in diesem Zusammenhang, Hoffnungen, aber auch Illusionen. Da sei z.B. der Studiobesitzer gewesen, bei dem die Band Deutsch-rock ihr erstes Demo aufgenommen habe. Diesem habe die Musik der Kapelle gefallen. Er vermittelt der Band Deutsch-rock einen Musikverlag und beteiligt sich auch an den Produktionskosten eines umfangreichen Tonbandes, aus welchem man schließlich eine Schallplattenproduktion machen möchte. Deutsch-rock singt im Zusammenhang dieser Produktion überwiegend Deutsch. Langer meint, W.R. habe darin einen Grund gesehen, auf Erfolg wahrscheinlicher hoffen zu können. Es ereignet sich ein dummer Zufall : Man arbeitet an der Produktion, ”steht” auf die Stücke, die man aufnimmt - man hat sie schließlich erarbeitet - möchte das, was man erarbeitet und aufgenommen hat, den Leuten vorführen. Aber mittlerweile gibt es auch die Deutschrockband ”BAP”. Die verantwortlichen Leute, denen die Deutsch-rock-Produktion vorgeführt wird, sagen : ”Das hört sich ja an wie `BAP´.” Pech für Deutsch-rock.
Langer meint, dieser ”Flop” habe für die Band folgende Konsequenzen gehabt : 1) Die Bandmitglieder hätten sich wieder mehr auf separate Aktivitäten gestürzt. Jeder sei nach diesem Ereignis dem nachgegangen, was für ihn musikalisch persönlich wichtiger gewesen sei, keiner habe aber die Musik aufgegeben. 2) Deutsch-rock habe sich nicht mehr so ”krampfhaft” wie früher um Auftritte bemüht. 3) Deutsch-rock habe mehr Studioaktivitäten entfaltet, zumal man in der Zwischenzeit einen lokalen Produzenten kennengelernt habe, der mit der Band Ähnliches vorgehabt habe, wie vormals der o.g. Studiobesitzer. Langer sagt, das habe aber auch nicht viel genützt.
Es werden in diesem Zusammenhang zwei Illusionen deutlich : 1) Die Annahme, über teure Studioaufnahmen könne man mehr Auftritte bekommen und dadurch in irgendeinem Sinne weiter kommen. 2) Mit Studioaufnahmen und Ankopplung an einen bestimmten Trend, im Fall von Deutsch-rock waren das konkret die deutschen Texte, komme man zu besserer Resonanz in den Massenmedien.
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