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Nachdem es sich laut Definition bei der Schulkultur um eine symbolische Ordnung handelt, bedeutet
dies, dass im Rahmen dieser Dimension der Fokus verstärkt auf der Betrachtung von Prinzipien, Ritualen,
Spuren im Raum, Werthaltungen und Einstellungen der einzelnen Fallstudien liegt.
In diesem Sinne lassen sich beispielsweise Dokumente wie pädagogische Leitbilder und
Verhaltensvereinbarungen relativ eindeutig dieser Dimension zuordnen. Es handelt
sich dabei um eine
Konsensbildung verschiedener schulischer Akteursgruppen, um bestimmte kulturelle Prinzipien in der
Schule zu etablieren. Die konkrete Umsetzung passiert im Endeffekt auf der Ebene der anderen
Dimensionen und ist auf unterschiedliche Weise im Schulalltag identifizierbar.
Abbildung 51: Kategorien innerhalb der Dimension Schul- und Lernkultur (eigene Darstellung 2017)
Die Situation hinsichtlich der Existenz von Verhaltensvereinbarungen und pädagogischen Leitbildern
ist in den beiden Fallstudien unterschiedlich. In der Schweizer Fallstudie gibt es das sogenannte Fraktal, das
entsprechend seiner vier Prinzipien sowohl die Umgangsformen als auch die pädagogische Haltung
charakterisiert (vgl. dazu Textfeld 35). Diese Prinzipien gelten für alle Schultypen,
die von den SBW
Häusern des Lernens angeboten werden, unabhängig vom Alter der Schüler/innen, den inhaltlichen
Schwerpunktsetzungen oder dem Schulstandort.
Der Grund, diese einheitliche Grundstruktur „Fraktal“ zu nennen, leitet sich von dem Verständnis ab,
dass es sich dabei um ein Gebilde handelt „das mit wenigen sich wiederholenden Bausteinen zu vielfältigen
komplexen Lösungen gelangt, wie der Aufbau von Farnen, Kristallen oder Blumenkohl veranschaulicht“
(SBW Häuser des Lernens 2009). Damit wird auch ein zentrales Element des Fraktals beschrieben, dass
nämlich jeder einzelne Baustein Strukturen des Ganzen in sich trägt.
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Kurzbeschreibung der vier Teile des Fraktals
Respektvoller Umgang bedeutet in dem SBW Haus des Lernens die Achtung sich selbst,
anderen Menschen und der Umwelt gegenüber. Dies verlangt die Übernahme der inneren
Verantwortung für die eigenen Grenzen, Bedürfnisse, Gefühle und Ziele.
Ebenso verlangt es
die Übernahme der äußeren Verantwortung gegenüber anderen Menschen und der Umwelt,
gegenüber anderen Kulturen und Generationen, gegenüber sozialen und kulturellen Werten
und Wertsystemen.
Autonome Lernformen erfordert eine gestaltete Umgebung und eine Zeitstruktur, die jedes
Kind nach dem eigenen inneren Fahrplan arbeiten lässt. Zudem brauchen Kinder und
Jugendliche Vorbilder, denen sie nacheifern können, Ziele, die
lohnenswert erscheinen und
Menschen, die Visionen haben, wie das Lernen gelingen kann. Vielfältige Angebote,
Transparenz der Zielsetzung und Reflexion des Lernprozesses lassen persönliche Stärken
entdecken und fördern so das Lernenlernen.
Gestaltete Umgebung ist in erster Linie geprägt durch die Menschen, die das soziale Klima
und die Kultur des Zusammenlebens erzeugen. Kein Weg ist konstruktiver, die Entwicklung
eines Menschen zu stimulieren und sein Verhalten zu beeinflussen,
als die Umgebung zu
gestalten, in der er lebt und lernt. Dieses Umfeld wird nicht nur durch den Raum bestimmt,
der zur Verfügung steht, sondern ebenso sehr durch die Art der Ästhetik.
Hier gibt es Raum, Zeit und Material für Neugier, das Bedürfnis nach Austausch und
Gemeinschaft.
Ins Gelingen vertrauen: Sei es ein hoch gestecktes Ziel, ein schlummerndes Talent oder der
ganz persönliche Traum; sich gegenseitig vertrauen und etwas zutrauen; sich trauen, eigene
Grenzen zu überschreiten
und kleine Wagnisse einzugehen; den Mut haben, dem Ruf zum
Abenteuer zu folgen, sich und die Welt zu entdecken. Kinder und Jugendliche brauchen
Herausforderungen, die sie bewältigen und an denen sie wachsen können. Die
Herausforderung liegt darin, Kinder und Eltern in dieser positiven Grundhaltung des
Vertrauens zu unterstützen, wenn es schwierig wird.
Textfeld 35: Die vier Fraktale der SBW Häuser des Lernens (gekürzt nach SBW Häuser des Lernens 2009)
In der österreichischen Schule wird zum Zeitpunkt der Erhebung an einem pädagogischen Leitbild
gearbeitet. Darauf aufbauend sollen im Anschluss Verhaltensvereinbarungen entwickelt werden. Die
Schulleitung des Wiener
Gymnasiums thematisiert, wie wichtig Leitbilder und Vereinbarungen sind, um
die Schule als lernende Organisation weiter entwickeln zu können.
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SCHULE ALS LERNENDE ORGANISATION
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