Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum


Partei (vgl. ebd.: S. 68-69)



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Diss Rakhimova 2018


Partei (vgl. ebd.: S. 68-69). 
Richters endgültige Enttäuschung vom Sowjetregime wurde durch den Mauerbau am 
13. August 1961 hervorgerufen. Schockiert und entschlossen schrieb Richter einen 
Brief an Chruschtschow, den damaligen sowjetischen Staatschef. Er sprach von der 
Verletzung der Menschenrechte, den Verstößen gegen die Gesetze des Sozialismus 
und die Idee des Friedens. Seine Aktion zeigte jedoch keine Wirkung. Später wurde 
ihm aufgrund seiner politischen Haltung für fünf Jahre die Einreise in die DDR und 
dadurch der Zugang zu seiner Familie in Bansin in Ostdeutschland verwehrt (vgl. ebd.: 
S. 70).
H. W. Richter, damals bereits als Leiter der „Gruppe 47“ bekannt, reiste 1964 nach 
Taormina und nahm dort an einer Preisverleihung teil. Er verfasste unter dem Titel 
„Euterpe von den Ufern der Neva oder die Ehrung Anna Achmatowas in Taormina“ 
einen Bericht über die Verleihung des 
Prix Taormina
an die russische Lyrikerin Anna 
Achmatowa. Vom 21. September bis zum 24. Oktober 1965 wurde Richter von den 


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Schriftstellerverbänden der jeweiligen Länder zu einer Rundreise durch die UdSSR 
eingeladen und unternahm eine ausgedehnte Reise über Leningrad und Moskau, 
durch Usbekistan und Tadschikistan (vgl. Cofalla (Hrsg.) 1997, S. 731). Sein 
publizistischer Reisebericht erschien als Buch unter dem Titel „Karl Marx in 
Samarkand“ (1967). 
Seine Reiseerlebnisse verfasste Richter zunächst in Feature-Form für den Rundfunk. 
Später, 1967, veröffentliche er sie jedoch leicht verändert als Reisebericht in dem Buch 
„Karl Marx in Samarkand. Eine Reise an die Grenzen Chinas“.
Bereits im Titel des Reiseberichts, wo er Karl Marx als Symbolfigur einsetzt, ist die 
Gegenüberstellung von Ost und West vorhanden. Der Autor hat eine klare Absicht, 
nämlich die Klärung der Frage, welche Veränderungen die Sowjetunion seit Kischs 
Reise in Zentralasien bewirkt habe. Er fragt sich, ob dies „
eine neue und schon 
veränderte Wirklichkeit
“ (Richter 1966, S. 11) sei. Karl Marx ist dabei vor allem ein 
Symbol für Atheismus (vgl. ebd.). 
Egon Erwin Kischs Reisereportage „Asien gründlich verändert“ begleitet ihn vom Tisch 
des zuständigen Beamten bis zum Ende seiner Reise. Um zu klären, was sich im 
Verlauf der Zeit seit Kischs Besuch in Zentralasien verändert hatte, fuhr Hans-Werner 
Richter von Moskau nach Taschkent, dann weiter nach Fergana und Samarkand, und 
schließlich nach Tadschikistan. Er beschreibt usbekische und später tadschikische 
Gegebenheiten, als roter Faden ziehen sich die Zitate aus Kischs Buch aus dessen 
russisch-sowjetischer Perspektive durch den Text. 
 
Seine gewisse Enttäuschung vom Sowjetregime lässt er hier und da durchblicken, 
indem er die Gegebenheiten des sowjetischen Geheimdienstes ironisch beschreibt: 
 

Er hat meine Reise dort vorbereitet, geprüft, ob alles in Ordnung ist, und auch wohl in 
Ordnung gebracht, was vielleicht noch nicht in Ordnung war. Aber vielleicht, denke ich, 
weiß auch er, daß ich weiß, was ich nicht wissen soll. Und so beginnt ein Spiel, in dem 
jeder weiß, was der andere weiß, jeder sich aber nichtsahnend gibt. Es ist ein Spiel mit 
vielen Figuren, ein Spiel russischer Höflichkeit, ein kleines potemkinsches Dorf.
“ 
(Richter 1966, S. 6-7) 
Auch seine „Begleitung“ war vielseitig organisiert: Ein usbekischer Poet, Nassyr 
Rachimowitsch Achundi, der Dolmetscher Kostja, Mila, eine russische Reiseleiterin, 
und der Fahrer Marat bildeten die Mannschaft. Richter konzentriert sich auf die damals 
für 
Europa 
aktuellen 
Fragen: 
Analphabetismus, 
Überwindung 
des 


106 
Mohammedanismus, Unterdrückung der Frau, überflüssige Sitten und Gewohnheiten. 
Wie auch Embacher unter anderem bemerkt, erscheinen seine Schlussfolgerungen 

merkwürdig dünn und oberflächlich
“ (Embacher 1985, S. 132), denn Richter nennt 
hauptsächlich nur die Punkte, die damals im Westen zum Zentralasienbild gehörten. 
Andere Einzelheiten des kulturellen Alltags von Usbeken bzw. Tadschiken werden 
außer Acht gelassen.
Für seinen Beitrag zum Literatur- und Kulturleben Deutschlands nach dem zweiten 
Weltkrieg erhielt Richter 1972 den Kulturpreis des Deutschen Gewerkschaftsbundes. 
1978 wurde er mit dem Ehrendoktortitel der Universität Karlsruhe gewürdigt und ein 
Jahr später verlieh ihm der regierende Bürgermeister Berlins den Titel eines 
Professors E. H. (vgl. Cofalla (Hrsg.) 1997, S. 733).
Hans Werner Richter starb am 23. März 1993 in München und ruht heute in seinem 
Heimatort Bansin, wo auch das „Hans-Werner-Richter-Haus“ besichtigt werden kann.

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