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wurden
zur Kenntnis genommen, dienen dieser Untersuchung jedoch nicht als
Analysematerial. Der Reisebericht „Ystoria Mongolorum quos nos Tartaros
appellamus“ („Kunde von den Mongolen“) von Johannes von Plano Carpini, der später
aus dem mittelalterlichen Latein ins Deutsche übersetzt wurde, und das Reisewerk
„Als Sklave im Osmanischen Reich und bei den Tartaren“ von Johannes Schiltberger,
die zur Entstehung des deutschen Mittelasienbildes einen frühen Betrag geleistet
haben, wurden aus dem Korpus ausgeschlossen. In diesen beiden Fällen
ist eine
Wahrnehmung der usbekischen oder historisch den Usbeken zugehörigen Ethnie
schwer feststellbar, wenn auch gelegentlich darauf Bezug genommen wird. Diese
Autoren benutzten den kulturhistorischen Begriff
Tatarei/Tartarei
für Mittelasien und
gingen in keiner Weise auf die Existenz einer usbekischen Ethnie ein.
Zu klären sind die Begriffe
Usbekenbild
und
Usbekistanbild
.
Sie sind nicht als
Synonyme zu verstehen. Ein Usbekenbild kann sich auch auf Usbeken als ethnische
Gruppe beziehen, die außerhalb der Republik Usbekistan leben. Der Terminus
Usbekistanbild
umfasst alles, was mit der Geschichte, Geografie, Politik, Wirtschaft
und Kultur
Usbekistans verbunden ist, auf dessen Territorium unterschiedliche
ethnische Gruppen lebten und leben. Dabei wird unter Usbekistan nicht nur die
Republik Usbekistan seit ihrer Gründung 1991, sondern ebenso die historische
Zugehörigkeit zum Gebiet des heutigen Usbekistan im Zeitraum von 1200 bis dato
verstanden. In den untersuchten Reiseberichten können
historische Namen wie
Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik
(1925-1991),
Turkestanische Autonome
Sozialistische Sowjetrepublik
(1918-1925),
Generalgouvernement Turkestan
(1868-
1918),
Turkestan
,
Chanat Kokand
,
Chanat Chiwa
,
Emirat Buchara
(1710-1868) und
Māwarā’an-nahr
oder
Transoxanien
(für den Zeitraum bis 1700) etc. in verschiedenen
Variationen vorkommen. Diese Bezeichnungen beziehen sich auch auf die territorialen
Abgrenzungen. Andere
zentralasiatische Ethnien, die auf dem Territorium des
heutigen Usbekistans wohnhaft waren oder sind, sind zudem nicht immer eindeutig
von den Usbeken zu trennen, da Zentralasien schon immer als Schmelztiegel der
asiatischen Völker galt. Deshalb ist für diese Forschung von großer Bedeutung, was
die Reisenden selbst unter
Usbeken
verstehen, also welche Bilder sie vom Land und
den Menschen vermitteln.
2) Zeitlicher Rahmen: Das Thema ist so umfangreich,
dass eine zeitliche
Beschränkung notwendig war. Als Zeitrahmen wurde der Abschnitt von 1710 bis 1991
gewählt, dabei ist das Jahr 1710 als historischer Beginn der Turkestan-Epoche zu
sehen, wo das Land unter den usbekischen Herrschern in zwei Chanate und ein Emirat
aufgeteilt wurde und später, 1868, unter die russische Kolonialmacht geriet. Gerade in
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dieser Epoche beginnt die eigentliche Rezeption der usbekischen Ethnie von
deutschsprachigen Reiseautoren. Die Analysekorpora wurden deshalb anhand
historischer Daten in zwei Gruppen gegliedert:
Reiseberichte im Zeitraum von 1710 bis 1925. Zu dieser Gruppe gehören
Reiseberichte, die Turkestan oder Russisch-Turkestan gewidmet sind.
Reiseberichte im Zeitraum von 1925 bis 1991. Die Usbekische Sozialistische
Sowjetrepublik wurde nun als ein offenes (befreites) Land für viele deutsche
Autoren zugänglich.
Reiseberichte, die ab dem Jahr 1991
entstanden sind, als Usbekistan nach der
Erlangung der Unabhängigkeit mit seinem Kulturerbe zum Reiseziel, nach dem Zerfall
der Sowjetunion aber auch zum Objekt politischer Diskussionen wurde, wurden aus
dem Analysekorpus ausgeschlossen. Linguokulturologische Analysen politischer
Reiseberichte oder -reportagen bedürfen eines anderen thematischen Zugangs zur
Problematik sowie eines anderen Instrumentariums der Analyse, was den Rahmen der
vorliegenden Arbeit sprengen würde.
3) Autoren: Da die große Zahl der Reiseberichte die vollständige Erfassung des
Textmaterials unmöglich machte, war die Auswahl eher repräsentativ für
die jeweilige
Zeitepoche und verschiedene Autorengruppen (Wissenschaftler, Diplomaten,
Politiker, Ärzte, Soldaten, Journalisten). Als Reisende wurden Autoren aus
Deutschland, aber auch aus Frankreich, Österreich,
Ungarn und der Schweiz
ausgewählt, bei welchen Deutsch Mutter- bzw. Trägersprache war. Die Bezeichnung
Do'stlaringiz bilan baham: