Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum


Zum Begriff des „Fremden“ und zu seiner Bedeutung für



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Diss Rakhimova 2018

2.2.4 Zum Begriff des „Fremden“ und zu seiner Bedeutung für 
linguokulturologische Forschungen 
Das Problem des Bildes vom Fremden ist in der westlichen Germanistik als Xenologie 
bekannt. Diesem Themenkomplex sind zahlreiche Publikationen gewidmet (siehe 
dazu die von Alois Wierlacher (2000) herausgegebene Festschrift „Kulturthema 
Kommunikation“ und das „Handbuch Interkulturelle Germanistik“ (2003)). Bereits zum 
Ende des 20. Jahrhunderts wurde von Hugo Dyserinck (1991) das neue Fach 
Imagologie
entwickelt. Der Begriff ist der Vergleichenden Literaturwissenschaft 
entlehnt, welche 
images
, also 
Bilder von anderen Ländern,
als in die Wissenschaft 
eingeführte 
Komparatistik 
erforscht.
Das Phänomen des Fremden ist bei einem modernen Menschen immer gegenwärtig. 
Was ist unter dem Begriff 
Fremde
bzw. 
Fremdheit
genau zu verstehen? 
Fremd kann uns jedes unbekannte Objekt oder Subjekt sein, dem wir zuvor nicht 
begegnet sind. Ein Fremder kann ein für eine Kulturgemeinschaft ungewöhnliches 
10
Im Original: „Язык – мощное общественное орудие, формирующее людской поток в этнос, образующий
нацию через хранение и передачу культуры, традиций, общественного самосознания данного речевого 
коллектива“. 


34 
Äußeres haben oder eine ihr nicht verständliche Sprache sprechen, einer anderen 
Religion angehören. Es kann aber auch vorkommen, dass sich ein Mensch unter 
seinen Landsleuten fremd fühlt, weil er die für diese Gemeinschaft üblichen Denk- und 
Verhaltensweisen nicht teilt.
So wird z. B. der Begriff des Fremden erläutert wie folgt: 
 

[Das] Fremde ist keine Eigenschaft, die ein Objekt für ein betrachtendes Subjekt hat; 
sie ist ein Verhältnis, in dem ein Subjekt zu dem Gegenstand seiner Erfahrung und 
Erkenntnis steht. [...] [Das] Fremde kann sowohl positiv als auch negativ konnotiert 
sein. […] Von besonderer Hinweiskraft aber für diesen Zusammenhang ist, dass in den 
großen Lexika der Umgangssprache als erste Bedeutungsvariante für fremd ‚bezogen 
auf ein anderes Land‘ und ‚eine andere Sprache sprechend‘ angegeben wird.
“ 
(Krusche 1993, S. 23)
Dieses von Krusche gemeinte „Verhältnis“ kann auf der Skala von 
vertraut
bis 
fremd
variieren, d. h., ein Mensch aus dem Nachbarstaat ist uns weniger fremd als einer aus 
einem fernen Land, das wir nicht kennen. Dieses Beziehungsverhältnis ändert sich im 
Verlauf der Kommunikation und im besten Fall entsteht aus 
Fremdheit
Freundschaft.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Wahrnehmung des Fremden, die von Ortfried 
Schäffter in „Modi des Fremderlebens“ (1991) dargestellt werden:
1) 
Das Fremde als das Auswärtige,
das Ausländische, d. h. etwas, das sich jenseits 
einer 
räumlich 
bestimmbaren 
Trennungslinie 
befindet. 
Raumbezogene 
Deutungsmuster des Fremden unterscheiden hierbei zwischen 
Zugänglichem
und 
Unzugänglichem
. Es geht hier um die lokale Erreichbarkeit von bislang Abgetrenntem. 
Diese Perspektive enthält gleichzeitig eine starke Betonung des 
Inneren
als Heimat 
oder Einheitssphäre. 
2) 
Das Fremde als Fremdartiges, 
z. T. auch im Sinn von Anomalität, von Ungehörigem 
oder Unpassendem steht in Kontrast zum Eigenartigen und Normalen, d. h. zu 
Eigenheiten, die zum Eigenwesen eines Sinnbezirks gehören. 
3) 
Das Fremde als das noch Unbekannte 
bezieht sich auf Möglichkeiten des 
Kennenlernens und des sich gegenseitig vertraut Machens von Erfahrungsbereichen, 
die prinzipiell erreichbar sind. 
4) 
Das Fremde als das letztlich Unerkennbare
ist das für den Sinnbezirk transzendente 
Außen, bei dem Möglichkeiten des Kennenlernens prinzipiell ausgeschlossen sind. 


35 
5) 
Das Fremde als das Unheimliche 
zieht seine Bedeutung aus dem Gegensatz zur 
Geborgenheit des Vertrauten. Hier geht es um die beklemmende Erfahrung, dass auch 
Eigenes und Vertrautes zu Fremdartigem umschlagen kann. Die Grenze zwischen 
Innen und Außen verschwimmt, wenn das 
Heimische
unheimlich wird (vgl. Schäffter 
1991, S. 14). 
In dieser Untersuchung wird von der Position ausgegangen, dass 
das Fremde das 
noch Unbekannte 
ist, das die reisenden Autoren kennenlernten und womit sie sich 
vertraut machen konnten. Das Bild vom Fremden setzt sich dabei aus bereits 
existierendem Vorwissen, den vielfältigen Vermutungen und Eindrücken, aus 
Phantasien über die fremde Kultur mit unausweichlichem Verweis auf die eigene Kultur 
zusammen.
Das Fremde ist somit immer als ein Teil des Eigenen zu betrachten, so Brenner (1989), 
und „
das Bedürfnis einer Beschäftigung mit fremden Kulturen ist Teil der eigenen 
Kultur
“ (Brenner 1989, S. 20). Dies geschieht auf der Basis von kulturellen, nationalen, 
sozialen 
und 
persönlichen 
Erfahrungen 
und 
spiegelt 
verschiedene 
Wahrnehmungspositionen des Eigenen wider.
Die Darstellung des Bildes vom Fremden bedarf einer kritischen Auseinandersetzung, 
denn es können dabei mehrere methodische Schwierigkeiten entstehen: Zum einen 
besteht das Problem der kontextuellen Funktion von Bildelementen in Texten, zum 
anderen besteht die Gefahr, dass die Ausdrücke vom Autor falsch interpretiert werden. 
Deshalb ist hier psychologisches, soziologisches und historisches Wissen 
einzubeziehen. Auch die Biografie des Autors kann Hintergrund der linguokulturellen 
Interpretation bzw. Analyse sein. Darauf wird in Kapitel 3 näher eingegangen. 

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