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„
Geschichten würzen das Mahl. Viele Geschichten, denn das Essen dauert länger als
fünf Stunden.
“
(Christ 1976, S. 146)
Die metaphorische Personifikation „
Geschichten würzen das Mahl
“ vermittelt dem
Leser die
wichtige Funktion der Mahlzeit, also ihre kommunikative Funktion. Im
Vergleich zu manchen anderen Kulturen, wo beim Essen nur wenig oder gar nicht
gesprochen werden darf – im Russischen gibt es ein Sprichwort: „Когда я ем – я глух
и нем“, transkribiert „Kogda ja jem – ja gluh i njem“, deutsch „Während des Essens bin
ich taub und stumm“ – wird in Usbekistan beim Essen viel erzählt, besprochen und
gelacht. Dadurch, wie Christ ebenfalls berichtet und worüber sich Richter etwas ärgert,
dauert ein Fest- bzw. Gastmahl viel länger als im Westen. Die vielen Gänge beim
Essen sind zur Ehre des Gastes gedacht.
Typisch für Richard Christ ist, dass er in seinem
Reisebericht immer wieder
Apostrophe als Stilmittel („
Aber da, meine Teure,…
“ (ebd.: S. 141, 144, 146))
verwendet, somit bekommt der Leser das Gefühl, als ob er die Briefe des Autors an
seine Frau lesen würde. Ein weiteres typisches Stilmittel für Christ sind die
humorvollen metaphorischen Periphrasen, wie z. B.:
„
Freilich war mir in meiner Übersattheit eine Spur bänglich, denn soviel wußte ich
schon, das Hauptgericht kam zum Schluß, der Himalaja über allen anderen Gerichten:
der Plow.
“
(Ebd.: S. 146)
Der Vergleich des Plow mit dem Himalaja drängte sich Christ sicher auf,
weil sich
dieser wie ein Berg in der Schüssel türmt. Im Weiteren erzählt er etwas detaillierter
über den Plow, seine Zutaten und die Zubereitung. Christ vergleicht den Plow mit dem
Dresdener Weihnachtsstollen:
„
Plow kann auf mindestens achtundvierzig Arten zubereitet werden, vielleicht ist es
sogar so, daß so viele Rezepte vorhanden sind, wie Männer Plow zubereiten,
vergleichbar der Dresdener Weihnachtsstollen, wo auch jedes Haus nach eigener
sorgsam gehüteter Zutatenliste bäckt.
“
(Ebd.: S. 146)
Er berichtet, wie unentbehrlich und wichtig der
Plow bei einem Festmahl ist, nennt ihn
„
eine gebieterische Übereinkunft bei allen Festmahlen
“ (ebd.: S. 147).
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Er erwähnt, wie v. Schweinitz, noch einen interessanten kulturellen Aspekt, den
Prozess
des Brotbrechens
62
:
„
Kamo bricht kleine runde Brotlaibe, kommt um den Tisch, legt dem Gast vor. Das Brot
heißt Libjoschka, es darf nicht geschnitten werden.
Warum bitte?
Es gefällt Gott nicht, sagt Boris, der Philosoph.
“
(Christ 1976, S. 145)
Auch in folgendem Beispiel ist das Stereotyp ‚
Der Gast muss essen
‘ gut erkennbar.
Christ erlebt, wie man als Gast immer wieder zum Essen aufgefordert wird. Alle sind
besorgt, ob der Gast gut isst. Nun will aber der Autor dies verweigern. Er verweist
indirekt mit Humor auf Vámbérys Worte „
‚Nicht mehr essen können‘ ist ein Ausdruck,
den der Mittelasiate für unglaublich, ja für recht ungezogen hält.
“ (Vámbéry 1983
[1865], S. 176).
„
‚Essen Sie‘, fordert der Koch auf. ‚Vielleicht haben Sie ein problemreiches Stück
Hammel erwischt? Warten Sie, ich suche ein besseres heraus, an dem mehr dran ist.‘
Ich wollte abwehren, trotz Vámbérys Warnung vor der Ungezogenheit.
(Christ/Kállay 1979, S. 147)
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