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Abwechslung und
Herausforderung
(n=12)
„Ja das es nie das
gleiche ist und es
immer
unterschiedlich ist.
Der Schnee ist
unterschiedlich,
das Gelände und
die Verhältnisse.“
•
unterschiedliche Anforderungen
•
Schneebeschaffenheit
•
Gelände
•
Konzentration
•
Herausforderung
Bewegung (n=10)
„Mir taugt einfach
Pulver fahren, im
Gelände zu sein
und auch Cliffs zu
springen, ich finde
es
einfach
spannender als das
normale
Skifahren.“
•
Kreativität
•
Bewegungsgefühl
•
Rotation
•
Air-Time
•
ungewöhnliche Bewegungszustände
•
Schnelligkeit
•
Vielfältigkeit
Naturerlebnis
(n=10)
„Einfach draußen
sein, du kannst in
der Natur sein, das
gefällt mir am
meisten.“
•
Natur
•
Panorama
•
frische Luft
•
b
ewusster Umgang mit der Umwelt
Ausgleich zum
Alltag (n=9)
„Weil während du
gerade
am
Freeriden
bist
kannst du nicht an
das denken: „ah da
muss ich für die
Schule was tun“,
sondern da musst
du genau dort sein
wo du bist.“
•
Ausgleich zur Schule
•
Ausgleich zur Arbeit
•
Schulstress
Adrenalin (n=5)
„Ich glaube, dass
ich auch das Risiko
ein
bisschen
brauch, dass ein
bisschen Adrenalin
dabei ist, das ist
ziemlich gut.“
•
Gefühl der Lebendigkeit
•
p
ersönliche Überwindung
72
f.
Diskussion
Ziel der hier vorliegenden qualitativen Untersuchung war es, ein besseres Verständnis über
die Motive und das Verhalten von Jugendlichen im Risikosport, genauer Ski Freeride, zu
bekommen. Durch
die qualitative Analyse mit 22 Freeridern im Alter von 14 bis 20 Jahren wird
nun der Versuch unternommen, bereits validierte Motive
aus der Risikoforschung zu
bestätigen bzw. ihre Übertragbarkeit auf jugendliches Risikoverhalten in Frage zu stellen.
Zudem wird ein detaillierterer Blick auf das Verhalten von Jugendlichen im Hinblick auf die so
oft genannte Hypersensibilität, auf soziales Feedback und Belohnungen gerichtet.
Bevor auf die speziellen motivationalen Details eingegangen wird, sollen an dieser Stelle noch
die Wege der Jugendlichen zum Freeridesport diskutiert werden. Es ging bei den einleitenden
Fragen um die Skizzierung der individuellen Wege zum Sport Ski Freeride. Für einen Großteil
der Probanden (n=15) begann die Karriere in jungen Jahren im alpinen Rennlauf.
Bereits Brinkohoff & Kurz berichteten 1989 von einem Attraktivitätsverlust des Sportvereins
für Jugendliche aufgrund gewandelter Interessen und Bedürfnissen. Als entscheidende
Fehlorientierung der Vereine wird die traditionelle Leistungs- und Wettkampforientierung
ausgemacht. Diese entspreche nicht mehr den tatsächlichen Interessen der Jugendlichen
(Kurz & Brinkhoff, 1989). Den Probanden nach waren die Ausstiege aus dem Sportverein und
dem Alpinen Skilauf darin begründet, dass der Druck zu hoch und die Möglichkeiten der
Selbstentfaltung zu gering waren. Denn Wettkämpfe üben die Probanden ja auch im Freeride
Sport aus, jedoch wird berichtet, dass dies unter anderen Rahmenbedingungen passiert. Ein
Proband in Alter von 17 Jahren liefert folgenden Erfahrungsbericht:
„Es gibt
(Anm. beim
Freeride)
keine Regeln und man kann tun was man will. Beim Rennfahren muss man zwischen
den Toren durchfahren, da gibt es so viele Vorschriften. Beim Freeriden kann man den
kompletten Hang fahren, man kann sich aussuchen wo man fahren will, man muss sich an
keine Regeln halten."
Menschen werden heute in einer der Gesellschaft dienlichen Art und Weise sozialisiert. Dies
beginnt schon damit, dass man Kinder für eine bestimmte Zeit der Schule zur Verfügung
stellen muss. Das Handeln aller organisatorisch inkludierten Menschen erfolgt von oben herab
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durch klar definierte Regeln und Vorschriften, welche sich in weiterer Folge zu
Verhaltenserwartungen entwickeln und ein „Miteinander der Menschen jenseits von
Sympathie und persönlicher Bekanntschaft steuern“ (Bette, 2004, S. 25).
So sind Menschen demnach zum Beispiel nie vollständig
Teil eines Sportvereins, sondern
erlangen ihre Bedeutung immer nur in Ausschnitten, in denen vor allem Jugendliche nur
begrenzt die Möglichkeit haben, sich jenseits der erwarteten Verhaltenspflichten sozial
sichtbar zu machen und selbst soziale Anerkennung zu finden (Bette, 2004, S. 25). Verstärkt
wird dieses Gefühl noch durch sinkende Mitgestaltungsmöglichkeiten im Beruf bzw. in der
Schule und eine passive Laienrolle im Alltag.
Aus den Aussagen der Teilnehmer kann man schließen, dass
es bei der Teilnahme an
Risikosport um das Bestreben geht, die „Macht über das eigene Handeln zurückzugewinnen“
(Bette, 2004, S. 28). Ein Bedarf nicht nur passiv, sondern auch aktiv an der Welt teilzuhaben.
Dieses Selbstermächtigungsbegehren wendet sich gegen das Prinzip der Bürokratie und der
festgelegten Hierarchien.
Hinzu kommt, dass 14 Probanden speziell das
Do'stlaringiz bilan baham: