227
MUSIK STATT SCHULGLOCKE
L5: „Wir haben nach 30 Minuten Inputphase Musik als Abschluss und dabei dürfen die
Lernpartner mitbestimmen. Das erlebe ich als äußerst positiv. Da haben wir alle Musikstile.
Das gibt echt Schwung nach 30 Minuten und dann haben die Schüler glaube ich 20 Sekunden
Zeit, um in die Pause zu gehen. Und auch wieder 20 Sekunden um sich ins Zimmer zu
bewegen, die wieder mit Musik beginnt.“
I: „Wer steuert die Musik?“
L5: „Da ist jemand zuständig für die Musikwünsche. Das wird vorprogrammiert. Während
der 20 Sekunden, in denen die Musik läuft, wird getanzt und geklatscht und durch den Raum
gegangen. Das erlebe ich als absolutes Highlight. Wenn ich mir die alte, konventionelle Glocke
dagegen vorstelle, stellen sich mir die Haare auf. Das ist wirklich ein anderes Ambiente.“
(L5_CH_2.1 #00:19:31#)
Abseits der skizzierten Atmosphäre
sind mit der Musik, die auch für den Beginn von Inputphasen
genutzt wird, striktere Regeln verbunden. Schüler/innen müssen sich bis zum Ende der Musikphase in dem
Klassenraum eingefunden haben. Wer zu spät kommt, darf die Instruktionsphase nicht mehr stören,
versäumt diese und kann beispielsweise in das Lernatelier ausweichen,
mit dem positiven Effekt, dass sie
einerseits die Instruktionsphase nicht stören, andererseits aber die Zeit für sich gut nützen können. Wie das
konträre Beispiel aus der österreichischen Fallstudie verdeutlicht, ist der respektvolle Umgang mit Zeit auf
mehreren Ebenen wichtig.
STÖRUNGEN
L5: „Was mich auch sehr stört, sind Störungen. […] Man baut irgendetwas auf und Anne
Frank sitzt im Hinterhof und es ist alles spannend. Wird jetzt die SS kommen oder nicht? -
Die Dramaturgie ist aufgebaut. Und dann zack - geht die Tür auf und der Schulwart sagt:
„Morgen ist der Professor XY nicht da, es entfällt Turnen!“ – und alle schreien hurra. Das ist
indiskutabel und das passiert bei uns ständig. […] Ich weiß nicht, wie man das lösen kann,
aber das ist hinderlich in einem Lernprozess.“ (L5_Ö_3.2 #00:50:35#)
Dass die Schüler/innen der Schweizer und der österreichischen Fallstudie die Schulglocke so
unterschiedlich bewerten, könnte möglicherweise mit der Dauer der Unterrichtseinheiten zu tun haben.
Diese ist ein weiterer Faktor innerhalb der Kategorie „zeitliche Strukturen“ (vgl. dazu Abbildung 48). Im
Fall des Wiener Gymnasiums sind alle Einheiten auf 50
Minuten getaktet, während in den SBW Häusern
des Lernens die Instruktionsphase auf 30 oder 40 Minuten beschränkt ist. Ein Schüler aus der Schweizer
Fallstudie stellt seine unterschiedlichen Erfahrungen mit 50 und 30-minütigen Einheiten gegenüber.
228
30 MINUTEN EINHEITEN IM VERGLEICH
S6: „Dann zur Dauer der Einheiten: Die 30 Minuten finde ich ideal. Ich habe nicht gedacht,
dass das einen Unterschied macht. Ich weiß noch von der öffentlichen Schule, da war ich richtig
fertig. Und dort war es so, da hat der Lehrer etwas gesagt, dann haben wir etwas gearbeitet,
Do'stlaringiz bilan baham: