POST-BYZANTINE ART ‒ PART 2
Chairs:
Evgenia Drakopoulou, Petroula Kostofska
Anna Paranou
,
Einige Überlegungen zu einer Darstellung im Narthex der Klosterkirche in Dragalevci (1475)
Katerina Amprazogoula
,
Dompter les fauves. Aspects de l’iconographie du martyre de sainte Thècle
dans la peinture murale du 16e siècle
Ioannis Tsiouris
,
In the Twilight of an Era:
The Frescoes in the Church of the Transfiguration of the Saviour at Dolichi (1516)
Maria Nanou
,
Nouvelles remarques sur les peintures murales de l’église de la Dormition de la Vierge,
dite “Portaréa”, Mont-Pélion (Thessalie)
Fanie Lytari
,
De nouveaux éléments à propos du travail des peintres de l’école crétoise en Thessalie occidentale
Andromachi
Skreka
,
Νέα στοιχεία για τον τοιχογραφικό διάκοσμο της Παναγίας Ενορίας
Αγίων Αναργύρων στην Καστοριά
Evgenia Drakopoulou
,
Artistic Aspects of the Cultural Transfers in the Adriatic Region (18
th
-19
th
C.)
Natallia
Tryfanova
,
Протоевангельские сюжеты в иконописи Беларуси XVII-XVIII вв.
Charbel Nassif
,
Nouvelles recherches sur la genèse de l’iconographie melkite au XVII
e
siècle :
Le peintre Youssef Al-Musawwer
859
Anna Paranou
Frankfurt am Main, Germany;
annaparanou@hotmail.com
Einige Überlegungen zu einer Darstellung im Narthex
der Klosterkirche in Dragalevci (1475)
Der Beitrag untersucht eine seltene Szene im Narthex des Dragalevciklosters in Bulgarien: Ein
Abt verlässt den Athos und folgt einem Teufel, um sich den irdischen Vergnügungen zu widmen.
Ein Engel beobachtet von oben das Geschehen und weint um die verlorene Seele. Zur Interpretation
der Szene können die Klostergründungsurkunden, die Typika, herangezogen werden. Sie geben an,
dass im Narthex die Büßer der Liturgie beiwohnten, zu denen auch die Mönche zählten, die sich
unbegründet außerhalb des Klosters aufhielten. Diese Regel galt sogar für den Abt selbst, wenn er
sich ohne wichtigen Grund außerhalb des Klosters aufhielt.
Die Szene warnte also die Mönche vor den Gefahren des Austritts aus dem Klosterleben und
wies die reumütigen Mönche auf den Hintergrund ihres Ausschlusses aus der Klostergemeinde hin;
sie steht somit mit dem belehrenden Charakter der Narthexprogrammatik in Einklang.
Im Narthex wurden nämlich vor allem Bilder ohne sakralen Gehalt angebracht, die den
Gläubigen als illustrative Vorbilder der Glaubensstärke dienten. Das Bildprogramm des Narthex
unterlag nämlich nicht den strengen theologischen Vorschriften, wie sie für den Naos und prinzipiell
auch für den Altarraum bestanden. Dieser Raum lag am meisten vom Bema, dem heiligsten
Raum der Kirche entfernt. Deswegen kam ihm eine geringere Bedeutung in der Hierarchie der
Kirchenräume zu. Weil der Narthex der Eingangsraum zur Kirche war, stellte seine Bildausstattung
eine Art Einleitung in die wichtigsten Stufen der Erlösung dar. Aus Berichten in Schriftquellen geht
zudem hervor, dass dieser Raum als Bindeglied zwischen der Außenwelt und dem Naos diente.
Die Narthex-Programmatik führte außerdem Beispiele vor, die erbauten und moralischen
Rückhalt gaben. Als Exempla und Vorbilder lassen sich die Lehren aus den Gleichnissen Christi
verstehen sowie auch, was die Heiligen den Menschen mit ihrem Handeln beigebracht und
erduldet haben. Deswegen wurden das Jüngste Gericht und die Vita des Kirchenpatrons oft in die
Bildausstattung dieses Raums integriert. Die Tatsache allerdings, dass im Narthex die reumütigen
Mönche bzw. Gläubige der Liturgie beiwohnten, legt die Vermutung nahe, dass diese Gläubige sich
während ihres Aufenthalts von seinem Bildprogramm belehren lassen sollten; das Bildprogramm
des Narthex sollte zu ihrer geistigen Erbauung beitragen.
Im Rahmen des belehrenden Charakters der Narthexprogrammatik lässt sich die Wiedergabe
von weiteren Darstellungen interpretiert; Bildthemen mit einer Vorbildrolle, wie die Heiligenviten,
die Konzilien, die Gleichnisse und die Wunder Christi, die Darstellung des Gastmahls der Göttlichen
Weisheit können in diesem Kontext gesehen werden.
Das Bildprogramm des Narthex in Dragalevci lässt sich ebenfalls in diesem Kontext
interpretieren. Es hat einen starken didaktischen Charakter. Das Jüngste Gericht steht im Zentrum
und viele Mönchsheilige escheinen in seinem Rahmen.
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