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Dejan Aničić
University of Zurich, Zurich,
Switzerland,
anicic.dejan@gmail.com
Das Vokabular Kyrills von Alexandrien unter besonderer
Betrachtung der Nomina und Verba Composita
Im 1. Jahrhundert n. Ch. entwickelt sich, unter Rhetorikern, die Attizistische, oder Klassizistische
Bewegung, die die griechische Literatur in den nächsten Jahrhunderten
stark beinflussen wird, sowohl
die heidnische, als auch die christliche. Sie entsteht, vor allem, als die Reaktion auf hellenistischer
„κοινὴ διάλεκτος“, die viele „abartige“ Sprachcharakteristika aufweist, die (im
gepflegten und reinen
Attischen nicht vorkommen) die hochgelobte Attische Sprache nicht wiederspiegelte (vor allem
in bezug auf Morphologie und Syntax: immer seltenerer Gebrauch von Optativ, Aussterben von
Dualformen, unstabile und neue periphrastische Futurformen, athematische Verben auf -μι werden
immer mehr ausgewechselt durch thematische Formen auf -ω, von drei
genera verbi
zu unterscheiden
sind immer deutlicher nur zwei, das Medium unterscheidet sich nicht von Passiv usw.).
Der attizistische Literarstil besteht aber nicht bloss aus treuer
Nachahmung des attischen
Vorbilds, er zeigt Elemente auf, die weder zum Attischen, noch zum „gewöhnlichen“ Dialekt
oder der gesprochenen Volkssprache gehören. Die Hochsprache der Spätantike hat eine gewisse
„Autonomie“, besonders was die Syntax und das Vokabular betrifft. Untersuchungen des Attizismus
der prominentesten Schriftsteller des 4. und 5. Jahrhunderts, unter welche
die wichtigsten heiligen
Väter gehören, weisen auf einen bestimmten charakteristischen Sprachgebrauch in Bezug auf die
Syntax hin (1. Gebrauch des separativen Genitivs; Verwendung von entsprechender Präposition
ist Ausnahme. 2. Potenzialer Fall der hypothetischen Periode durch Optativ mit ἄv im Nebensatz;
Indikativ oder Imperativ im Hauptsatz ausgedrückt. Optativ mit ἄv im Hauptsatz ist Ausnahme
oder fehlt. 3. Agens beim Passiv wird durch παρά mit Genitiv und ὑπό mit Genitiv bezeichnet; ἀπό
und πρός mit Genitiv sind Ausnahmen. 4. Das Reflexiv für die 1. und 2. Person Plural ist ἐαυτῶν
usw. Nur Libanios schreibt regelmässig ἡμῶν αὐτῶν bzw. ὑμῶν αὐτῶν.)
Die Sprache des Kyrill von Alexandrien († 444) ist besonderes attizistisch geprägt (-ττ statt
σσ, Dualformen usw.), was ihm aber bei modernen Kritikern nicht sofort den Ruf als guter Stilist
einbrachte. „In der Regel aber ist Cyrills schriftlicher Ausdruck“,
schreibt Otto Bardenhewer,
„matt und weitschweifig und doch auch wieder schwülstig und überladen“. Auf der anderen Seite,
werden aber seine Sprachfähigkeiten auch gelobt, z.B. von Alberto Vaccari: „Die wichtigsten
Sprachbesonderheiten der Sprache Kyrills sind die klassische Grammatik, beziehungsweise
Attizismus und das reiche Vokabular, die Fähigkeit
der griechischen Sprache, die Komposita zu
formen, hat er geschickt benutzt.“ Das reiche, verschiedenartige, und fast „exotische“ Vokabular
Kyrills ist unser Untersuchungsgegenstand. Die Untersuchung bezieht sich aber nicht nur auf
eine Wiederbelebung des klassisch-griechischen Repertoriums,
sondern auch auf die neuen
attizistischen Wörter wie Komposita mit zwei oder drei Präpositionen. Seit Platon bemerken wir
die Tendenz zum Gebrauch von Verba composita, bei denen das Präfix die Bedeutung des Verbum
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simplex noch unterstreicht (ἀποκρύπτω, συγκεράννυμι usw.). Die meisten von Kyrills Komposita
haben diese Funktion (neben der Erschaffung zusätzlicher Präpositionen). Viele neue lexikalische
Lösungen Kyrills haben den Eingang zu byzantinischen Schriftstellern gefunden (dank, zum Teil,
dem Lexigographen Hesychius (5./6. Jahrhundert) der Kyrills Vokabular gesammelt hat).
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