Im Westen nichts Neues / На Западном фронте без перемен. Книга для чтения на немецком языке



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Im Westen nichts Neues На Западном фронте без перемен Книга для

* * *
Nachts erwache ich. Auch Kropp rührt sich. Der Zug rollt leise über die
Schienen. Es ist alles noch unbegreiflich: ein Bett, ein Zug, nach Hause. Ich
flüstere: »Albert!«
»Ja – «
»Weißt du, wo hier die Latrine ist?« »Ich glaube, drüben rechts die Tür.«
»Ich werde mal sehen.« Es ist dunkel, ich taste nach dem Bettrand und will
vorsichtig hinuntergleiten. Aber mein Fuß findet keinen Halt, ich gerate ins
Rutschen, das Gipsbein ist keine Hilfe, und mit einem Krach liege ich auf dem
Boden.
»Verflucht«, sage ich.
»Hast du dich gestoßen?« fragt Kropp.
»Das könntest du doch wohl gehört haben«, knurre ich, »mein Schädel – «
Hinten im Wagen öffnet sich die Tür. Die Schwester kommt mit Licht und
sieht mich.
»Er ist aus dem Bett gefallen.«
Sie fühlt mir den Puls und fasst meine Stirn an. »Sie haben aber kein
Fieber.«
»Nein – «, gebe ich zu.
»Haben Sie denn geträumt?« fragt sie.
»So ungefähr«, weiche ich aus. Jetzt geht die Fragerei wieder los. Sie sieht
mich mit ihren blanken Augen an, sauber und wunderbar ist sie, um so weniger


kann ich ihr sagen, was ich will.
Ich werde wieder nach oben gehoben. Das kann ja gut werden. Wenn sie
fort ist, muss ich sofort wieder versuchen, hinunterzusteigen. Wäre sie eine alte
Frau, so ginge es eher, ihr Bescheid zu sagen, aber sie ist ja ganz jung, höchstens
fünfundzwanzig Jahre, es ist nichts zu machen, ich kann es ihr nicht sagen.
Da kommt Albert mir zu Hilfe, er geniert sich nicht, er ist es ja auch
schließlich nicht, den die Sache angeht. Er ruft die Schwester an. Sie dreht sich
um. »Schwester, er wollte – «, aber auch Albert weiß nicht mehr, wie er sich
tadellos und anständig ausdrücken soll. Unter uns draußen ist das mit einem
einzigen Wort gesagt, aber hier, einer solchen Dame gegenüber – Mit einem
Male jedoch fällt ihm die Schulzeit ein, und er vollendet fließend: »Er möchte
mal hinaus, Schwester.«
»Ach so«, sagt die Schwester. »Dazu braucht er doch nicht mit seinem
Gipsverband aus dem Bett zu klettern. Was wollen Sie denn haben?« wendet sie
sich an mich.
Ich bin tödlich erschrocken über diese neue Wendung, denn ich habe keine
Ahnung, wie man die Dinge fachmännisch benennt. Die Schwester kommt mir
zu Hilfe. »Klein oder groß?« Diese Blamage*! Ich schwitze wie ein Affe und
sage verlegen: »Na, also nur klein – «
Immerhin, wenigstens noch etwas Glück.
Ich erhalte eine Flasche. Nach einigen Stunden bin ich nicht mehr der
einzige, und morgens haben wir uns gewöhnt und verlangen ohne Beschämung,
was wir brauchen.
Der Zug fährt langsam. Manchmal hält er, und die Toten werden
ausgeladen. Er hält oft.
* * *
Albert hat Fieber. Mir geht es leidlich, ich habe Schmerzen, aber schlimmer
ist es, dass wahrscheinlich unter dem Gipsverband noch Läuse sitzen. Es juckt
fürchterlich, und ich kann mich nicht kratzen.
Wir schlummern durch die Tage. Die Landschaft geht still durch die
Fenster. In der dritten Nacht sind wir in Herbesthal*. Ich höre von der
Schwester, dass Albert an der nächsten Station ausgeladen werden soll, wegen
seines Fiebers. »Wie weit fährt der Zug?« frage ich.
»Bis Köln.«
»Albert, wir bleiben zusammen«, sage ich, »pass auf.« Beim nächsten
Rundgang der Schwester halte ich die Luft an und presse den Atem in den Kopf.


Er schwillt und wird rot. Sie bleibt stehen. »Haben Sie Schmerzen?«
»Ja«, stöhne ich, »mit einem Male.«
Sie gibt mir ein Thermometer und geht weiter. Ich müsste nicht bei Kat in
der 
Lehre 
gewesen 
sein, 
um 
nicht 
Bescheid 
zu 
wissen. 
Diese
Soldatenthermometer sind nicht für erfahrenes Militär berechnet. Es handelt sich
nur darum, das Quecksilber hochzutreiben, dann bleibt es in der dünnen Röhre
stehen und sinkt nicht wieder.
Ich stecke das Thermometer unter den Arm, schräg nach unten, und knipse
mit dem Zeigefinger ständig dagegen. Darauf schüttele ich es nach oben. Damit
erreiche ich 37,9 Grad. Das genügt aber nicht. Ein Streichholz vorsichtig nahe
darangehalten ergibt 38,7 Grad.
Als die Schwester zurückkommt, puste ich mich auf, atme leicht stoßweise,
glotze sie mit etwas stieren Augen an, bewege mich unruhig und flüstere: »Ich
kann es nicht mehr aushalten – «
Sie notiert mich auf einem Zettel. Ich weiß genau, dass ohne Not mein
Gipsverband nicht geöffnet wird.
Albert und ich werden zusammen ausgeladen.

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