4.3.3 BELLETRISTISCHE TEXTSORTEN
Von den belletristischen Textsorten finden wir in den Wochenmagazinen nur das Feuilleton und zwar nur in der ZEIT. Dieser Textsorte gehört sogar eine ganze Rubrik. Ich kann diese Textsorte mit keinem Artikel aus dem SPIEGEL vergleichen, aber trotzdem möchte ich auf einige Funktionen der Phraseologismen im Feuilleton hinweisen.
4.3.3.1 DAS FEUILLETON
Das Feuilleton informiert witzig, humorvoll und oft mit leichter Ironie über ein aktuelles Ereignis. Der Verfasser des Feuilletons denkt über die Fakten nach, betrachtet sie und nimmt eine Stellung dazu. Das Feuilleton kann kritisch, expressiv oder auch provozierend sein.
Als Beispiel für diese Textsorte habe ich das Feuilleton „Pooh’s Corner“ (DIE ZEIT, Nr. 25 / 14. Juni 2006, S. 44) – siehe Anlage Nr. 11 – gewählt. Der Autor reagiert hier auf die Ablehnung von Peter Handke den Heine-Preis anzunehmen.
(1) Bevor kein Hahn mehr nach dem Handke/Heine-Skandal kräht, bevor es, mit anderen Worten, Sommer wird, möchte ich rasch etwas Öl ins Feuer gieβen.
nach j-m, etw. kräht kein Hahn (ugs.) = jmd., etw. ist so bedeutungslos, dass niemand der betreffenden Person oder Sache Aufmerksamkeit schenkt, sich niemand damit befasst.
Öl ins Feuer gieβen = einen Streit noch verschärfen, jmds. Erregung verstärken
(2) Das sind mit Mühe und Not gerade mal eben vier. Wer war der fünfte?
mit Mühe und Not = Zwilligsform (Paarformel); gerade noch
(3) Nun, um Sie nicht länger auf die Folter zu spannen: Ich war’s.
j-n auf die Folter spannen = j-n in quälende Spannung versetzen, indem man ihn über etw. was er gern wissen möchte, noch in Unklaren lässt
Alle vier Phraseme sind gleich am Anfang des Feuilletons erschienen. Sie fesseln die Aufmerksamkeit des Lesers, motivieren ihn zum weiteren Lesen. Phraseme im Feuilleton tragen zur Ironie, Sarkasmus, Witz und Humor bei.
Ich möchte noch die Ergebnisse meiner vergleichenden Textanalyse in einem Graphen übersichtlich zeigen:
Bemerkung: Als Titelgeschichte betrachte ich in diesem Graphen auch den ausführlichen Kommentar auf der 3. Seite der ZEIT, denn meiner Meinung nach haben beide Textsorten gemeinsame Züge, vgl. oben, S. 59.
Wir können feststellen, dass Phraseme in den Titelgeschichten und Kommentaren im Vergleich zu anderen Textsorten überwiegen. Der Grund dafür ist klar: Es handelt sich um meinungsbetonte Textsorten. Hier haben die Journalisten genug Raum ihre subjektiven Ansichten auszudrücken und ihre Sprachkompetenz und Kreativität zu zeigen. In beiden Fällen spielen Phraseologismen eine wichtige Rolle – als Mittel der Argumentation, Persuasion und Aktivierung der Leser.
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