E I n L e I t u n g



Download 0,51 Mb.
bet51/57
Sana30.12.2021
Hajmi0,51 Mb.
#98355
1   ...   47   48   49   50   51   52   53   54   ...   57
Bog'liq
DIPLOMARBEIT

4.3.2.1 DIE TITELGESCHICHTE
„Die Titelgeschichte“ erscheint meistens auf den ersten Seiten des Wochenmagazins DER SPIEGEL. Die Autoren der Titelgeschichte befassen sich hier mit gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder auch sportlichen Ereignissen der letzten Zeit. Die Titelgeschichte repräsentiert die Meinung von mehreren Journalisten, sie ist ziemlich lang und es gibt hier ausreichend Platz für „pro und contra Darstellung“. Die Titelgeschichte gehört zu den meinungsorientierten Darstellungsformen und hat viele gemeinsame Züge mit dem Kommentar. Den Unterschied zwischen der Titelgeschichte und dem Kommentar sehe ich darin, dass die Titelgeschichte länger und ausführlicher ist, sie beschäftigt sich detailliert mit dem Thema, führt auch z. B. statistische Angaben, Tabellen, Graphen, verschiedene und oft gegenläufige Meinungen von Fachleuten und Bürgern an.
In der ZEIT finden wir eine ähnliche Textsorte regelmäβig auf der dritten Seite des Magazins. Diese Textsorte unterscheidet sich ein bisschen von anderen kürzeren Kommentaren und Artikeln und hat mit der Titelgeschichte im SPIEGEL einige gemeinsame Züge: Dieser Artikel auf der dritten Seite der ZEIT ist im ähnlichen Stil geschrieben, er beschreibt die Problematik auch sehr ausführlich, führt Argumente „pro“ und „contra“ an (siehe Artikel „Brauchen wir mehr Zentralismus?“), arbeitet oft mit Ironie, Humor und Sarkasmus, enthält Illustrationen und Bilder. Diese Textsorte könnten wir meiner Meinung nach als „ein ausführlicher Kommentar“ bzw. als „ein publizistisches Referat“ bezeichnen.
Zuerst vergleiche ich wieder die Zahl der Phraseologismen in dieser Textsorte. Im SPIEGEL sind insgesamt 35 Phraseme in der Titelgeschichte vorgekommen. Es handelt sich um Artikel: „Triebwerk im Keller der Seele“ (DER SPIEGEL, Nr. 18/ 29. 4. 2006, S. 160-174), „Die Koalition der Unwilligen“ und darauf anschlieβenden Artikel „Der Verschwender-Staat“ (DER SPIEGEL, Nr.19 / 8.5.2006, S. 22-38) und „Kollektiv verantwortungslos“ (DER SPIEGEL Nr. 27 / 3.7.2006, S. 18-35). Ein Beispiel für die Titelgeschichte – siehe Anlage Nr. 4. Der erste Artikel betrifft ein anderes Thema als die drei folgenden; der Artikel ist über Sigmund Freund und über Psychoanalyse. Interessant ist hier nur ein Phrasem, dessen Funktion ist klare und kurz gefasste Kritik:
(1) Über den Widerstand gegen Freuds Sexualtheorie sei man dabei, das Kind mit dem Bade auszuschütten – ausgerechnet jetzt, wo in den Neurowissenschaften immer klarer zutage tritt, wie sich unser seelisches Erleben vom ersten Tag an auf der Bühne unseres Körpers abspielt.

„Das Kind mit dem Bade ausschütten“ bedeutet: zu radikal vorgehen, übereilt, im Übereifer mit dem Schlechten zugleich auch das Gute verwerfen.


Sehen wir uns die drei folgenden Artikel an. Sie betreffen die in der Gesellschaft heftig diskutierten Themen – Staatsdefizit, Reformen im Gesundheitswesen. Mit den Artikeln „Die Koalition der Unwilligen“ und „Der Verschwender-Staat“ habe ich mich schon oben befasst. Ich habe geschrieben, dass in diesen Artikeln Ironie und auch Sarkasmus erscheint und dass die Journalisten meistens negativ die Entscheidungen der Regierung bewerten. Bei diesen Artikeln habe ich über Bewertungsfunktion und Funktion der Verstärkung und Verdeutlichung der Aussage geschrieben. Die persönliche Meinung der Autoren steht stark im Vordergrund. Sie überzeugen die Leser, dass der Staat schlecht wirtschaftet. Die Artikel sind stark subjektiv. Die Phraseme in den Artikeln erfüllen hier auch die sog. persuasive Funktion (lat. persuadere = "überreden") - das Meinungsbild des Anderen soll dem eigenen angepasst werden (Čechová 2003, 207). Der Journalist will die Leser auf seine Seite gewinnen. Er bemüht sich möglichst verständlich auszudrücken, führt Argumente „pro“ und „contra“ an, bewertet die Situation, bezieht sich auf Aussagen der Spezialisten, wählt Wörter und Wendungen aus der alltäglichen Kommunikation, um sich dem Leser zu nähern (deshalb haben die umgangssprachliche Wendungen so eine groβe Vertretung). Die persuasive Funktion können wir an folgenden Beispielen aus dem Artikel „Kollektiv verantwortungslos“ demonstrieren:
(1) Kaum ein Land gibt so viel für die Gesundheitsversorgung aus wie Deutschland – mit kläglichem Ergebnis. Experten fordern seit Jahren eine Reform für mehr Wettbewerb und Transparenz. Doch die Groβe Koalition ist im Begriff, mehr Geld in ein ineffizientes System zu pumpen. (im Begriff sein, etw. zu tun = gerade etw. anfangen, tun wollen)

Ich habe hier den ganzen Absatz zitiert, den wir gleich unter der Schlagzeile finden. Gleich am Anfang des Artikels sehen wir zahlreiche Züge der persuasiven Funktion. Der Autor benutzt bewertende Adjektive „kläglich“ oder „ineffizient“. Damit drückt er seine eigene Meinung aus. Weiter benutzt er ein umgangssprachliches Wort „pumpen“ und statt längere Umschreibung, wählt er ein Phrasem. Durch diese Mittel gewinnt der Journalist den Leser, erweckt bei ihm Interesse am ganzen Artikel und überzeugt ihn über schlechte Entscheidung der Regierung.


(2) Die nicht so doofen Ärzte, so Thielemann, versuchten, „das System auszusaugen wie Vampire“. Sie rechnen Handgriffe ab, die sie nie gemacht haben – für Patienten, die sie nie gesehen haben.

Hier ist ein weiteres Mittel der Persuasion – der Verfasser zitiert einen anderen Menschen, er zitiert seinen expressiven Vergleich.


(3) Sie kassieren für Therapien an Siechen, die in Wahrheit längst verstorben sind. Auf diese Weise sichern sie sich ein gröβeres Stück aus dem Honorarkuchen, übervorteilen ihre ehrlichen Kollegen und halten die Gesamtkosten des Systems hoch.

Hier handelt es sich um eine Metapher (Essen -› Geld, Honorar). Der Satz wirkt kritisch.


(4) Thielemann hatte sich vorgenommen, die ärgsten Fälle von Abrechnungsbetrug zu bestrafen. Er lieβ einige schwarze Schafe vorladen. (schwarzes Schaf = derjenige in einer Gruppe, der sich nicht einordnet, der unangenehm auffällt)

Der Autor hat wieder ein Phrasem, das negative Konnotationen erweckt, gewählt. Der bildliche Ausdruck wirkt überzeugender und prägnanter als zum Beispiel der ganze Satz „alle Ärzte, die in seiner Praxis betrügen“ u. ä.


In der ZEIT begegnen wir uns ähnlichen Beispielen. In der ZEIT sind 17 Phraseme in folgenden „ausführlichen Kommentaren“ erschienen: „Kleine Reform, groβe Schmerzen“ (DIE ZEIT, Nr. 25 / 14. Juni 2006, S. 3), „Brauchen wir mehr Zentralismus?“ (DIE ZEIT, Nr. 26 / 22. Juni 2006, S. 3) – siehe Anlage Nr. 9, „Das groβe Fressen“ (DIE ZEIT, Nr. 27 / 29. Juni 2006, S. 3). Den Artikel „Kleine Reform, groβe Schmerzen“ werde ich später im Kapitel über Textkohärenz analysieren. Im Leitartikel „Brauchen wir mehr Zentralismus?“ lesen wir Argumente „pro“ und „contra“ der zentralistischen Regierung. Zur Unterstützung der logischen Argumentierung helfen den Autoren auch die Phraseologismen. Siehe folgende Beispiele aus der Argumentation des Autors, der „ja“ antwortet:
(1) Und nun macht die Gelegenheit noch einmal Diebe. Die Blockadepolitik des Bundesrates hat in den vergangenen Jahren zum Verzögern und Verunstalten von Reformen sowie zur Auflösung politischer Verantwortung geführt.

(2) Was ihnen indes rasch verloren geht, ist Selbstkritik, innerhalb ihrer Kanzleien verstummen die Gegenstimmen. Wenn die in Bundespolitik Ungeübten dann plötzlich in das ganz helle Licht nationaler Medien geraten, brechen sie leicht ein – siehe Edmund Stoibers Versuche, Kanzler oder Wirtschaftsminister zu werden. (in das helle Licht geraten = einen Eindruck machen)


(3) Die Groβe Koalition bringt die Wahrheit über den Föderalismus ans Licht.
Und Praseologismen aus der Antwort „nein“:

(1) Es war das übliche Geschacher. Unter dem Strich sogar ein eher harmloser Fall. (unter dem Strich (ugs.) = von ungenügender Leistung)


(2) Zu oft haben die Bürger in Deutschland heute schon das Gefühl, Politik finde weit weg statt und folge eigenartigen, eigenen Gesetzen. Zentralismus könnte diese Entfremdung nur verschlimmern. Was der föderalen Demokratie hilft, sind allein klar durchschaubare Zuständigkeiten vor Ort.
Die Argumentation mit Hilfe von Phraseologismen ist jedem Leser klar und verständlich. Wieder werden hier auf diese Weise kurz und prägnant die Meinungen der Autoren ausgedrückt.
Der Artikel „Das groβe Fressen“ betrifft Korruption im italienischen Fuβball. Hier begegnen wir uns einem kulturellen und in diesem Kontext originell wirkenden Phraseologismus (siehe Beispiel Nr. 1) einerseits und andererseits finden wir hier Phraseme, die Menschen in einem Gespräch auf der Straβe über das Thema Korruption verwenden würden (siehe Beispiele Nummer 2-4).
(1) An diesem Donnerstag wird nun im römischen Olympiastadion der Prozess vor dem Sportgericht eröffnet – und danach wird im italienischen Fuβball kein Stein auf dem anderen bleiben.
(2) Eine Hand wusch die andere: Signora Fini hatte gemeinsam mit ihrer Schwägerin und dem Sekretär des Ehemanns bei der Region Latinum um Aufträge für medizinische Geräte gefeilscht, die ihre Firma zu offenbar überhöhten Preisen an Krankenhäuser verkaufte.

(3) Lotio steht mit seinem Club beim Staat mit 123 Millionen Euro Steuerschulden für Lazio in der Kreide.


(4) Nun an einem bissen auch sie [Borrelli und seine Kollegen] sich die Zähne aus: an Craxi-Intimus Silvio Berlusconi.


Download 0,51 Mb.

Do'stlaringiz bilan baham:
1   ...   47   48   49   50   51   52   53   54   ...   57




Ma'lumotlar bazasi mualliflik huquqi bilan himoyalangan ©hozir.org 2024
ma'muriyatiga murojaat qiling

kiriting | ro'yxatdan o'tish
    Bosh sahifa
юртда тантана
Боғда битган
Бугун юртда
Эшитганлар жилманглар
Эшитмадим деманглар
битган бодомлар
Yangiariq tumani
qitish marakazi
Raqamli texnologiyalar
ilishida muhokamadan
tasdiqqa tavsiya
tavsiya etilgan
iqtisodiyot kafedrasi
steiermarkischen landesregierung
asarlaringizni yuboring
o'zingizning asarlaringizni
Iltimos faqat
faqat o'zingizning
steierm rkischen
landesregierung fachabteilung
rkischen landesregierung
hamshira loyihasi
loyihasi mavsum
faolyatining oqibatlari
asosiy adabiyotlar
fakulteti ahborot
ahborot havfsizligi
havfsizligi kafedrasi
fanidan bo’yicha
fakulteti iqtisodiyot
boshqaruv fakulteti
chiqarishda boshqaruv
ishlab chiqarishda
iqtisodiyot fakultet
multiservis tarmoqlari
fanidan asosiy
Uzbek fanidan
mavzulari potok
asosidagi multiservis
'aliyyil a'ziym
billahil 'aliyyil
illaa billahil
quvvata illaa
falah' deganida
Kompyuter savodxonligi
bo’yicha mustaqil
'alal falah'
Hayya 'alal
'alas soloh
Hayya 'alas
mavsum boyicha


yuklab olish