Das Rettungsnetz für die Wildkatze ist eines der größten Projekte des bund und des Naturschutzes in Deutschland sowie Mitteleuropas insgesamt



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Sana26.03.2017
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#5390

Innovation


Das Rettungsnetz für die Wildkatze ist eines der größten Projekte des BUND und des Naturschutzes in Deutschland sowie Mitteleuropas insgesamt. Es ist zudem international im immer wichtiger werdenden Bereich der Biotopvernetzung wegweisend. Die Biotopvernetzung - also die Verbindung von Lebensräumen - wird von der Fachwelt einheitlich als einer der wesentlichen Schritte bei der Erhaltung der Biodiversität angesehen und ist auch im europäischen und deutschen Recht verankert (u.a. Natura 2000).

Das erste Projekt dieser Art in Deutschland ist der Verbindungskorridor zwischen dem Hainich und dem Thüringer Wald. Dieser basiert auf dem Wildkatzenwegeplan, einem 20.000km umfassenden Waldbiotopvernetzungskonzept für Deutschland. Der Wildkatzenwegeplan entstand, als man - basierenden auf radiotelemetrischen Analysen des Wildkatzenverhaltens - das Verfahren der Cost-Distance-Analyse angewendet hat auf das potentielle Wanderverhalten von Wildkatzen zwischen deren bestehenden aktuellen und potentiellen Lebensräumen. Das Ergebnis war ein Biotopnetz, das nun speziell in Thüringen, aber perspektivisch auch deutschlandweit, durch den BUND und dessen Partner umgesetzt wird.


Relevanz
Das Schicksal der Wildkatzen steht stellvertretend für viele andere Tierarten in unseren Wäldern: Noch vor 150 Jahren waren Wildkatzen in Deutschland weit verbreitet. Seitdem haben die Bestände kontinuierlich abgenommen. Heute leben deutschlandweit nur noch ca. 5000 Wildkatzen in teilweise stark voneinander isolierten Vorkommen. Die Wildkatze ist ein Waldbewohner, der die ausgeräumte Landschaft meidet und sehr sensibel auf die Fragmentierung von Waldlebensräumen reagiert. Doch ihr ursprünglicher Lebensraum verschwindet langsam. Große naturnahe, strukturreiche Laubmischwälder, die nicht durch Straßen oder Landwirtschaft zerschnitten sind werden weniger und dadurch schwindet auch der Lebensraum der Wildkatze, weshalb sie inzwischen vom Aussterben bedroht ist. Dies ist eine Bedrohung, die auch andere, eng an den Wald gebundene Arten erfahren. Eine Vernetzung der noch vorhandenen Waldlebensräume würde den dort lebenden Arten wieder eine Chance geben. Durch die Umsetzung des bundesweiten Wildkatzenwegeplanes soll Stück für Stück ein länderübergreifender Biotopverbund entstehen. Bereits besiedelte Gebiete und bestehende Wildkatzenpopulationen, sowie geeignete aber noch unbesiedelte Gebiete sollen miteinander vernetzt werden. Hier setzt der BUND an.
Nachweisbarer Erfolg
Durch Genanalysen die auf Lockstockuntersuchungen basieren kann man Wildkatzenvorkommen nachweisen. Im Rahmen des „Rettungsnetz für die Wildkatze“ werden parallel zu den entstehenden Biotopkorridoren Lockstöcke zur Evaluierung des Erfolgs – d.h. der Annahme der Korridore durch Wildkatzen – gesetzt und die erhaltenen Haare im Labor genetisch untersucht. In den letzten Jahren wurden in Thüringen vermehrt einzelne Wildkatzen in Gebieten nachgewiesen, die früher als unbesiedelt eingestuft wurden. Diese ersten Ergebnisse deuten auf eine natürliche Wiederausbreitungsdynamik der Wildkatze hin. Bei den Einzelnachweisen abseits der Vernetzungsstrukturen – oft Totfunde an Straßen – handelt es sich in erster Linie um junge Männchen, die sich neue Reviere erschließen wollen. Der Bedarf an weiterer Biotopvernetzung ist daher nicht in Frage gestellt.

Als einer der ersten Wildkatzenkorridore entstand ein Biotopverbund zwischen dem Nationalpark Hainich und dem Thüringer Wald mit einer Länge von 20 km. Er wurde mit Flächen, welche durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Verfügung standen und durch Flurneuordnungsverfahren realisiert.

Auch andere Korridorprojekte werden bereits umgesetzt: Korridor „Werratal bei Gerstungen“, „Mühlhäuser Landgraben“, „Heckenprojekt bei Greiz“ und „Obstbäume für Wildkatze und Co. in der Rhön“. Weitere sind in Planung.

Den Erfolg unseres Projektes messen wir an 2 Indikatoren: Der voranschreitenden Umsetzung des Wildkatzenwegeplans in konkrete Biotopverbundkorridore und dem genetischen Nachweis von Wanderbewegungen von Wildkatzen entlang dieser Korridore. Perspektivisch können mit den dadurch gewonnenen Daten Populationsanalysen in Thüringen und darüber hinaus erfolgen.

Beitrag zu biologischen Vielfalt
Ausgangspunkt des Wegeplans ist die Wildkatze, wobei das Projekt noch viel mehr beinhaltet. Das Vorkommen der Zielart Wildkatze ist ein Indikator für naturnahe Waldlebensräume. Diese Lebensräume haben eine hohe Bedeutung auch für andere Tierarten wie Rotwild, Dachs, Schwarzstorch und Fledermaus. Die Wildkatze ist damit nur eine von vielen Arte die durch die Vernetzung der Wälder in ihrem Fortbestand unterstützt wird.

Ziel des BUND-Projektes „Ein Rettungsnetz für die Wildkatze“ ist, unsere zerschnittenen Wälder durch grüne Korridore aus Büschen und Bäumen wieder zu verbinden. Dieses Netzwerk soll bedrohten Waldarten – allen voran der scheuen Wildkatze – das Überleben sichern. Wir arbeiten daran, ein durchgängiges Waldsystem von 20.000 Kilometern Länge zu schaffen und dadurch den vom Bundesnaturschutzgesetz geforderten Biotopverbund auf 10 Prozent der Gesamtfläche zu verwirklichen.


Vermittlung der biologischen Vielfalt
Das Thema biologische Vielfalt steht in diesem Projekt an zentraler Stelle. Durch Broschüren, unsere Internetseite www.wildkatze.info und Umweltbildungsveranstaltungen lenken wir das Augenmerk auf die Bedrohung, der sich Waldarten in einer intensiv genutzten und stark zerschnittenen Landschaft wie Deutschland gegenüber sehen. Auch in einem neuen, interaktiven Landschaftmodell kann man sich intensiv mit dem Thema Landschaftszerschneidung und Biotopverbund beschäftigen. Dieses wird seit 2011 auf verschiedenen Messen und Naturschutzveranstaltungen vorgestellt. Das Ausstellungsobjekt soll die Themen Artenvielfalt und deutschlandweiter Biotopverbund vermitteln.

Anhand dieses Modells wird das Problem der Lebensraumzerschneidung am Beispiel der Wildkatze visuell erlebbar gemacht und seine räumliche Dimension verdeutlicht. Anhand des Modells kann auf einen Blick nachvollzogen werden wie verinselt die Lebensräume der Wildkatze liegen und wie wichtig es ist, eine Verbindung zwischen diesen herzustellen.


Kooperation/Partizipation/Transparenz
Das Projektbüro Wildkatze des BUND Thüringen besteht seit 2004. Die Mitarbeiter im Projektbüro setzten den Biotopverbundprojekte mit vielen Akteuren zwischen Harz und Thüringer Wald und darüber hinaus um. Sie sind fachlicher Ansprech- und enger Kooperationspartner für

  • Kommunen, Ministerien und Politiker

  • die Großschutzgebiete in Thüringen

  • Medienpartner (Presse, Rundfunk, Fernsehen)

  • Umweltbildner, Schulen und Universitäten, sowie weiteren Forschungseinrichtungen (Senkenberg Institut)

  • Flurneuordnungsämter und Straßenämter

  • Flächeneigner, Landwirte, Jäger und Förster

  • die Mitarbeiter in den am BUND-Rettungsnetz für die Wildkatze beteiligten anderen Bundesländern.

Das Projektbüro ist Schnittstelle zur praxisorientierten Forschung und Wissenschaft. Im Rahmen von Diplomarbeiten, Dissertationen und separaten Forschungsprojekten arbeitet der BUND im Rettungsnetz Wildkatze mit vielen Partnern zusammen – hierzu zählen neben Fachbehörden der Länder auch Museen, Fachhochschulen und Universitäten, etwa das Bayerische Landesamt für Umweltschutz, das Phyletische Museum der Universität Jena, die Fachhochschule Erfurt, die Gesamthochschule Kassel, die Universität Potsdam und das Umweltforschungszentrum Halle – Leipzig.

Auch die Umweltbildungsarbeit mit Kindern hat im Rettungsnetz Wildkatze ihren festen Platz. Über 50 Schüler aus der Umgebung des Nationalparks Hainich unterstützen beispielsweise die Nationalparkwacht und ehrenamtliche Mitarbeiter beim Sammeln von Wildkatzenhaaren mit Hilfe der „Lockstockmethode“.

Auch Ehrenamtliche vor allem aus Kreis- und Ortsgruppen des BUND, Schulen, andere Bildungsträger und weitere lokale Gruppierungen wie z.B. Vereine werden eingebunden.

Das „Rettungsnetz für die Wildkatze“ bindet seit Bestehen des Projektes viele ehrenamtliche Helfer mit ein und steht im engen Kontakt mit regionalen und überregionalen Medien und Behörden. Dadurch entsteht ein hoher Grad an Transparenz in der Öffentlichkeit. Sportliche Events, wie der alle zwei Jahre stattfindende „Lebenslauf für die Wildkatze“ entlang potentieller Biotopkorridore, sollen das Problem Landschaftszerschneidung deutlich und das Ziel des Biotopverbundes erfahrbar machen. Hier konnte der BUND auch andere gesellschaftliche Akteure wie Sportvereine einbeziehen.

Modellhaftigkeit

Die Umsetzung eines thüringenweiten Biotopverbunds auf Basis des Wildkatzenwegeplans, unterstützt durch die Evaluation der erwarteten Erfolge mittels Lockstockanalysen ist in Deutschland und darüber hinaus modellhaft.

Durch eine zentrale Koordination der Korridorprojekte sowie die Gendatenbank wird sichergestellt, dass die Erfahrungen auch für andere Regionen zur Verfügung stehen. Aufbauend auf den Erfahrungen werden weitere Schlüsselregionen aktiv angesprochen und zu eigenen Projekten angeregt. Die Erfahrungen, die in Thüringen gesammelt werden, sollen in ähnliche Projekte anderer Bundesländer Eingang finden. Sichergestellt wird die unter anderem durch die enge Kooperation mit den Medien, Universitäten und Forschungsinstituten.
Fachliche Kompetenz

Das Projekt „Ein Rettungsnetz für die Wildkatze - Vorhaben zur Wiederherstellung eines Verbundes geeigneter Waldlebensräume“ baut auf mehrjährigen Vorarbeiten des BUND Thüringen auf. Das Projekt wird betreut durch Biologen, Landschaftsplaner und Geographen.

Der BUND Thüringen hat von 1995 bis 1999 mit finanzieller Unterstützung des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (TMLFUN) eine deutschlandweit einzigartige Studie zu Bestand, Verbreitung und Habitatansprüchen der Wildkatze durchgeführt. Die Ergebnisse sind im „Artenschutzprogramm für die Wildkatze im Freistaat Thüringen“ (Eppstein et al. 1999) dargestellt. In Kooperation mit dem Nationalpark Hainich wurde die Broschüre „Spurensuche im Nationalpark Hainich – Die Wildkatze“ erstellt (siehe Anlage 2). Das Sonderheft der Reihe „Landschaftspflege u. Naturschutz in Thüringen: „Die Wildkatze in Thüringen“ (Mölich & Klaus 2003) fasst den aktuellen Kenntnisstand zusammen.
Nachhaltigkeit/Regionale Verankerung
Das Projekt fällt in den Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit.

Durch den Sympathieträger Wildkatze gelingt es genug Menschen zu gewinnen, welche den Schutz der Wildkatzen und ihres Lebensraumes als wichtig erachten, weil sie nachhaltig denken und wissen, dass eine Welt ohne biologische Vielfalt nicht erstrebenswert ist.



Durch das Einbinden und Heranführen von Schulklassen an die Thematik z.B. durch die Lockstocküberprüfung, wird ein direkter Bezug hergestellt und weiterführendes Interesse geweckt.
Außenpräsenz/Internet
Für das Projekt existiert eine eigene Internetseite mit allgemeinen Angaben über die Wildkatze, aktuellen Informationen zu den verschiedene Korridorprojekten, Downloadmöglichkeiten von Infomaterial und weiterführenden Links und Informationen (www.wildkatze.info).

Des Weiteren wird das Projekt durch eine Vielzahl an eigenen Medien nach Außen präsentiert. Diese wären, wie im Text bereits erwähnt u.a. das Landschaftsmodell, sowie Umweltbildungsmaterialien wie der Biodiversitätskoffer und verschiedene Broschüren und Veranstaltungen wie z.B. der Wildkatzenlauf um auf das Projekt aufmerksam zu machen. Darüber hinaus ist der BUND regelmäßig in den regionalen und überregionalen Medien mit Filmbeiträgen vertreten.
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