Zur wahren Buße gehört nach Luther zweierlei:
erstens die Erkenntnis der Sünde und der Gnade,
zweitens die Furcht vor Gott und das Vertrauen auf seine
Barmherzigkeit
.
Beides gelte es immer wieder neu zu erlernen; denn auch die vom Heiligen Geist erleuchteten
Menschen blieben auf das Wort Gottes angewiesen. Aber nicht die einzelne Verfehlung stehe
zur Debatte, sondern das gesamte Wesen der Sünde, ihre Quelle und ihr Ursprung müsse
bedacht werden. Sünde bestehe nicht nur in Gedanken, Worten und Werken, Sünde sei das
ganze Leben, das wir von Vater und Mutter übernommen hätten (
Erbsünde
), und auf dieser
Grundlage entstünden dann die einzelnen Vergehen. Die natürliche
Konstitution
des Menschen
sei nicht intakt, nicht im zivilen und auch nicht im geistlichen Bereich. Infolge der Sünde hätten
sich die Menschen von Gott abgewandt und suchten ihren eigenen Ruhm. Der Glaubende fühle
den
Zorn Gottes
und ebenso sinnlich erführe er die Gnade Gottes, wenn er schließlich voll
Freude feststelle: Zwar kann ich vor mir selbst nicht bestehen aber in Christus bin ich
gerechtfertigt und gerecht, gerecht gemacht durch Christus, der gerecht ist und gerecht
macht.
[179]
Deshalb sei zentraler Inhalt und entscheidendes Kriterium der Schrift Christus,
denn wenn man Christus aus der Schrift herausnehme, könne man nichts Wesentliches mehr in
ihr finden: Die ganze Heilige Schrift spreche überall allein von Christus.
[180]
Luther vertrat eine
Theologia crucis
, in der das
Kreuz Christi
, das Kreuz der einzelnen Christen
und das der gesamten Kirche zusammengehören. In einer Theologie der Herrlichkeit,
Theologia
gloriae, die einzig nach der Größe und Macht Gottes sucht und sich von ihr beeindrucken lässt
bestünde nicht der Weg eines gläubigen Christen. Die
Theologia crucis hingegen führe auf
dem Weg der Sündenerkenntnis zur Annahme der Erlösungsgnade Christi. Das Kreuz sei keine
Idee, die man sich abstrakt vergegenwärtigen könne. Nur wer sich laut Luther auf das Kreuz
einlässt, verstehe, was es mit dem Kreuz auf sich hat. Daher sei das Kreuz in der christlichen
Theologie auch nicht ein Thema neben anderen, sondern das Thema schlechthin.
[181]
Seine intensive Auseinandersetzung mit Paulus und Augustinus führte zu einer Vertiefung und
Radikalisierung seines Sündenverständnisses. Luther war dabei getragen von einer
gewissenhaft-skrupulösen Selbstbeobachtung. Infolgedessen setzte er sich von der Lehre
ab, der Mensch könne mit seinen natürlichen Kräften Gottes Gebote erfüllen, und stellte die
Tradition in Frage,
Todsünde
und
Lässliche Sünde
zu unterscheiden.
[182]
Do'stlaringiz bilan baham: