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Karakalpakstans finden lassen.
Eine ganz alte Weisheit besagt, Wasser ist immer
da, es wird auf unseren Planeten nicht weniger, auch
nicht mehr. Es ist lediglich eine Frage der Verteilung.
Tatsächlich waren und sind die meisten Konflikte im
Altweltlichen Trockengürtel, der sich von Westafrika
bis nach Mittelasien
und Indien erstreckt, von dem
Motiv der Wasserverteilung gespeist. Sieht man heute
auf die blutigen Konflikte im Nahen Osten, läßt sich
dieses Motiv auch in der heutigen Zeit finden. Somit ist
der Dienst an der gerechten Wasserverteilung
gleichzeitig auch ein Friedensdienst, der Stabilität in
den Regionen verspricht, in der für eine gerechte
Wassernutzung gesorgt ist. Meist wird bei der Frage
der Wasserverteilung auf die Internationale Ebene
verwiesen. Es wird argumentiert, dass auch für
Mittelasien nur eine solche überregionale Lösung
möglich ist. Das ist im Kern sicher nicht falsch, doch
verstellt der Hinweis auf die Supranationalen Lösungen
den Blick auf das Lokale.
Denn wer sich nicht mit
Kreativität auf die kleinen Lösungen konzentriert, wird
auch auf der überregionalen Ebene keinen Erfolg
haben. Diese kleinen Lösungen müssen jedoch und das
ist das Wichtigste mit geringen Investitionskosten
d u r c h f ü h r b a r
s e i n .
S o
h i l f r e i c h
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Tropfenbewässerung mit israelischer Technik auch ist,
sie bringt keine Nachhaltigen Erfolge in der Frage der
Wassernutzung. Vielmehr Erfolg versprechen deshalb
längst erprobten Techniken in der Karakalpakischen
Feldwirtschaftstradition. Viele dieser Techniken sind
leider durch die Industrialisierung und vielmehr
Mechanisierung der Region im 20. Jahrhundert aus den
Augen verloren worden.
In Mittelasien, insbesondere in Karakalpakstan ist
die
Lan d wir tsch a ft
vollstän dig
von
d er
Kanalbewässerung abhängig. Anders als in den
Gegenden mit Regenfeldbau
ist hier die Frage der
Wasserverteilung besonders aktuell. Fährt man heute
in die ländlichen Regionen kann man in vielen Auls
Kanäle (
ariq
) im alten Stil finden. Hier sind entlang des
Kanals Weiden und andere Bäume angeplanzt, deren
Blätter die gesamte Kanaloberfläche bedecken. Dies
verhindert extremen Sonneneinfall und hält die
Wasser verdunstung
niedrig.
Auch
in
den
Kanalneubauprojekten
müssten
solche
Lösungen
angestrebt werden. So ist zum Beispiel am von den
Südkoreanern neugebauten Kanal
XXXXX
im Kreis
Takhtakupir kein einziger Baum zu sehen. Eine
Beflanzung mit Weiden stellt hier jedoch keinerlei
Probleme dar, da nur am Kanalufer in der Höhe der
Wasseroberfläche Weinrutenrollen ausgelegt werden
müssten. Diese schaffen von ganz allein innerhalb von
nur ein oder zwei Jahren eine Uferbefestigung und eine
Kanalbedeckung. Diese Uferbefestigung verhindert in
Zeiten starken Wasserflusses darüber hinaus eine
Zerstörung des Ufers durch Abtransport von Sand.
Eine zweites Problem bei
der Wasserverteilung ist
die Übermechansierung der Feldwirtschaft durch
Kanal- und Pumpsysteme, die ohne großen Aufwand
große Flächen bewässern können. Diese bringen vieler
Orten zuviel Wasser auf zu große Flächen, während
gleichzeitig andere kleinere privatwirtschaftlich von
Bauern genutzte Flächen trocken bleiben. Deshalb
sollte auch die moderne Landwirtschaft zu kleinen
Anbaufeldern zurückkehren, die nicht durch neue
Pumpsysteme, sondern vor allem durch das alte
bewährte Wasserrad (
shygyr
) bewässert werden sollten.
Diese versprechen eine Bewässerung von Flächen mit
tatsächlich vorhandenen Wasser und nehmen keine zu
großen Wasserressourcen aus den Kanälen. Außerdem
verspricht
die
Versorgung
mit
Wasser
nach
traditionellen arbeitsintensiven Verteilungsmethoden
eine
Sicherung
von
Arbeitsplätzen
in
der
Landwirtschaft und verhindert eine Abwanderung von
Arbeitskräften in die Städte.
Wie jedoch soll der
Umstieg auf eine entmechanisierte Landwirtschaft
gefördert werden. Ein Vorbild könnte das in Europa
landesweit erfolgreiche Ökosiegel sein, dass z.B. eine
ökologische Baumwolle fördert. Der Staat kann dieses
Umdenken fördern, wenn er die durch Ökosiegel
produzierten Waren bevorzugt einkauft, auch wenn
diese im Schnitt, d.h. anfangs teurer in der Produktion
sind. Solche Anreize können schon bald zu einer
kleinteiligen Landwirtschaft führen, die unterdessen
mehr Menschen mit Arbeit versorgen kann.
Ein drittes Problem betrifft die Verteilung von
Wasser, und zwar der richtigen Terminsetzung der
Wasserzuteilung. Vieler Orten ist Wasser im Überfluss
vorhanden,
etwa im Herbst oder Winter, in dem das
Wasser nicht für den Feldbau gebraucht wird. In dieser
Zeit sollte das Wasser auf Flächen geleitet werden, die
als Wasserreservoir (Zisternen) für den Feldbau im
Frühling genutzt werden können. Die Anlage von
Zisternen ist dabei nicht sehr kostenintensiv, wenn man
für die Befestigung der Zisternen keine Betonwände,
bzw. Backsteine verwendet, sondern den Boden mit
einer Schicht von einem halben Meter Tonerde
befestigt. Tonerde verdichtet sich bei Wasserkontakt
und verhindert das Versickern des wichtigen Wassers
in die Erde. Das Wasser dieser Zisternen kann mit
Fischkulturen und bestimmten Algenarten reingehalten
werden. Dies sichert auch den Bewohnern der Auls
Fischvorkommen für die eigene Versorgung. Das neu
gewonnene Wasser der
Zisternen sollte jedoch vor
allem den Bauern zur Verfügung gestellt werden, die
sich auch um dessen Gewinnung kümmern, dass heisst
vor allem für die Eigenversorgung genutzt werden.
Denn Nachhaltigkeit ist nur erfolgreich, wenn sich auch
für den Erhalt der Einrichtungen Leute auf einen langen
Zeiraum verantwortlich fühlen. Diese Verantwortung