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Leitfaden Geflügelhaltung
Konventionelle vs. alternative Masthühnerhaltung mit Tierschutzlabel
Schon seit einigen Jahren steht die konventionelle Masthühnerhaltung stark im Fokus der Öffentlichkeit.
Die Besatzdichten und der Einsatz von pharmakologisch wirksamen Substanzen werden dabei heftig
diskutiert und auch kritisiert. Auch unter den Experten gibt es vereinzelt die Meinung, dass in
Deutschland weltweit anerkannte Zuchtprodukte, wie die Cobb und die Ross Herkünfte, zu stark auf
Leistung ausgelegt sind. Die Tiere schöpfen ihr enormes genetisches Wachstumspotential bei hiesiger
Luxusfütterung vollständig aus, was teilweise zu Herz-Kreislaufproblemen und Verdauungsstörungen
führt und die Tiere bei längeren Mastzeiten sichtlich anstrengt.
Zum Teil wird von Verbrauchern, Medien und NGOs eine langsam wachsende und robustere Herkunft
verlangt. Zusätzlich sollte die Besatzdichte verringert werden und der Stall durch Sitzstangen und
Beschäftigungsmaterial besser strukturiert sein. Auch die Bereitstellung eines Wintergartens oder sogar
eines Auslaufes wird von einigen Gruppen gefordert. Darauf reagierte der Markt mit dem Versuch
alternativ gemästete Masthühner anzubieten. Hierzu gibt es unterschiedlich Konzepte, die sich mehr
oder weniger stark von der konventionellen Produktion abgrenzen. So wurde in Deutschland vom
Tierschutzbund das Label „Für mehr Tierschutz“ mit einer Einstiegs- und Premiumstufe entwickelt. In
den Niederlanden gibt es das Label „beter leven“. Je nach Anzahl der vergebenen Sterne soll der
Verbraucher auf einen Blick erkennen können, unter welchen Tierschutzstandards das Tier zuvor
gehalten wurde. Mit diesen neuen Produkten soll ein Zwischensegment zwischen konventionell und
ökologisch erzeugtem Fleisch geschaffen werden. Es ist im Grunde ein konventionelles Produkt mit
einem Plus an Tierschutz, Tierwohl und Nachhaltigkeit. Der Kunde kann direkt an der Ware den
Unterschied erkennen und sich aktiv für ein Produkt mit höheren Tierschutzauflagen entscheiden.
Bei den alternativen Mastkonzepten werden in der Regel robustere Herkünfte wie z.B. Cobb Sasso oder
Ranger Gold gemästet. Zusätzlich ist die Besatzdichte reduziert und den Tieren werden
Beschäftigungsmaterialien in Form von Strohballen, Pickblöcken, Körnerstreuern o.ä. angeboten. Als
zusätzliche Anreicherung der Haltungsumwelt können Sitzstangen und erhöhte Ebenen bzw.
Sprungtische eingebaut oder Boxen mit Staubbadematerial im Stall verteilt werden. Einige Experten
prognostizieren, dass die Alternativmast in Zukunft den Markt der konventionellen Masthühner stark
zurückdrängen könnte.
Die genannten Robustherkünfte wachsen unterhalb von durchschnittlich 50 g Tageszunahmen in 42 bis
56 Tagen langsamer heran. Die Mastherkunft Ranger Gold beispielsweise weist Tageszunahmen von
durchschnittlich 45 bis 50 g auf. Bei herkömmlicher Mast ist gemäß TierSchNutztV eine maximale
Besatzdichte von 39 kg Lebendgewicht pro Quadratmeter zulässig. Innerhalb dieser Mastverfahren
liegen die erzielten durchschnittlichen Tageszunahmen häufig zwischen 63-67 g und letztlich werden
Lebendgewichte von 2.500 bis 2.800 g in 40 bis 41 Tagen erzielt. Die Stallverluste liegen meist zwischen
2-4 %.
Pododermatitis und Kokzidienprobleme, Darmstörungen und auch Skelettprobleme können in der
konventionellen Mastform bisweilen Probleme bereiten. Ursache dafür sind in der Regel
Managementfehler, da die schweren Tiere mit derartig hohen Leistungen besonders anfällig sind. Um
in der Schwermast erfolgreich zu wirtschaften, muss der Betriebsleiter ein besonders gutes Auge für
das Tier haben und das Stallmanagement entsprechend fein auf die Herde und die äußeren Umstände
abstimmen. Im Gegensatz dazu verzeiht eine robustere, langsamer wachsende Herde in alternativer
Haltung kleinere Fehler im Management. Die Fußballenqualität ist unabhängig von der Genetik der Tiere
allein deshalb oftmals sehr gut, da natürlich durch eine geringere Besatzdichte pro Quadratmeter
geringere Mengen an Kot und Feuchtigkeit anfallen. Somit kann eine gute Einstreuqualität leichter
gewährleistet werden. Gleichermaßen können auch die Verlustraten unter dem Durchschnitt der
konventionellen Mast liegen und medikamentöse Behandlungen sind eher selten. Die alternative
Masthühnerhaltung wird von akkreditierten Kontrollorganen ständig überwacht.
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