Papstprimat
Seit dem 3. Jh. beanspruchte die katholische Kirche den Vorrang in der
Führung des Christentums. Im Ersten Vatikanischen Konzil 1870 wurde er neu definiert,
u. a. wurde die Unfehlbarkeit des Papstes in Lehrentscheidungen festgestellt.
Kulturkampf
Neben den Sozialisten sagte Bismarck auch den Katholiken den Kampf
an. 1870 hatte der Jurist Ludwig Windhorst die Zentrumspartei
gegründet, als politische Vertretung des Katholizismus in Deutschland.
Aus der Sicht Bismarcks waren die Aktivitäten der neuen Partei eine
Gefahr für die Einheit des vom überwiegend protestantischen Preußen
geführten Deutschen Reiches. Anlass zum Handeln bot ihm das vom
Ersten Vatikanischen Konzil im Sommer 1870 verkündete Dogma von der
Unfehlbarkeit des Papstes. Zugleich war der Anspruch vom Primat der
Kirche über den Staat unterstrichen worden. Am 10.12.1871
verabschiedete der Reichstag ein Gesetz, das den Geistlichen
Stellungnahmen zu staatlichen Angelegenheiten untersagte. 1872 verbot
ein Gesetz den Jesuiten die Niederlassung. Im selben Jahr wurde in
Preußen die Schulaufsicht – traditionell eine Domäne der Kirche – dem
Staat übertragen. 1873 beschloss der preußische Landtag die
„Maigesetze“ mit einem ganzen Paket von Verfügungen gegen den
Einfluss der Kirche in Preußen. Ermöglicht wurde im Rahmen des
„Kulturkampfes“ auch die Zivilehe. Da die harten Maßnahmen auch bei
den Protestanten umstritten waren und die Zentrumspartei bei den
Wahlen einen erheblichen Stimmenzuwachs verbuchen konnte, wurden
die Gesetze nach 1880 schrittweise wieder aufgehoben.
Das Zentrum bei den Reichstagswahlen
Wahl
Ergebnis
März 1871
18,6 %
Januar 1874
27,9 %
Januar 1877
24,8 %
Juli 1878
23,1 %
Oktober 1881
23,7 %
Sehenden Auges in den Untergang
1888 wurde Wilhelm II. deutscher Kaiser. Der neue Monarch
pflegte einen anderen Regierungsstil als sein Großvater. Dies
führte zum Ende der Ära Bismarck, Wilhelms Weltmachtstreben
zum Ersten Weltkrieg. Die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“
besiegelte schließlich auch den Untergang der Monarchie .
Dreikaiserjahr 1888
Am 9.3.1888 starb Kaiser Wilhelm I. Nachfolger als preußischer König
und als deutscher Kaiser wurde sein Sohn Friedrich (geboren am
10.10.1831 in Potsdam). Der neue Monarch nannte sich Friedrich III,
wobei er mit dieser Zählweise an die Tradition der preußischen Könige
anknüpfte und sich in die Nachfolge Friedrichs II. („des Großen”) setzte.
Verheiratet war er mit der aus England stammenden Prinzessin Viktoria.
Als Friedrich den Thron bestieg, war er bereits schwer krank. Ein
unheilbarer Kehlkopfkrebs hinderte ihn daran, sein Amt auszuüben. Am
15.6.1888 starb der „99-Tage-Kaiser“. Sein Tod wurde vor allem im
liberalen Bürgertum betrauert, als deren Hoffnungsträger der Kaiser
gegolten hatte. Schon bevor er Kaiser geworden war, hatte sich Friedrich
häufig dem konservativen Kurs Bismarcks widersetzt. Am 15.6.1888 trat
mit Wilhelm II. innerhalb weniger Monate der dritte Kaiser sein Amt an.
„Der Lotse geht von Bord.“ Karikatur im britischen „Punch“ zur
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