Entlassung Bismarcks
Wilhelm II.
Wilhelm wurde am 27.1.1859 in Berlin geboren. Aufgrund einer
Komplikation bei der Geburt blieb sein linker Arm teilweise gelähmt. 1881
heiratete er die Prinzessin Auguste Victoria aus dem Haus Schleswig-
Holstein. Aus der Ehe gingen zwischen 1882 und 1892 sieben Kinder
hervor. Politisch stand der Kronprinz in Gegensatz zu seinen liberalen
Eltern und setzte auf konservative Ideen und altpreußische Tugenden.
Entlassung Bismarcks
In jungen Jahren war Wilhelm ein großer Verehrer Bismarcks gewesen,
doch zwischen dem jungen Kaiser, der bei Regierungsantritt 29 Jahre alt
war, und dem alten Reichskanzler Bismarck, zu diesem Zeitpunkt bereits
73 Jahre alt, gab es von Anfang an erhebliche Differenzen. Sie waren
politischer, vor allem aber persönlicher Natur. Anders als sein Großvater
Wilhelm I. war der neue Kaiser nicht bereit, dem Reichskanzler in seinem
Handeln freie Hand zu geben. Am 20.3.1890 kam es zum endgültigen
Bruch. Kaiser Wilhelm II. händigte Bismarck das Entlassungsschreiben
aus. Seine Nachfolge als Reichskanzler trat Leo Graf von Caprivi an.
Bismarck zog sich auf Schloss Friedrichsruh im Sachsenwald zurück, wo
er am 30.7.1898 starb.
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Deutscher Kolonialverein
1882 in Frankfurt am Main gegründete Gesellschaft, die das
Interesse der Deutschen für die Kolonialpolitik wecken und schüren sowie die Politik zu
kolonialen Eroberungen animieren wollte
Die Reichskanzler des Kaiserreichs
Kanzler
Zeitraum
Otto von Bismarck
1871-1890
Leo Graf von Caprivi
1890–1894
Chlodwig Fürst zu Hohenlohe
1894–1900
Bernhard Graf von Bülow
1900–1909
Theobald von Bethmann Hollweg
1909–1917
Georg Michaelis
Juli–Nov. 1917
Georg Graf von Hertling
Nov. 1917–Sept. 1918
Max Prinz von Baden
Okt. 1918–Nov. 1918
Wilhelms Führungsstil
Nach Bismarcks Entlassung entwickelte Wilhelm II. einen dominanten
persönlichen Führungsstil. In das politische Tagesgeschäft griff er
ebenso ein wie in Debatten über die Grundsätze der Außen- und der
Innenpolitik. Die Mitglieder des Kabinetts wurden entmachtet,
stattdessen hörte der Kaiser auf persönliche Berater und Freunde.
Schwankender Kurs
In seinen politischen Einstellungen war der Kaiser schwankend und
sprunghaft. Gab er sich zu Anfang seiner Regierung noch als Freund der
Arbeiter (was zur Abschaffung der Bismarckschen Sozialistengesetze
führte), so unterstützte Wilhelm II. später gegen die Sozialdemokratie
gerichtete Maßnahmen. In der Außenpolitik bedeutete die Herrschaft
Wilhelms II. eine Abkehr von der Sicherheitspolitik Bismarcks. Das
ausgewogene Bündnissystem wurde 1890 durch die Weigerung, den vom
früheren Reichskanzler ausgehandelten Rückversicherungsvertrag mit
Russland zu verlängern, aufs Spiel gesetzt. Stattdessen setzte der Kaiser,
auch aus familiären Gründen, auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit
Großbritannien. Während Bismarck Deutschlands Rolle als
Kontinentalmacht gesehen hatte, dachte Wilhelm in globalen
überseeischen Kategorien.
Weltmachtstreben
In der Ära nach Bismarck beteiligte sich das Deutsche Reich verstärkt an
dem politisch und wirtschaftlich motivierten Wettstreit der europäischen
Staaten um Macht und Einfluss in der Welt.
Kolonialpolitik
Noch in der Ära Bismarck hatte das Deutsche Reich begonnen, Kolonien
in Afrika und in der Südsee zu erwerben. 1882 war der Deutsche
Kolonialverein, 1884 die Gesellschaft für deutsche Kolonisation (Carl
Peters) gegründet worden. 1884 wurde als erstes „Schutzgebiet”
Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) eingerichtet. 1884 folgten
Kamerun und Togo, 1885 Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Burundi,
Ruanda). In der Südsee kamen die Besitzungen Neuguinea und die
Marshall-Inseln hinzu. Die deutsche Kolonialherrschaft, mit der
Deutschland mit den klassischen Kolonialmächten Großbritannien und
Frankreich Schritt zu halten versuchte, führte bei den betroffenen Völkern
wiederholt zu Aufständen (so bei den Herero in Südwestafrika). Auch der
Nahe Osten wurde zur deutschen Interessenssphäre. Die kaiserliche
Regierung knüpfte enge Beziehungen zum türkischen Sultan in Istanbul
und öffnete der deutschen Wirtschaft mit dem Bau der Bagdad-Bahn
(1902) neue Horizonte.
Auf einen Aufstand der
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