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unbekannten Autor mit der rhetorischen Frage „
Hat nicht einer Buchara fensterlos wie
ein Grab genannt?
“ (ebd.).
In Bezug auf die Vergangenheit paraphrasiert Christ diese Stadt pejorativ in einer
Hyperbel als „
der schwärzeste Fleck von ganz Mittelasien
“ (ebd.: S. 111) und verweist
sogar auf die Worte russischer Beamter „
ekelerregendes Geschwür am Körper des
russischen Imperiums
“ (zit. nach: ebd.). Der Reiseautor geht auf das Stereotyp des
religiösen Formalismus ein und erwähnt den „
Ruf bespielloser Religionsstrenge
“ (ebd.:
S. 112) Bucharas.
Der Ark des Emirs, wo früher über dem Eingang „
eine Peitsche
“ (ebd.: S. 116) hing,
versetzt den Journalisten „
in Trübsinn
“ (ebd.). Er beschreibt die „
hohen schrägen
trostlosen Mauern
“ (ebd.) und nicht die Kunst wie bei den Timuriden-Baudenkmälern,
sondern „
nur Machtanspruch, schlauer Funktionalismus, Protzsucht und […] die
täglich genährte Angst
“ (ebd.).
Außerdem besichtigte und beschreibt er das Samaniden-Bauwerk (ebd.: S. 118-119),
Masar Tschaschma-Ajub (ebd.: S. 119) und besuchte
Bucharas Karakul-Fabrik, wo
Pelze aus Lammfell gefertigt werden. Dabei gibt Christ zu, dass er Tiere liebe, aber
eben auch Pelze (vgl. ebd.: S. 120).
Er bezieht sich immer wieder auf den usbekischen Schriftsteller Sadriddin Aini, wenn
es um den Despotismus und die Grausamkeit in Buchara geht (vgl. ebd.: S. 113, 123),
sowie auf den Sprachwissenschaftler Radloff (vgl. ebd.: S. 123), und nicht zuletzt auf
Vámbéry (vgl. ebd.: S. 123, 124). Der Journalist reiht mehrere pejorative Paraphrasen
aneinander, wie z. B. „
der Hofstaat
“, „
der Klerus
“, „
ein Sumpf, das alte Buchara
“ (ebd.:
S. 122). Immer wieder kritisiert er den übertriebenen religiösen Formalismus in
Buchara, den er mit pejorativer Metapher und negativ bewertenden Epitheta
versprachlicht:
„
Schlimmer als die Wolke von Unrat und Verwesung über den Gassen von Buchara-i-
Scherif war das Miasma der Heuchelei, der zur Schau gestellten, meist gedankenlos
betriebenen und auf Äußerlichkeiten gerichteten Frömmelei. Die Vorschriften regelten
selbst intimste Verrichtungen, und da es darauf ankam, im Ruf unbedingter
Religionstreue zu stehen, nahmen die Demonstrationen der Rechtsgläubigkeit
zuweilen schaurig-komische Formen an.
“
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(Ebd.: S. 124)
Christ schlussfolgert, indem er Bezug auf Vámbéry nimmt:
„
Kein Wunder schließlich, daß Vámbéry nach allem zu dem Schluß kommt, Buchara
sei der schändlichste Sünderfleck, den er im Orient kenne.
“
(Ebd.: S. 125)
Christ fasst anschließend die Geschichte Bucharas kurz zusammen und zählt auf,
welche Veränderungen dem Lande „
eine winzige Strecke Sozialismus
“ (ebd.) gebracht
habe:
„
Kein Emir mehr, kein Mangel an Wasser, keine Armut, keine Bettler, kein
Religionsdiktat, kein Analphabetismus, keine Schleier, kein Weinverbot, kein
Rauschgift, keine Kinderehe, keine Derwische, die sich auf dem Basar mit
demonstrativer Frömmigkeit den Hintern wischen, keine Auspeitschung vor der
Zitadelle, kein Betrug der Baumwollbauern, keine Jugend, die ihre Zeit mit
scholastischem Unsinn vertut…
“
(Ebd.: S. 125)
Im oben angeführten Textauszug wurde vom Autor die anaphorische Negation als
bestimmendes Stilmittel gewählt, die eine einprägend-verstärkende Wirkung entfaltet.
Der Autor zählt damit alles ‚Negative‘ (
Emir
,
Mangel an Wasser
,
Armut
,
Bettler
,
Religionsdiktat
,
Analphabetismus
,
Schleier
,
Weinverbot
,
Rauschgift
,
Kinderehe
,
Derwische
,
Auspeitschung
,
Betrug
) auf, das es dank des sowjetischen Regimes
nicht
mehr gibt.
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