255 Erster Donnerstag im September 1898 „Niemand in der Welt kann dir den Frieden geben, niemand kann ihn dir aber auch nehmen, wenn Ich ihn dir gebe.“
Lied: Reine Engel ...
Barbara: „O mein Jesus! O Du Bräutigam meiner Seele! Wie soll ich Dich empfangen, o Du König der Herrlichkeit, Du König der Glorie. Du kommst zu mir armen Sünder. Mein Jesus! Habe ich Dich doch nichts als beleidigt, nichts als Dich gekränkt durch die vielen Zweifel und Ängsten, durch die vielen zahllosen Beleidigungen, die ich Dir entgegenbrachte. O mein Jesus! Wenn Du Dich in mir zurückziehst, bin ich nichts als Armut und Elend, Torheit und Sünde. O wie muß ich Dir danken! O helft mir doch, meinem Jesus Dank sagen. Du allein genügst mir! O ich brauche niemand, o ich brauche nichts, wenn ich Dich besitze, bin ich reich genug. Sage mir doch, warum kommst Du heute, wo ich Dich gar nicht vermutete? Gelobt sei Jesus Christus! Ich danke Dir, o Herr!“
Jesus: „Meine Kinder! Ihr wundert euch, daß Ich so unverhofft komme, so unerwartet Mein Werkzeug benutze. Ich will euch heute eine Freude machen. Seht, der Monat, an dessen Anfang ihr steht, an dessen Eingang, ist Meinen heiligen Engeln geweiht, und Ich komme, euch euren heiligen Schutzengel zu bringen, ihn euch vorzustellen.“
Barbara: „O mein Jesus! O Du Bräutigam meiner Seele. Ich danke Dir für diese unendliche Güte. Ich danke euch, ihr lieben, heiligen Engel, im Namen meiner beiden Mitschwestern. O, diese herrlichen Kronen! Diese sollen wir uns verdienen, diese sollen unser sein, ist es möglich, meine lieben, heiligen Engel?“
Und der Schutzengel von Lieschen steht neben ihr und reicht ihr eine unaussprechlich schöne Krone. Der Engel ist wie durchsichtig, sein Kleid ist wie Kristall und doch gedeckt, unaussprechlich glänzend. Um die Lenden sind sie gegürtet, alle drei. Auch der von Luise hält ihr die Krone hin, aber sie ist noch nicht so herrlich, noch nicht so vollkommen.
Barbara: „Ich danke dir, mein lieber, heiliger Engel!“
Eben hält er Barbara die Krone hin.
Jesus: „Die mußt du aber erst noch verdienen. Du mußt sie noch verzieren mit Edelsteinen und mit Perlen. Siehe, diese Kronen, die aus feinstem Gold geschmolzen sind, da fehlen noch viele Edelsteine, überall sind Lücken, wo ein Edelstein muß eingefügt werden, und so kleine Öffnungen, wo die Perlen fehlen.“
Barbara: „O mein Jesus, Barmherzigkeit für mich! Mein lieber, heiliger Schutzengel, ich grüße dich durch das süßeste Herz Jesu Christi, und ich bitte dich, mache mich so gleichgültig gegen alles Irdische, daß ich darüber hinweggehe, als wenn ich in der Luft flöge. Nicht eher will ich sterben, bis ich geläutert bin. O Herr, laß mich doch so lange leben, bis mein Fuß nicht mehr anstößt an all dem, was mir vorkommt, an all den Stöcken und Steinen, über die ich hinwegschreiten muß. Besonders bitte ich Dich, steh mir bei in meinem Familienleben. Mach mich aufmerksam jeden Tag auf das, was wieder vorkommt, damit ich mich vorsehe und wappne mit Geduld. Wir sind bestimmt und berufen zum Leiden, Seelen zu retten unserem lieben, himmlischen Bräutigam, anderen ein gutes Beispiel zu geben, wie sie ihren Lebensweg zurücklegen sollen. Darum brauchen wir viel Kraft und Stärke. Ihr lieben, heiligen Schutzengel, ich grüße euch durch das süßeste Herz Jesu Christi und bitte euch um Kraft und Stärke, die ihr uns von Gott erflehen wollt. Du aber, o lieber Jesus, o ich danke Dir für die unaussprechliche Liebe und Güte, daß Du Dich würdigst, unsere lieben, heiligen Engel uns zuzuführen.“
Dann sang Barbara das Lied: Engel Gottes ...
Jesus: „Meine lieben Kinder! Seht, wie Ich Mich würdige, euch zu trösten. In allen den Trübsalen, die über euch kommen, will Ich euer Tröster sein, ganz allein euer Tröster! Ihr müßt Mir aber auch eine solche Treue entgegenbringen, daß Ich jederzeit zu euch kommen kann, wenn es Mir beliebt. Treue verlange Ich von euch; ein treues verlange Ich, ein edles Herz und sonst nichts weiter. Gewissenhaftigkeit in allem, was Mich anbelangt. Gewissenhaft müsst ihr Mir gegenüber sein. Ihr müßt euch hüten, je etwas zu denken, zu reden oder zu tun, was Mein liebendes Herz betrüben könnte. Alles andere geht euch nichts an, ob jemand kommt und trinken will an der Quelle, von welcher Süßigkeit ausströmt, oder nicht, ob jemand sich trösten will oder nicht. Alles das muß euch eins sein. Ich werde dafür sorgen, daß ihr Freude habt und Frieden in Überfluß; Freude und Frieden! Meine Kinder! Wundert euch nicht, daß so wenig Menschen glauben, daß Ich ein so guter Gott bin. Sie kennen ja die Liebe nicht, die Liebe eines Gottes, weil sie die Liebe nicht kennen wollen, weil sie die Liebe nicht aufsuchen wollen.“
Barbara: „Mein Jesus! Ich war wirklich untröstlich in den letzten Tagen. Ich hatte mich entschlossen, niemals mehr etwas zu glauben, was über die Vernunft hinausgeht, was man nicht mit Händen greifen kann. Denn wie es immer geht, wenn nicht alles handgreiflich ist, hat man ja nichts zu erwarten als Schmach und Schande und Unbilden von allen Seiten. Kein Mensch ist da, der sich erbauen könnte und erbauen möchte. Darum wollte ich ganz einfach den gewöhnlichen Weg wieder gehen. Aber, mein Herr und mein Gott, wie muß ich Dir danken! Du kommst, ohne daß ich es ahnte. Siehe, ich habe Dich heute nicht erwartet, so wenig wie jeder andere Mensch, der nichts um die Sache weiß, und doch kommst Du. Mein Jesus! Ist es denn möglich, daß Du so unendlich gut bist? Kannst Du denn vergessen den Undank Deines Kindes?“
Jesus: „Ich habe ihn vergessen, denn Ich weiß, wie kurzsichtig der Verstand des Menschen ist. Mein Verstand ist aber nicht zu ermessen und zu erschöpfen, er ist nicht zu vergleichen mit deinem Verstand. Du weißt nicht mehr, daß du dich Mir zum Opfer gebracht hast, daß du Mir deine Einwilligung dafür gegeben hast. Ich aber weiß es noch, und Ich werde tun, was Ich will; denn du bist Mein, und Ich bin dein. Ich bin dein!“
Barbara: „Mein Jesus! Ist es wahr, Du bist mein? O Du genügst mir auch. Komme, wenn die ganze Welt mich verschmäht, wenn sie mich für einen Narren hält. O komme an mein Herz! Mein Jesus! Du hast mir vorhin in der Kirche gesagt, als ich Dich fragte, warum Du meinen Beichtvater weggeholt hast, weil er ja doch nicht so tiefgläubig war und sich nicht um Dich gekümmert hat. Mein Jesus! Ist denn der andere gläubiger, den Du mir heute vor acht Tagen bestimmt? Wird er sich mehr um mich annehmen? Mein Jesus! Ich bin so ruhig, als wäre gar nichts vorgefallen. Ich weiß nicht, ist es ein gutes Zeichen oder ein schlimmes?
Jesus: „Meine Tochter! Niemand in der Welt kann dir den Frieden geben, niemand kann ihn dir aber auch nehmen, wenn Ich ihn dir gebe. Und der Beichtvater, der jetzt kommt, den Ich dir angegeben, wenn er dich einmal kennt, durch und durch kennt, wird er nicht so wankelmütig sein wie der, den Ich von dir weggeführt habe, weil er ja doch Meinen Plänen nicht zustimmte.“
Barbara: „Mein Jesus! Wird es denn etwas nutzen der Sache, wenn dieser besser zu mir ist und nicht so wankelmütig ist?“
Jesus: „Ich will, daß du ein Gebetsleben führen kannst, mehr als die gewöhnlichen Christen. Ich will dich oft in Meiner Nähe sehen; denn je mehr die Menschen Mich hinausstoßen aus ihrem Herzen, je weniger sie glauben an Mich und ihr Vertrauen auf Mich setzen, desto mehr hängt Mein Herz an Seelen, die Meinen Kummer teilen. Nun aber stehst du in einer Familie, die sich gar zu sehr beeinflussen läßt von dem Weltgeist, und darum wirst du gar viel davon abgehalten. Wenn aber dein Beichtvater dazu steht und sich deiner annimmt, dann sehen die, die Ich um dich gestellt habe, doch mehr ein, daß Ich es bin, Der dich in ihre Mitte gestellt und um deinetwillen und um deines Gebetes willen soll der Segen überströmen über sie und über die Familie und über alle, die sich daran beteiligen.
Alle, auch deine Geschwister, sie sollen den Segen empfangen, den Ich spenden werde durch dich und durch dein Gebetsleben. Je mehr du nun dieses Gebetsleben führst, desto mehr soll der Segen ausströmen über alle, die mit dir in Verbindung stehen. Ihr aber, laßt euch nicht in die Enge treiben, laßt euch nicht irreleiten, wenn man euch haßt und verfolgt und alles Unrecht euch nachredet. Freut euch und frohlockt, denn groß ist euer Lohn. Wißt, daß, wer Mir nachfolgen will, auch den Weg gehen muß, den Ich gewandelt bin. Wenn der Schleier fällt, dann erst wird offenbar werden, was Ich durch euch gewirkt habe und durch euch wirken wollte.“
Barbara: „Mein Jesus! Ich kann aber Lieschen nicht nachahmen, soll ich denn auch fasten wie sie?“
Jesus: „Du sollst ruhig über alles hinweggehen, was Widerwärtiges dir vorkommt, nicht achten auf das Gerede der Menschen, geradeaus gehen, schnurstracks auf Mich zu. Das Fasten und alles das, es ist gut für die Seele, die anfängt Mir zu dienen, aber die Seele, die Ich schon eine Weile geführt, und deren Gebetsleben ohnedies schon die Kräfte erschöpft, für diese ist es nicht gut, ihren Körper allzusehr abzuhärmen. Und Ich sage dir nochmals, Lieschen, wenn du Mir Freude machen willst und willst dein Leben verlängern, um Mir zu dienen und Seelen zu gewinnen, dann mußt du deine Kräfte erhalten. Es ist nicht mehr notwendig, durch außergewöhnliche Dinge den Menschen zu erhalten und Wunder zu wirken wie früher. Es ist vielmehr notwendig, auf dem gewöhnlichen Weg ein Tugendleben zu führen, auf ganz gewöhnlichem Wege ein vollkommenes Christenleben zu führen. Dies will Ich durch euch bewirken und bezwecken, und deshalb geruhe Ich, soviel mit euch zu reden und zu verkehren.
Weil die Welt gottlos geworden ist, und weil die Welt allseitig abgewichen ist vom rechten Weg, und weil die Christen, die Meine Lieblinge sind, Mein auserwähltes Volk sind, und Ich durch sie die Welt retten will, darum will Ich eine Regel aufstellen, die alle Menschen befolgen können. Ich will, daß die Eheleute mit den Klosterleuten, mit jenen, die sich Mir geweiht, daß die Laien mit den Priestern, und die Jungfrauen mit den Verheirateten, jedes für sich leben und stehen kann im Gebetsleben. Darum verlange Ich nichts Außergewöhnliches, als nur, daß die Menschen ihr Kreuz, das Ich ihnen auferlegt habe, jedes in seinem Stand und Beruf, mit Geduld Mir nachtragen sollen, daß sie sich losreißen sollen von irdischen Dingen, losschälen von allem, was sie abwärts zieht, von allem Leben und Treiben der Weltkinder, die Vergnügungssucht meiden, der Vergnügungssucht ganz absterben unter jeder Bedingung.
Wer sich anschließen will an den Liebesbund, den Ich gründen will mit den treuen Kindern Meines Herzens, mit den Christen dieser Zeit, der muß die Vergnügungssucht meiden, der muß ein Gebetsleben führen, auch wenn es nur Stoßseufzer sind. Jeder Christ, mag er stehen, wo er will, als Dienstmädchen oder Ehefrau, als Priester oder Bischof, oder Papst auf dem Stuhle Petri, jeder kann ein solches Leben führen und muß es auch führen. Und jeder, der sich anschließen will, muß, weil er da viel Kraft und Gnade braucht, sich oft einfinden am Tisch des Herrn, an Meinem heiligen Tische. Ich Selbst will ihn leiten und führen an der Hand, denn durch diese Armee, die Ich da bilden werde, soll die Welt gerettet werden, soll Meine Kirche wieder aufblühen und zum Sieg gelangen. Darum, wenn auch viele sich euch entgegenstellen werden, wenn alle eure Vorgesetzten euch mit Verachtung gegenüberstehen werden, wenn niemand glaubt und glauben will, wenn man euch sagt: ‚Der redet die Wahrheit, da gibt es kein Fehlen und kein Abweichen von der Wahrheit‘, dann verhaltet euch ruhig und klammert euch fest an Mich. Und doch ist es die ewige Wahrheit, die da zu euch spricht. Und wenn es manchmal euch vorkommt und den Anschein hat, als sei die ewige Wahrheit nicht in euch, dann müßt ihr wissen, daß dieses nur zu eurem Besten geschieht, um euch Leiden zu verursachen. Denn ihr seid gar armselige Menschen und müßt immer wieder abgestreift, geläutert und gesiebt werden, und wie kann Ich euch anders läutern und sieben als durch solche Dinge, die euch Verachtung und Spott eintragen. Aber, daß es Mich freut, daß Ich glücklich bin, zu euch zu kommen, Mich euch mitteilen zu können, seht ihr am heutigen Abend wieder, am Vorabend, wo die Christen Mein Herz verehren, Mein Herz, das alle Schätze der Liebe und der Gnade in sich birgt, das Ich so gern ausgießen möchte und niemand ist da, der sie empfangen will.
Du aber, Meine Tochter (eine Verwandte von Barbara), Ich habe dich an die Seite eines Mannes gestellt, der Meinem Herzen gefällt, der Mir Freude macht, dessen Ich Mich rühmen kann, du mußt dich mehr ihm fügen, du mußt suchen, dich ihm gleichförmig zu machen. Du hast bisweilen einen eigensinnigen Kopf. Du mußt dir alle Mühe geben, diesen Eigensinn abzulegen, recht einig und friedlich mit ihm leben, ihm Freude zu machen suchen. Denn euer Ehestand soll vielen Eheleuten zum Vorbild werden. Deswegen habe Ich euch gesegnet, ihr werdet in Zukunft nie mehr darben an zeitlichen Gütern. Dieses habe Ich euch dazu gegeben, weil ihr Mir dienen sollt. Das verlange Ich aber auch von allen deinen Geschwistern, sie sollen ihren Mitmenschen zum Vorbild stehen, wo sie sind. Nur dann werden Meine Diener überzeugt werden, daß es gut ist, sich in den Liebesbund einzureihen.“
Barbara: „Mein Jesus! Wie bin ich doch so beglückt, gerade heute an dem Tag, wo Du mir meinen Beichtvater weggenommen hast. Ich danke Dir, segne um so mehr N. Segne ihn, daß er noch überführt wird, er ist nicht allein schuld. O segne alle die Priester in der Stadt, daß sie doch feststehen im Kampfe, und alle die Priester in der heiligen katholischen Kirche. Besonders bitte ich Dich für diejenigen, die so wankelmütig sind. Mein Jesus, Barmherzigkeit!“
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